Chapter 6: Missverständnisse
Chapter 6: Missverständnisse
„Shinichi? Ich bin’s, Ai. Ich glaube, ich habe ein Gegenmittel gefunden!“ Conan glaubte sich verhört zu haben.
„Was? Bist du dir ganz sicher?“
„Ja, ich habe alles noch einmal gecheckt. Nach meinen Angaben gibt es ein Gegengift.“
„Das ist ja prima!“, freute sich Conan.
Plötzlich wurde die Haustür aufgeschmissen und Minami kam herein.
„Wir fahren morgen früh nach Osaka!“, verkündete sie. Kogoro blickte sie an.
„Und was sollte mich veranlassen, dass zu tun?“
„Weil ich da noch nie war und Sie auch mal wieder ein bisschen Urlaub gebrauchen könnten (*abgesehen von den bierreichen Stündchen*)!“
„Shinichi, bist du noch dran?“, fragte Ai.
„Ja. Und weißt du auch, wo wir es finden können?“
„Nein, keine Ahnung! Vielleicht könntest du dich ja mal ein bisschen umsehen, schließlich bist du ja genauso betroffen wie ich!“
„Schon gut, schon gut! Ich werde dir sofort Bericht erstatten, wenn ich etwas rausbekommen habe, keine Sorge!“
„Das hoffe ich auch! Schlaf gut!“ Ai hatte aufgelegt. Gut, also musste nun ein Gegenmittel gefunden werden.
„Minami, wieso bist du abgehauen?“, fragte Heiji, der etwas atemlos nun auch wieder da angekommen war. Minami sah ihn kurz an. „Ich bin nicht abgehauen! Ich habe nur gemerkt gehabt, dass ich was Wichtiges vergessen hatte. Das ist alles!“
„Und deswegen legst du einen hundert Meter Sprint hin?“
„Das war kein >hundert Meter Sprint<! Du warst einfach zu langsam!“ Sie wendete sich wieder Kogoro zu. „Also dann sehen wir uns morgen früh um sieben Uhr unten vor der Detektei! Und keine Widerrede!“ Minami drehte sich um und verschwand ins Gästezimmer.
>Wenn Heiji schon von seiner Freundin erzählt, möchte ich sie doch wenigstens kennen lernen!<
Und um sechs Uhr früh ging es dann los. Minami war schon eine viertel Stunde früher aufgestanden und versuchte nun Ran zu wecken. Diese hätte Minami am Liebsten schon wieder rausgeschmissen. Doch sie besann sich und erfuhr, dass sie in einer Stunde nach Osaka fahren würden. Dann war sie auch schon putzmunter und machte sich auf ihren Vater und Conan aus den Tiefschlaf zu holen.
Minami ging wieder zurück ins Zimmer. Heiji schlief immer noch.
„Dann werde ich ihn mal aufwecken!“, sagte sie sich und machte sich an die Arbeit. Sie versuchte alles erdenkliche, doch vergebens. Als Heiji auch noch etwas von „Lass mich in Ruhe Kazuha!“ murmelte hatte sie die Nase voll und schmiss ihn aus dem Bett.
„Steh endlich auf! Um sieben müssen wir los! Also hopp hopp!“
Minami ging in die Küche und half Ran noch den Frühstückstisch zu decken. Eine halbe Stunde später waren die Herren fertig und setzten sich.
„Wieso fahren wir heute eigentlich nach Osaka? Hat Paps irgendeinen Auftrag bekommen? Außerdem hätten Conan und ich heute Schule!“, fragte Ran Minami und nahm sich ein Brötchen. Minami schüttelte den Kopf, während sie einen Schluck Kaffee trank.
„Nein, nein“, meinte sie und verzog etwas das Gesicht. Hatten sie doch tatsächlich beim Kaffeekochen das Wasser mit Zitronenwasser verwechselt! „Er hatte nur die Idee mal wieder rauszufahren! Kann ja schließlich nicht schaden!“
„Wow! Paps hat es wohl endlich kapiert, dass man nicht nur vor dem Fernseher sitzen sollte!“
Als es dann sieben Uhr wurde, ging die Fahrt los. Heiji hatte sich abgefunden, dass er wieder einmal Begleitung hatte und freute sich schon auf die Standpauke von Kazuha, die ihn erwartete.
