Fanfic: Die Vergangenheit kann man nicht begraben I

will Akane nicht ewig alleine lassen!“ Leoni nickte und begann zu erzählen:




„In alten Überlieferungen wird von Irrlichtern berichtet. Menschen, die sich im Nebel, in der Nähe von Sümpfen oder Wäldern verliefen, trafen auf eigenartige Lichtreflexe. Sie huschten an ihnen in einigem Abstand vorbei und spendeten ihnen Licht, dass sie auch des öfteren aus ihrer misslichen Lage befreite.


Doch in manchen Erzählungen wurden Menschen durch diese kleinen Lichter irregeführt und immer weiter ins Verderben geleitet. Personen, die aus dieser Situation befreit wurden, starben unter mysteriösen Umständen ein paar Tage später. Angeblich wurden sie durch ein altes Schwert getötet, welches in den Händen einer vermummten Gestalt lag. Niemand weiß, wer diese Gestalt ist, aber sie verfolgt die Menschen, die einmal mit den Irrlichtern im sylvanischen Wald in Berührung gekommen sind.


Und uns, nein Akane, wird von derselben Gestalt gejagt!“




Ranmas rechtes Auge begann zu zucken. So einen Unsinn hatte er ja schon lange nicht mehr gehört.


„Und das soll ich dir glauben? Seit wann gibt es einen sylvanischen Wald UND Irrlichter?“


Leoni zuckte mit den Schultern.


„Es gibt sie nicht. Aber trotzdem hat Akane sie gesehen.“


Ranma verstand gar nichts mehr. Er hatte noch nie an Übernatürliches geglaubt und erstrecht nicht an Legenden, die einen verfolgen.


„Das ist ja wie in einem schlechten Horrorfilm!“


„Ja, vielleicht. Wir wissen auf jeden Fall, dass dieser Typ so krank ist, dass er sie umbringen will. Eine labile Persönlichkeit, die zuviel von diesen Büchern gelesen hat. Und er scheint sich in den Kopf gesetzt zu haben, Akane ein wenig zu jagen.


Hör zu, ich erzähl dir das nur einmal. Ich will es nämlich selbst vergessen, auch wenn ich es nur gesehen habe:




~ ~ Flashback ~ ~




Es war vor 2 Jahren, als wir vier uns auf eine kleine Trainingsreise gemacht hatten. Wir standen wieder einmal kurz vor einem Turnier und waren alle in miserabler Form. Also beschlossen wir eine Woche in einer Art Jugendherberge zu bleiben. Sie war groß, und von Wald umgeben. Dort hörten wir auch das erste Mal von dieser Legende. Angeblich sollten ein paar Schüler diese Irrlichter gesehen haben.


Wir haben uns nicht weiter darum geschert, weil wir grundsätzlich nichts von Hokuspokus halten. Aber dann verschwand Akane eines Abends. Sie hatte sich bei ihrem Training im Wald verlaufen. Wir hatten sie zwar gesucht, aber als der Nebel aufzog mussten wir es bis zum nächsten Morgen aufgeben.


Wir waren die ganze Nacht wach, denn wir machten uns schreckliche Sorgen. Im Morgengrauen tauchte sie tatsächlich von alleine wieder auf. Sie erzählte uns eine verrückte Geschichte über Irrlichter, die sie zu einer komischen Gestalt geführt hatte. Sie sagte auch später, dass dieser Typ ihr gesagt hatte, er würde die Legende des sylvanischen Waldes an ihr weiterführen.


Natürlich waren die Irrlichter nicht echt. Ein Verrückter eben, der mit ein paar technischen Mitteln das ganze nachgestellt hatte. Trotzdem hatte er ihr angedroht sie zu verfolgen.




