Fanfic: Tödliches Wiedersehen - VII (Beyblade)
ist es!“, sagte sie unnötiger Weise. Kai beäugte es von allen Seiten und konnte doch nur: „Was ist das?“, fragen. Chris schien beleidigt und drückte ihm den Bügel mit den Worten: „Anziehen!“, in die Hand. Kai rollte langsam genervt mit den Augen und verließ den Tumult wieder. Chris ließ sich auf dem Stuhl nieder und wartete. Und wartete, und wartete, und wartete. Kai kam nicht zurück. Schließlich wurde es ihr zu dumm und sie machte sich auf zu seinem Zimmer.
Die Tür fand sie verschlossen, also klopfte sie. „Kai? Alles okay? Brauchst du Hilfe?“, rief sie gegen das Holz. „Nein!“, erwiderte er scharf. Chris ließ sich nicht abschütteln: „Warum kommst du dann nicht? Zeig dich!“ Kai hüllte sich in Schweigen. Chris klopfte wieder. „Kai? Momentan benimmst du dich wie ein Baby!“ – „Ich habe nicht vor, mich lächerlich zu machen!“, rief er von drinnen. Chris stöhnte und ließ sich mit dem Rücken gegen die Tür fallen. Das konnte länger dauern.
Im Umgang mit störrischen Kindern geübt, machte sie einen Schritt in Richtung Kompromiss: „Was passt dir denn nicht?“ Die Antwort kannte sie bereits bevor er sie rief: „Alles!“ Sie seufzte. Das hier sollte also wirklich eine Szene á la 5jähriger werden! Chris wechselte unbewusst in eine Routineschiene: „Alles kann es nicht sein. Fangen wir beim Schlimmsten an!“
„Die Hose!“, kam prompt eine Antwort. Chris musste grinsen. „Welche?“, hakte sie nach. Drinnen wurde es still, schließlich kam ein gedruckstes: „Die Untere!“ Chris konnte sich das Lachen kaum noch verkneifen, doch mit aufgezwungener Ernsthaftigkeit fragte sie: „Zwickt oder was?“ Kai schien das Ganze nicht nur langsam zu blöd, sondern auch peinlich zu sein. Wütend rief er: „Ich steh nun mal nicht auf Strumpfhosen!“ Chris war einem Lachkrampf nahe, kämpfte aber eisern um Beherrschung. „Zeig dich doch wenigstens mal!“, bettelte sie schon fast.
„NEIN!“, erklang es von drinnen. Falsche Antwort. Chris richtete sich auf und kramte in ihrer Hosentasche. <i>Und bist du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt.</i>, dachte sie sich und steckte den Zweitschlüssel ins Schloss. Ohne Scheu stieß sie die Tür auf und stand vor einem fast nackten Kai, der sie erschrocken und mit langsam rot anlaufendem Kopf ansah. Chris lachte. „Nette Unterhose! Und jetzt rein in das Kostüm!“, befahl sie. Er starrte zwar mit einer Mischung aus Wut und Verwirrtheit zurück, folgte aber eher automatisch dem Befehl und sei es nur, um wieder etwas an zu haben.
Kurz darauf steckte er wieder in der Tracht eines Herolds: Strumpfhose, Kniebundhose, Hemd, Weste und einen Überzieher, wie ihn eher Musketiere trugen, alles in Schwarz. Dazu gehörte noch ein Hut, doch gegen den verweigerte sich Kai vollends. Chris war hellauf begeistert. „Wow! Das sieht so schmuck aus!“
„Ich sehe aus wie ein Clown.“, brummte Kai, seinem Spiegelbild finstere Blicke zuwerfend. Chris winkte ab und zupfte an seinem Kragen herum. „Ach Käse! Du siehst aus, wie eine richtiger, mittelalterlicher Bote! Die Leute werden begeistert sein!“ Zu allem Übel streckte sie den Kopf aus der Tür und rief: „Marther! Kommen Sie doch bitte mal!“
Jetzt musste Kai zwei Frauen über sich ergehen lassen, die schwatzend um ihn herum wuselten, hier zupften und da über Änderungen beratschlagten. Finster dreinblickend dachte er nur: <i>Warum immer ich?</i>, während Chris ihn immer wieder drehte und ihn am Ende auch noch mit einer ihrer Stecknadeln anspießte.
