Fanfic: Saiyajin Fairy Tales (Kapitel 1-10)
Hausschuhe an. Nun hatte er sich einen Imbiß verdient, meinte der Lausbub und flitzte in die Küche. Voller Vorfreude schlitterte er dem Vorratsschrank voller Naschwerk zu, hatte die Klinke schon in der Hand, als er ein leises Geräusch vernahm. Es kam vom Balkon. Verwundert ließ er von der Klinke ab, die Süßigkeiten schon längst vergessen, und lief neugierig zur Balkontüre. Hastig riß er die Türe auf, und dort sah er seinen Vater an der Wand lehnen und Chichi mit den Händen vorm Gesicht auf dem Boden hocken. Er beobachtete, wie beide sich ihm zuwandten. Sein Vater war hart und kalt wie eh und je. Chichis Augen waren rot und angeschwollen, es sah aus, als habe sie gerade geweint. Die Wut packte Kakarott. Er war wütend darüber, daß Chichi so einen miserablen Anblick bot, und daß sie hatte weinen müssen. Er rannte zu ihr hin, kniete neben ihr und schlang seine kleinen Arme tröstend, beinahe zärtlich, um ihren Hals. Sie sah ihm warmherzig in die Augen. Er lächelte.
Bardock beobachtete die beiden Kinder vor ihm mit gemischten Gefühlen. Es war ja nett, daß sein Sohn ein Mädchen so gern hatte, aber mehr als das durfte es nicht werden. Kakarott würde bei den Saiyajins in Ungnade fallen, finge er eine Beziehung an mit einem Mädchen, das nicht von saiyanischem Geblüt war. Und das wäre schade, denn Bardock konnte spüren, daß der Junge das Potential zu einem großen Krieger hatte, auch wenn er im Moment eher schwach war.
„Chichi, warum weinst du?“, fragte Kakarott traurig. Sie lächelte sanft, und sagte, es sei nichts, er müsse sich keine Sorgen machen. Damit gab sich Kakarott zufrieden, und er zerrte sie mit sich, um mit ihr spielen zu gehen.
An diesem Abend schliefen alle Bewohner des kleinen Hauses ruhig ein, jeder seinen eigenen Gedanken nachgehend, bis nach und nach jeder von ihnen ins Land der Träume entschwand. Bardock lag noch eine Weile wach und lauschte den Geräuschen der Nacht, die ihn besänftigten. Dabei faßte er einen Entschluß.
Es vergingen einige Tage, ohne daß etwas besonderes passierte. Der Rest der beiden Teams kehrte wohlbehalten zurück, und alles ging seinen Gang.
Bis eines schönen Morgens der kleine Kakarott den Hausflur betreten wollte, um in die Küche zu gelangen, aber innehielt, um einem Gespräch zu lauschen. Er erkannte seines Vaters Stimme, und zwei Unbekannte. „Komm schon, Bardock, was willst du denn mit dem schwachen Ding?“, fragte der eine Unbekannte. „Mein Sohn hängt an ihr.“, das war die Stimme seines Vaters. „Du willst dich doch nicht etwa Vegeta Ou widersetzen?“, drohte der dritte, ebenfalls unbekannt. „Vegeta Ou hat schon einen Harem von über 1000 Frauen. Und wenn er sie nicht immer töten würde, bräuchte er auch keine neuen.“, konterte sein Vater lässig. Das war genug für Kakarott. Er schloß die Tür seines Zimmers behutsam und lehnte sich erschrocken an die Wand. Schwaches Ding? Sie? Vegeta Ous Harem? Die einzige Frau in diesem Haushalt war Chichi. Kakarott zählte eins und eins zusammen und erbleichte. Chichi sollte Vegeta Ous Harem beigefügt werden? Das war so ziemlich das schlimmste Schicksal, was eine Frau auf Vegetasei erwarten konnte. Nein! Dagegen würde er sich wehren! Er würde Chichi beschützen! Kakarott beschloß, ein ernstes Wörtchen mit seinem Vater zu reden.
Doch dann hörte er Schritte im Flur, schwere, unheilvolle Schritte. Sie gingen an seinem Zimmer vorbei und die Tür nebenan wurde aufgerissen. Dann waren einige dumpfe Geräusche sowie die Schreie einer jungen Frau zu hören. Bestürzt riß Kakarott seine Zimmertür auf. Er sah, wie zwei königliche Soldaten die noch im Nachthemd gekleidete und sich aufs Heftigste wehrende Chichi über den Boden schleiften. Sofort eilte er ihr zu Hilfe, nahm ihre Hand und zerrte daran. Als Reaktion bekam er einen gellenden Schmerzensschrei zu hören, und ließ sofort los. Dann attackierte er die Soldaten. Er sprang auf einen der beiden zu, versuchte ihn zu rammen. Der jedoch wehrte ihn mit einem Arm ab. Die Soldaten lachten. „Blödmänner...das ist gar nicht witzig.“, murmelte Kakarott, sich den schmerzenden Schädel reibend. Dann nahm er noch einmal Anlauf, wurde aber von einer unsichtbaren Hand am Kragen gepackt und in die Luft gehoben. Die Hand gehörte niemand anderem als seinem Vater. Nun sprühte er erst recht vor Zorn. „Dreckskerl! Lass mich los! Lass mich ihr helfen!“, schrie er und zappelte wie wild. Bardock packte ihn bei beiden Armen und hob ihn auf Augenhöhe hinauf. „Hör zu, du läßt die beiden ihre Arbeit tun! Du darfst dich auch von Chichi verabschieden, wenn du brav bist!“ Kakarott wollte nicht hören. Er schlug weiterhin um sich, heulte vor Zorn und Verzweiflung, schrie mit einer Beklommenheit, die ein Fünfjähriger nicht in sich haben sollte. Die drei Zuschauer beobachteten den Jähzorn des Kleinen schweigend. „Kakarott, hör auf, du machst es ja nur noch schlimmer!“, herrschte ihn nun Chichi an. Kurz blickte sie zu einem verblüfften Radditz, der von dem Lärm wach geworden war. Sofort war Kakarott ruhig, und Bardock setzte ihn ab. Chichi nahm ihn sogleich in den Arm und streichelte noch einmal seinen samtweichen Haarschopf, bevor sie gehen mußte. Das half immer, um den kleinen Saiyajin zu beschwichtigen. „Hm, genug.“, brummte einer der Soldaten, und damit entrissen er und sein Kollege das Mädchen dem kleinen Jungen. Kakarott wollte ihnen sofort nachrennen, wurde aber von Bardock, der ihn wieder am Kragen gepackt hatte, daran gehindert. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als hilflos zuzusehen, wie Chichi aus der Haustür und weggeschleift wurde. Als sie weg waren, schlich Radditz leise zur Haustür und schloß sie. Kakarott fing an, zu knurren, während ihm dicke Tränen die kleinen Wangen hinunterkullerten. „Ich will euch nie mehr sehn!“, rief er und verschwand in seinem Zimmer, nicht ohne die Tür so heftig zuzuschlagen, daß es krachte.
„Was machen wir bloß mit deinem Bruder?“, fragte Bardock. „Tse. Soll der kleine Schwächling doch machen, was er will. Er wird sowieso nicht weit damit kommen.“, entgegnete Radditz verächtlich. Dann gingen beide schweigend in die Küche, um zu frühstücken.