Fanfic: Asra Tales
Kapitel: Grünes Feuer
Die Nacht neigte sich dem Ende zu. Majoh hatte Sylphie zu Bett gebracht und auch er selbst lag
bereits in tiefem, friedlichem Schlaf. Es war eine ruhige, klare Nacht. Hoch oben im Himmel
strahlten Tausende von Sterne und mitten unter ihnen leuchtete der Mond. Keine Wolke verdeckte
den Blick auf dieses wunderschöne Bild. Doch es gab dennoch einen Ort, an dem man es nicht
betrachten konnte. Im dichten Wald etwas Abseits des Dorfes waren die Baumkronen teilweise so
dicht, dass das Durchblicken unmöglich war und man sich zu einer der vielen Lichtungen begeben
musste, um den Himmel zu sehen.
Der Wald "Myodes" ,der an das Dorf Zalacheet grenzte, war noch einer der alten Mythenwälder der
alten Zeiten. Obwohl man von aussen her glaubte, den ganzen Wald zu sehen, so war er riesig. Ein
normaler Mensch würde drei Tage brauchen um ihn zu durchqueren. Ausserdem behauptet man
von ihm, er sei von allerlei Geistern bewohnt. Jenste Waldgeister, Kobolde und andere Geister
sollten ihn bewohnen, doch das wusste niemand so genau. Doch eines wusste man... Tief, tief in
diesem Wald sollte es noch ein kleines Elfen-Dorf geben. Doch lebten dort keine altbekannten
Elfen. In diesem Dorf sollte es noch Nachtelfen geben, die alten Hüter der Natur. Jedoch hatte es
bisher noch keiner gewagt, nach diesem Dorf zu suchen. Denn man wusste, wo Nachtelfen hausen,
waren auch ihre Verwandten und von denen erzählte man sich nur düstere Legenden.
Ein Schatten rauschte durch den Wald. Mit leichten Bewegungen schwang er sich von Ast zu Ast, bis
er an einer kleinen Lichtung ankam. Auf der Lichtung brannte ein kleines Lagerfeuer. Gleich
daneben hatte man eine Art Zelt aufgebaut, das aus Ästen und Schlingpflanzen bestand. Langsam
löste sich der Schatten aus der Dunkelheit. Rin kam hervor und bewegte sich auf das Feuer zu.
Behutsam kniete er davor nieder und fing an, sich an den Flammen die Hände zu wärmen. Die
Funken zuckten durch die Luft und die warmen Wellen strichen ihm über das Gesicht. Seine spitzen
Elfenohren zuckten. Er horchte auf. Schritte. Sie kamen aus dem Pflanzenzelt, das nur ein paar
Meter von ihm entfernt war. Die dicken Lianen, die den Eingang bildeten, wurden auf die Seite
geschoben und eine Gestalt trat heraus. Eine sanfte Stimme drang durch die Stille "Ich wusste
doch, dass du es bist, Rin." Der Angesprochene drehte sich um "Vereesa!" Die Gestalt trat näher an
das Feuer heran. Die Flammen liessen ihr Licht über ihr Gesicht huschen und gaben einen Blick auf
die sanfte, leicht dunkle Haut des Gesichtes frei, die von seidigen, silbrig glänzenden Strähnen
umrahmt wurde. Die Gestalt war schlank und ein wenig kleiner als Rin selbst. Die langen, spitzen
Ohren wippten leicht als, die weibliche Dunkelelfe auf ihn zuschritt und sich neben ihm niederliess.
Noch immer starrte Rin in die zuckenden Flammen des brennenden Feuers. Er schien in Gedanken
versunken. Vereesa blickte ihn mit ihren smaragdgrünen Augen an. Sie wünschte sich nichts mehr,
als dass die beiden Augen, welche in verschiedene Farben strahlten, ihren Ruf erwiderten. Doch
blieben sie starr auf das Feuer gerichtet. Langsam strich sie mit ihren Fingern über seinen Arm.
