Fanfic: Doppelleben - Kapitel 6 - Teil 2

Genma zu suchen. Doch sie mussten nicht weit gehen, denn gerade als sie die Haustür öffneten, flog Genma an ihnen vorbei und knallte krachend gegen die Wand.


Er fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Völlig perplex starrten Ranma und Akane ein Mädchen mit dunklen langen Haaren an, das eine Art riesigen Spachtel in der Hand hielt. Damit hatte sie Genma wohl dorthin befördert, wo er jetzt lag.


Ranma: „W-Wer bist du? Und wieso hast du meinen Vater verprügelt?“


Ukyo: „Ich bin Ukyo Kuonji. Und ‚den’ da habe ich verprügelt, weil er mir vor langer Zeit meinen Okonomiyaki-Karren geklaut hat!“


Plötzlich zuckte Ukyo zusammen.


Ukyo: „’Was’ hast du eben gesagt? Das ist dein Vater? Das heißt, du bist…Ranma!“


Akane: „Woher weißt du das denn?“


Ranma: „Woher kennst du meinen Namen?“


Ukyo: „Erinnerst du dich denn nicht mehr?“


Ranma: „Erinnern? Woran?“


Ukyo: „Du hast es also wirklich vergessen…dann werde ich dich wieder daran erinnern!“


Und schon hatte sie Ranma eins mit ihrem Riesenspachtel übergezogen. Ächzend sank dieser zu Boden.


Akane: „Hey! Was fällt dir ein?“


Ranma rappelte sich auf und sprang zu seinem Vater. Wie wild schüttelte er Genma, bis dieser langsam seine Augen öffnete und stöhnte.


Ranma: „Was hat das hier schon wieder zu bedeuten? Was hast du jetzt wieder gemacht?“


Genma: „Nun ja…sie ist…deine Verlobte!“


Es herrschte Totenstille. Alle starrten Genma an.


Genma: „Damals, als wir noch in China waren, hast du ihrem Vater einen Okonomiyaki gestohlen. Ihr Vater ist nämlich ein Okonomiyaki-Bäcker. Da ich natürlich kein Geld hatte, den Okonomiyaki zu bezahlen, musste ich uns irgendwie aus der Schlinge ziehen. Also habe ich ihrem Vater versprochen, dass du später Ukyo heiraten und in der Bäckerei helfen wirst.“


Ukyo: „Und jetzt bin ich hier! Was fällt dir eigentlich ein, einfach so abzuhauen? Ohne mich mitzunehmen?“


Und wieder fiel Ukyo über Ranma her. Als sie fertig war, rappelte sich Ranma stöhnend wieder auf. Plötzlich umarmte Ukyo Ranma.


Ukyo: „So, nachdem diese Dinge geklärt wären, können wir jetzt ja heiraten!“


Entgeistert starrten Ranma und Akane sie an. Ranma drückte Ukyo von sich weg.


Ranma: „Das wird wohl nichts. Ich bin nämlich schon verlobt.“


Diesmal war es an Ukyo, entgeistert zu starren.


Ukyo: „Aber…das kannst du mir nicht antun! Früher sind wir doch so…vertraut miteinander umgegangen!“


Akane: „Vertraut?“


Sie zog eine Augenbraue hoch, tief in ihr keimte ein schrecklicher Verdacht.


Ranma: „Akane, es ist nicht so, wie es scheint!“


Ukyo: „’Was’? Du willst doch nicht etwa behaupten, dass du ‚das’ vergessen hast?“


Ranma sah Akane immer verzweifelter an. Er hatte keine Ahnung, wovon Ukyo da redete. Mit Entsetzen sah er, wie Akane in Tränen ausbrach. Akane gab Ranma eine schallende Ohrfeige, dann drehte sie sich um und rannte davon.


Ranma: „Akane!“


Er wollte ihr hinterher rennen, aber Ukyo fiel ihm schluchzend in die Arme und hinderte ihn so daran.


