Fanfic: Geliebter Dämon
Tetsu schien zu verstehen, was sie meinte.
„Wenn also dieser Dämon noch gestern hier gewesen war …“, fing er an. Rijan nickte finster. Richtig, wenn er erst heute Morgen verschwunden war, wusste er entweder nicht, was mit allen anderen Dämonen geschehen war oder aber es gab einen Plan, in den man ihn nicht eingeweiht hatte. Seltsamerweise war sich Rijan absolut sicher, dass Sesshoumaru sehr genau Bescheid wusste, was hier vor sich ging. Offensichtlich hatte er es nur mal wieder nicht nötig, daran teilzunehmen. Sie unterdrückte den Wunsch ihn zu verfluchen und legte sich wieder hin. Sie musste ihn einfach finden, dann würde sich das Rätsel schon lösen.
„Wieso hast du ihn nicht vernichtet? Und warum lebst du noch?“
Rijan seufzte schwer. Wie sollte sie das einem Fremden erklären?
„Er hat mich verschont und ich konnte es nicht.“
Das war schlicht und ergreifend die Wahrheit. Sie sich einzugestehen fiel ihr schwer.
„Er hat dich verschont?“
Rijan nickte.
„Hai, vermutlich wollte er, dass ich mit dieser Demütigung lebe.“
Tetsu murmelte etwas Undeutliches.
„Nan desu ka?“, hackte sie nach.
„Ich finde das nur seltsam. Ich vernichte schon ewig Dämonen und noch nie hat mich jemand verschont.“
Rijan lachte trocken.
„Offensichtlich war das auch nicht möglich, da du alle vernichtet hast.“
Er lachte.
„Hai, das stimmt allerdings. War er stärker als du?“
„Ich denke schon.“ Rijan gestand heute Abend sehr fiel ein. Das verwunderte sie leicht. Aber vermutlich war es immer einfach mit einem Seelenverwandten zu sprechen.
„Fassen wir das zusammen…“, fing Tetsu an.
„Es gibt also einen sehr starken Dämon, der als einziger offensichtlich hier noch durch die Gegend schleicht. Viele Dämonenleichen haben wir beide nicht gesehen, demzufolge sind sie nicht von ihm umgebracht worden.“
Rijan öffnete ihre Augen und sah Tetsu an.
„Was willst du damit sagen?“
„Wie stark ist er?“
Rijan runzelte die Stirn. Egal auf was er hinaus wollte, es gefiel ihr nicht. Nein, es gefiel ihr kein bisschen.
„Shikon no Tama hat ihn nie interessiert. Reicht das als Antwort.“
Tetsu starrte ins Feuer.
„Ich habe zwar noch nie zuvor von so etwas gehört, aber vielleicht haben selbst Dämonen Angst. Sie hassen doch alle die schwächer sind als sie.“
Rijan schwieg. Natürlich war das so. Deswegen tötete sie ja unentwegt welche.
„Was aber, wenn es hunderte und aber hunderte gleichstarker Dämonen gibt?“
Rijan wusste wirklich nicht, was genau er damit sagen wollte.
„Was soll dann sein?“
„Nichts soll dann sein. Aber stell dir vor, es gäbe ein paar wenige, die viel stärker sind, als man selbst. Was würdest du tun, wenn es so wäre?“
Rijan zuckte mit den Schultern.
„Ihnen aus dem Weg gehen.“ Wieder meldete sich ihre innere Stimme und lachte höhnisch. Ja sicher, deswegen vermied sie auch die Konfrontation mit Sesshoumaru.
„Wäre es aber nicht besser du gehst ein Bündnis ein um Stärkere zu vernichten? Tust du es nicht, werden sie eines Tages dich töten.“
Rijan wurde bleich. Wollte er ihr gerade erklären, dass man vermutlich gerade einen Plan schmiedete, Sesshoumaru aus dem Weg zu schaffen. Nun, es wäre logisch. Sesshoumaru tötete nicht nur Menschen, auch schwächere Dämonen fanden durch ihn den Tod. Um zu überleben, musste er sterben. In Rijan überschlugen sich die Gedanken. Es sollte sie freuen. Verdammt, es musste sie freuen. Sie war fein aus dem Schneider. Sangos Rache wurde erfüllt. Gut, es war nicht sie, die ihn umbrachte, aber er würde sterben, das war das Wichtigste. Sie selbst konnte ihn ja eh nicht besiegen. Das war die beste Lösung. Ihr Verstand fand die nötige Begeisterung für diese Sache, doch etwas anderes in ihr hätte am liebsten weinen mögen.
„Wie es aussieht müssen wir einfach nur abwarten. In Kürze werden wir wieder viel zu tun bekommen.“
Rijan murmelte etwas Zustimmendes und drehte ihm dann den Rücken zu. Sesshoumarus Tod war plötzlich greifbar nah. Sie überlegte, ob er das vielleicht überleben konnte, doch recht schnell sah sie ein, dass Sesshoumaru offensichtlich mächtig war, ja er musste sogar noch mächtiger sein, als sie bisher angenommen hatte, wenn andere Dämonen beschlossen ihn zu vernichten, doch selbst er konnte nicht gegen eine ganze Übermacht ankämpfen. Wut erwachte in Rijan. Mörderische Wut. Sie selbst war für Sesshoumarus Tod, doch nicht auf eine solche Art und Weise. Das war nicht fair. Er hatte nicht den Hauch einer Chance. Sie schloss die Augen und versuchte einzuschlafen. Es ging sie schließlich alles nichts an. Wenn Dämonen beschlossen sich gegenseitig zu vernichten. Bitte schön, das erleichterte ihren Job um einiges. Und was hätte sie schon tun sollen? Was konnte sie tun? Nichts war die einfache Antwort. Sollte sie etwa an seine Seite eilen und mit ihm gemeinsam den Tod finden. Warum sollte sie wohl so etwas Lächerliches tun? Rijan schüttelte lächelnd ihren Kopf und schlief schließlich ein.
