Fanfic: Doppelleben - Kapitel 13 - Teil 1
verändern.
Aber Lars ließ sich dadurch nicht beirren. Desto näher er ihr kam, desto wärmer wurde ihm ums Herz. Schließlich hatte er Shampoo erreicht. Keuchend legte er seine Hand auf ihre Schulter und sprach sie zärtlich an. Shampoo blieb stehen. Dann drehte sie langsam ihren Kopf. Lars Herz gefror zu Eis und schien in tausend Stücke zu zersplittern. Shampoos Augen glühten rot und starrten ihn hasserfüllt an.
Dann grinste sie höhnisch, wobei sie außergewöhnlich lange Eckzähne entblößte. Im nächsten Moment holte sie mit ihrer Hand aus, deren Finger plötzlich aus langen, scharfen Metallklingen bestanden.
In dem Augenblick, in dem sich die Klingen in seinen Kopf bohrten, kam Lars zu sich. Keuchend und schweißbedeckt starrte er das Gesicht vor sich an. Zuerst zuckte er angsterfüllt zurück, doch dann erkannte er Alexandra, die ihn mit großen Augen besorgt anstarrte. Langsam erkannte Lars, dass er sich im Zelt befand.
?Alles in Ordnung??, fragte sie vorsichtig. Zur Antwort verbarg Lars das Gesicht in seinen Händen. ?Du hast geschrieen, hattest du einen Alptraum?? Langsam ließ Lars die Hände sein Gesicht herunterrutschen und enthüllte seine Augen, die verdächtig glitzerten.
Daraufhin nickte er langsam. ?Ja. Von Shampoo.? Mit diesen Worten stand er auf und kletterte aus dem Zelt heraus. Der Morgen befand sich noch in seinen frühesten Stunden. Der Platz vor dem Zelt war in ein schummriges Licht getaucht, da die Sonne gerade erst aufging. Bisher waren auch nur vereinzelte Vögel zu hören.
Lars begab sich mit einem Handtuch zu dem kleinen Bach und entledigte sich seiner Boxershorts. Er legte sich in das flache, fließende Gewässer und ließ das eiskalte Wasser all seine Gedanken wegspülen.
Zehn Minuten später stieg er heraus und rubbelte sich mit dem Handtuch gründlich trocken. Er zog seine Boxershorts wieder an. Jetzt fühlte er sich wesentlich besser.
Während das Handtuch über einen Ast gehängt im Wind flatterte, trainierte Lars. Für einen Außenstehenden mochte es lächerlich ausgesehen haben, wie er mit einem imaginären Gegner kämpfte. Doch bei genauerem Hinsehen würde selbst der Laie die fließenden Übergänge und die annähernde Perfektion der Bewegungen erkennen.
Zwei Stunden später war Lars gerade dabei, seinen Umgang mit Hik-Bällen an einem Baum zu trainieren, als Alexandra mit halb geschlossenen Augen aus dem Zelt heraustaumelte. Sie murmelte etwas, dass wohl ?Guten Morgen? heißen sollte, schnappte sich ein Handtuch und verschwand in Richtung Bach.
Lars befand, dass er genug Training gehabt hatte und machte sich daran, die Leckereien, die Kasumi ihnen mitgegeben hatte, auszupacken. Als Alexandra eine Viertelstunde später mit noch leicht feuchten Haaren wiederkam und die Köstlichkeiten erspähte, die vor Lars auf einer Decke ausgebreitet waren, warf sie schnell das Handtuch über einen Ast und lief dann so schnell sie konnte zu ihrem Bruder.
Während sie es sich schmecken ließen, schaute Alexandra mehrere Male verstohlen zu Lars hinüber, der in Gedanken versunken zu sein schien. Sie ahnte, dass der Alptraum ihn doch mehr mitgenommen hatte, als sie zuerst gedacht und er vorgetäuscht hatte.
Direkt nach dem Essen bauten sie das Zelt ab und verstauten alles in dem großen Rucksack, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Einige Minuten später zogen sie bereits weiter durch die Lande.
Eine halbe Stunde später hatten sie sich immer noch nicht unterhalten. Alexandra wollte Lars gerne aufheitern, wusste jedoch nicht wie. Schließlich ergriff sie einfach seine Hand, einfach um zu zeigen, dass sie an seiner Seite war und ihn unterstützte.
Lars sah seine Schwester verdutzt an. Sie lächelte ihn an, so dass auch Lars unwillkürlich lächeln musste. Er drückte ihre Hand einen Moment lang. Dann gingen sie weiter, Hand in Hand.
Drei weitere Stunden später standen die Geschwister vor einem wenig einladenden Höhleneingang, der tief in einen Berg hineinzuführen schien. Lars zog die Karte aus der Tasche, um sich ein letztes Mal zu versichern. Daraufhin nickte er. ?Hier ist es, wir sind da. Sieht nach einem gemütlichen Nachmittag aus.?, bemerkte er trocken.
Alexandra schluckte schwer, während Lars seine Ninjaidos aus dem Rucksack hervorkramte und über die Hände streifte. Dann befestigte er die Ninjaboules mit den Trageschlaufen an seinen Seiten. Daraufhin schlug er mit der Faust in seine andere flache Hand und rief: ?Here we go!?
Alexandra zog kurz eine Augenbraue hoch, beeilte sich dann aber lieber, um so nah wie möglich bei Lars zu bleiben, der schon losgegangen war.
Kaum hatten sie den Tunnel betreten, umfing sie eine düstere Finsternis. Lars formte seine Hände, als würde er einen Ball umfassen und ihn dann reiben. Er kreierte einen kleinen Hik-Ball, um die nähere Umgebung zu beleuchten. ?Das ist also ein Hik-Ball!?, flüsterte Alexandra ehrfurchtsvoll.
