Chapter 6: Missverständnisse
nach Osaka, geflüchtet, stimmt’s?“, schlussfolgerte Heiji.
„Ganz genau. Wir haben sie auch wiedergefunden, jedoch ist sie geflohen und nun besteht große Chance, dass sie sich in einem Umkreis von einen Kilometer bewegt. Warte mal, ich glaube, ich habe sogar ein Bild dabei...“ Er durchkramte die Taschen seines orangen Trenchcoat. „Ah, da ist es ja, hier!“ Megure reichte Heiji das Bild.
„Sie heißt Hikari Sakari, ist 25 Jahre alt und geboren in Nagoya, wohnhaft allerdings in Tokyo. Sie hat ihren Mann umgebracht, als sie erfuhr, dass er ein Verhältnis mit einer anderen hatte, mit ihrer Schwester, Hina Sakari, der Filmstar. Diese ist abgetaucht und wird von Hikari verfolgt. Mit einer Wahrscheinlichkeit von hundert Prozent will sie sie ebenfalls umbringen. Dein Vater und der Rest sind inzwischen informiert. Und wie ich sehe, befindet sich auch zufälliger Weise...“
„Kogoro Mori hier, ganz genau, Inspektolchen!“ Auf einmal war Kogoro aufgetaucht, der schon etwas betrunken war. Wie wäle es mit ‘n kleieieines Schlückechen Sake Inspecklollchen?“ Heiji beachtete die beiden nicht weiter. Etwas machte ihn an diesem Bild stutzig. Er musste sie doch schon irgendwo gesehen haben... Na klar!
Plötzlich fiele es ihm wie Schuppen von den Augen. Logisch hatte er sie heute schon mal gesehen. Diese Person, die überaus seltsam benommen hatte, die einfach verschwunden war, natürlich! Wie konnte er das vergessen??
Doch da trat ein ganz anderer Gedanke auf: „Minami!“
Heiji sprintete los. Minami hatte verdammte Ähnlichkeit mit Hina Sakari. Gar nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn Hikari Minami nun für ihre Schwester hielt! Er rannte durch das gesamte Haus, fragte einzelne Gäste, ob sie Minami zufällig gesehen hätten, doch niemand konnte ihm richtig Auskunft geben. Was natürlich auch selbstverständlich war, wenn man bedenkt, dass knapp einhundert Leute nicht auf jeden einzelnen achteten.
Langsam gingen auch ihm die Ideen aus. Das war wie eine Nadel im Heuhaufen zu suchen.
Doch wenn er sich nicht beeilte, dann würde Minami sterben, und das würde er sich nie im Leben verzeihen!
„Ich kann schon auf mich aufpassen, danke!“, antwortete Minami. Ihr war etwas mulmig zumute. „Wer sind Sie überhaupt?“ Die Frau schüttelte den Kopf.
„Also wirklich! Hast du etwa deine Schwester vergessen, mich, Hikari?“ Nun war sich Minami sicher, dass das hier so einiges schief lief.
„Moment mal, ich, ich habe keine Schwester!“, entgegnete sie schnell und machte einen Schritt zurück.
„Nein, natürlich nicht! Schließlich hast du mich auch die ganze Zeit behandelt als wäre ich Luft!“
„Hä?“
„Eigentlich hatte ich ja vorgehabt dich gleich mit diesem Mistkerl zusammen umzubringen, doch du hattest dich ja abgesetzt, warst untergetaucht. Und mir die Polizei auf den Hals gehetzt. Vielen Dank auch!“
>Hier läuft nichts mehr schief, sondern absolut verkehrt!<, dachte Minami und machte noch zwei Schritte nach hinten.
„Doch nach einer kleinen Verfolgungsjagd habe ich dich ja endlich gefunden! Nun kannst du ja wieder zu ihm zurückkehren!“ Als Minami noch einen Schritt tun wollte, merkte sie, dass sie schon am äußersten Rand stand und nicht mehr weiter gehen konnte. Jetzt hieß es schnell einen Ausweg finden, ansonsten gibt es heute noch ein Blutbad! Allerdings gab es keinen. Der Einzige wurde von dieser Verrückten versperrt, na und runterspringen konnte sie ja auch nicht! Da ist sie ja gleich tot!
