Fanfic: Crossworlds IV - Teil 2
weiterzetern. Abgesehen davon, das es in ihren Augen amüsiert
blitzte, blieb ihr Gesicht emotionslos.
Kobalt war sich sicher das Smaragd den Wissenschaftler wieder mit Absicht
auf die Palme gebracht hatte. Mit einem lauten Räuspern verschaffte er sich
Aufmerksamkeit. "Nun, wie schreiten die Untersuchungen voran? Habt ihr
neue Ergebnisse vorzuweisen?"
Sofort hörte Achat auf zu schreien. "Wir bewegen uns im Kreis," sagte er in
wesentlich ruhigeren Tonfall. "Ich konnte zwar die Schwachpunkte der
einzelnen Senshi herausfinden, aber das würde nur nützen wenn wir sie alleine
erwischen könnten. Gemeinsam sind sie ein perfektes Team, was die Eine nicht
kann ist die Spezialität der Anderen."
"Oder vielleicht bist du nur zu blind um das Offensichtliche zu sehen, alter
Knacker," bemerkte Smaragd spitz.
Achat lief schon wieder rot im Gesicht an, aber Kobalt brachte ihn mit einer
Handbewegung zum Verstummen, bevor er irgend etwas sagen konnte. "Der
Meister wünscht baldige Resultate zu sehen, das wißt ihr. Also versucht es
weiter bis ihr eine brauchbare Idee habt."
"Brauchbare Ideen habe ich genug, aber die Hexe hier," sagte Achat mit einem
Blick zu Smaragd, "ist einfach nicht in der Lage einen vernünftigen Dämon
zu beschwören." Besagte Hexe lächelte nur frostig.
"Eure kindischen Streitereien sind mir egal, ihr werdet einen neuen Versuch
starten. Jetzt gleich!" kommandierte Kobalt.
^Jetzt gleich, jetzt gleich,^ äffte die Magierin in Gedanken, ^wenn der wüßte
wie schwer das ist einen Youma zu beschwören.^ Äußerlich blieb sie dabei wie
gewohnt emotionslos. "Natürlich, Kobalt," sagte sie ruhig und rief dann laut
zur Seite gewandt: "Bernstein, wir müssen noch mal. Kommst du bitte?"
"Nö, hab´ heute keinen Bock mehr," kam die Antwort.
Während Achat sich ein Lachen verkniff, wandte sich Smaragd mit einem
Schulterzucken an Kobalt. "Bernstein scheint heute nicht mehr in Form zu
sein. Es sieht so aus als würde heute keine Beschwörung mehr stattfinden."
Sie sah nicht so aus als würde es ihr leid tun, immerhin ersparte es ihr
eine Menge Arbeit.
Kobalt preßte zornig die Lippen aufeinander, dann ging er abrupt los und zog
eine der Schiebetüren auf, die in den Wänden des Dojo eingelassen waren.
Damals waren hier die Quartiere von Samurai gewesen, jetzt bewohnten sie
selbst die Zimmer.
Als er die Tür aufstieß, grinste ihm ein jugendliches Mädchen mit langen
blonden Haaren an und ließ gerade eine Kaugummiblase zerplatzen. "Hi Kahlkopf.
Nett das du dich auch mal wieder blicken läßt," sagte sie und wandte sich
wieder ihrem Manga zu.
Kobalts Gesicht versteinerte. Wäre Bernstein für die Mission nicht
unerläßlich gewesen, er hätte sie längst hinausgeworfen. Aber leider war es
nicht die Aufgabe des alten Chinesen, zu entscheiden wer blieb und wer nicht;
der Meister hatte sie alle ausgewählt und zusammengeführt, und der Meister
würde auch entscheiden wenn jemand ging. Also biß er die Zähne zusammen und
knurrte: "Beweg deinen Hintern in Richtung Zirkel, aber ein bißchen
plötzlich. Und hör mit den Anspielungen auf meine Frisur auf."
Das blonde Mädchen verdrehte die Augen, folgte dann aber seiner Anweisung,
wenn auch nur widerwillig. "Von was für einer Frisur redet der überhaupt?"
murmelte sie im Vorbeigehen.
"Das habe ich gehört."
"Pffft," machte Bernstein und nahm ihren Platz am Rand des magischen Kreises
ein. Smaragd hatte sich bereits auf der anderen Seite positioniert. Beide
Frauen hoben die Hände vor den Körper, und ein sanftes Glühen begann von
ihnen auszugehen. Die Symbole auf dem Boden erwachten eines nach dem anderen
zum Leben und fingen ebenfalls an zu leuchten.
Kurz darauf stieg vom Kreis selbst ein Vorhang aus Licht auf, und ein dumpfes
Summen lag in der Luft.
"Klinka, Imra ..." begann Smaragd.
Bernstein ließ die Hände sinken und lief in Richtung ihres Zimmers. Sofort
erlosch das Leuchten.
"Bernstein!" rief die ältere Magierin, und versuchte hastig die entstehende
magische Feedback-Schleife unter Kontrolle zu bringen. ^Was fällt diesem
Kind ein einfach so die Beschwörung abzubrechen?^ schimpfte sie in
Gedanken.