Wir fuhren nach der Woche zurück ohne etwas von ihm gesehen zu haben. Und so begann das Turnier. Wir hatten es auch schon fast vergessen, als Akane uns kurz vor dem Finale auf eine vermummte Gestalt aufmerksam machte. Akane war von uns dreien bis zum Finale gekommen und musste nun gegen diese Person kämpfen. Ich weiß noch, wie sie sagte, dies sei der Typ aus dem Wald. Wir hatten uns alle noch darüber amüsiert, dass dieser Typ tatsächlich hinter uns hergekommen war. Doch dann begann der Kampf.




Ich habe es gar nicht richtig mitbekommen, denn Marlon hatte zur gleichen Zeit den Kampf um Platz 3. Ich stand zwischen den beiden Matten. Rechts von mir Akane, links von mir Marlon. Plötzlich traf mich reflektiertes Licht ins Auge und ich wand meinen Kopf zu Akanes Kampf. Diese Gestalt zauberte auf einmal ein Schwert hinter seinem Rücken hervor. Das Licht, welches mich blendete, kam von der Klinge. Als Akane dieses lange Schwert sah, stieß sie einen Schrei aus, denn sie war mitten in einem Angriff. Sie konnte nicht mehr stehen bleiben und rannte mitten in die scharfe Klinge.




Ich weiß noch, wie Marlon von seiner Matte sprang und zusammen mit Josh zu ihr lief. Ich rannte mit, doch als ich sie in ihrem ganzen Blut gesehen habe, wurde mir schwarz vor Augen. Das ganze Blut, ich dachte sie wäre Tod. Niemals habe ich so viel auf einmal gesehen. Ich meine, die klaffende Wunde auf ihrem Bauch zog sich von den Rippen bis zum Unterleib. In einem schlechten Horrorfilm hätte man gesagt, der Mörder wollte sie ausweiden. Aber sie überlebte irgendwie.




Als ich wieder aufwachte, haben Marlon und Josh mir erzählt, dass der Typ weg sei. Anscheinend hatte er geglaubt, dass sein Werk vollbracht sei. Akane wurde sofort ins Krankenhaus gebracht und hatte es geschafft. Wir waren so froh darüber. Ihre Narbe kann man kaum noch sehen. Es ist ein blasser Streifen, der sich quer über ihren Bauch zieht. Du wirst ihn sicher nicht gesehen haben. Eine Ärztin hatte sich gut darum gekümmert. Doch man kann diese Narbe fühlen. Die Haut ist ganz weich, aber man fühlt, dass darunter etwas zerstört ist.




Marlon und Josh machen sich seitdem schreckliche Vorwürfe. Sie glauben, sie hätten sie damals nicht alleine in den Wald laufen lassen sollen. Auch auf dem Turnier hätten sie ihr helfen müssten. Sie waren es schließlich, die unbedingt den Kampf um Platz 3 zur gleichen Zeit machen wollten, wie das Finale. Wir wollten danach nämlich noch weg.


Sie kommen einfach nicht darüber weg, dass sie beinah aufgeschlitzt wurde. Ich habe ihnen oft gesagt, dass sie auch nichts hätten machen können, wenn sie direkt daneben gestanden hätten. Aber anscheinend werden sie in ihren Träumen von dem Ereignis verfolgt. Ich habe schon oft gesehen, wie Josh Nachts aufgeschreckt ist.


Wir haben alle Angst vor diesem Menschen.




~ ~ Flshback Ende ~ ~




Und nun ist er wieder hier.“ Leoni beendete ihre Geschichte und Ranma schluckte einmal schwer. Diese Geschichte war einfach unvorstellbar.


„Das kann doch nicht sein...“ Was anderes fiel ihm einfach nicht ein.