Hikari zog eine Pistole hervor.
„Hübsches kleines Ding nicht?“, sagte sie.
„Aber auch gefährlich! Hör zu, wenn ich dir verspreche, dass ich so etwas nie wieder tun werde, lässt du mich dann am Leben?“ Minami hoffte, dass wenn sie mitspielte, vielleicht so noch eine Chance hatte.
„Willst du mich verarschen? Erst schnappst du mir meinen Mann weg, dann tauchst du ab und angelst dir schon wieder einen Neuen! Ich hab dich doch mit ihn auf der Tanzfläche gesehen!!“, schrie Hikari und richtete die Pistole auf Minami, deren einziger Gedanke nur eins war: >Heiji!<
Sie wusste auch nicht, was mit ihr los war. Aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht bewegen. Ansonsten hatte sie doch auch immer einen ihrer vielen kleinen Karatetricks angewendet und die Verbrecher hinter Gittern gebracht! Was war nur anders?? Prima, das war also ihr Ende!
Hikari schloss den Finger um den Abzug.
„Sag Good Bye an diese Welt!!“ Dann ging alles blitzschnell. Heiji kam hochgerannt, schrie Minami noch zu „Kopf runter!“, lief zu Hikari, drehte ihren Arm herum, der Schuss löste sich. Minami kam das Alles jedoch vor wie in Zeitlupe. Abermals löste sich ein Schuss. Hikari fiel zu Boden. Hatten die Kugeln wirklich nur sie getroffen??? Nein, auch Heiji sank auf die Knie.
Minami eilte zu ihm. Mit schmerzerfüllten Gesicht hielt er sich die linke Seite.
„Heiji, ist alles in Ordnung mit dir?“ (*dumme Frage, oder?*) Sie sah ihn besorgt an.
„Na ja, ich sag mal, den Umständen entsprechend.“ Er grinste sie an, ließ es aber gleich bleiben, weil die Schmerzen immer größer wurden.
„Vollidiot!“ Ihr stiegen Tränen auf. Am Liebsten hätte sie ihn angeschrien, zur Schnecke gemacht, doch stattdessen hielt sie ihn einfach nur in den Armen.
Ein paar Minuten später kam dann auch die Polizei, mit Heijis Vater, der augenblicklich den Notarzt rief als er Heiji sah. Dieser kam sofort und fuhr Heiji ins Krankenhaus. Minami, Kazuha und die anderen hinterher. Dort angekommen, mussten sie draußen auf dem Stationsflur warten, da Heiji operiert werden musste.
Keiner von den vier (Kogoro redete mit Megure) sprach ein Wort. Minami lief nur andauernd auf und ab, setzte sich hin, lief herum, setzte sich...
Irgendwann hatte Kazuha genug.
„Mensch, jetzt bleib doch mal ruhig! Heiji schafft das schon!“ Minami drehte sich zu ihr um.
„Ach ja? Woher willst du das denn wissen? Hat dir der liebe Gott das gesagt, oder was? Hätte ich nicht so blöd dagestanden, dann wäre er jetzt hier!“ Sie fing an zu weinen und setzte sich neben Ran, die sie tröstete.
„Heiji wurde schon einmal angeschossen! Das hat er auch überlebt!“ Auch wenn Kazuha recht überzeugt klang, sicher war sie jedoch nicht. Denn eigentlich hatte sie verdammt große Angst.
Conan, Ran, Kazuha und Minami schwiegen wieder. Es dauerte eine ganze Weile, bis schließlich der Arzt aus dem OP-Saal kam. Er sah nicht gerade fröhlich aus und die vier machten sich auf das Schlimmste gefasst.
Minami hätte ihn dafür gern erwürgt. Doch so würden sie erfahren, was Sache ist.
