Fanfic: Gabirels Rüstung II

Kapitel: Der Priester und die Elfe

Nun, kaum hatte ich die Stadt verlassen, entschied ich das erste Mal mein Glück zu versuchen. Ich
nahm die Würfel heraus und warf sie auf die Straße. Ich konnte es eben nicht erwarten. Der erste
Würfel zeigte eine 2, der andere eine 4, macht in der Summe 6. Naja, zumindest für etwas war der
Rechenunterricht gut. Und mit einem Mal richtete sich der Kompass aus, direkt der Straße nach.
Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, war der sechste Artefakt die Flügelschuhe. Wenn ich
damit recht habe, wird mir das sehr helfen, denn sie sollen ihren Träger befähigen, in kürzester Zeit
zu reisen. Also machte ich mich frohen Mutes auf den Weg.
Bald stellte ich die Fähigkeiten des Kompass fest. An jeder Kreuzung wies er exakt in die Richtung
einer Biegung. Ein großartiges Ding. Er schien mich Richtung Norden zu leiten. Aber als die Nacht
hereinbrach, stand ich zu meinem Bedauern noch mitten in einem Wald. Und ich wusste, dass die
nächste Stadt Terena gut sechs Stunden entfernt war. Naja, ich musste wohl oder übel mein Zelt
auspacken und im Wald schlafen. Also machte ich ein Feuerchen, tat ein paar Bohnen in einen Topf,
‘Warum habe ich nichts anständiges eingepackt?’, und machte es mir relativ gemütlich. OK, es war
nicht so toll wie in einem Bett, aber ich ahnte damals schon, dass ich mich daran gewöhnen musste.
Nach einiger Zeit waren meine ach so leckeren Bohnen fertig und ich wollte gerade anfangen,
zumindest meinen Hunger loszuwerden, als ich plötzlich ein leises Geräusch hörte. Davon
aufgeschreckt sah ich mich erschrocken um und entdeckte einen Schatten im Wald. “Hey, wer da
auch ist, zeig’ dich!” Aber wer es auch war, antwortete nicht. Ich packte mein Schwert und lief in
den Wald hinein, was sich wohl als Fehler erweisen sollte. Ich hörte, wie vor mir immer wieder
Zweige knackten, aber stets etwa 10 Meter entfernt. Doch nachdem ich ihr eine Weile
hinterhergerannt war, bemerkte ich auf einmal, dass da nichts mehr war. “So ein Mist, er/sie/es ist
entkommen.” Also entschied ich mich umzukehren und meine Bohnen zu essen. So eine Jagd macht
ja auch schrecklich hungrig. Aber als ich wieder mein Lager erreichte, erwartete mich eine schlimme
Überraschung. Da saß doch allen Ernstes eine Figur am Feuer und aß genüßlich meine Bohnen, naja,
vielleicht nicht gerade genüßlich. Aber er/sie/es aß meine einzigen Vorräte. Nur hatte der Dieb mich
wohl bemerkt. Ich beeilte mich zwar, ihn zu fassen, sah aber nicht einmal sein Gesicht, bevor er mit
einem Riesensprung in die Äste der Bäume verschwand. Das einzige, was ich sehen konnte, war,
dass es sich um eine recht gut ausgestattete Frau handelte, etwas klein, und mit spitzen Ohren! Ich
kam nicht mehr aus dem Staunen. Aber egal ob Mensch oder Elf, Mann oder Frau, groß- oder
flachbrüstig: Sie hatte mir meine Bohnen weggegessen. Naja, ich war zu müde mir darüber
Gedanken zu machen, also legte ich mich mit knurrendem Magen ins Bett und schlief schließlich ein.
