Fanfic: Return to Innocence- Kapitel 3(6)
wenige nicht aus diesem dunklen schweren, sondern aus hellerem, freundlicherem Holz bestanden. Lagen dahinter die positiven Erinnerungen an sein Leben? Wenn ja, dann waren es verdammt wenig.
Dann schienen wir unser Ziel erreicht zu haben, denn mein Prinz blieb stehen und starrte eine Tür, die mit schweren Brettern verrammelt war und aus pechschwarzem Holz bestand, feindselig an. Bei genauerem Hinsehen bemerkte ich, dass die Bretter rissig waren, Sprünge hatten, als wenn etwas immer wieder gegen die Tür anrennen würde, um auszubrechen, sich zu befreien und endlich an die Oberfläche zu kommen.
Mit einem tiefen Durchatmen machte sich Vegeta schließlich entschlossen daran, die Bretter zu entfernen und stand einen Moment regungslos vor der Tür, bevor er sie langsam öffnete. Er deutete mir mit einer Bewegung seines Armes an, dass ich vorangehen sollte und das tat ich. Jedoch konnte ich nicht verhindern, dass mich ein beklemmendes Gefühl erfasste. Mir schien als würde sich die Seele meines Prinzen angstvoll vor der nun kommenden Erinnerung ducken und das machte mir Angst. Es waren nur Erinnerungen, sie waren nicht gefährlich, aber ich fürchtete mich auf unerklärliche Weise doch vor ihr. Vielleicht hatte ich einfach Angst, Vegeta zu verlieren, wenn ich weiterging?
Ich wollte ihm helfen aber inzwischen meldeten sich leise Zweifel, ob es richtig war, alte, kaum verheilte Wunden wieder aufzureißen, ohne Gewissheit zu haben, dass sie wieder aufhörten zu bluten.
„Versuche mich nicht zu hassen“, hörte ich seine leise Stimme, als ich an ihm vorbeiging und erstarrte einen Moment. Hassen? Ich? Ihn?? Wie könnte ich?! So schlimm konnte seine Vergangenheit gar nicht sein, dass mein Liebe für ihn in Hass umschlug. Was war so schrecklich, dass er so etwas dachte?
Als ich mich tiefer in das Dunkel dieses Raumes vorwagte, warf ich einen sichernden Blick über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass Vegeta noch bei mir war und stellte fest, dass er eben das nicht mehr war. Er war mir zwar ein paar Schritte gefolgt, stand nun aber unsicher nicht weit entfernt von der Tür. Mein Prinz machte den Eindruck, als würde er am liebsten auf dem Absatz kehrt machen und davonlaufen.
Verwirrt blieb ich stehen. „Vegeta? Kommst du nicht mit?“
Erst jetzt bemerkte ich, dass er seine Kiefer fest auf einander gepresst hatte und wirklich mit sich zu ringen schien. Vegeta schüttelte stumm den Kopf und als ich keine Anstalten machte weiterzugehen und sogar zu ihm zurück gehen wollte, sagte er mit zitternder Stimme: „Geh alleine, Kakarott. Du kannst dich hier gar nicht verlaufen. Ich... ich sehe diese Erinnerung oft genug in meinen Träumen, da muss ich nicht mit dir kommen und sie... ein weiteres Mal sehen.“
Also machte ich kehrt und lief weiter in die Dunkelheit, an deren Ende ich ein helles Licht sehen konnte. Zielstrebig steuerte ich darauf zu, trat hindurch und nachdem sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah ich die Bilder seiner Erinnerung wie auf einer großen Leinwand vor mir ablaufen. Fast wie in einem Kino, nur ohne Sitzgelegenheiten.
Als erstes war ein kleine Junge von vielleicht sieben Jahren zu sehen, der Vegeta zu ähnlich sah, um an seiner Identität zu zweifeln. Er saß an einem großen Tisch, an dem noch andere Gestalten saßen, die teilweise Saiyajins waren, aber teilweise auch zu Völkern gehörten, die ich nicht kannte. Wie um Beispiel diese türkise Typ, der ständig zu dem Kind hinüber starrte. Die Mini-Ausgabe meines Prinzen rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum und blickte immer wieder sehnsüchtig zur Tür.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. /Ja, das ist ’Geta wie er leibt und lebt. Kann nicht fünf Minuten stillsitzen, das Energiebündel./ Dann war endlich Mittagspause und meinem Prinzen stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Mir fiel jedoch auf, dass dieser merkwürdige Typ den Kleinen auch während des Essens nicht aus den Augen ließ und irgendetwas kam mir merkwürdig an ihm vor. Langsam fragte ich mich, was für eine Rolle er in Vegetas Erinnerungen spielte.
Dann zog sich mein Prinz in sein Schlafgemach zurück, aber ich hatte nicht viel Zeit, um das schlafende Kind einfach nur niedlich zu finden, denn eine weitere Person betrat den Raum und legte sich ohne zu zögern mit aufs Bett. Was dann folgte, drehte mir den Magen um. Ich musste mit ansehen, wie er sich an dem wehrlosen Kind verging, ein widerliches Grinsen auf den Lippen und ein ekelerregender, lüsterner Glanz in den Augen.
Hilflos ballte ich meine Hände zu Fäusten und hätte ich es gekonnt, so wäre ich dazwischen gegangen und hätte diese perverse Kreatur geröstet und am besten gleich in ihre molekularen Bestandteile zerlegt. Die Szenerie wechselte, Vegeta wurde älter, doch es war immer wieder dasselbe. Nach einem Kampf, der im Laufe der Zeit zwar heftiger wurde, aber trotzdem am Ende immer eine Niederlage für meinen Prinzen brachte, kam der Missbrauch und ich konnte förmlich zusehen, wie Vegetas Gesichtszüge härter wurde, wie er sich immer weiter in sich zurückzog und sich vor der Außenwelt verschloss.