Vereesa spürte, wie ihre Fingerkuppen kribbelten, wie ihr Herz anfing schneller zu schlagen. Sie
wagte es kaum zu atmen, um das wunderbare Gefühl nicht zu vertreiben. "Was beschäftigt dich?
Ich möchte es wissen. Hast du deinen Auftrag erfüllt?" Sie wagte es nicht, diese Worte lauter als in
einem Flüstern auszudrücken. Rin schien aus seinem Traum zu erwachen. Langsam hob er den
Kopf, doch sein Blick blieb auf den Flammen haften "Nein. Sie war nicht da, aber ich habe seiner
kleinen Freundin gesagt sie soll ihm was ausrichten." Vereesa blickte zu Boden "Hast du sie
getötet?" Er schaute Vereesa kurz in die Augen liess seinen Blick dann wieder abschweifen um das
Spiel der Funken zu beobachten. "Sie wird überleben, sie haben sie schnell genug weggebracht."
Vereesa schreckte auf "Dann... dann hast du ihn gesehen?" Rin nickte "Ja!" Seine Stimme war
hasserfüllt. Er stiess dieses Wort aus wie einen Fluch. Vereesa spielte mit einer silbernen Strähne
ihres Haares, die sich aus ihrem schwarzen Haarband gelöst hatte. "Wieso musst du ihn jagen?"
Rin schaute sie verwundert an. "Das solltest du ja eigentlich am Besten wissen. Du warst damals
dabei. Du weißt, was damals passiert ist" Vereesa hatte ihren Blick abgewandt um Rin nicht in die
Augen schauen zu müssen. Sie liebte Rin’s ruhigen und harmonischen Blick, doch wenn er von
damals zu sprechen begann, war er ganz anders als sonst. In seinen Augen brannte der Zorn, der
Schrecken der vergangenen Zeiten spiegelte sich in ihnen wieder. "Ja" murmelte Vereesa "Ich war
dabei, ich weiss was mit unserem Dorf passierte. Doch weiss ich nicht, was damals mit dir
geschehen ist. Du hast dich sehr verändert" Rin blieb ruhig doch seine Stimme gewann an Stärke
"Er hat uns alles genommen. Er hat alles zerstört. Du solltest doch verstehen, was er uns angetan
hat" Vereesa legte ihre Hand auf die Rin’s. "Ja ich verstehe es, dennoch empfinde ich keinen Hass
ihm gegenüber. Ich weiss, dass er nicht aus freiem Willen gehandelt hat. Er war ein Mytanos, ein
Sklave der dunklen Magie. Er..." –"Das sind doch nur Ausreden! Ich kann nicht glauben, dass du
versuchst, ihn zu schützen." Rin blickte Vereesa nun tief in die Augen. Seine Augen strahlten wie
zwei Planeten, so kam es Vereesa vor. "Vereesa, ich zwinge dich nicht, mit mir zu kommen, das
weißt du" Vereesa lächelte " Ja, das weiss ich. Aber ich habe geschworen dir zu folgen und dir
immer beizustehen. Seit dem Tage als wir uns versprochen wurden, war es mein Schicksal, an
deiner Seite zu sein. Bin ich dir denn lästig? Falle ich dir zur Last?" In Vereesa’s grün
schimmernden Augen hatten sich kleine Perlen gebildet. Rin schenkte ihr ein zärtliches Lächeln
"Das ist nicht wahr, das weißt du. Es ist unser beider Schicksal, den gleichen Weg zu gehen. Es
gäbe nichts, was schöner für mich wäre, als gemeinsam mit dir die Strasse in die Zukunft entlang
zu gehen... Es war eine lange Nacht ich möchte mich jetzt ein wenig ausruhen, kommst du mit?"
Vereesa nickte "Gleich. Ich komme gleich nach" Rin stand langsam auf, wischte sich den Staub von
seiner Hose und schritt dann langsam auf das Zelt zu, in dem er kurze Zeit später verschwand.
