Fanfic: Tödliches Wiedersehen - IX (Beyblade)

endlich wieder zu Hause zu sein!“, rief Kathrine überglücklich. Die zwei holten Kathrines Koffer und schleppten ihn hoch zur Burg. Auf dem kurzen Wegstück überhäufte Chris ihre Schwester mit Fragen, bis Kathrine beschwichtigend die Hand hob. „Langsam. Lass mich doch erst mal ankommen. Außerdem will ich Alex auch gleich begrüßen und sie wird ebenso interessiert sein.“ Sie lachte hell und fröhlich.

Keine zehn Minuten später saßen Chris, Cheetah und Kathrine im Rittersaal zusammen. Jede hatte eine dampfende Tasse vor sich stehen und Chris und Kathrine trugen wieder etwas Trockenes am Leibe. Sie hatten es sich auf den Sofas bequem gemacht und Cheetah hatte sich sofort den Platz neben Kathrine gekrallt. Selig kuschelte sie sich an den weichen Rollkragenpullover der Schwester, den diese übergezogen hatte, weil sich das rauhe Klima Schottlands doch sehr von dem auf Haiwaii – ihrem letzten Arbeitsplatz, wie sie erzählte - unterschied.

„So, und jetzt erzähl! Wie ist es dir ergangen?“, wollte Chris wissen. Kathrine lachte. „Oh ganz gut, aber ich hab euch natürlich jeden Tag vermisst. Habt ihr meine Briefe bekommen?“ Chris und Cheetah sahen sich an. „Briefe? Nein, nicht einen.“, erwiderte Letztere. Kathrine lächelte. „Das dachte ich mir. Ich habe ganz am Anfang noch Briefe geschrieben, aber nie eine Antwort erhalten, deshalb habe ich aufgehört. Ich dachte mir schon, dass Vater es wohl nicht zugelassen hat, dass ihr meine Briefe lest.“ Die drei schwiegen, doch schließlich meinte Cheetah: „Naja, jetzt bist du ja hier! Und kannst uns alles live erzählen. Wie lange bleibst du?“

Kathrine ließ wieder ihr helles Lachen hören. „So lange ich darf.“, und sie warf Chris einen schelmischen Blick zu. Diese meinte: „Aber Kath, du bist hier zu Hause!“ Ihre Blicke trafen sich. „Ja, endlich.“, sagte Kathrine und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Leise sagte Cheetah: „Erzähl mir, wie’s auf Hawaii ist.“ Kathrine seufzte. „Wunderschön. Das Meer ist azurblau, nicht so grau wie bei uns hier. Und es ist warm. Die Sonne scheint den ganzen Tag, außer in der Regenzeit, da gießt es tagelang wie aus Kannen.“ Sie lachte. „Aber das macht nichts, denn auch der Regen ist nie kalt. Es wachsen Palmen und es gibt wunderbar verträumte Plätze im Inneren der Insel. Wasserfälle und versteckte Seen inmitten üppigen Waldes. Und dann die glühenden Lavafelder.“

„Wo war’s am Schönsten?“, fragte Cheetah weiter. Kathrine legte den Kopf zurück und schien lange zu überlegen, aber schließlich meinte sie: „In der Karibik.“ Cheetah sah zu ihr hoch. „Wieso gerade da?“ Kathrine zuckte mit den Schultern. In dem Moment öffnete sich am anderen Ende des Rittersaales die Tür zu den Gästezimmern. Die drei wandten sich um und sahen dem Mann nach, der den Rittersaal kreuzte und ohne ein Wort verschwand. Er hatte sie augenscheinlich nicht bemerkt.