Ukyo: „Ranma, das kannst du mir nicht antun!“


Ranma: „Verflucht, was soll denn damals bitte gewesen sein? Wir haben miteinander gespielt! Na und? Ich liebe dich ‚nicht’! Klar?“


Ukyo löste sich von ihm und starrte ihn entsetzt an. Plötzlich fing sie an zu kichern.


Ukyo: „Das eben war wohl deine Verlobte, was? Dann können wir jetzt ja heiraten, so wie die geheult hat!“


Das war zuviel für Ranma. Ein gewaltiger Knall hallte durch das Haus. Mit entsetzen starrte Ranma auf seine eigene Hand. Er hatte noch nie in seinem Leben ein Mädchen geschlagen, das gehörte sich einfach nicht. Doch soeben hatte er das Tabu gebrochen.


Ukyo sah Ranma völlig entgeistert an. Dann brach sie in Tränen aus und rannte ebenfalls davon. Ranma wollte ihr nachlaufen, doch dann fiel ihm Akane wieder ein.




Ryoga irrte wieder einmal durch die Stadt, auf der Suche nach dem Haus der Tendos. Als er gedankenverloren um eine Ecke bog, lief er genau in ein Mädchen hinein, dass ihm schluchzend entgegen gerannt kam. Beide stürzten hart zu Boden.


Ryoga sprang auf und half dem Mädchen ebenfalls hoch. Mitleidig sah Ryoga das Mädchen an.


Ryoga: „Alles in Ordnung mit dir?“


Das Mädchen nickte nur heftig und wollte weiterlaufen, aber Ryoga hielt es am Arm fest. Dann drückte er dem Mädchen ein Taschentuch in die Hand. Verwundert sah es ihn an und vergaß völlig, weiterzuweinen.


Ryoga: „Ähm…habe ich was falsch gemacht? Ich wollte doch nur behilflich sein!“


Mädchen: „Nein…aber…bei uns in China sind die meisten nicht so freundlich. Nur einer war es…“


Damit brach sie wieder in Tränen aus. Ratlos und verlegen schaute Ryoga sie an. Er hatte keine Ahnung, wie man mit solch einer Situation umging.


Ryoga: „Öhm…willst du mir vielleicht erzählen, was passiert ist? Vielleicht geht es dir dann ja besser!“


Das Mädchen nickte leicht. Also führte Ryoga es in den Park, wo sie sich auf einer Bank niederließen. Je mehr ihm das Mädchen erzählte, desto mehr hatte er das Gefühl, dass es sich nur um einen Jungen handeln konnte.


Ryoga: „Sag…heißt der Junge zufällig Ranma?“


Ukyo sah ihn erstaunt an.


Ukyo: „Ja! Kennst du ihn?“


Ryoga: „Und ob ich ihn kenne! Er ist mein Freund…mehr oder weniger. Aber dieses Mal ist er wohl ein wenig zu weit gegangen! So was von unverfroren!“


Plötzlich warf sich Ukyo schluchzend an seine Brust.


Ukyo: „Du bist so nett zu mir!“


Verlegen grinsend und knallrot kratzte Ryoga sich am Kopf. Wieder hatte er nicht die leiseste Idee, wie er reagieren sollte. Noch nie war ihm ein weibliches Geschöpf so nah gewesen, wie ihm gerade bewusst wurde.


Und wie immer in solch einer Situation reagierte Ryoga völlig über. Die wildesten Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, irre lachend sah er in die Ferne. Als er allerdings bemerkte, dass Ukyo ihn verwirrt ansah, riss er sich schnell wieder zusammen.


Ryoga: „Wegen Ranma…ich glaube, den kannst du vergessen. Du hättest mal sehen sollen, wie sehr er und Akane, das ist seine Verlobte, sich geküsst haben…“


Ukyo: „Aber diese Akane hat ihm doch eine Ohrfeige gegeben und ist dann weggerannt…“


Weiter kam Ukyo nicht, denn Ryoga sprang auf und lief so schnell er konnte davon. Völlig verwirrt sah Ukyo ihm nach.