Als Rijan am nächsten Morgen erwachte, taten ihre alle Knochen weh. Die Nacht war ungemütlich gewesen, nicht zuletzt auch deswegen, weil sie kaum hatte schlafen können. Verflucht sollte Sesshoumaru sein. Er verdiente ihr Mitleid kein bisschen.
Tetsu war schon auf, als sie sich endlich erhob. Er grüßte sie freundlich, erntete aber nur einen finsteren Blick als Antwort. Überrascht sah er sie an.
Eine Weile gingen sie schweigend ihren Beschäftigungen nach. Rijan schärfte erneut ihr Schwert und Tetsu ließ sich das Frühstück schmecken. Rijan hätte im Moment keinen Bissen herunterbekommen. Was war nur mit ihr los?
„Ich denke, du liegst falsch.“, erklärte sie schließlich.
Tetsu sah von seinem Essen auf und blickte in ihr Gesicht.
„Wobei?“ Rijan seufzte und legte ihr Schwert beiseite. Dann setzte sie sich an seine Seite und nahm ein Stück Brot von ihm entgegen.
„Mit Sesshoumaru. Dämonen schmieden keine Pläne um andere zu vernichten. Sie tun es einfach. Außerdem ist er so mächtig auch wieder nicht.“ Das jedenfalls hatte sie sich die Nacht über versucht einzureden.
„Sesshoumaru?“, hackte er verwirrt nach.
„Der Dämon, den man angeblich vernichten will.“, erklärte sie leicht genervt. Er wusste doch, wovon sie sprach.
„Ach du meinst den Dämon, der dich verschont hat.“ Offensichtlich glaubte er ihr die Geschichte nicht so ganz. Rijan warf ihm erneut einen finsteren Blick zu.
„Willst du mir etwa unterstellen, dass ich lüge, Tetsu-kun?“
Er zuckte mit den Schultern und betrachtete ihr makelloses Gesicht.
„Keine einzige Wunde. Das ist schon seltsam, oder?“
Rijan hatte keine große Lust ihn über ihre genaue Beziehung zu Sesshoumaru aufzuklären.
„Ich bin eben gut.“, erwiderte sie deswegen nur.
Tetsu nickte, sagte aber nichts weiter.
„Sesshoumaru zu töten ist nicht so einfach. Außerdem zählt er nicht zu denen, die ständig töten.“, erklärte Rijan irgendwann.
Tetsu zog eine Augenbraue hoch und sah sie fragend an.
„Und woher weißt du das? Verfolgst du ihn schon länger?“
Rijan hätte am liebsten lachen mögen. Woher sie das wusste? Nun, sie hatte mit ihm gelebt. Die Hälfte ihres Lebens hatte sie an seiner Seite verbracht. Natürlich wusste sie sehr viel über ihn. Und es stimmte. Sesshoumaru hatte keine Skrupel dabei, jemanden zu töten. Dabei war es ihm auch einerlei, ob nun ein Mensch oder ein Dämon vor ihm stand. Doch sie hatte nie erlebt, dass er einfach so tötete. Sesshoumaru hatte kein sonderliches Interesse daran andere zu vernichten. Seltsam, dass ihr das vorher noch nicht aufgefallen war. Eigentlich tötete Sesshoumaru nur, wenn man ihn dazu nötigte.
„Ich weiß es eben.“
Tetsu wollte sich damit wohl nicht abfinden, denn er bohrte seinen Blick in ihren.
„Warum konntest du ihn nicht töten?“, fragte er plötzlich. Es schien, als wäre ihm ein neuer Gedanke gekommen.
„Warum? Nun, weil er stärker ist als ich. Das habe ich dir aber schon erklärt.“
Tetsu nickte, machte aber sehr klar, dass er ihr nicht wirklich glaubte.
„Es gibt noch einen anderen Grund.“
Rijan seufzte. Sie wusste nicht, warum sie ihm das alles erzählte.
„Nun ja, er schenkte mir einst mein Leben.“, erklärte sie zögernd.
Sie senkte den Blick und starrte auf ihr Brot.
„Er schenkte dir dein Leben? Er hat dich also einmal laufen lassen.“
Rijan schüttelte ihren Kopf.
„Er ist dein Vater?“ Rijan hob ärgerlich ihren Kopf und sah ihn verstimmt an.
„Mach dich nicht lächerlich. Ich bin kein Halbdämon.“ Sesshoumaru ihr Vater. Das war ja wirklich absolut lächerlich.
„Wie meinst du das dann?“, hackte er offenbar noch nicht zufrieden nach.
Rijan seufzte tief. „Ano, ich war tot und er hat mich wieder erweckt.“
Tetsu rutschte etwas von ihr weg. Rijan hätte beinahe angefangen zu lachen.
„Ich hörte schon einmal davon, dass man sozusagen seelenlose Puppen erschaffen kann. Sie leben von den Seelen toter Menschen.“ Nun begann sie wirklich zu lachen.
„Anta baka? Ich bin keine seelenlose Hülle. Ich lebe wirklich. Sesshoumaru hat die Macht dazu.“
Tetsus Augen wurden größer.
„Soll das heißen, er kann Menschen zum Leben erwecken?“ Rijan nickte. Sie fühlte sich plötzlich unwohl.
„Das ist eine interessante Macht. Ich hörte nie zuvor, dass ein Dämon so