Tokio im Mondschein Teil 2

Agasa steht auf. „Zweifelst du etwa an mir? Außerdem wäre es ja nicht so, dass ich jeden Tag als Bettlektüre darin lese.“ „Schon gut. Aber wo sind sie dann?“ Rätselnd laufen die vier in der Bibliothek, während oben noch immer eher unheimliche Dinge vor sich gehen.
„Also, wie willst du ihn finden?“ Ein bisschen verängstigt blickt Ran der Gestalt in die Augen, besser gesagt, was davon zu sehen ist. „Das dürfte nicht schwer sein. Schließlich bin ich ein Meister meines Fachs. Ich habe da auch schon eine Vermutung, aber was ist nun mit der Bedingung?“
Ran zögert, doch dann nickt sie. „Was willst du?“ „Ich werde dir Shinichi zurückbringen, wenn du...“ Der weiße Mann flüstert Ran ins Ohr. „Nein, niemals! Vergiss es!“ „Ich denke, du willst ihn finden.“ „Woher willst du wissen, dass ich nicht vielleicht auch schon eine Vermutung habe, wer es ist? Ich habe nämlich wirklich schon so etwas im Hinterkopf.“ „Also gut, lass uns die Bedingung ändern. Da du ja mit dem ersten Vorschlag nicht einverstanden warst...“ Wieder flüstert er und das Mädchen kraust die Stirn. „Ich weiß nicht. Wer bist du eigentlich?“ „Mein Name ist Kaito Kid, in Polizistenkreisen auch Meisterdieb Nr.1412 genannt, obwohl ich eindeutig die Nummer 1 bin. Also, bist du einverstanden?“ „Kaito Kid? Der berühmte Meisterdieb? Shinichi hat mir einmal von ihm erzählt. Aber Conan hat dich geschlagen. Na gut, einverstanden. Und wehe, du brichst unseren Beschluss. Shinichi wird kein Haar gekrümmt.“ Kid nickt, doch bevor er verschwindet, nimmt er Ran noch einmal in den Arm. „Vergiss mich nicht, meine Kleine.“ Und der Meisterdieb drückt ihr einen sanften Kuss auf die rechte Backe und verschwindet. Ran lässt sich auf das Bett fallen. „Nein, ich werde dich ganz gewiss nicht vergessen, rätselhafter Meisterdieb. Gewiss nicht.“ Und wie in Trance berührt sie ihre rechte Wange.
Plötzlich klingelt es an der Tür.
Nach einem kurzen Blickwechsel mit Conan läuft Agasa zur Tür und öffnet. „Herr Kudo?“ Grinsend stehen Shinichis Eltern vor der Tür. „Wir wollten mal schauen, wie es unserem Sohn so ergeht. Wo ist er denn?“ „In der Bibliothek mit Kogoro Mori.“ Yukiko, die zuerst stürmisch voraus gelaufen war, den Wink Agasas aber verstand, betritt die Bibliothek. Yusaku bleibt erst noch mit dem Professor an der Tür stehen und sie besprechen etwas. „Sie werden Mori ablenken. Wir wollen mit unserem Sohn sprechen.“ Agasa nickt und sie folgen Shinichis Mutter. „Herr Mori, wo ist eigentlich ihre Tochter?“ „Stimmt ja, sie ist nach oben gelaufen. Vielleicht sollten wir sie suchen und nach Hause gehen. Ich mag dieses Haus nicht besonders. Es ist so düster.“ Agasa und Kogoro verschwinden und Yusaku und Yukiko wenden sich Conan zu. „Mein Junge, wie geht es dir?“ Conan muss eine Umarmung seiner Mutter ertragen, von der er sich schnell wieder lösen kann. Heiji lehnt sich grinsend an ein Regal und beobachtet die Szene.
„Mir geht’s prima. Ich fühl mich richtig wohl, wenn ihr nicht zu Hause seid.“ Yusaku setzt sich ungerührt an seinen Schreibtisch und schiebt seiner Frau einen Stuhl zu. Auch sie setzt sich und während sie Conan auf den Schoß nimmt, beginnt ihr Mann. „Junge, vor kurzem haben wir eine Mail erhalten, dass meine Notizen verschwunden seien. Ist das wahr?“ „Von wem ist die Mail? Ja, es stimmt. Woher ist sie?“ Conan blickt kurz zu Heiji, der zustimmend nickt. Er hatte die Mail geschickt.
