Fanfic: Mehr als nur Betreunng (Teil16)
„Ja, lasst uns gehen.“
Traurig gingen die 6 zum Hotel. Für alle war es ein sehr schmerzhafter Tag und für immer werden sie den Schmerz in sich tragen. Ja, er wird abnehmen, aber nie ganz verschwinden. Denn die Erinnerungen bleiben, werden sie nicht los lassen…
Nie wieder…
Seit Yuinas Tod sind nun schon mehrere Wochen vergangen. Da sie erst einmal mit dem Schock und der Trauer umgehen mussten, nahmen sie nicht an den restlichen Kämpfen und der Weltmeisterschaft teil. Tyson, Max, Kenny und Kai flogen wieder nach Japan. Nur Ray blieb in Amerika. Er wollte bei Kim bleiben um mit ihr gemeinsam die schwere Zeit zu überstehen. Allein wäre dies für Kim kaum möglich. Noch zu frisch war der Schmerz um ihre Freundin. Als sich die 6 am Flughafen verabschiedeten, hatte sie rote, angeschwollene Augen.
Erst am nächsten Morgen, nach dem Unglück, hatten sie richtig begriffen was eigentlich geschehen ist. Kai lag nur in seinem Bett und starrte zur Decke. In ihm herrschte völlige Leere. Keine Gefühle regten sich. Keine Träne ran ihm die Wange hinunter. Er lag einfach nur da.
Auch später nachdem sie aufgestanden sind, rührte such nichts in ihm. Seine Augen waren leer. Nichts tat sich in ihm. Rein gar nichts. Keine Trauer, kein Schmerz, kein Hass, keine Wut… nur Leere... In der letzten Nacht dachte er und auch die anderen, dass er endlich los gelassen hat. Los gelassen von seiner Vergangenheit, doch es schien alles nur schlimmer geworden zu sein. Denn nun sagte er gar nichts mehr. Auch seine ganze Art, seine Aura hat sich verändert. Früher war sie abweisend, doch jetzt war sie, man könnte sagen… tot.
Erst als er wieder einige Wochen in Japan war, verschwand die Leere. Alle Gefühle wie Schmerz und Trauer kehrten zurück. Wirbelten Unmengen an Fragen auf. Fragen über das Warum und Wieso.
Um besser nachdenken zu können und seine Gefühle zu verarbeiten, ging Kai oft in den Park. Die Tage wurden immer kürzer und auch kälter. Nur noch selten war es angenehm warm. An einem solchen Tag saß Kai unter einem Baum und sah zum Himmel. Wolken verdeckten das Blau, welches sonst so herrlich strahlte, nur hier und da waren kleine Lücken zu sehen. Plötzlich kam ein leichter Windstoß und wehte einige schon vertrocknete Blätter von den Bäumen. Eines landete auf Kais Schoß. Vorsichtig nahm er es in die Hand und betrachtete es. Zum größten Teil war es rot, doch an manchen Stellen schimmerte noch gelb hervor. Wieder kam ein Windstoß und wehte das Blatt weg. Verwundert sah Kai dem Blatt hinter her. Als sich der Wind legte, viel es zu anderen Blättern auf den Boden. Auf einmal sprach ihn jemand an. „Du siehst traurig aus. Kann ich dir vielleicht helfen?“ Langsam drehte der Angesprochne seinen Kopf zur Seite um zu sehen wer ihn angesprochen hat. Zwei grüne Augen sahen ihn freundlich und hilfsbereit an. Langsam weiteten sich Kais Augen. Vor ihm stand ein Mädchen, etwa in seinem Alter. Abermals kam eine Böe und wehte ihm lange schwarze Haare ins Gesicht. „Oh Entschuldigung“, sagte das Mädchen. Kein Wort kam über Kai Lippen. Er starrte sie einfach nur an. >Kann es sein? … Kann es wirklich sein? …< „Komm, lass uns spazieren gehen und dann erzählst du mir, warum du traurig bist.“ Lächelnd hielt sie ihm die Hand entgegen. Als wäre er in Trance, hob Kai seine Hand und legte sie in ihre. Sanft um schloss das rätselhafte Mädchen sie und half ihm beim Aufstehen.
Langsam gingen die zwei neben einander auf einem, aus roten Kieselsteinen bestehenden, Weg. Leise knirschte es bei jedem Schritt. Ein milder, aber beständiger Wind wiegte das Kleid des Mädchens mit sich. Das Kleid ging ihr bis zur Hälfte der Unterschenkel, hatte dreiviertel lange Ärmel und war an den Enden mit einer leichten Spitze verziert. Es war nicht figurbetont, sondern eher wie weit. Nur alles über dem Ende des Brustkorbs war enger anliegend. Dieser Teil des Kleides war reich mit feinen Rüschen, Schleifchen und Bänder. Der untere Bereich hatte noch zwei weitere Schichten. Ganz unten eine Art Unterrock und darüber einfachen Stoff. Die zwei Sachen waren ohne irgendwelche Verziehrungen, der am sichtbarsten Stoff jedoch hatte eine wunderschöne Abbildung von einem blühenden Kirschbaumaststrauß. Fast das ganze Kleid war weiß, nur das Bild von den Kirschblüten war in blassrosa, grün und braun. Dazu trug sie weiße Halbschuhe mit jeweils einer blassrosa Breitschleife darauf und weiße Socken eben falls wie das Kleid mit feiner Spitze.
Ihre Haare trug sie offen. Leicht fiel es ihr über die Schultern. Alles in allem sah sie aus wie eine zu groß geratene lebendige Porzellan Puppe.
