Fanfic: Wahre Freunde

Kapitel: Wahre Freunde IV

Kapitel 4

"Quatre!" ertönte die kräftige Stimme des langhaarigen Amerikaners durch die Wohnung. Der Gerufene zuckte wie ertappt zusammen, hastig schob er den Hemdsärmel wieder über seinen Arm, nachdem er das kleine handliche Taschenmesser in der Nachttischschublade hatte verschwinden lassen.

Erst dann antwortete er: "Ja?" in der Stimme des Arabers konnte man ein leichtes Zittern vernehmen, Quatre hoffte nur, dass sein Freund das nicht bemerkt hatte.
Duo dagegen wandte sich in die Richtung aus der die Stimme kam und runzelte leicht die Stirn. Irgendwie kam es ihn so vor, als habe die Stimme seines blonden Freundes sich irgendwie ängstlich angehört. Energisch schüttelte er den Kopf, das bildete er sich sicher nur ein, doch... Was wenn nicht?

Duo seufzte leise, bemühte sich ein fröhliches Gesicht zu machen und machte die Tür auf. Keiner der Anderen brauchte zu wissen, wie sehr ihn die Situation um Quatre wirklich mitnahm und schon gar nicht der Betroffene selbst.

"Hey alles okay?" besorgt musterte er seinen Freund, der ihm unnatürlich blass vorkam.
"Natürlich!" antwortete der Blonde lächelnd und hoffte dabei überzeugend zu wirken. Duos zweifelnder Blick sprach da leider eine andere Sprache, aber der Amerikaner sagte nichts weiter zu dem Thema, sondern bedeutete Quatre mit einer Handbewegung vorauszugehen.
Quatre stand auf und ging voraus, einen dicken Kloß im Hals, einerseits war er heilfroh, dass Duo nichts weiter gesagt hatte, anderseits hatte er ein ungutes Gefühl. `Es ist doch sonst nicht Duos Art nichts zu sagen, wenn er merkt, dass ich gelogen habe...` dachte der Araber nervös und ging voran in die Küche.

***

"Wir könnten doch mal wieder einen Spielabend machen!" schlug Duo vor, gerade in dem Moment, in dem Quatre das Zimmer hatte verlassen wollen. "Wäre doch schön, nicht Quatre?" der Amerikaner sah lächelnd zu seinem Freund, der sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass Duo nur vermeiden wollte, dass er allein war.

Quatre kämpfte mit sich, auf der einen Seite wollte er gerne eine Weile allein sein, auf der anderen mochte er auch den Amerikaner nicht verärgern. Er befürchtete ihn mit einer Absage zu kränken.

"Ich-" begann er, wurde jedoch von dem Langhaarigen unterbrochen und somit am weiterreden gehindert.

"Super! Also was spielen wir?" erwartungsvoll blickte er in die Runde.
Heero linste über den Rand der Zeitschrift, die er gerade las: "Nichts?" schlug er übellaunig vor, er hatte beim besten Willen keine Lust auf Gesellschaftsspiele. Leider konnte es Duos Dickkopf in der Beziehung mit seinem aufnehmen, weshalb sich der Japaner oft genug zähneknirschend dazu überreden ließ, in letzter Zeit hatte es seiner Meinung nach ohnehin zu viele Spielabende gegeben. Sicher, er konnte sich den Grund, warum Duo das tat denken, was auch seine Bereitschaft mitzuspielen erklärte. Trotzdem fand er es überflüssig auch noch Begeisterung zu heucheln, zumal ihm da eh keiner abnehmen würde.

Der Amerikaner verdrehte die Augen: "Hee-chan..." Ein weiteres Grummeln, begleitet von einem tödlichen Blick war der einzige Kommentar, den ihm der Japaner auf seinen unausgesprochenen Vorwurf, und dem verbotenen Kosenamen, gab.