Lars nickte und entdeckte im selben Augenblick eine Fackel auf dem Boden, die nur darauf zu warten schien, benutzt zu werden. Lars setzte seinen Rucksack ab und wühlte darin herum, bis er ein Feuerzeug in der Hand hielt. Probehalber entzündete er es, nahm dann die Fackel und setzte sie in Brand.
Er gab Alexandra die Fackel, setzte den Rucksack wieder auf und nahm sie dann seiner Schwester ab. Ängstlich blickte Alexandra nach vorne, denn der flackernde Schein des Feuers tauchte den Tunnel in ein unheimliches Licht. Daher beschloss sie, Lars freie Hand zu ergreifen und fest zu umklammern.
Dann gingen sie los, immer tiefer in den Berg hinein. Nach einem Fußmarsch, der ihnen ewig vorgekommen war, tauchte vor ihnen so plötzlich eine riesige Steinkugel auf, die den Weg versperrte, dass sie beinahe dagegen gelaufen wären.
Einige Sekunden lang starrten sie das große Hindernis nur verdutzt an. Lars war noch am überlegen, wie sie es bewerkstelligen sollten, die Steinkugel aus dem Weg zu befördern, als Alexandra ihm am Ärmel zog.
Fragend sah Lars sie an, woraufhin sie auf die rechte Wand zeigte. Erst nachdem er die Fackel in die Richtung geschwenkt hatte, entdeckte er den recht großen Nebentunnel.
Ohne lange zu überlegen gingen sie durch ihn hindurch. Nur wenige Meter weiter standen sie plötzlich in einem Raum, dessen Größe sie nicht abschätzen konnten, da das Licht der Fackel nicht weit genug reichte. Lars trat vorsichtig einen Schritt vor. Kaum hatte er den Fuß aufgesetzt, merkte er, wie die Steinplatte, auf die er getreten war, ein kleines Stück absackte.
Er war gerade erst soweit, dass er bemerkte, dass der Boden in dem Raum aus vielen Steinplatten bestand, noch nicht, was das Absacken der Platte bedeuten könnte, da entflammten gleichzeitig links und rechts von ihm zwei Fackeln in Haltern an der Wand. Dies geschah mit einem lauten Fauchen, so dass Lars und Alexandra beide erschrocken zusammenzuckten.
Sekunden später geschah dasselbe mit zwei weiteren gegenüberliegenden Fackeln, die weiter hinten im Raum angebracht waren. Nacheinander entzündeten sich immer mehr Fackeln, so dass schnell die gesamte Höhle, die durch Menschenhand in den Fels gehauen worden war, in ein flackerndes Licht getaucht war.
Lars und Alexandra standen auf der einen Seite in dem langen rechteckigen Raum. Rechts und links an den Wänden standen jeweils sechs hölzerne Ritter mit Speeren, Schwertern und Äxten, für die jeweils eine Nische in die Felswand geschlagen worden war.
Auf der anderen Seite des Raumes befand sich ein steinerner Tisch, auf dem etwas lag. ?Das muss der erste Teil der Schriftrolle sein!?, rief Lars aufgeregt aus. Ohne weiter nachzudenken rannte er darauf zu. Alexandra folgte ihm so schnell sie konnte, da sie sich nicht länger als eine Sekunden alleine in dieser unheimlichen Höhle aufhalten wollte.
Mit glänzenden Augen blieb Lars vor dem Podest stehen und starrte ein handbreites Stück einer Schriftrolle an, welches auf der einen Seite sichtbar abgeschnitten war. Sie hatten es hier wohl mit einem Endstück zu tun.
?Nur ein kleiner Griff für einen Menschen, aber ein großer Griff nach Shampoo!?, sprach Lars und schnappte sich den Teil der Schriftrolle.
Durch seinen Überschwang an Freude bemerkte er nicht, dass aus dem Podest seitlich durch zwei in den Boden geritzte Rillen eine Flüssigkeit herauslief. Die Rillen liefen auf die Wände zu, an denen sich auch die hölzernen Ritter befanden.
Lars versuchte, die Schriftrolle abzurollen, um schon so viel wie möglich über den Standort des Nan-Bann-Spiegels zu erfahren. Aber es wollte einfach nicht gelingen, Happosai hatte wohl einen Spruch darauf gelegt, der das Abrollen erst erlaubte, wenn die drei Teile aneinandergefügt waren, vermutete Lars.
Plötzlich schnappte Alexandra laut nach Luft, so dass Lars besorgt herumfuhr. Und was er sah, bereitete ihm noch größere Sorgen. Irgendetwas hatte die hölzernen Ritter zum Leben erweckt. Knarrend, krachend und quietschend bewegten sie ihre staubigen Gelenke und traten aus ihren Nischen heraus.
Mit einem Mal, als hätten sie ein Kommando erhalten, marschierten sie in die Mitte des Raumes und formierten sich zu zwei Trupps, die jeweils aus zwei Reihen bestanden. Die sechs Ritter in den beiden ersten Reihen senkten zeitgleich ihre Speere.
Dann erstarrten sie. Langsam ließ Lars den Rucksack von seinen Schultern gleiten, ohne auch nur den Blick von den Rittern zu nehmen, drückte Alexandra die Schriftrolle in die Hand und flüsterte ihr zu: ?Versteck dich hinter dem Podest!?
Sie tat wie ihr geheißen und hockte sich ängstlich mit dem Rücken gegen den die raue Felswand. Lars stand, die Arme ein wenig abgespreizt, in einiger Entfernung den hölzernen Rittern gegenüber. Jeder Beobachter wäre unwillkürlich an ein Duell im Wilden Westen