>Sie sieht ihr so ähnlich... als wären sie Zwillinge… Aber das kann nicht sein… sonst hätte ihr „Vater“ sie doch erwähnt… < Dann holte die sanfte Stimme des Mädchens ihn aus seinen Gedanken. „Erzählst du mir warum du so traurig bist? Du musst nicht, aber vielleicht geht es dir dann besser.“ Eigentlich wollte Kai nicht darüber reden. Er wusste nicht einmal, was ihn dazu bewegt hat, neben diesem ihm völlig fremden Mädchen her zu gehen. Irgendetwas an ihr gab ihm das Gefühl, dass er ihr vertrauen kann. Vielleicht war es nur die Ähnlichkeit, aber etwas sagte ihm, dass es das nicht war. Dennoch fing er an zu erzählen und es blieb nicht nur bei der einen Geschichte…nein… er erzählte ihr alles aus seinem Leben. Restlos alles. Und das Mädchen? Es ging neben ihm her und hörte zu. Nicht ein einziges Mal unterbrach sie ihm. Selbst als es schon dämmerte. Nichts tat sie… außer zu hören.
Als Kai geendet hatte, war es bereits dunkel. Immer noch waren sie im Park, doch mittlerweile saßen sie auf einer Bank unter einer Laterne. >Warum habe ich ihr das alles erzählt? … Ich kenne sie doch überhaupt nicht… Warum sagt sie nichts? … Hoffentlich bemitleidet sie mich jetzt nicht… Ich will nicht bemitleidet werden… oder… vielleicht doch? ... < Plötzlich wurde er unterbrochen. Vorsichtig hatte das Mädchen ihren Kopf auf seine Schultern gelegt. Überrascht sah er zu ihr. Langsam liefen heiße Tränen an ihren Wangen hinunter und tropften auf seine Schulter. >Tränen… Weint sie wegen mir? …< Bedächtig wischte Kai ihr die Tränen weg. Dankend sah sie ihn an. Nachdem er das sah, legte sich zum ersten Mal seit Wochen ein Lächeln auf seine Lippen. In ihm machte sich ein unbeschreibliches Glücksgefühl breit. Ja, er war glücklich. Denn als er ihr in die Augen sah, hatte er das Gefühl schon immer in diese Augen gesehen zu haben. Sie nahmen ihm alle den Schmerz der letzten Wochen und gaben ihm neue Kraft. „Weinst du wegen mir?“, fragte er leise. „Wegen deiner Vergangenheit. Ich hatte irgendwie das Gefühl alles selbst zu erleben… Wenn ich einen Hut auf hätte müsste ich ihn vor dir ziehen. Wie kann man nur so etwas durch stehen? Sicherlich kannst du mir das auch nicht sagen, aber es heißt ja auch ~ Was dich nicht umbringt, macht dich stark. ~ Du bist wahrscheinlich das beste Beispiel.“ Kai war überrascht. Er hätte nie gedacht, jemals so eine Antwort zu bekommen. „Komm, es ist schon spät. Du solltest lieber nach Hause gehen“, sagte Kai und erhob sich. „Und du? Gehst du nicht nach Hause?“ „Warum fragst du?“ „Das hat sich eben so angehört als würdest du nicht nach Hause gehen.“ „Da wo ich hin gehe, ist nicht mein zu Hause.“ Kai blickt zu Boden. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Wange. Verwundert sah blickte er auf. Mit einem liebevollen Lächeln sah das ihm so vertraute, aber dennoch fremde Mädchen ihn an. „Du wirst auch noch dein richtiges zu Hause finden. Für heute Nacht kann ich dir ein richtiges zu Hause geben, aber nur wenn du willst.“ Einen Moment war Kai verdutzt, doch im nächsten hatte er sich schon wieder gefangen. „Nein, das Angebot kann ich nicht annehmen.“ „Gut, dann nicht. Falls du es dir anders überlegen solltest, sag es einfach.“ Dieses Mädchen überraschte ihn immer wieder mit ihren Antworten. Aber schließlich kannte er sie gerade mal ein paar Stunden. „Ich bring dich noch nach Hause. Man weiß ja nie was sich nachts durch die Straßen treibt.“ „Wir zum Beispiel“, sagte sie und hakte sich bei ihm ein. Gemeinsam gingen sie dann zu einem der vielen Ausgänge.
Das Mädchen wohnte in einem typisch japanischen Haus, doch Kai stutze. „Wohnst du ganz allein in diesem Haus?“ „Nur für kurze Zeit. Meine Eltern sind beide Geschäftsleute und müssen darum öfter ins Ausland. Dann bin ich meistens allein, aber das lässt sich einiger maßen aushalten. Ich kann mich nämlich immer schon auf den Tag freuen an dem sie dann zurückkommen.“ Plötzlich stupste Kai etwas an, sodass er nach vorne stolperte und kurz vor dem Mädchen zum Halt kam. Dann hörte er eine Stimme: „Na los, geh schon zu ihr.“ Wie ein leichter Windhauch klangen die Worte in seinem Kopf. Im nächsten Augenblick erklang eine weitere Stimme: „Du hast einen Neuanfang verdient.“ Wieder war sie hauchzarte. Schnell drehte er sich um, doch hinter ihm war nichts. „Hab keine Angst, ich bin dir nicht böse. Ganz im Gegenteil. Ich wünsche dir alles Gute.“ Nun wusste Kai wem die stimmen gehörten. Zögernd drehte er sich wieder um. „Was hast du?“ „Nichts, nur… kann ich vielleicht doch…“ „Komm rein.“ Glücklich strahlte sie ihn an, dann ergriff sie sachte seine Hand und ging zur Haustür. „Ich weiß noch gar nicht wie du heißt.“ Das Mädchen drehte langsam sich um und blickte ihn liebevoll an. „Yuina.“
The End