„Wer war das?“, wollte Kathrine wissen. Chris sah auf und meinte: „Ach, nur ein alter Freund von Tyson. Kai. Was ist? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen. Kennst du ihn?“ Kathrine runzelte die Stirn und schüttelte langsam den Kopf. „Nein, mir ist nur, als hätte ich ein ziemlich starkes Déjà vu.“ Chris musterte sie aufmerksam, doch Kathrine lachte schon wieder. „Hab ich mir wohl nur eingebildet! So, jetzt erzählt mal, was das Zeltlager da draußen zu bedeuten hat!“

Chris stand auf. „Naja, das sind die Leute, die uns mit dem Fest helfen. Und mit dir, haben wir einen weiteren Helfer.“, sie nahm die Tassen vom Tisch und brachte sie in Tysons Wohnung. Fast unsicher sah sie sich um, aber Tyson war nicht da. Wahrscheinlich war er mit seinen Freunden im Turm beim Bladen. Sie war froh, ihn jetzt nicht treffen zu müssen, denn sie glaubte, dass ihr das schlechte Gewissen quasi ins Gesicht geschrieben stand. Tyson hatte leider die Eigenschaft, sowas zu erkennen. Chris stellte die Tassen in die Spüle und gesellte sich wieder zu Cheetah und Kathrine, die ein Spiel ihrer gemeinsamen Kindheit spielten: Anstarren. Wer zuerst lachte, verlor.

Chris setzte sich schweigend dazu und wartete. Cheetah würde sowieso verlieren. Kaum hatte sie das gedacht, kicherte die Jüngere auch schon los. „Was ist das denn nun für ein Fest?“, wollte Kathrine wissen. Chris seufzte und wurde ernst. „Du erinnerst dich an Biotron?“ Kathrine nickte. „Naja, die wollen jetzt ihr Geld, ansonsten nehmen sie uns die Burg. Das Fest soll das Geld nach Möglichkeit beschaffen.“, erklärte Chris. Kathrine zog die Augenbrauen finster zusammen. „Halsabschneider. Wie kommen die denn plötzlich auf den Gedanken? Aber ich hab’s ja immer gesagt! Vater wollte ja nicht auf mich hören.“, sagte sie zornig.

Chris zuckte mit den Schultern. „Es ändert nichts, wenn du jetzt auf ihn schimpfst. Er hat seinem alten Freund vertraut.“ Kathrine verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber er hat nicht daran gedacht, dass der alte Kauz auch mal den Löffel abgibt und seine Kinder geldgierige Blutsauger sind! Ich wette seine biestige Schwester schläft in einem Sarg im Keller!“, wetterte sie weiter.

Chris lachte auf. „Ach Kathrine! Du und deine Phantasie!“ Kathrine grinste nun ebenfalls und baute die Geschichte weiter aus: „Naja, sieh sie dir doch an! Sie ist nur drei Jahre jünger als der Alte und sieht noch frisch und munter aus! Ich wette sie flattert als Fledermaus durch das alte Herrenhaus! Man muss sie bestimmt mit einem Holzpflock pfählen, sonst wird man die nicht los!“ Die drei lachten. Chris meinte: „Naja, vielleicht tut’s doch der Scheck.“

„Was habt ihr denn so geplant?“, erkundigte sich Kathrine wieder ernster. Cheetah setzte sich auf und begann an den Fingern abzuzählen: „Den Chor, Showkämpfe mit den Blades, das Theaterstück, unsere Tanzgruppe, Rays Kochkünste... hm... ich glaub das war’s. Oh Kathrine! Tanz doch für die Leute! Bitte, bitte, du bist bekannt und lockst bestimmt noch mehr Spender an.“ Cheetah sah betteln an Kathrine hoch, der sie sich gleich wieder an den Arm gehängt hatte. Kathrine runzelte die Stirn und überlegte. „Ich weiß nicht. Ich schlaf drüber, heute bin ich wirklich zu müde, um irgendeine Entscheidung zu treffen.“ Sie lachte.

„Unsere alten Zimmer gehören jetzt den Schülern,“, sagte Chris bedauernd, „aber du kannst das letzte Gästezimmer haben.“ Kathrine stand auf. „Na dann, zeig her!“, und die Drei machten sich zu genanntem Raum auf. Er lag am Ende des Ganges, den auch die Blade-Breakers bewohnten, nur war er etwas kleiner und die Fenster zeigten in eine andere Richtung. Vom Balkon, der um den ganzen Flügel lief, konnte man direkt aufs Meer und die Klippe blicken.

