Fanfic: Doppelleben - Kapitel 9 - Teil 2

das?"


Lars wollte es ihr geben, rutschte aber ab, so dass die Kugel zwischen die Beiden auf die Bank fiel. Kaum hatte der Wächter die Bank berührt, fing er an, sich auseinanderzuklappen. Völlig verblüfft starrte Shampoo dem mechanischen Vorgang zu. Lars kannte das zwar schon, war aber trotzdem immer wieder davon fasziniert.


Schließlich hatte sich der Wächter wieder zu einer großen Halbkugel ausgeklappt, so wie Lars ihn damals bei dem Antiquitätenhändler vorgefunden hatte. Vorsichtig nahm Lars den Ring aus der Halterung, wobei er errötete.


Lars: "Shampoo...Ich möchte dir, als Zeichen meiner unendlichen Liebe zu dir, diesen Ring schenken."


Mit großen, glänzenden Augen sah Shampoo abwechselnd Lars und den Ring an. Langsam streckte sie die Hand aus, so dass Lars Shampoo den Ring an den Finger stecken konnte. Verlegen meinte Lars:


"Ich hoffe, er gefällt dir!"


Freudig betrachtete Shampoo den Ring und strich mit der anderen Hand vorsichtig, beinahe ehrfurchtsvoll darüber. Leise flüsterte sie:


"Er ist wunderschön..."


Sie krümmte ihre Hände, barg die Hand mit dem Ring in der anderen und drückte sie an die Brust. Jetzt hatte sie nur noch Augen für Lars, der sich freute, dass Shampoo der Ring gefiel.


Shampoo: "Danke! Vielen Dank! Du glaubst nicht, wieviel mir dieser Ring bedeutet...Ich liebe dich!"


Mit diesen Worten warf sie sich in Lars Arme und presste ihre Lippen fest auf seine. Viele, viele Küsse später saßen sie immer noch auf der Bank und genossen den Sternenhimmel und die romantische Athmosphäre. Als Shampoo aber kalt wurde, schlenderten sie langsam wieder nach hause zurück.


Todmüde ließen sie sich ins Bett fallen. Weniger als eine Minute nachdem Lars Shampoo einen Gutenachtkuss gegeben hatte, war sie in seinen Armen eingeschlafen. Lars war kurz davor, ihr ins Reich der Träume zu folgen, als ein Gedanke ihn hochschrecken ließ.


Lars: *Habe ich den Wächter eigentlich wieder mitgenommen? Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern...*


Da fiel sein Blick auf seinen Schreibtisch, auf dem sich vor dem hellen Fenster der Umriss einer Kugel, die nicht wirklich eine war, da sie keine glatte Oberfläche hatte, abzeichnete. Erleichtert sank er zurück auf das Kissen.


Lars: *Komisch...ich hätte schwören können, dass ich ihn auf der Bank vergessen habe...*


Doch dann war er auch schon eingeschlafen.




Am nächsten Morgen wachte er wieder früh auf. Er ging hinunter in die Küche, da er starken Hunger verspürte, musste aber verbittert feststellen, dass nur noch Brot vorhanden war. Da er darauf nicht unbedingt Appetit verspürte, legte er Shampoo einen Zettel auf das Kopfkissen und verließ das Haus, um Brötchen zu kaufen.


Als er eine Viertelstunde später feststellte, dass die Bäckerei wegen Umbauarbeiten geschlossen hatte und er nun eine Wegstrecke von einer halben Stunde vor sich hatte, um an frische Brötchen zu kommen, war er kurz davor, umzudrehen.


Aber da er Shampoo keine falschen Hoffnungen machen wollte, zwang er sich schließlich doch dazu, den Weg auf sich zu nehmen. Eine geschlagene Stunde später schloss er die Haustür auf. Während er die Schuhe auszog, warf er einen Blick auf seine Armbanduhr.


Lars: *Elf Uhr und Shampoo ist immer noch nicht wach?*


Er zog sich die Jacke aus und hängte sie auf.


Lars: "Shampoo?"


Er runzelte die Stirn, betrat das leere Wohnzimmer und ließ die Brötchentüte langsam auf den Tisch gleiten. Langsam ging er an der Küche vorbei auf die Treppe zu. Plötzlich meinte er hinter sich ein leises Klappern zu vernehmen. Erschrocken fuhr er herum, aber niemand war zu sehen.


Lars: "Shampoo? Bist du da?"


Vorsichtig stieg er die Treppe empor. Er öffnete die Tür zu seinem Zimmer und fand ein leeres Bett vor. Verwundert ging er ins gegenüberliegende Badezimmer, dessen Tür offen stand. Ein noch feuchtes Handtuch hing neben der Dusche.


Lars: *Geduscht hat sie also, dann ist sie wohl schon wach. Vielleicht ist sie weggegangen? Mal sehen, ob ihre Klamotten noch da sind.*


Doch in der Badezimmertür blieb er abrupt stehen. Dann ließ er sich langsam vor seiner Zimmertür nieder und betrachtete mit einem unheimlichen Gefühl das ungefähr zwanzig Zentimeter Hohe und dreißig Zentimeter Breite Loch, dass er vorher anscheinend übersehen hatte. Von dem herausgebrochenen Stück fehlte jede Spur.


Lars: "Was zur Hölle..."