„Also, ihr Freund, wie soll ich sagen...“ Er sah die kleine Gruppe an. „...hat es überstanden!“ Minami umarmte Ran überglücklich! Sie hätte es sich nie verziehen, wenn Heiji...
„Allerdings dürfen sie jetzt noch nicht zu ihm. Frühestens in einer Stunde!“ Der Beeper des Arztes ging los. „Entschuldigen Sie mich jetzt, ein weiterer Notfall.“ Damit verschwand er, so schnell er gekommen war.
„Ich sagte ja, dass er es schafft!“, meinte Kazuha zu Minami und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
Minami bekam einen richtigen Schreck als sie Heiji so im Bett liegen war. Er war richtig blass und sah nicht überhaupt nicht gut aus.
Leise zog sie einen Stuhl heran und setzte sich. Sie nahm seine Hand und hoffte, dass er bald wieder auf den Beinen war. Minami hasste diese Krankenhäuser aus ganzem Herzen. Dieser Geruch nach Medikamenten, Krankheiten, Desinfektionsmitteln und Tod... Sie hatte sich geschworen nie wieder eins zu betreten, und jetzt hatte sie es doch getan!
Sie schloss die Augen und versuchte an nichts zu denken. Plötzlich merkte sie, dass Heijis Hand kurz gezuckt hatte. Minami sah zu ihm und wie sie gedacht hatte, ist er aufgewacht.
„Heiji...“ Mehr konnte sie nicht sagen. Er lächelte sie an.
„Ich fühle mich als hätten die mich vollkommen auseinander genommen!“ Minami nickte.
„Haben sie ja auch fast.“ Sie machte eine kurze Pause. „Ich bin echt froh, dass dir nichts passiert ist! Wenn du gestorben wärst... ich wüsste nicht was ich gemacht hätte!“ Minami senkte den Kopf. „Nur weil ich so blöd-“
„Hey, ich bin doch nicht aus Zucker!“, unterbrach er sie. „Außerdem war es ja gewissermaßen ein Missverständnis, dass sie dich umbringen wollte.“
„Woher...?“
„Hab ich von Megure erfahren gehabt. Sie war gestern entkommen und hierher geflüchtet, und suchte ihre Schwester, die abgetaucht war.“
„Und eine Affäre mit ihrem Mann hatte, ich weiß.“
„Ich hab einen echten Schock bekommen als mir aufgefallen ist, dass du Hina Sakari ähnlich siehst, und dass Hikari ihre Schwester umbringen wollte.“
„Was denkst du, was ich für einen Schock hatte. Passiert ja nicht alle Tage, dass mich jemand umbringen will.“ Die beiden schwiegen.
„Heiji, ich.... ich wollte mich entschuldigen, wegen der Ohrfeige meine ich...“ Heiji lächelte.
„Schon gut, schließlich habe ich sie ja auch verdient. War echt nicht in Ordnung, was ich zu dir gesagt habe.“
„Dass du was besseres zu tun hättest als mit mir zu tanzen?“, konnte sie sich nicht verkneifen.
„Ja, dass war nicht so gemeint, ehrlich. Tut mir Leid!“
„Wie Ran sagte!“
„Was meinst du?“
„Na ja, ihr Krimispinner lässt alles stehen und liegen, wenn ihr was Verdächtiges entdeckt und verletzt andere damit.“ Die letzten vier Worte hatte sie leise gesagt und zur Seite geblickt. Heiji, jedoch, hatte sie sehr gut verstanden.
„Sollte das eine Anspielung sein?“, fragte er halb scherzend und sah ihr in die Augen.
„Wenn du es so willst...“
„Entschuldigen Sie, die Besuchszeit ist jetzt vorbei!“ Eine Schwester war eingetreten.
„Ja, okay.“, nickte ihr Minami zu und stand auf.
„Minami?“
„Ja?“
„Könntest du Kudo vielleicht sagen, dass er sich etwas mehr um Ran kümmern soll?“
„Wie?“ Minami war etwas verwirrt.
„Na, ich glaube, dass Ran sich ziemlich vernachlässigt