Max beendete den Kuss so plötzlich, wie das Ganze begonnen hatte. Um etwas Abstand auf dem plötzlich viel zu engen Turmplateau zu gewinnen, trat er ein paar Schritte rückwärts. Mit abwehrend ausgestrecktem Arm sagte er: „Das... das ist gar nicht gut.“, wobei er sich mit der anderen Hand durch das blonde Haar fuhr.
Cheetah sah ihn verdutzt an. „Was? Was meinst du? Es ist doch alles okay.“ Sie verstand nicht und machte lächelnd einen Schritt auf ihn zu. Er stoppte sie. „Nein. Du verstehst das nicht!“ Cheetah blieb stehen und runzelte die Stirn. „Da hast du recht. Ich verstehe wirklich nicht, was das auf einmal soll. Ich dachte, du magst mich.“
Max ließ die Arme sinken. „Das tue ich. Mehr noch, als du denkst, aber das ist es gerade, was mich ganz schön in Schwierigkeiten bringen kann.“ Cheetah wurde langsam wütend und in ihre Augen trat ein gefährlicher Funke. „Würdest du <i>bitte</i> so reden, dass man es auch versteht, wenn man nicht studiert hat!“, sagte sie schärfer, als sie es beabsichtigt hatte. Da war immer noch eine dunkle Stimme in ihrem Unterbewusstsein, die sie um Respekt für den Älteren ermahnte und sie schreckte vor ihren eigenen Worten etwas zurück.
Max lächelte bereits wieder. Ihr plötzlicher Wutanfall und das auflodernde Feuer in den grünen Augen machten sie für ihn noch anziehender. „Schon gut. Du bist 15, ich 25. Das ist ein Problem, denn du bist minderjährig.“, erklärte er zögernd. Cheetah machte abgehackt Kehrt und stemmte trotzig die Arme auf die Brüstung. „Na und!?“, erwiderte sie stur. Max betrachtete ihren Rücken mit sanftem Blick. „Vor Gericht würde mir das mindestens ein Jahr Freiheitsstrafe einbringen, auf Bewährung vielleicht.“
Cheetah für zornig herum. „Vor Gericht? Was soll das? Wer sollte dich bitte vor Gericht stellen? Und weshalb überhaupt?“, löcherte sie ihn mit Fragen. Max antwortete geduldig: „Beziehung zu einer Minderjährigen in eine Straftat und es gibt genügend Leute, die nur darauf warten, dass man mir so etwas anhängen kann.“
Cheetahs Zorn wich langsamem Verstehen und müder Trauer. „Warum?“, fragte sie fast tonlos. Max vergrub die Hände in den Hosentaschen und ging zu ihr hinüber an die Brüstung. Cheetahs Arme schlüpften durch die Lücke zwischen seinem Körper und seinen Armen und sie legte ihren Kopf an seine Brust. Max behielt die Hände weiter in den Taschen, als er erklärte: „Ich habe vor einiger Zeit eine Abhandlung über Genforschung geschrieben. Darin kritisierte ich einige Punkte dieser Wissenschaft und die Arbeit einiger Doktoren, die ich auch namentlich nannte. Damals machte ich mir keine Gedanken, aber ein paar davor fühlten sich mächtig auf den Schlips getreten und das waren leider gerade die, deren Beziehungen wie ein Netz wirken. Die haben sogar Leute im nicht mehr so ganz legalen Bereich des Lebens. Und diese Doktoren würden es begrüßen, dass ich hinter Gittern lande und damit an Glaubwürdigkeit verliere, denn ich habe Projekte aufgedeckt, die sie wohl lieber verschwiegen hätten.“
Durch den Stoff seines Hemdes fühlte er wie die Stelle, gegen die Cheetah unentwegt atmete, immer wärmer wurde. „Was machst du auch solche dummen Sachen?“, murmelte sie in den Stoff. Gerade als Max die Umarmung erwidern wollte, erklang Leos Stimme aus dem Inneren des Turms: „Cheetah? Bist du da oben?“ Die beiden stoben auseinander und Cheetah rief: „Ja! Was ist?“ Kurz darauf erschien Leos Kopf an der Luke. Er blickte schnell abschätzend von einem zum anderen, dann sagte er: „Kostümprobe unten im Rittersaal. Du sollst runter kommen.“, damit verschwand er.