Ukyo: *Irgendwie ist er ja ganz süß…aber andererseits ist er auch äußerst komisch…*


Noch verwirrter war Ukyo, als Ryoga plötzlich keine fünf Minuten später völlig außer Atem wieder bei der Parkbank ankam, jedoch aus der anderen Richtung, in die er vorher gelaufen war. Schnaufend ließ Ryoga sich auf die Parkbank fallen.


Ukyo: „Ähm…was ist denn los?“


Ryoga: „Ach…nichts….wie heißt du eigentlich?“


Geschickt lenkte er das Thema von Akane weg.


Ukyo: „Ich bin Ukyo Kuonji. Ich komme aus China, mein Vater ist Okonomiyaki-Bäcker, und ich werde eines Tages in seine Fußstapfen treten. Und du?“


Ryoga: „Ich heiße Ryoga Hibiki.“


Ukyo: „Sag mal, Ryoga, wieso bist du denn eben im Kreis gerannt?“


Ryoga kratzte sich wieder einmal verlegen am Kopf.


Ryoga: „Nun ja…du musst wissen, ich habe so gut wie keinen Orientierungssinn. Das liegt irgendwie in der Familie!“


Ukyo: „Ach so! Und wo wolltest du hin?“


Ryoga: „Dir kann ich es ja sagen…ich liebe Akane…und ich dachte, vielleicht habe ich ja noch eine Chance, wenn sie Ranma geschlagen hat. Aber mir ist gerade klar geworden, dass ich nie eine Chance bei ihr haben werde. Den einzigen, den sie liebt, ist Ranma.“


Ukyo: „Bei mir ist es fast genauso mit Ranma! Da haben wir ja was gemeinsam!“


Ryoga fiel in ihr Lachen ein.


Ryoga: „Sag mal…was machst du denn jetzt? Hast du irgendwelche Pläne?“


Ukyo: „Ja. Ich glaube, ich werde ein Okonomiyaki-Restaurant hier in Nerima eröffnen.“


Ryoga: „Wirklich? Das ist ja toll!“


Ukyo: „Und du? Was willst du machen?“


Ryoga: „Ich weiß es nicht. Ich bin mein ganzes Leben durch die ganze Welt gelaufen, ohne ein wirkliches Ziel vor Augen zu haben.“


Ukyo: „Mh…ich könnte vielleicht noch einen Küchengehilfen oder einen Kellner gebrauchen…hättest du Interesse?“


Ryoga: „Interesse schon, aber ich finde ja noch nicht mal von der Küche zu einem Tisch!“


Ukyo: „So schlimm wird es schon nicht sein! Aber ich muss erst einmal ein passendes Haus finden und Geld von meinem Vater erbeten.“


Desto mehr Ukyo Ryoga erklärte, wie sie sich das Restaurant vorstellte, desto mehr begeisterte sich Ryoga für die Idee. Doch dann kam ihn ein schrecklicher Gedanke.


Ryoga: „Ähm, Ukyo? Deine Okonomiyakis…schmecken die denn auch? Also, kannst du die gut machen?“


Ukyo lachte: „Mach dir darüber keine Sorgen! Ich bin so ziemlich die beste Okonomiyaki-Bäckerin aus ganz China! Du kannst dich gerne davon überzeugen!“


Ryoga: „Nein, wenn du es sagst, glaube ich es dir.“




Ranma hatte keine Ahnung, wohin Akane gelaufen war. Aber irgendein Instinkt sagte ihm, dass er sie am Meer finden würde. Und tatsächlich, auf der höchsten aller Klippen saß sie und starrte auf die tosenden Wellen hinaus. Keuchend sank Ranma auf die Knie. Als er wieder bei Atem war, stand er auf und näherte sich Akane langsam. Er konnte nur ihren Rücken sehen. Aber auch ohne ihr Gesicht zu sehen wusste er, wie sie sich fühlen musste.


Sanft und vorsichtig sprach Ranma sie an.


Ranma: „Akane?“


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