Kathrine ließ sich auf ihr Bett fallen und seufzte entspannt. „Herrlich. Ein richtiges Bett, endlich! Ich sage euch, im Flugzeug schlafen ist schier unmöglich und die Schlafwagen im ICE sind der blanke Horror! Wie ich mich freue!“ Sie schloss die Augen und streckte sich lang aus. „Na dann, schlaf gut!“, wünschten ihr ihre Schwestern und verließen den Raum.

Kaum schnappte die Tür ins Schloss, war Kathrine wieder auf den Beinen und am Fenster. Mit finsterem Blick sah sie auf die graue Fläche hinaus, die sich kaum vom Himmel abhob. Sie öffnete die gläserne Balkontür und trat hinaus. Es regnete noch immer und der Wind peitschte ihr in dieser luftigen Höhe das Wasser ins Gesicht. Zielstrebig ging sie an den Zinnen entlang und blieb vor einem der vielen Fenster stehen. Die Gardinen waren zugezogen und jedes Fenster geschlossen. Unverrichteter Dinge kehrte sie zurück in ihr eigenes Zimmer.

Die Wolle ihres Pullovers hatte sich sofort vollgesaugt und so hinterließ Kathrine eine Spur aus Wassertropfen. Sie streifte sich den Pullover über den Kopf und warf ihn in eine Ecke. Weiß stand ihr sowieso nicht. Nur in BH und Hose ließ sie sich wieder rücklings auf ihr Bett fallen und sah mit entrücktem Blick zur Decke hinauf. Es konnte also beginnen.



Der Tag schritt schnell und eher unspektakulär voran. Kai hatte sich mir Tyson und Ray zwei wilde Kämpfe geliefert, von denen er einen – den gegen Ray – gewonnen hatte. Sein Freund schien nicht ganz bei der Sache gewesen zu sein, aber er hatte keine Fragen gestellt. Irgendwie war er sich sicher, dass er den Grund für Rays Unaufmerksamkeit entweder schon kannte oder nicht kennen wollte. Gemächlich spazierte Kai durch die langen Korridore. Die Teppiche schluckten seine Schritte, die er zielstrebig zum Rittersaal richtete. Er kam über mehrere Kreuzungen, von denen kurze Sackgassen abgingen, an deren Enden Fenster hinaus zeigten. Eher zufällig schaute er an der letzten Kreuzung vor dem Rittersaal nach links.

Wie erstarrt blieb Kai mitten im Korridor stehen. Am Fenster des abgehenden Ganges stand eine Frau; groß, schlank und mit dunklem Haar. Sie wandte ihm den Rücken zu, aber er hätte sie überall wieder erkannt, selbst wenn es stockdunkel gewesen wäre. Er machte noch einen Schritt auf sie zu, da drehte sie sich plötzlich um und musterte ihn mit ihren ruhigen, dunklen Augen. Lange standen sie sich schweigend gegenüber und sahen sich einfach nur an.

In Kai kam ein Gefühl auf, als habe sie ihm eben das Herz aus dem Leibe gerissen und zerfetze es vor seinen Augen. Also war jedes Wort, dass sie ihm über sich erzählt hatte, nur eine einzige große Lüge gewesen! Wut kroch tief aus seinem Inneren ans Licht und suchte sich einen Weg nach draußen. Sie hatte ihn schamlos belogen und er hatte ihr auch noch geglaubt und vertraut! Mit kalter Stimme sagte er: „Luna.“ Es klang wie eine Feststellung, mehr noch wie ein Vorwurf, denn nicht einmal ihr Name war ihr richtiger. Sie rührte sich nicht und schwieg, also redete er weiter: „Oder sollte ich besser Kathrine sagen?“

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