„Akane hatte Angst vor ihm, aber sie hat ihn irgendwann vergessen. Zur Polizei waren wir auch schon, aber die hat uns diese haarsträubende Geschichte nicht abgenommen. Bald darauf hatten wir alle es ziemlich gut vergessen. Doch letztens hatte Mishima-Sensei einen Anhaltspunkt dafür, dass der Typ wieder hinter ihr her sei. Er ist einfach krank. Und wenn wir den erwischen würden, käme er für ewig in die Gummizelle. Bis dahin müssen wir Akane aber helfen, denn leider ist er ziemlich stark. Vielleicht bleibst du heute Nacht bei ihr. Sie ist wirklich verängstigt..“


Ranma nickte, als Leoni die Treppe hinunter stieg. Das war wohl im Moment alles, was er für seine Freundin machen konnte.




Schnell ging Ranma zurück in Akanes Zimmer. Das Klicken der Klinke ließ Akane wieder aufblicken. Sie saß inzwischen Mitten auf ihrem Bett und drückte sich ein großes Kissen gegen den Körper, dass sie mit beiden Armen umschlossen hatte. Ranma spürte wieder das Verlangen sie zu beschützen. Doch er wusste, dass er ihr diesmal nicht sehr helfen konnte. Aber Trost konnte er ihr sicher spenden. Deshalb ging er zu ihr, setzte sich neben sie und lächelte sie an. „Hey, keine Angst! Ich bin doch nun da!“ Er streichelte ihr über das Gesicht und zu seiner Überraschung lächelte sie ihn an. Es war nicht gezwungen, nein, er wusste wann sie sich zu etwas zwang.


„Danke Ranma. Es geht schon wieder!“ Er sah sie fragend an und sie sprach weiter.


„Weißt du, wenn du da bist, fühle ich mich so sicher. Ich bin wirklich froh, dass ich dich hab!“ Wortlos zog er sie in seine Arme. Er wünschte sich nichts mehr, als dass dieser Alptraum für Akane ein Ende nahm. Aber davon schienen sie noch weit entfernt.


„Sag, hast du.. Also, wenn ich Nachts.. Ich meine, hast du mich wegen der Narbe weggedrückt?“ Akane sah ihm bei seiner Frage tief in die Augen und nickte dann.


„Ja, tut mir leid. Aber ich wollte einfach nicht darüber reden. Und wenn du sie gespürt hättest, hätte ich die Geschichte wieder hoch holen müssen. Entschuldige!“ Sie blickte zu Boden, doch Ranma hob ihren Kopf wieder an.


„Darf ich?“ Mit diesen Worten zog er vorsichtig an ihrem Shirt herum, aber sie ließ es geschehen. Als er auf ihren Bauch blickte fiel ihm erst sehr wenig auf. Ein breiter heller Streifen zog sich darüber. Jeder der ihn von weiten sah, würde denken es wäre nur ein Schatten, der vom Licht dorthin geworfen wurde. Doch bei näherem Betrachten konnte man sehen, dass es ein gerader, feiner Schnitt war. Er berührte sie dort und spürte eine leichte Unebenheit. Doch dann merkte er, was Leoni vorhin gemeint hatte. Sie sagte etwas von wegen: Darunter sei etwas zerstört. Ja, es fühlte sich so an. Irgendwas, das er nicht beschreiben konnte. Es musste eine Art Wunder sein, dass sie es überlebt hatte.


„Wie hast du das bloß überlebt?“ Er sah sie an und sie zog ihr Shirt wieder herunter.


„Ich weiß nicht. Die Wunde war zwar schlimm, aber hat keine lebenswichtigen Organe zerstört. Zumindest wurde mir das so gesagt. Ich wurde stundenlang operiert.“


Langsam stand sie auf und ging zur Tür.


„Wo willst du denn hin?“ Ranma sah sie ängstlich an.


„Ich geh nur kurz in den Dojo. Bleibst du heute Nacht bei mir?“ Er nickte und ließ sie gehen. Als sie schon einen Moment verschwunden war, stand auch er auf. Er folgte ihr leise.




Im Dojo kniete Akane sich vor den Familienaltar. Ranma beobachtete das Ganze ungesehen von der Tür aus.
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