Fanfic: VON KRIEGERN UND WEICHEIERN (3)

richtig! Ganze zwei Wochen hast du dich verdrückt, du Hornochse !“


„Du scheinst vergessen zu haben, dass ich trainieren muß, damit wir nicht alle in drei Jahren abgeschlachtet werden! Um den Kampf zu bestehen, muß ich stärker werden, wo immer es geht!“, barsch schnitt er ihr das Wort ab. ‚Warum zum Teufel sagte er das? Seit wann suchte er nach Worte, die sein Handeln begründeten? DAS hatte er gar nicht nötig... .‘


„Das verstehe ich ja! Aber das gibt dir noch lange keinen Grund dazu, mich einfach so zu ignorieren !“ , fauchte sie. Überrascht riß Vegeta die Augen auf. Das Gespräch nahm eine völlig andere Wendung, als er angenommen hatte.


Er war der Prinz eines mächtigen Volkes, er konnte sich Ignoranz leisten.


„Ich ignoriere dich doch gar nicht, ich trainiere nur ! Was erwartest du von mir ? – Dass ich bei jedem Schritt, den ich mache, dich vorher um Erlaubnis frage ? Und an den Weihnachtsmann glaubst du auch noch, oder?“


Es machte ihn sichtbar wütend, dass er sich für sein Verhalten rechtfertigen mußte. Noch wütender machte ihn allerdings, dass er sich tatsächlich bemühte, sich zu rechtfertigen.


„Das hab‘ ich nie von dir verlangt und das weißt du auch ! Ich möchte nur, dass du ein bißchen mehr Rücksicht auf mich nimmst. Du bist ein Krieger, wenn du wütend bist, wandelst du deine negative Energie in enorme Kraftfelder um. Ich kann das nicht ! Ich kann meine Wut nicht einfach hinaus schreien, in dem ich irgendwelche Meteoriten zerstöre oder Berge versetze. Ich muß meine Wut und meinen Zorn verarbeiten, wie jeder normale Mensch auch! Und ich kann mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren, wenn ich wütend bin ! Du machst mich wütend, Vegeta! Also hör‘ auf mit der ‚Wenn ich nicht hier bin, komme ich vielleicht in einem Jahr zurück‘ – Nummer! Damit richtest du mehr Schaden an, als du dir überhaupt vorstellen kannst !“


Vegeta betrachtete die riesigen Berge von Akten und Materialien, die sie während dieser Wochen angehäuft hatte.


„Wirklich sehr unproduktiv.“, bemerkte er trocken beim Anblick dieser Masse von Informationen, die sie trotz ihrer angeblichen geistigen Blockierung wegen seiner Abwesenheit erarbeitet hatte.


Bulma sah sofort, was er meinte, als sie das Chaos um sich herum begutachtete. Sie packte ihr Gegenüber am Arm, zog ihm zum Monitor und zwang ihn somit, einen Blick auf eine unendlich lange Zahlenkombination zu werfen. Er erkannte unter anderem universale Konstanten wie den absoluten Nullpunkt, die Rydberg –und Avogadro – Konstante und so weiter und sofort. Doch es waren auch Termina da, die ihm absolut nichts sagten, die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte.


„Seit zwei Wochen versuche ich herauszufinden, was diese Kombination bewirken soll, was sich hinter diesen unbekannten Konstanten verbirgt. Zwei Wochen und ich bin noch kein Stückchen weiter und weißt du auch warum ? Weil ich mich nämlich ständig fragen muß, wo du bist, ob du überhaupt noch am Leben bist !“


„Du gibst mir die Schuld, dass du nicht weiterkommst ?“, fragte er ironisch. Als ob ihn das interessieren würde. Er war schuldig, weil er unzählige Leben ausgelöscht hatte... warum sollte ihn interessieren, dass ein dämliches Erdenweib ihm die Schuld daran gab, dass sie nicht weiterkam mit ihrer Arbeit... .


Bulma atmete tief durch und ließ seine Worte auf sich wirken. Sie mußte zugeben, dass es tatsächlich banal und absurd klang, ihn für ihre Misere verantwortlich zu machen.


„Nein ... natürlich nicht.“, seufzend ließ sie ihre Schulter hängen. Vegeta zog fragend eine Braue in die Höhe. Sie hatte anscheinend keine Probleme damit, dass er ihre Schwäche sah.


‚Pah! Menschen !‘


„Es ist einfach nur so – so deprimierend, wenn man absolut nicht weiterkommt. Man arbeitet und arbeitet, aber man kommt überhaupt nicht voran !“


Davon konnte er tatsächlich ein Lied singen... .


„ Und wenn man sich dann noch zusätzlich um so einem Sturkopf wie dich Sorgen machen muß, dann ist das alles andere als inspirierend!“


Bulma sah Vegeta skeptisch lächeln.


‚Er hatte ja recht. Es ist total überflüssig, sich um jemanden wie Vegeta Sorgen zu machen. Eher müßte man Angst um die Personen haben, die seinen Weg kreuzten.‘


Mit einem Mal wußte Bulma, was sie brauchte. Sie mußte raus, raus aus diesem Raum, dessen Decke ihr schon seit fast einem Monat auf den Kopf fiel. Sie wollte endlich wieder einmal frische Luft genießen, sich das Gesicht von der Sonne wärmen lassen.


„Kommt mit raus in die Natur !“, forderte sie den mürrisch dreinschauenden Vegeta auf.


‚Du mußt ihm ja auch vorkommen, als wärst du ein pubertierender Teenager. In einem Moment ganz unten und nächsten Moment ganz oben.‘


Aber jetzt, nachdem Vegeta wieder im Hause Briefs war, hatte sie das Bedürfnis, ihr Schneckenreich im Labor einzutauschen gegen frische Luft und aufgehender Sonne.