Gegen Mittag des nächsten Tages erreichte ich endlich Terena. Das erste, das ich tat, war den
Waffenladen im Stadtzentrum aufzusuchen. Als ich ihn betrat, war ich ziemlich beeindruckt. Überall
hingen Waffen und Rüstungen bester Qualität an den Wänden. Nur hatte ich ein kleines, finanzielles
Problem, da der König mir nur wenige Goldstücke mitgegeben hatte. ‘Geizig wie ein Gnom,’ dachte
ich bei mir, als ich ein viel zu teures, aber wunderschönes Schwert in der Hand hielt. Naja, ich kratzte
meine Münzen mit dem enriathischen Wappen zusammen und kaufte mir eine schon etwas
abgenutzte Rüstung samt Schild. Nagut, es musste vorerst reichen. Nachdem ich im Gasthof etwas
zu mir genommen hatte, beschloß ich das hiesige Kloster zu besuchen, denn ein alter Freund von mir,
eigentlich nicht ‘alt’, sondern gleichaltrig, lebte dort. Es war schon länger her, dass ich ihn besucht
hatte, aber da wir uns schon von Kindesbeinen an kannten, würde er mich wohl kaum vergessen
haben, hoffte ich. Als ich schließlich am anderen Ende der Stadt vor diesem gigantischen Bauwerk
stand, war ich ziemlich erstaunt. Ich wusste, dass es groß gewesen war, aber das Ding war ein
Schloß. Ich glaube fast größer, als meine alte Heimat. Es sah tatsächlich nach einer Festung aus,
ebenso das Tor, an das ich klopfen musste. Nach einiger Zeit öffnete sich eine kleine Klappe und ein
alter, ziemlich unfreundlich dreinschauender Mönch sah mich an. “Wer ist da und was wollt Ihr?”
“Ähm, ich bin Pyoritos, ein alter Freund von Thamir. Ich glaube, er ist in diesem Kloster. Wäre das
möglich?” antwortete ich kleinlaut. Nach einem ebenso unnetten “Wartet!” knallte er die Klappe zu.
Nun gut, ich hockte mich neben das Tor und wartete... Und wartete...
Als nach einer Viertel Stunde nichts passierte, kramte ich aus meinem Rucksack etwas von diesem
Kraut, wir nennen es gewöhnlich nur Rauchkraut, aber die Gelehrten haben irgend einen “richtigen”
Namen dafür. Dann noch ein Stück Papier und zündete es an einer der Fackeln des Klosters an. Ich
glaube zwar, dass das irgendwie unhöflich ist, aber mich hat ja niemand gesehen. Weitere zehn
Minuten später öffnete sich schließlich das Tor und trotz der langen, vergangenen Zeit erkannte ich
Thamirs freundliches Gesicht mit den gepflegten, schwarzen Haaren, auch sonst hatte er sich kaum
verändert. Er war noch immer etwz zehn Zentimeter kleiner als ich.. “Pyro! Tut mir leid, dass du
warten musstest, aber es ist schwer, jemand in diesem Haus zu finden,” begrüßte er mich lächelnd.
“Ich hoffe nur, Bruder Rolis war nicht zu unfreundlich. Er ist manchmal etwas... brummig. Aber nach
ein paar Gläsern Wein kan man echt Spaß mit ihm haben.” Und sein Lachen wurde noch breiter. Das
ist etwas, was ich an ihm bewundere. Er kann noch so sehr Lachen, es sieht nie dämlich aus. Die
meisten, mich eingeschlossen, verziehen irgendwann das Gesicht zu einem dummen Grinsen, in das
man unter Umständen, besonders unter Biereinfluß, reinschlagen möchte, aber bei ihm nicht.
Vielleicht mochte ich ihn deshalb vom ersten Tag an. “Hey, aber das Ding musst du ausmachen.
Cyrio fellanis ist bei uns verboten.” Achja, so hieß das Zeug. Wer merkt sich das denn schon?
Zumindest drückte ich es an der Mauer aus und warf es über die Schulter in den nächsten Busch.
Allerdings sah mich Thamir darauf etwas schief an... “Was denn? Hab ich was falsch gemacht?”
