Fanfic: Return to Innocence- Kapitel 3(6)
Lass.mich.endlich.los!!“
Seine harten Worten taten mir weh, doch dennoch lockerte ich meine Umklammerung nicht, denn ich wusste, wenn ich jetzt nachgab, würde ich Vegeta für immer verlieren. Vielleicht hatte er Recht und es war egoistisch, doch tat nicht jedes Lebewesen, was es tun musste, um zu überleben?
Vegeta steigerte sich nun immer mehr in diese schützende Wut hinein, aber ich stellte mich gerne als Opfer zum Abreagieren zur Verfügung. Es hatte etwas mit Buße zu tun. Ich hatte diese Lawine des Schmerzes ins Rollen gebracht und nun war es auch an mir, sie abzufangen. Geduldig ließ ich seine Faustschläge über mich ergehen, spürte wie eine Rippe nachgab, doch ich hielt ihn stur weiterhin fest.
Mein Prinz knurrte frustriert und drohend und zu meiner Überraschung spürte ich wie sein Kraftlevel rapide anstieg. In der ersten Sekunde war ich zu verblüfft, um zu reagieren, doch dann folgte ich ihm rasch, holte ihn ein und schaffte den Sprung auf das erste Supersaiyajinlevel Bruchteile von Sekunden bevor sich auch Vegetas Haare blond färbten und mich zwei tiefgrüne Augen wütend anstarrten.
Er selbst schien überhaupt nicht zu bemerken, was für ein kleines Meisterstück ihm gerade gelungen war und ich konnte von Glück sagen, dass er sich zum ersten Mal auf diesem Level befand, denn so waren unsere Kräfte gleich groß und da ich in der günstigeren Position war, gelang es mir sein Befreiungsversuche ins Leere laufen zu lassen.
Kurz darauf hielt mein Prinz in seinem Toben inne und funkelte mich drohend an. „Bastard! Was erlaubst du dir? Gib mich auf der Stelle frei!“ Doch er wusste, dass ich es nicht machen würde und begann sein Wüten erneut, kaum, dass er den letzten Satz beendet hatte.
Ich hörte eine zweite Rippe brechen, doch viel bestürzter war ich über den Ausdruck in Vegetas Gesicht. Er hatte innerhalb von Sekunden von Wut zu Verzweiflung gewechselt und spiegelte jetzt einen Teil des Schmerzes wider, der in seinem Inneren tobte. Anscheinend brachte es Vegeta trotz seiner eisernen Selbstbeherrschung nicht mehr fertig, alle seine Emotionen in sich zu verschließen. Und was mich am meisten erschreckte, waren seine Augen. Die grünen Opale hatten die Wut verloren, die in ihnen geglänzt hatte und schimmerten jetzt feucht. Mein Prinz kämpfte gegen die Tränen, versuchte sich verzweifelt von mir loszumachen, um sich abwenden zu können, damit ich nicht sah, wie er sich quälte.
Mein Herz krampfte sich zusammen und ich zog ihn nur noch fester an mich, in dem Versuch ihm den Trost zu spenden, den er jetzt brauchte, gegen den er sich aber mit aller Macht wehrte. Vegetas Seele balancierte auf einem dünnen Grad zwischen Schmerz und Wahnsinn und ich musste nun mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern, dass zu einer von beiden Seiten stürzte. Beides wäre gleichdeutend mit ihrem Untergang.
Und weil mir nichts Besseres mehr einfiel- für Worte war mein Prinz ja nicht mehr zugänglich- breitete ich in einer letzten Verzweiflungstat meine Schwingen aus, auch wenn ich sie normalerweise eher als störend empfand. Vorsichtig legte ich sie um den zitternden Körper von Vegeta, der sich immer noch von mir losreißen wollte, und hüllte ihn wärmend und beschützend ein. Wenn das nicht half, dann wusste ich auch nicht weiter. Nur bei einem war ich mir absolut sicher: Vegeta war stark genug, den Schmerz seiner gepeinigten Seele zu besiegen und ich würde ihn nicht eher gehen lassen, bis er das geschafft hatte. Auch wenn ich vielleicht ein egoistischer Bastard war und er mich im Nachhinein dafür hassen würde.
Praktisch im selben Moment, in dem ich Kakarott in der Dunkelheit meiner Erinnerung verschwinden sah, wusste ich, ich hatte einen Fehler gemacht. Ich fürchtete den Moment, in dem ich ihm wieder in die Augen blicken musste. Was würde ich dort sehen? Abscheu, Verachtung oder gar so etwas wie Hass? Oh bitte nein, das durfte nicht geschehen!
Kakarott war momentan der einzige Halt in meinem Leben, das Einzige, worauf ich mich stützte. Wenn diese Stütze wegbrach.... ich wollte lieber nicht daran denken, was dann geschehen würde. Ich fürchte, mittlerweile war ich soweit, dass ich ohne ihn nicht mehr leben konnte.
Vorsichtig tastete ich nach seinem Geist, um mir ein Bild von seinen Emotionen zu machen.... und erschrak. Ich spürte Wut, Hass und etwas, das ich nicht genau definieren konnte, doch mein Herz setzte sofort für einige Sekunden aus um dann quälend langsam und ängstlich weiterzuschlagen.