Schließlich kamen sie in Osaka an. Heiji stieg aus und konnte auch schon Kazuha von Weitem sehen, die gleich angerannt kam.
„Da ist du ja endlich. Man, es ist doch immer dasselbe mit dir! Kaum lässt man dich fünf Minuten aus den Augen, schon haust du ab! Gegen dich ist kein Kraut gewachsen!“, meckerte sie.
„Reg dich nicht so auf, Kazuha!“
„Ich soll mich nicht so aufregen? Du bist weg ohne etwas zu sagen, und ich soll mich nicht aufregen?!“
Nun stieg auch Minami aus dem Auto aus. Die Blicke zwischen den beiden Mädchen kreuzten sich. „Aber wie ich sehe, hast du dich ja prächtig amüsiert!?“ Kazuha musterte Minami von oben bis unten. „Na ja, mein Fall wäre sie ja nicht. Aber wenn sie dir gefällt...“ Heiji wurde es langsam zu bunt.
„Kazuha, jetzt halt mal die Luft an! Ich bin nicht mit ihr zusammen! Wir sind nur Arbeitskollegen und Freunde, mehr nicht, okay?“
„Dafür macht sie aber einen ziemlich verletzten Eindruck!“, erwiderte sie und nickte zu Minami. Diese blickte Heiji grinsend an, als er zu ihr schaute. „Wahrscheinlich wartet sie nur darauf, dass du sie in den Arm nimmst!“ Jetzt hatte auch Minami genug. „Na hör mal, was kann ich denn für deine verdammte Eifersucht? Die einzige,
die sich das wünscht bist ja wohl du, so verknallt wie du in Heiji bist! Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock!“ Ohne es zu wollen wurde Kazuha rot, was sie jedoch versuchte herunterzuspielen.
„Ach ja? Und warum bist du dann hier?“
„Zur Info: Ich heiße Minami und habe Heiji nur begleitet!“ Minami und Kazuha stritten weiter und weiter. Der Rest sah einfach gemütlich zu. Heiji beugte sich zu Conan runter. „Was meinst du, Kudo? Sollen wir noch bis morgen warten bis die beiden miteinander fertig sind oder soll einer von uns dazwischen gehen?“
„Gut, dann mach mal!“, gab Conan ihn zur Antwort. Heiji seufzte und versuchte die zwei Streithähne zu beruhigen.
Und tatsächlich: Minami uns Kazuha gaben Ruhe. Allerdings erst nachdem Heiji von beiden eine Kopfnuss bekommen und ein Machtwort gesprochen hatte. Nun ging die ganze Gruppe durch die City von Osaka. Minami ließ immer mehr Abstand von dem Rest. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und war sich eins im Klaren: Sie brauchte nur die beiden, Kazuha und Heiji ansehen und eins und eins zusammenzählen: die beiden gehörten zusammen, auch wenn sie es sich nicht eingestanden!
„Hey, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Heiji sie plötzlich. Minami hatte gar nicht bemerkt, dass er auf einmal neben ihr ging. Ist sie etwa zu schnell gelaufen? Nein, die anderen waren immer noch vor ihrer Nase, also hatte er auf sie gewartet.
„Ja ja, alles bestens!“, log sie und blickte stur zur Seite.
„Also, entweder kommt die Antwort >Nichts!< oder >Ja ja<.“
„Ist halt so!“ Schweigend gingen sie nebeneinander.
„Komm schon, du kannst mir doch nicht weis machen, dass es dir blendend geht und du super gut gelaunt bist!?“
Minami zuckte mit den Schultern. „Wenn du meinst?!“ Heiji zwang sie stehen zu bleiben.