Vereesa sass noch immer am Feuer. Die klaren Perlen in ihren Augen hatten sich zu Tränen
gesammelt, die nun langsam ihren Weg über Vereesa’s Wangen suchten. "Was ist damals bloss
mit ihm geschehen? Was verleitet ihn zu dieser Jagd? Früher war alles so schön"
Vereesa schloss für kurze Zeit die Augen. Sie spürte wie die Tränen an ihrem Hals entlang liefen
und langsam trockneten. Sie schaute in den Himmel und beobachtete den Mond in seiner ganzen
Pracht.
Bilder von früher schossen ihr durch den Kopf und dann war es um sie geschehen. Sie versank in
ihrem Traum aus alten Tagen.
Etwas klopfte gegen die Tür von Vereesa’s Haus. Mit raschen Schritten eilte sie hin und öffnete die
Tür. Zwei leuchtende Augen in einem hellem grün schimmerten ihr entgegen. Vereesa lächelte
"Rin. Was machst du denn noch so spät hier?" Der Dunkelelf grinste " Ich konnte nicht schlafen
und da dachte ich mir, ich besuche mal meinen Traum. Was ist, machst du mit mir einen kleinen
Spaziergang?" Vereesa errötete leicht "Im Ernst? Natürlich komme ich mit."
Der Wald war ruhig und alles war still im Dorfe Elran. Hand in Hand und mit leichten Schritten
bewegten sich die beiden Dunkelelfen über die Wiesen zwischen den Bäumen hindurch und über
jeden Stein. Sie genossen die kühle Nachtluft, die ihnen ums Gesicht wehte.
Auf einer Lichtung machten sie Halt. Sie standen sich gegenüber und schauten sich an. Zwei paar
smaragdgrüne Augen schienen sich gegenseitig einzufangen. "Rin, ist dies wirklich kein Traum? Ist
es wahr" flüsterte Vereesa. Rin lächelte " Es ist der schönste Traum den es gibt, aber es ist kein
Traum, es ist Wirklichkeit. Vereesa ich bin so froh, dass ich das Glück habe, mein Schicksal mit dir
zu teilen" Vereesa musste kichern und über ihre Wangen hatte sich eine leichte Röte gebildet "Ich
bin wahrscheinlich das glücklichste Wesen, das es gibt." Vereesa zog Rin näher zu sich heran. Ihre
Körper schmiegten sich aneinander, als wären sie nur dafür geschaffen. Rin hielt Vereesa fest ihn
seinen Armen. Beide lächelten sie. Vereesa schloss ihre Augen. Langsam näherten sich ihre Lippen,
denen von Rin. Es war soweit, sie würde ihren ersten Kuss erhalten, von demjenigen, denn sie
auserkoren hatte. Doch ein ohrenbetäubendes Heulen und ein gleissender Blitz liess sie
aufschrecken. "Was war das?" stammelte Vereesa. Rin’s Augen weiteten sich "Das kommt aus dem
Dorf!" Mit schnellen Schritten huschten die beiden Dunkelelfen durch den Wald. Sie erreichten die
Mauern ihres Dorfes, doch weiter kamen sie nicht. Was sie sahen, war schlimmer, als alles, was sie
bisher gesehen hatten. Das ganze Dorf lag in Schutt und Asche. Hie und da brannten noch einige
Teile in einer seltsamen grünen Flamme und schmolzen dahin. Überall lagen die verätzten Körper
der Dorfbewohner. Es war ein grausames Bild. Und über dem Dorf, hoch am Himmel schwebte eine
riesige Gestalt. Eine Gestalt deren giftig grüner Drachenkörper in demselben Ton leuchtete wie die
Flammen, die alles zerstörten. Die Augen des Wesens waren pechschwarze pupillenlose Schlitze
und Auf seiner Stirn brannte ein rotes Schriftzeichen. Rin wusste was es bedeutete