"Okay, dann spielen wir zuerst `Mensch ärgere dich nicht` und danach sehen wir weiter", beschloss der langhaarige Junge schlussendlich, da sich keiner dazu aufraffte einen Vorschlag zu machen. Flink suchte er ihm Schrank die Spielsammlung heraus.

Innerlich seufzte Quatre, sagte jedoch nichts mehr, er fügte sich seinem Schicksal und bemühte sich sein Lächeln nicht zu verlieren. Er wäre gerne einmal eine Zeitlang für sich allein gewesen, ohne sich vorher oder hinterher deswegen rechtfertigen zu müssen.
Aber das war, seitdem seine Freunde beschlossen hatten ihm "helfen", fast unmöglich. Entweder er musste sich direkt rechtfertigen, oder indirekt, weil er sich durch Duos verletzten Blick dazu genötigt fühlte sich zu rechtfertigen.

Quatre wollte beileiben nicht undankbar erscheinen, jedoch gingen ihm seine Freunde mit ihrer Fürsorge unsagbar auf die Nerven. Genau diese Tatsache verursachte bei dem jungen Mann aber ein mehr als schlechtes Gewissen. Er kam sich dabei einfach schäbig und egoistisch vor.

Schließlich wusste er, dass sie ihm nur helfen wollten, und was war sein Dank?
Sie nervten ihn...
Doch das Schlimmste an der Sache war, dass sie im Grunde genommen recht hatten mit ihren Vermutungen, was er tat, wenn er alleine war.

Nur zu oft überkamen ihn in der Einsamkeit seines Zimmers Furcht und Zweifel an seinem Leben und seinem `Job`. In diesen Momenten konnte er einfach nicht anders, als das Taschenmesser zu nehmen und diese Gedanken durch den Schmerz zu vertreiben.
Sie versuchten ihm zu helfen indem sie ihn ablenkten und alles, was er dafür empfand war, dass sie ihn nervten und es tat Quatre so unsagbar leid, denn er wusste, dass sie das Richtige taten.

"Welche Farbe?" "Hm?" verwirrt erwachte der blonde Junge aus seinen finsteren Tagträumereien. "Welche Farbe möchtest du haben?" wiederholte der Amerikaner vor ihm geduldig seine Frage.

Der Araber überlegte kurz. "Gelb", entschied er dann, daraufhin wurden ihm die gelben Figürchen in die Hand gedrückt und stellte sie gehorsam auf dem Spielbrett auf.
Sein Freund wandte sich nun den Anderen zu, und blickte Trowa, Heero und Wufei fragend an: "Und ihr?"

Heero zuckte nur gleichgültig mit den Achseln, Trowa deutete stumm auf die Grünen und Wufei tat, als habe er nichts gehört.

"Also kriegt Heero blau, ich nehme schwarz und Wufei violett!" bestimmte Duo schließlich genervt.

"Wer hat gesagt, dass ich mitspiele?!" beschwerte sich der Chinese postwendend. Er hatte wohl doch mehr mitbekommen, als er den Anderen hatte weismachen wollen.

"Ich!" war die trockene Antwort des Amerikaners, der gekonnt den darauffolgenden Protest Wufeis, der sich über seine angebliche Dreistigkeit beschwerte, ignorierte.
Schlussendlich spielte der Chinese doch noch mit, in erster Linie aber nur, weil er an Duos wütenden Blick, den dieser ihm aufgrund seiner Weigerung merkte, wie Ernst es dem Amerikaner war.

***

Es war bereits nach Mitternacht, als Quatre todmüde ins Bett fiel. Trotz der späten Stunde konnte er aber nicht einschlafen, und wälzte sich von einer Seite auf die Andere.

Wütend schlug er die Decke zurück und richtete sich auf. "Ist es denn zuviel verlangt auch einmal zu schlafen?!" schimpfte er, während er sich mit den Händen durch die Haare fuhr.
Es war nicht die erste Nacht, in der er keinen Schlaf fand. Im Gegenteil, in letzter Zeit konnte er die Nächte in denen er Schlaf fand an einer Hand abzählen und es zermürbte ihn sowohl physisch als auch pschychisch noch mehr.