Shinichi starrt seinen Vater unentwegt an, doch der grinst nur und hebt die Tischplatte hoch. Darunter zum Vorschein kommen die gesuchten Zeilen allerdings nicht. „Ich dachte, du hättest meine geniale Kombinationsgabe geerbt? Ach übrigens, darin gibt es ein Kapitel, das nur von Kaito Kid handelt. Er ist eine sehr interessante Person, musst du wissen.“ Conan seufzt und will auf den Boden springen, doch seine Mutter hält ihn fest. „Sag mal, wann verwandelst du dich denn jetzt wieder in Shinichi zurück?“ Der Junge fährt zusammen. „Nenn mich bitte Conan, klar? Du weißt doch, dass die Wände Ohren haben.“ Diesmal ist es Yukiko, die seufzt und sie gibt ihren Sohn frei. Heiji bleibt unbeweglich im Schatten eines Regals stehen.
Zuerst marschiert er ein wenig auf und ab, doch dann dreht sich Conan ruckartig um und starrt in eine Ecke. „Willst du nicht rauskommen?“ „Wenn ich das Kapitel über mich lesen darf?“ Langsam tritt die weiße Gestalt aus dem Schatten und eiskalt steuert Kid auf den Schreibtisch zu. Yusako steht, sich auf den Tisch gestützt, auf. „Hast du uns belauscht?“ Kid grinst. „Nun ja, immerhin habe ich einiges herausgefunden, was deine Freundin Ran interessieren würde, Shinichi Kudo. Ich habe sie gerade besucht.“ Der Schrei, der nun erklingt, gepaart mit dem eisig grinsenden Gesicht Kids, lässt Conan erschaudern. „Ran!“ Ohne nachzudenken, stürmt Conan nach oben, schlägt sich dabei aber vor lauter Hast mit der Hand seine Brille herunter, als er am Teppich stolpert. Auch Kogoro und Agasa kommen jetzt den Flur entlang gerannt und gemeinsam stürzen sie in Shinichis Zimmer.
Wie mit Kid besprochen, schrie Ran eine Weile nach dem Besuch des Meisterdiebs. „Ran, was ist los?“ Ran, die am Boden sitzt, starrt den Kleinen unentwegt an. Sie will etwas sagen, doch dann besinnt sie sich und schüttelt den Kopf. „Kid war hier. Er sagte irgend etwas, aber ich verstand es nicht. Dann verschwand er grinsend. Conan, ich hatte solche Angst.“ Filmtränen weinend, fällt Ran dem Kleinen um den Hals. In Conan bewegt sich etwas. Zorn steigt in ihm auf. Großer Zorn. „Conan, bevor er gegangen ist, hat er mich- geküsst.“, schluchzt das Mädchen, während sie sich fester um Conan klammert. Der Kleine allerdings rührt sich nicht. Er steht einfach nur da. Ein Außenstehender würde nicht erkennen, was in ihm vorgeht. *Kid, du wagst es! Na warte, ich werde dich kriegen! Verlass dich drauf! Lass meine Ran in Ruhe, sonst ergeht’s dir schlecht.* Conan verliert die Beherrschung. Er ballt die Hände zu Fäusten und senkt den Kopf. Ran bemerkt, wie der Junge zittert und schaut ihm in die zu Boden gesenkten Augen. *Es ist also wahr.*
Sie muss lächeln und schließt Conan wieder in die Arme. „Aber es ist gut, dass du jetzt wieder da bist.“ Nur leise flüstert sie, doch Conan hört sie nicht. Er reißt sich los, stürmt die Treppe hinunter, läuft in die Bibliothek. „KID!!!“ Immer noch grinsend hat sich der Dieb nun an ein Regal gelehnt und die Arme verschränkt. Kochend marschiert Conan auf ihn zu. „Hör mir gut zu, Kudo. Ich bekomme immer, was ich will. Und dreimal darfst du raten, was ich jetzt will. Nein, versuch`s erst gar nicht. Wir sehn uns wieder! Bis dann!“ „Kid! Bleib hier, du Feigling!“ Der Meisterdieb 1412 ist verschwunden. Conan setzt seine Brille, die er auf dem Weg nach unten mitgenommen hatte, wieder auf.