Er stand auf und öffnete vorsichtig die Tür. Doch drinnen war immer noch niemand. Aber auch Shampoos Kleidung konnte er nicht entdecken.


Lars: *Dann scheint sie also wirklich außer Haus zu sein. Vielleicht hat sie meinen Zettel übersehen...*


Lars: "Shampoo?"


Er lief die Treppe hinunter in die Küche. Wie vom Schlag getroffen blieb er stehen und betrachtete mit vor Erstaunen weit aufgerissen Augen die Küche. Alle elektronischen und mechanischen Geräte waren von irgendjemand ausgeschlachtet worden, über den gesamten Küchenboden verteilt lagen Kabel, zerschlagenes Geschirr und Besteck.


Lars: "Verdammt nochmal! Einbrecher! Das musste ja wieder mir passieren..."


Dann fiel ihm Shampoo ein.


Lars: *Oh mein Gott...Entführer?*


Er stürmte die Treppe hinauf und war im Begriff, in sein Zimmer zu rennen, als er plötzlich und abrupt abbremste. Langsam drehte er sich um.


Lars: *Da war doch ein Geräusch...*


Im Zeitlupentempo und mit so stark klopfendem Herzen, dass er meinte, man könnte es im ganzen Haus hören, näherte er sich der Tür zu dem Schlafzimmer seiner Eltern, aus dem ein eigenartiges, klapperndes Geräusch kam. Angstschweiß bildete sich auf seiner Stirn, sein Atem ging so schnell, dass er schon fast hyperventilierte. Sein Adrenalinspiegel schien ins Unendliche zu steigen, sein Herz zu bersten. Langsam legte er seine zitternde Hand auf den Türgriff.


Dann, Millimeter für Millimeter, drückte er die Klinke hinunter. Als sie den Anschlag berührte riss er sie mit einem Ruck auf.




Und das, was er dann sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Es übertraf all seine Befürchtungen. Mit aufgerissenen Augen und Mund begutachtete er die Szenerie. Das Schlafzimmer seiner Eltern war anscheinend zu einer Fabrik umfunktioniert worden. Alles funktionierte von alleine, überall sprühten Funken, schraubten, bogen und schweißten Roboterarme Teile zusammen. Roboterarme aus den Geräten seiner Küche.


Plötzlich lief ein kleines, spinnenartiges Metalltier klappernd mit einem Kabel zwischen den zwei Zangen durch seine Beine hindurch. Wie ein Blitz durchschoss ihn die Erinnerung an das klappernde Geräusch, kurz nachdem er das Haus betreten hatte. Doch inmitten der klappernden, summenden, zischenden und brummenden Maschinen stand Shampoo.


Lars: "Shampoo?"


Ein entsetztes, verzweifeltes Keuchen entsprang seiner Kehle, als er den Wächter des Ringes am Hinterkopf von Shampoo entdeckte. Er hatte ebenfalls eine spinnenartige Form angenommen und schien sich an Shampoos Kopf festzuklammern. Ihr Gesicht schien zum Glück unversehrt zu sein, wie Lars irgendwo in seinem Hinterkopf feststellte. Doch die rechte Hälfte ihres Körpers war vom Fuß bis zum Hals umgeben von Kabeln. Im Unterbewußtsein verglich er sie fast mit einem Borg aus Star Trek.


Erst jetzt bemerkte Lars, was die Maschinen herstellten. Sie bauten noch mehr dieser kleinen Spinnenkreaturen, die durch Lars Beine gelaufen war.


Lars: "Was zur Hölle geht hier vor?"


Völlig entsetzt starrte er Shampoo an, die sich zu langsam, aber völlig menschlich, als wäre nichts geschehen, zu ihm umdrehte. Mit großen Augen starrte sie ihn an. Dann, langsam aber sicher, hob sie ihren rechten Arm. An mehreren Stellen lösten sich aus dem Shampoo bedeckenden Panzer aus Kabeln und Metall wieder diese spinnenartigen Metalltiere und machten sich an ihrer auf Lars zeigenden Hand zu schaffen. Innerhalb von Sekunden hielt Shampoo eine metallene Armbrust auf Lars gerichtet. Er registrierte, wie die Metallkreaturen wieder mit dem Wirrwarr von Kabeln und Metall verschmolzen.


Bewegungsunfähig, völlig gelähmt von diesem faszinierenden und zugleich abschreckenden Anblick starrte Lars Shampoo einfach nur an. Erst war er sich nicht sicher, aber dann sah er es: In ihren Augen stand das blanke Entsetzen geschrieben. Eine Träne lief ihre Wange hinunter. Leise, so leise, dass man es kaum verstehen konnte, flüsterte Lars:


"Nein..."


Er verstand, dass es hier zu Ende war. Unwillkürlich musste er an den Anfang dieses Abenteuers denken. Bilder schossen in Gedanken an ihm vorbei, Ranko gejagt vom Panda, Ryoga als kleines Schwein, und Shampoo. Immer wieder Shampoo.


Dann, im selben Augenblick, in dem Shampoo wider ihren Willen abdrückte, ließ Lars einfach los vom Leben und ließ sich nach hinten fallen. Der Metallbolzen bohrte sich mit einer unglaublichen Kraft durch seine Brust direkt ins Herz. Verzweifelt versuchte es zu überleben, doch schon nach kurzem Kampf hörte es auf zu pochen.
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