Die kindliche Unschuld in seinen Augen verschwand und machte kalter Berechnung und einer erschreckenden Emotionslosigkeit Platz. Doch wenn er vergewaltigt wurde, stand in ihnen so viel stummer Schmerz, dass ich schon nach wenigen Minuten fühlte, wie Tränen feucht in meinen Augen brannte.
Kein Lebewesen hatte es verdient, dass ihm so etwas angetan wurde- am allerwenigsten mein stolzer Prinz. Dieser Perversling machte sich ein Spaß daraus, zu versuchen, seinen Stolz zu brechen und ihn zu einem willigen, seelenlosen Spielzeug zu machen. Und manchmal gelang es ihm sogar beinahe. Nachdem sein Peiniger von ihm abgelassen hatte, waren Vegetas schwarze Augen trotz der stillen Tränen erschreckend leer und es schien, als wäre er daran zerbrochen.
Nie wollte ich diesen Ausdruck wieder in diesen samtschwarzen, funkelnden Teichen sehen! Hilflos biss ich die Zähne so fest zusammen, dass mein Kiefer leise knirschte und mein Fingernägel gruben sich ein Stück in meine Handflächen. Ich wollte die Augen schließen, meinen Blick abwenden, doch ich konnte nicht. In meinem Geist war kein Platz mehr für vernünftige Gedanken. Zu sehr stand ich unter dem Eindruck der Bilder, die vor mir abliefen, zu groß war der Wunsch Vegeta zu schützen, ihn zu rächen und seinen Peiniger möglichst qualvoll ins Jenseits zu befördern und anschließend komplett auszulöschen.
*Nein!*
Ein gequälter Aufschrei ließ mich zusammenfahren und plötzlich schleuderte mich ein heftiger Ruck zurück. Als ich die Augen wieder öffnete, brauchte ich einen Moment um zu begreifen, dass ich wieder in meinem eigenen Körper und unsere telepathische Verbindung getrennt worden war. Verwirrt sah ich zu Vegeta, der nun ein Stück entfernt auf dem Bett saß und seine Arme in einer schützenden Geste um seinen Körper geschlungen hatte. Uns trennte etwas mehr als ein Metern und trotzdem konnte ich deutlich erkennen, dass er zitterte.
Ich biss mir auf die Unterlippe und schob mich vorsichtig näher an ihn heran. Das war meine Schuld. Ich hatte an Dingen gerührt, die besser nicht berührt wurden und hatte alte Wunden aufgerissen. Nun würde es eine Zeit dauern, bis sie wieder heilten und der Weg dorthin würde nicht einfach für meinen Prinzen sein.
Behutsam legte ich meine Hand auf seine Schulter. „’Geta....“
Erschrocken zuckte ich eine Winzigkeit zurück als er meine Hand unvermittelt fortschlug und mich mit brennenden Augen ansah. „*Nein! Fass mich nicht an!*“, zischte er, sein Blick eine einzige Warnung. Seine Arme schlangen sich wieder fest um den Körper ihres Besitzers und seine Finger gruben sich in seine Haut. „*Sieh* mich nicht an“, fügte er flüsternd hinzu, nachdem er den Blick abgewandt hatte und wieder aufs Bett starrte.
Ich hätte schon blind und taub sein müssen, um die Pein nicht aus seinen Worten herauszuhören und seine innere Qual nicht aus seiner Haltung ablesen zu können. Die Dämonen seiner Vergangenheit, deren Gesicht ich nun endlich kannte, setzten ihr zerstörerisches Werk fort und fraßen ihn nach und nach von innen auf. Die dunkle Erinnerung an die leidvollen Erfahrungen seiner Kindheit überfluteten seinen Geist und sein ganzes Wesen stand nur noch auf einem wackligen Podest und drohte herabzustürzen. Wenn das geschah, würde seine Seele zerbrechen und ich konnte ihn nicht mehr zurückholen. Das durfte nicht passieren!
Für einen Moment wunderte ich mich, warum ich so genau wusste, was in ihm vorging, entschied jedoch, dass diese Frage später geklärt werden musste, denn im Moment hatte ich anderes zu tun. Obwohl ich wusste, dass ich es lassen sollte, wenn es nicht schmerzhaft enden sollte, legte ich erneut den Arm um seine Schulter und zog ihn an mich. „’Geta....“, begann ich sanft, doch weiter kam ich nicht, bevor sich zwei Handflächen energisch gegen meine Brust stemmten und ein Prinz versuchte ich von mir wegzudrücken.
Als ich nicht zuließ, funkelte er mich an. Ich erkannte jedoch, dass sich hinter dieser Maske aus Wut eine tief verletze Seele verbarg, die sich mit allen Mitteln schützen wollte. „Lass mich los“, fauchte Vegeta und verstärkte seine Bemühungen von mir los zu kommen.
„Das kann ich nicht tun, mein Prinz“, teilte ich ihm leise mit, zog ihn mit einem heftigen Ruck wieder an mich und flüsterte ihm ins Ohr. „Ich habe Angst, dass du fortläufst, wenn ich dich freigebe und ich möchte dich um nichts in der Welt verlieren.“
„Ich, ich, ich! Ständig höre ich nur „ICH“ von dir. Denkst vielleicht auch mal an andere, du egoistischer Bastard?! Du bist zufällig *nicht* der Nabel der Welt und du kannst anderen nicht ständig deine Wünsche aufzwingen.