Ich hatte es gewusst. Ich hatte es verdammt noch mal gewusst und hatte ihn trotzdem in diesen Teil meiner Erinnerungen geführt. Wie dumm war ich eigentlich? Das Letzte, was ich wollte, war ihn zu verlieren, doch jetzt war es zu spät. Viel zu spät. Ich hatte mir diesen unverzeihlichen Fehler selbst zuzuschreiben. Das war vielleicht das schlimmste daran. Ich konnte nicht andere als „Versager!“ betiteln, sondern musste mir eingestehen, dass ich es war, der hier versagt hatte. Meine eigene Unüberlegtheit hatte mich in diese Lage gebracht, aus der ich keinen Ausweg wusste.
Nun verachtete Kakarott mich also. Was ich immer gefürchtet hatte war eingetreten. Ich würde ihn verlieren. Mein Kakarott würde mich verlassen und ich war genauso einsam wie zuvor. Er hatte mir gezeigt, warum viele Völker Freundschaft und Liebe so hoch schätzten und er hatte mir geholfen zu begreifen, dass selbst ich nicht alleine überleben konnte. Und nun... nun war das alles vorbei.
Es tat weh.... dieses Wissen tat verdammt weh. Mein Herz schmerzte, aber noch viel schlimmer war die Pein, die meine Seele erfuhr und die hässliche zischende Stimme, die mir sagte, was für ein Narr ich gewesen war, dass ich nichts wert war, machte es auch nicht besser.
*Nein!* Mit einem verzweifelten Aufschrei meiner Seele unterbrach ich die telepathische Verbindung zwischen Kakarott und mir abrupt und verschloss meinen Geist wieder vor ihm. Dann löste ich mich von ihm, während er immer noch zu begreifen versuchte, wo er war und was geschehen war, und rutschte so weit wie es das Bett zuließ von ihm fort.
In diesem Moment war ich verwundbar wie nie zuvor und ein einziges Wort, würde reichen, meinen Stolz zu brechen. Ein Wort von Kakarott konnte das schaffen, was Zarbon nie erreicht hatte.
Ich fühlte mich wie ein Jungvogel mit gebrochenen Flügeln, der von seinen Eltern unbarmherzig aus dem Nest gestoßen wurde und entweder flog und lebte oder in den Tod stürzte. Ich wollte nicht hören, was meine Unterklassenratte zu sagen hatte, versuchte die Ohren zu verschließen und überließ es der kleinen Stimme in meinem Kopf die Antworten zu formulieren, die ich Kakarott ins Gesicht schleuderte. Ich wusste nicht genau, was ich sagte, doch ich wusste genau, dass ich aus seiner Umklammerung wollte.
Seine Berührung tat mir weh. Er war Licht, ich Schatten- das vertrug sich nicht. Es war, als würde ein Wesen, das bisher in ewiger Finsternis gelebt hatte, in gleißend helles Licht gezerrt. Wenn es nicht an den Schmerzen starb, so würde es dennoch erblinden. Doch so sehr ich mich auch wand, so laut ich auch protestierte, Kakarott gab mich nicht frei.
Und dann fühlte ich etwas in meinen Augen, das ich nur aus meiner Kindheit kannte: Tränen. Verdammt, das konnte doch nicht sein! War meine Selbstkontrolle so geschwächt, dass ich nun in kleinkindliche Verhaltensweisen zurückfiel? Nein, ich würde nicht weinen. Nicht hier. Nicht vor ihm. Ich würde stark sein, wenigsten in diesem Punkt.... ich wollte seine Verachtung für mich nicht noch mehr schüren.
Doch dann.... dann fühlte ich wie sich etwas merkwürdig weiches um mich legte, mich einhüllte. Ich kämpfte noch einige Momente gegen Kakarotts Umarmung an, doch dann hielt ich still und schloss ergeben die Augen. Was immer jetzt kommen würde... ich würde mich nicht mehr dagegen wehren....
Dieses weiche, beruhigende Etwas schmiegte sich enger an meinen Körper und ich fühlte mich, als würde ich in meinem Fall in die tödliche Tiefe gestoppt werden. Etwas fing mich sanft auf, bandagierte meine gebrochenen Flügel und verarztete meine Wunden. Sie heilten zwar nicht augenblicklich, doch es war, als würde als würde das schmerzhafte Brennen etwas nachlassen.
Was immer es war, dass mich so seltsam reagieren ließ, es roch nach Kakarott und es tat unglaublich gut. Ich fühlte, wie wir uns bewegten und einen Augenblick später lagen wir ausgestreckt aus dem Bett; ich an seine Brust geschmiegt. Und dann liefen sie- die Tränen, die ich all die Jahre zurückgehalten hatte. Die Tränen, in denen meine schmerzhafte Vergangenheit manifestiert war und die nun- jede für sich- ein Stück Schmerz aus meinem Körper heraustrugen.
Kakarott wiegte mich tröstend hin und her, wie man es mit Kindern machte und murmelte ständig beruhigende Worte. Ich verstand jedoch nicht, was er sagte, denn es ging in meinem Schluchzen unter. Die Tränen kullerten heiß und sie kullerten lange, doch seltsamerweise fühlte ich mich nicht, als würde ich Schwäche zeigen. Es war im Gegenteil eher so, dass mein Geist langsam an Stärke zunahm.
Bevor ich mir jedoch über diese Widersprüchlichkeit mehr Gedanken machen konnte, glitt ich hinüber in einen traumlosen, erholsamen Schlaf. Einen seltsamen Gedanken fing ich noch auf bevor ich einschlief, ich konnte aber nicht mehr sagen, ob er von mir oder von ihm kam:
*Bin ich wirklich ein egoistischer Bastard?*