Ran, ihr Vater und Agasa kommen die Treppe herunter. Das Mädchen hat sich wieder erholt, dennoch besteht Kogoro darauf, seine Tochter jetzt sofort nach Hause zu bringen. Zuerst machen Kogoro und Agasa aus, dass Conan hier in der Villa bleibt, doch auf lautstarke Proteste von Ran hin, wird Conan doch zu den Moris gebracht. Erst jetzt bemerkt der Junge, dass seine Eltern bereits wieder verschwunden sind. Heiji quartiert sich mit Shinichis Einverständnis in der Villa ein.
Agasa packt dem Jungen augenzwinkernd ein paar Erfindungen in einen Rucksack und als Kogoro und Agasa sich noch ein wenig über Conans Versorgung unterhalten, ist der längst aus der Realität verschwunden. *Was will Kid von Ran? Die haben doch was ausgeheckt. Ich werde schon noch rausfinden, was. Aber erst einmal gilt es, zu ermitteln, wo Kid ist. Dieser verdammte Mistkerl! Egal, ob nun freiwillig oder nicht, Ran wurde von ihm geküsst. Das werde ich ihm nie verzeihen. Niemals! Kid, ich krieg dich! Auch wenn du aus Japan abhaust, werde ich dich verfolgen. Bis ans Ende der Welt! Nur du und ich, Meisterdieb Kaito Kid.*
Sie kommen Zuhause an und Conan verschwindet sofort auf sein Zimmer. Nachdem Ran ihrem Vater noch eine Moralpredigt über seinen Bierkonsum gehalten hat, macht auch sie sich fertig zum schlafen gehen. Doch sie schaut noch einmal zu dem Kleinen herein. Conan sitzt stumm am Fenster und starrt auf den schwarzen Himmel. Es sind keine Sterne zu sehen. Der Rucksack ist unberührt. Als sich Ran ans Fensterbrett lehnt und Conan anschaut, wirkt die Atmosphäre direkt düster und unheimlich.
„Conan? Was hast du?“ Conan rührt sich nicht. Unverwandt durchdringen seine Blicke das Dunkel der Stadt. „Kid hat dich nicht gezwungen. Er ist zu dir gekommen, um mit dir einen Pakt zu schließen. Vermutlich wird er für dich Shinichi finden. Und um es wie eine Art Überfall aussehen zu lassen, hast du den Schrei eingebaut. Nur schade, dass ich bemerkt habe, dass deine Tränen, deine Angst nur gespielt waren, was? Du dachtest wohl, wenn du ein bisschen Theater spielst, würde ich das nicht bemerken. Überhaupt hat es dir gefallen, wie Kid dich geküsst hat. Jedenfalls würde mich das nicht wundern. Ich bin nicht so dumm, wie ihr Erwachsenen immer meint. Natürlich kann ich zwischen gespielten und echten Gefühlen unterscheiden. Kam euch noch nie in den Sinn, dass Kinder viel besser unterscheiden können, als Erwachsene?“ Zuerst sprach Conan zögernd, doch dann sprudelte es förmlich aus ihm heraus. Nun senkt Ran den Kopf. Als sie spricht, zittert ihre Stimme.
„Du hast Recht, Conan. Mir hat es gefallen, wie Kid mich geküsst hat. Und ich habe ihn auch wirklich damit beauftragt, Shinichi zu finden. Ich habe einfach Angst um ihn und will ihn so schnell es geht wieder zurück. Kannst du das denn nicht verstehen? Ich sah in Kid Shinichi. Als er mich küsste, fühlte es sich an, als würde mich Shinichi küssen.“ „Woher weißt du denn, wie Shinichi küsst? Ihr habt euch doch noch nie geküsst.“ Ran stockt. „Woher
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