Deprimiert und wütend zugleich nahm er seine Wasserflasche und trank einen Schluck daraus. Danach legte er sich wieder hin, nachdem er die Bettdecke wieder über sich ausgebreitet hatte, in der Hoffnung nun endlich einschlafen zu können.

***

Unsanft wurde er an der Schulter gerüttelt "Lasch misch schlafen..." nuschelte der kleine Blondschopf und drehte sich auf die andere Seite, während er die Decke fest umklammert hielt.

Doch das war sinnlos, denn im nächsten Moment wurde ihm die Decke brutal weggerissen. "AUFSTEHEN!" fauchte eine Stimme wütend, müde öffnete Quatre ein Auge, nur um in Heeros wütendes Gesicht zu sehen. Der junge Mann funkelte ihn an und hielt die Decke in der Hand.

"Muss-" "Ja!" unterbrach ihn der junge Mann schroff.

Quatre stöhnte leise und quälte sich, unter Heeros argwöhnischen Blicken, aus dem Bett.
`Von allen Weckern, die mir jemals untergekommen sind, ist das hier der Schlimmste!` dachte der Araber frustriert, `Pünktlich, gnadenlos und zu allem Übel kennt er mich auch noch!`
Er richtete sich auf, gähnte verhalten und rieb sich den Schlaf aus den Augen.

"In fünf Minuten gibt es Frühstück", informierte ihn Heero, bevor er das Zimmer verließ, der Araber nickte nur und gähnte noch einmal. `Hach, es gibt doch nichts Schöneres als liebevoll von seinen Freunden geweckt zu werden!` dachte er sarkastisch, während er sich anzog.

Als er fertig war, blickte er zum Nachttisch, wie magisch zog ihn die oberste Schublade an. Er zögerte kurz, dann zog er sie auf und nahm das Messer hinaus, was darin lag. Nachdenklich betrachtete er es in seiner Hand: `Es wirkt gar nicht so gefährlich... so klein und harmlos...` er dachte an die Narben an seinem Arm und verzog das Gesicht: ‚Nun, die äußere Erscheinung konnte täuschen`.
Er atmete tief durch und legte das Messer zurück in die Schublade, es kostete ihn all seine Willenskraft die Schublade wieder zuzumachen. Er spürte, wie er begann leicht zu zittern.
"Quatre", erschrocken drehte sich der Angesprochene um, keinen Moment zu früh, denn schon wurde die Tür aufgerissen und der gut gelaunte Amerikaner stürmte herein.

"Morgen! Wo bleibst du denn? Wir wart-" er unterbrach sich selbst und runzelte die Stirn, als er das Zittern des Blonden bemerkte.
Einen Moment lang war der sonst so spontane, langhaarige, junge Mann unschlüssig, was er nun tun sollte, dann entschied er sich und trat auf Quatre zu.
"Hey", Duos Stimme klang sanft, als er den Kleineren an sich zog und ihm übers Haar strich, "Was hast du denn?"
Der Araber in seinem Arm hörte langsam auf zu zittern und brauchte eine Zeitlang um zu antworten: "Nichts..."

Er löste sich vorsichtig aus Duos Umarmung, konnte ihm aber dabei nicht ins Gesicht sehen, so sah er auch nicht Duos zwischen Enttäuschung und Wut schwankenden Gesichtsausdruck.
"Lüg mich nicht an!" erschrocken über den scharfen Ton, den sein Freund anschlug, sah Quatre auf. Er hatte den Amerikaner nur einmal so mit ihm reden gehört: Als er seinen Freunde hatte weismachen wollen, kein Problem zu haben...

"Ich bin nur müde..." verteidigte er sich und blickte auf seine Füße. Diese Antwort war keine Lüge, sie stimmte, wenn auch nur zum Teil. Das Zittern kam nicht von seiner Übermüdung,
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