Schließlich führte mich Thamir etwas herum. Durch die Bibliothek (Gähn...), den Klostergarten
(Doppelgähn...) und schließlich in den Betraum (Nochmal Gähn...) Warum hat er mir nicht die
Nonnenzimmer gezeigt? Oder die Waffenkammer, die ich später entdecken sollte? Egal, als wir in
seinem Zimmer waren, erzählte ich ihm von dem Auftrag des Königs. Jedoch nicht von meinem
nächtlichen Erlebnis. Das war mir schon etwas peinlich.
“Nun, eine schöne Geschichte... Aber irgendwie beunruhigt mich der Gedanke, dass die Existenz der
Welt in deinen Händen liegt,” meinte er mit seinem überbreitem Grinsen. Nagut, ich ließ ihm die
Freude und verzichtete darauf, ihn zu töten. Gnädig, nicht? “Aber in einer Hinsicht irrst du dich: Das
sechste Artefakt ist der Legende nach der Ring des Lichtes, nicht die Flügelschuhe.” “Ahh, so ein
Mist. Und ich hatte mich so auf eine schnelle Reise gefreut,” knurrte ich. Aber Thamir beruhigte
mich: “Auch der Ring ist nützlich. Er ermöglicht es angeblich, in dunkelste Höhlen Licht zu bringen.”
“Toll, schon mal was von Feuer gehört, oder kennt ihr das hier nich?” “Haha, sehr komisch,”
entgegnete er, “Nur ist er noch zu weiterem in der Lage. Nicht nur, dass er auch unter Wasser
leuchtet, er soll weißen Zauberern auch große Mächte verleihen.” Großartig, dacht ich, weil ich ja
ein solch umwerfendes Magietalent war. Ich hatte es versucht, um meine Fähigkeiten zu erweitern,
brachte aber nicht einmal einen winzigen Feuerball zustande, was sonst wohl jeder kann. “Nanu, du
schaust so komisch? Versuchst du Nachzudenken?” riss dieser miese Priester mich wieder aus
meinen Gedanken. “Sicher darüber, dass du nie Magie verwenden konntest, nicht?” Er kennt mich
viel zu gut... “Nun, es heißt ja Magische Fähigkeiten stammten von der Intelligenz der Menschen,
aber sicher hat das nichts mit dir zu tun.” Und wieder dieses Grinsen... Ich spürte bereits meine
Finger am Schwertgriff, so sehr nervten seine Spitzen mich. Oh Gott, wie ich ihn vermisst hatte!!!
“Aber nun zeig mir doch mal bitte diesen Zauberkompass,” bat er mich. Ich ging zu meinem
Rucksack und wühlte darin herum, bis ich ihn unter etwas zu Essen und ein paar Hemden fand. Doch
der Kompass reagierte recht komisch. Die Nadel rotierte im Kreis wie ein Greif zur Paarungszeit.
“Hey Thamir, schau dir das an! Denkst du, er ist kaputt?” “Nein, das bezweifle ich,” beruhigte er
mich, “ Nicht einmal du, kannst an einem Tag einen tausend Jahre alten Artefakt ruinieren” - knurr -
“Ich vermute, es heißt, der Ring ist sehr nahe...” “Aber... wie ist das möglich?” “Nun, es heißt dieses
Kloster sei von einem der zwölf Großen Krieger gegründet worden. Vielleicht brachte er ihn her.”
Ich sprang von meinem Stuhl auf und rief: “Dann finde ich ihn!!!” Thamir versuchte mich
zurückzuhalten: “Nun mal langsam. Geht das nicht auch noch morgen? Immerhin ist es bald
Mitternacht.”
Aber mich hatte bereits den Raum verlassen und folgte den wiederkehrenden Hinweisen der
Kompassnadel. Ich war bereits ein gutes Stück gelaufen - was war dieses Gebäude auch groß - als
ich mit jemandem zuammenstieß. Zunächst glaubte ich, es wäre ein Mönch, aber unter der Kutte
konnte ich ziemlich deutlich die Konturen einer Frau erkennen. Außerdem bemerkteich unter ihrer
Kleidung etwas anderes, was sie eindeutig als Frau kennzeichnete. Ich bin halt nur ein Mann.
Allerdings war sie sofort
Suche
Profil
Gast
Style