"Aber ich habe kein Lesezeichen in meinen Manga gelegt, und wenn der Wind
jetzt die Seite verschlägt ..." rief Bernstein im Laufen.
Die anderen sahen ihr mit Schweißtropfen am Hinterkopf nach. Als sie wieder
aus ihrem Zimmer kam stellte sich ihr Kobalt wütend in den Weg. "Was FÄLLT
dir überhaupt ein? Noch so ein Scherz und du fliegst-"
"Laß sie doch," wurde er von einer ruhigen und dunklen Stimme hinter ihm
unterbrochen. "Du weißt, sie ist eben noch ein Kind."
Geräuschvoll klappte Kobalt den Mund wieder zu, sein Herz schien einen
Schlag übersprungen zu haben. Er hatte nicht gehört das sich jemand ihm
genähert hatte, er hatte nicht einmal gemerkt das noch eine fünfte Person mit
im Raum war.
Kobalt drehte sich um und blickte Jade ins Gesicht. Er mußte dazu den Kopf in
den Nacken legen, denn Jade war im wahrsten Sinne des Wortes ein Hüne: Mehr
als 2,10m groß, schulterlanges blondes Haar und vom Aussehen her eher
europäischer Abstammung. Trotzdem konnte er sich mit der Geschmeidigkeit
einer Katze bewegen, sonst wäre es ihm nie gelungen sich so an Kobalt
heranzuschleichen.
Und er war muskulös. Unglaublich muskulös, er hatte Schultern wie ein Schrank
- zwei normale Menschen konnten sich leicht hinter ihm verstecken - und seine
Arme sahen aus, als hätten es einmal Beine werden sollen. Jades Bizeps
entspracht mit Sicherheit seinem Kopfumfang.
Was nicht bedeutete das der Riese dumm war, im Gegenteil: Unter den blonden
Haaren verbarg sich ein messerscharfer Verstand, und Kobalt war sich bis
heute nicht sicher ob er ihm trauen konnte, oder ob Jade noch persönliche
Gründe hatte um in dieser Gruppe zu sein.
^Aber das ist nicht meine Sorge,^ dachte der kahlköpfige Chinese, ^solange
seine Ziele die gleichen sind wie unsere. Und wenn er sich gegen uns stellen
sollte, nun, dann wird ihn Brightwing schon beseitigen.^
Bernsteins Rückkehr riß ihn wieder aus seinen Gedanken. "Sie ist kein Kind,"
knüpfte er an Jades Kommentar an, "sondern ein aufmüpfiges, ungehorsames
und ungezogenes Balg, und ich-?" Er brach ab, der Hüne war nicht mehr neben
ihm, sondern stand jetzt abseits des Kreises und im Hintergrund. Kobalt
erinnerte sich jetzt das er vorhin dort auch schon gestanden hatte, aber
irgendwie schien er dort nicht aufzufallen. ^Unheimlich,^ dachte er und
wandte sich wieder dem Geschehen zu.
Smaragd und Bernstein hatten wieder an gegenüberliegenden Seiten des Kreises
Stellung bezogen. Schnell begannen wieder die arkanen Symbole auf dem Boden
zu leuchten, und auch das dumpfe Summen war zu hören. Von der Kreislinie
selber schien ein Springbrunnen aus Helligkeit emporzusteigen, hinter dem die
gegenüberliegende Wand nur noch unscharf zu erkennen war.
"Klinka, Imra," fing Smaragd die Beschwörung ein zweites Mal an, "Myrion,
Tin Qua!"
Das Summen verstärkte sich und in der Mitte des Zirkels, genau im Zentrum
des Pentagramms, begannen sich Umrisse zu formen. Zuerst war es nur
schemenhaft zu erkennen, aber mit der Zeit nahm es immer mehr Gestallt an
bis im Kreis schließlich etwas stand das an eine Mischung aus Mann und
Kaktus erinnerte.
Die Zeichen am Boden erloschen wieder, und auch das Glühen der selber
verschwand. Die zwei Magierinnen atmeten erschöpft aus als sie den Youma
endlich vollständig in diese Dimension geholt hatten. Nur der Vorhang aus
Licht, der von der Kreislinie aufstieg und eine Art Schutzwall bildete, blieb
erhalten.
Und das war auch gut so, denn dem Kakteenmann schien es überhaupt nicht zu
gefallen, das er aus dem Negaversum herausgerissen wurde. Mit einem aggressiven
Zischen sprang er auf die nächste Person in Reichweite zu, in diesem Fall
Smaragd. Diese blieb seelenruhig stehen. Nicht mal dreißig Zentimeter vor ihr
traf Mr.Stachelkopf auf die Lichtbarriere und prallte zurück.
Während der Youma zornig und schreiend auf das Hindernis einschlug, meinte
Smaragd beiläufig zu ihrer Kollegin: "Bernstein, würdest du unseren Gast
wohl etwas beruhigen? Bevor er anfängt mich zu nerven und ich ihn in einen
Eisklotz verwandle."
Bernstein nickte, ging zu Smaragd rüber und starrte dem Youma eindringlich in
die Augen. Erst geschah nichts, dann wurden seine Bewegungen langsamer bis er
schließlich regungslos stehen blieb.
"Diese Wesen sind so leicht zu brechen, es ist fast schon langweilig," sagte