„Na los, mach schon! Oder willst du hier Wurzeln schlagen ?“ Völlig überrumpelt ließ sich Vegeta mit nach draußen zerren. Unterwegs zog Bulma ihren Kittel aus und enthüllte darunter ihre blauen Shorts und ein enganliegendes rotes Top.


„Kannst du mir mal verraten, was du vorhast ?“. Sie mußte Schmunzeln. Vegeta starrte sie an, als wäre sie reif für die Klapsmühle.


Mit vollem Elan schwang sie die Tür nach außen auf, atmete tief durch und wartete, bis Vegeta an ihrer Seite war. Ohne Umschweife hakte sie sich bei ihm ein und lächelte ihn zuckersüß an.


„Laß uns ein bißchen Spazierengehen !“ Vegeta verzog das Gesicht dermaßen, als ob sie von ihm verlangen würde, Würmer mit Ketchup zu essen.


„Ach komm schon, Vegeta ! Bitte !“,bedrängte sie ihn liebreizend.


„Für wen hältst du mich eigentlich ?“, fragte er entsetzt.


„Sei kein Spielverderber !“ Ohne auf seine Antwort zu warten, zog sie ihn mit sich. Trotzig steckte er seine rechte Hand in die Hosentasche. Doch Bulma blieb unbeirrt an seiner Seite und genoß die Wärme, die von ihm ausstrahlte. Tief atmete sie ein, um ihre Lungen mit Sauerstoff aufzufüllen. Es war der frühe Morgen, die Sonne erhob sich allmählich aus dem Horizont und umhüllte die Umgebung in einem warmen orange farbenen Licht. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie den Park erreichten, in dem Bulma früher als Kind ihre ersten Erfindungen ausprobierte (Im Haus durfte sie es nicht machen, sonst wäre ihre Mutter augeflippt !). Amüsiert beobachtete sie Vegeta, der kritisch die Menschen im Park begutachtete.


„Und ich dachte, nur du bist so verrückt ... .“,wunderte er, als er all die Menschen sah. Einige saßen auf den Parkbänken und fütterten Tauben, anderer saßen mit Decken auf den Grünflächen. Wieder andere spielten Frisbee mit ihren Hunden, einige liefen Rollerblades, andere joggten und einige gingen einfach nur spazieren. Dafür, dass sich hier so viele Menschen aufhielten, war es angenehm ruhig. Der Park war groß genug, um allen Besuchern ein ruhiges, abgelegenes Plätzchen bieten zu können. Überrascht stellte Bulma fest, dass Vegeta keinerlei Probleme hatte, sich ihrem gemächlichen Gang anzupassen. Sie war viel entspannter, ruhiger und gelassener als vorhin in der Werkstatt.


Manchmal drohte sie bei all der Technik zu vergessen, das die Welt sich draußen in der Natur abspielte. Der Mensch war dazu gemacht, sein Leben zwischen Bäumen und Tieren zu verbringen und nicht in irgendwelchen sterilen Labors. Die vorige Unterhaltung erschien ihr nun beinahe sinnlos in Anbetracht der aufgehenden Sonne, der lachenden Menschen und der zwitschernden Vögel.


„Warum machen die Leute nur so einen Mist? Sie sollten ihre Zeit für etwas sinnvolleres nutzen !“,bemängelte Vegeta. Doch Bulma ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie sah sein markantes Gesicht, die in Falten gelegte Stirn, der skeptische Blick auf die grüne Landschaft vor ihnen.


Mit einem mal wurde ihr etwas klar.


„Sag bloß, du warst noch nie in einem Park ?“, hakte sie nach.


„‘Park‘ ... so nennt man das also.“ Irgend etwas in ihr geschah, als sie den kritisch dreinschauenden Vegeta beobachtete. Sein Blick haftete immer noch auf das Bild vor ihnen.


‚Bulma, reiß dich zusammen! Du starrst ihn ja regelrecht an !‘


Da war dieses seltsame Gefühl, dass sich wohlig warm in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Eine Wärme, die ihr die Röte ins Gesicht trieb.


Sie rief sich zur Vernunft, aber es wollte ihr nicht so recht gelingen.


Es war ein ungewöhnliches Bild, das sich ihr darbot. Vegeta in ziviler Kleidung, in einem riesigen Park zwischen all den ‚normalen‘ Menschen.


Fernab von Kriegen, ja sogar fernab von seinem täglichen Trainingsprogramm und der Werkstatt.


Sie mußte lächeln, als er sich fragend zu ihr umdrehte. Er verstand tatsächlich nicht, warum diese Menschen sich hier draußen umherlümmelten.


„Frag‘ nicht Vegeta! Genieß‘ einfach den Augenblick der Ruhe !“


Unwillkürlich ließ sie ihre zarte Hand seiner Armbeuge entlang wandern und griff nach seiner starken Hand.


„Ist das nicht genial ?“, rief sie ihm zu, als sie ihn hinter sich an der Hand herzog. Bulma atmete tief ein und aus, um ihrem Herzen, das bis zum Hals hin klopfte, Einhalt zu geben. Sie wußte nicht, was in dem Moment befriedigender war, die aufgehende Sonne oder die Tatsache, dass sie händchenhaltend mit Vegeta durch den Park spazierte.


Doch ihre wunderbare Stimmung platze sofort, als Vegeta abrupt stehen blieb.


„Ich bin zu der Erde zurückgekehrt, um hier zu trainieren und nicht um mir irgendwelche Bäume anzuschauen und behämmerten Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich zu Affen machen.“, donnerte
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