„Sag mal, sind wir nun Freunde oder nicht?“
„Eigentlich schon.“
„Aber?“ Wieder ein Schulterzucken ihrerseits. „Du setzt dich immer mehr ab, dass fällt doch wohl jeden auf! Als ob du nichts mehr mit uns zu tun haben willst!“
„Das stimmt doch gar nicht!“ Sie sah erst zu ihn, dann nach vorne. Kazuha blickte misstrauisch nach hinten. Nun wusste Heiji was los war. „Kazuha, habe ich Recht?“ Minami nickte.
„Es ist ja nicht so, dass ich nicht mit ihr Freundschaft schließen will, im Gegenteil, nur...“
„Nur was?“
„Sobald sie uns beide zusammen sieht, fängt sie irgendeinen sinnlosen Streit mit mir an, lässt nicht mehr mit sich reden! Verstehst du?“ Heiji steckte die Hände in die Taschen.
„Na ja, ich geb ja zu, dass mit Kazuha manchmal nicht gut Kirschen essen ist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so ein Problem damit hat. Schließlich sind wir beide, du und ich, doch nur Freunde oder?“ Minami nickte etwas geknickt. Klar waren sie Freunde! „Und nun weiter, sonst verlieren wir noch ganz den Anschluss!“, grinste er und zog Minami mit sich. >Heiji macht es sich ganz schön einfach!<, dachte sie.
„Ach übrigens Heijij, dein Vater hat mich heute gebeten, dass wenn du wieder da bist, wir heute abend zu ihm kommen sollen. Er gibt eine Party!“, sagte Kazuha und ihre Augen strahlten.
„Nee oder? Nicht schon wieder!“, erwiderte er bloß genervt.
„Wieso >Nicht schon wieder<? Ist doch ziemlich lange her seit wir auf einer Party waren!“ Heiji sah in den Himmel.
„Also gut, und wann?“
„Um 19 Uhr geht’s los!“
„Na super!“
„Find ich auch!“
„Und was mach ich mit dem Rest?“, fragte er sie und deutete auf Kogoro, Ran, Conan und Minami, die hinter ihm waren. „Soll ich etwa sagen >Tut mir Leid Leute, ihr müsst alleine klar kommen<?“ Kazuha schüttelte den Kopf. „Blödsinn, du nimmst sie einfach mit! Schließlich kennt dein Vater ja Herr Mori, dass wird schon kein Problem sein! Und da findet dann auch noch ein Tanzwettbewerb statt!“, redete sie weiter und blickte kurz zu Minami. „Vielleicht könnten wir beide dann...?“
„Keine Chance!“, antwortete Heiji rasch. „Ich halte lieber nach irgendwelchen Leichen ausschau!“ Minami musste sich ein Grinsen verkneifen. Sollte Heiji etwa so große Angst vor’s Tanzen haben?
„Überleg es dir doch noch mal!“, quengelte Kazuha.
„Nein, ich habe echt keinen Bock! Such dir doch jemand anderen, ja?“ Jeder der anderen konnte ahnen, was jetzt kam: die ewige Moralpredigt Kazuhas, dass er sich lieber in Gesellschaft toter Leichen befand, irgendwelchen Verbrechern nachjagte und anderen detektivischen Müll trieb, anstatt mal an seine Freunde zu denken, sich mal wieder etwas um diese kümmern könnte, und, und, und... Es war wie immer dasselbe Spiel. Und so vergingen ein paar Minuten bis Kazuha fertig war (eigentlich eine ganze halbe Stunde) und sich nun auch endlich alle anderen Passanten zu der Sechsergruppe umgedreht hatten. Ran, Conan und Minami war das ziemlich peinlich und Kogoro achtete nicht darauf, sondern schaute in einem der Werbefernseher in einem Schaufenster einen Bericht über sich selbst, den großen Meisterdetektiv Kogoro Mori, und musste sich ein Triumphlachen verkneifen.
Wahrscheinlich dachten Ran, Conan und Minami genau das Gleiche: Wann würden sie aus dieser in den Boden