„Kommst du mit?“, wollte Cheetah anscheinend schon wieder fröhlich wissen. Max lächelte wie immer. „Ich bleibe noch einen Moment hier oben.“ Cheetah nickte, trat zu ihm und drückte ihm einen scheuen Kuss auf die Wange, dann sprang sie durch die Luke nach unten. Kaum war sie weg, fühlte er sich irgendwie leer und seine Arme schienen ihm kalt und leblos. Sie fehlte ihm, aber wieso? War es das, was man die Liebe nannte? Nicht das sie etwa die erste Frau in seinem Leben war. Bei weitem nicht, aber es erschien ihm irgendwie anders. Besser und richtiger.
Kühl wehte der Wind um den Turm und trug die Klick- und Klagelaute der Orcas zu ihm herüber. Die Schule draußen auf dem Meer zog weiter, während immer wieder einzelne Tiere aus dem Wasser hervor stießen, in die Luft sprangen und spritzend wieder eintauchten. Einige drehten sich dabei auf die Seite oder den Rücken, andere machten nur einen „Bauchklatscher“. Max sah ihnen zu, während sie ihre Atemfontänen in den Himmel schossen, der von den Strahlen der sinkenden Sonne vergoldet wurde und fühlte sich auf eine seltsame Weise glücklich und frei.
Doch mit einem Mal verdunkelten sich seine Züge. Die Frau, die letztens von Biotron hier war. Jetzt fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen, woher er sie kannte. Das war Lucia Valentes gewesen! Ihr Name tauchte ebenfalls in seiner Abhandlung auf und sie war auch diejenige, der er ein Dorn im Auge war. Sie stand ganz oben auf der Liste der Leute, die ihn am liebsten in einer Zelle versauern sehen würden. Diese Frau war ein skrupelloses Biest und zu allem fähig.
Ihn beschlich eiskalt das Gefühl, dass dieses Fest wohl nicht ungestört verlaufen würde, wenn es darum ging, dieser Frau einen Weg zu versperren, den sie begehen wollte. Max schob die Hände tiefer in die Taschen, dann machte er Kehrt und stieg hinunter in den Turm. Was hatte Leo gleich gesagt? <i>Anprobe im Rittersaal.</i> Also machte er sich auf den Weg dorthin.
Die Tage verflogen rasant. Anfang einer Woche im Juni ließ Chris alle Schüler über die Lautsprecher, aus denen normalerweise die Pausenglocke tönte, in den Hof rufen. Nachdem Tyson mit seiner lauten, kräftigen Stimme unter den wild durcheinander redenden Schülern einigermaßen für Ruhe gesorgt hatte, verkündete Chris: „Ab heute sind alle vom Unterricht der kommenden Woche befreit.“ Unter den Jubelrufen ging ihre Stimme unter und sie musste warten, bis wieder Ruhe einkehrte.
„Das heißt nicht, dass ihr jetzt gammeln könnt! Das Sommerfest wird vorbereitet! Jeder, der nicht an einem