Fanfic: Kopfgeld Teil 1
nicht angesehen hatte, sie hatte sich unheimlich gefreut, nicht bis zum Schluss übriggeblieben zu sein. So verbuchte Trunks einen Pluspunkt.
Schließlich begann das Spiel. Und auch hier war Kyoko eine durchschnittliche Schülerin. Bis etwas Seltsames geschah. Goten warf einen Ball, den Kyoko schlagen sollte. Natürlich warf er nicht doll, aber auch ein von einem Saiyajin leicht geworfener Ball kann, wie man weiß, so einigen Schaden anrichten. Es traf sich, dass Gotens Ball nicht Richtung Schläger flog, sondern in Richtung Kyokos Kopf. Diese riss erschrocken die Augen auf und, wie von einer unsichtbaren Macht zurückgehalten, verlor der Ball plötzlich alle Geschwindigkeit und fiel harmlos vor Kyokos Füße. Sie atmete hörbar auf. Dummes Mädchen, schalt sie sich in Gedanken. Warum hast du das getan? Warum bist du nicht einfach ausgewichen? Warum musstest du gleich alle Aufmerksamkeit auf dich lenken?
Alle Schüler starrten fassungslos auf den Ball. Zwar brachte niemand ernstlich Kyoko mit diesem Geschehen in Verbindung, aber es rief allgemeine Verwunderung hervor, dass einer von Gotens Bällen einfach aufhörte zu fliegen. Vor allem Trunks wurde nachdenklich. Irgendetwas war mit diesem Mädchen. Plötzlich erschien ihm ihre Mittelmäßigkeit verdächtig. Was war eine bessere Tarnung, als absolut durchschnittlich zu sein, also weder durch besonders gute noch besonders schlechte Leistungen aufzufallen?
Je mehr er sich in seinen Gedanken verlor, desto klarer wurde ihm, dass Kyoko ein Geheimnis haben musste. Auch ihr Aussehen war durchschnittlich: Sie war hübsch, aber nicht schön, unauffällig, aber nicht hässlich. Trunks beschloss, Goten in der nächsten Pause darauf aufmerksam zu machen, sollte er es nicht von alleine bemerkt haben.
Schließlich neigte sich der Schultag dem Ende zu. Wie von Trunks erwartet, war Kyoko auch in Biologie und Physik Mittelklasse. Ab und zu sagte sie etwas, manchmal war es falsch, manchmal war es richtig. Nach Schulschluss gingen Trunks und Goten gemeinsam aus dem Schulgebäude. Sie hatten beide wenig Lust darauf, nach Hause zu gehen, also nahmen sie sich vor, an einer etwas entfernten Hügelkette zu trainieren. Schlendernd und lachend gingen sie um eine Häuserecke, als sie das Mädchen wiedersahen. Kyoko sah gerade zur anderen Seite und bemerkte die beiden Jungen nicht, da Trunks Goten die Hand vor den Mund geschlagen hatte.
Noch einmal drehte sie sich um und dabei sah sie Trunks und Goten. Zuerst sah es aus, als ob sie sich ärgerte, aber dann setzte sie ein Lächeln auf und lief auf die beiden zu.
„Hallo!“, rief sie. „Ich suche die Bushaltestelle. Wisst ihr, wo der Bus nach Sektor B223 fährt?“
„Du wohnst im Sektor B223?“, fragte Trunks verwirrt.
„Ja, klar“, erwiderte das Mädchen und fügte mit Blick auf seinen ungläubigen Gesichtsausdruck hinzu: „So lang ist der Weg nun auch nicht. Der Bus fährt fast durch, weil in den angrenzenden Dörfern niemand aussteigt. Dann dauert es immer nur so 2 bis 3 Stunden bis nach Hause.“
„2 bis 3 Stunden!“, rief Goten entsetzt. „Was machst du denn dabei?“
„Meistens fange ich mit den Hausaufgaben an oder lese irgendetwas.“
„Aber, sag mal...“, begann Goten, dem plötzlich etwas auffiel, „wie bist du denn hergekommen? Doch auch mit dem Bus, oder?“
Kyoko druckste herum: „Aach, also, irgendwie schon, ähm... ach so, ja! Ich bin mit dem Bus gekommen, aber mein Orientierungssinn ist zuweilen ziemlich schlecht. Daher bin ich jetzt auf der Suche.“ Gerettet!, dachte Kyoko und atmete erleichtert auf.
Trunks lächelte Kyoko an. „Das ist doch kein Grund, sich zu schämen. Du solltest mal mich sehen, wenn ich in unserem Haus irgendetwas finden will...“
Goten lachte auf. „Oh ja, ich kann mich noch gut an euer Haus erinnern, nachdem du den Radar gesucht hattest. Ein Schlachtfeld war nichts dagegen.“
„Also“, meinte Trunks, um schnell das Thema zu wechseln, da ihm das doch etwas unangenehm war, bloßgestellt zu werden, „wie wär`s, wenn wir dich zur Bushaltestelle bringen würden? Wir haben ja genug Zeit.“
„Gerne!“, strahlte Kyoko, und die drei machten sich auf den Weg. Dabei fanden Goten und Trunks heraus, dass Kyoko eine Waise war. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben und ihr Vater kurz darauf an gebrochenem Herzen. Von da an wurde das Mädchen wegen ihres schlechten Benehmens und ihrer Aufmüpfigkeit von Waisenhaus zu Waisenhaus geschoben. „Ich hatte schon immer ein Problem mit Autorität“, erklärte Kyoko. Sonst hatte sie keine Verwandten. Jetzt lebte sie im Takerun-Waisenhaus im Sektor B223. Die von dort aus nächste HighSchool war die OrangeStarHigh, und so musste sie täglich diesen langen Weg auf sich nehmen. Kyoko erzählte ihre Lebensgeschichte mit einem seltsam gleichgültigen Unterton in der Stimme, so als ginge es ihr nicht wirklich nah.
„Das klingt so, als hättest du dich mit der Tatsache abgefunden, im Waisenhaus zu leben“, stellte Trunks fest.
„Ich muss es akzeptieren. Niemand gibt mir meine Eltern wieder, also muss ich ohne sie klarkommen. Das ist eben mein Schicksal“, erwiderte Kyoko mit starrem Blick.
„Wir sind da“, sagte Goten mit dem unangenehmen Gefühl, Trunks und Kyoko zu unterbrechen. „In 5 Minuten kommt dein Bus. Ich denke, Trunks und ich sollten uns dann auch auf den Weg machen.“
„Na gut. Also, ich danke euch für’s Bringen. Auf Wiedersehen.“
Auch Trunks verabschiedete sich. Goten und Trunks gingen um die nächste Ecke, hoben ab und flogen zu einem geeigneten Trainigsplatz, den sie bereits wenige Minuten später erreichten.
Kyoko sah den beiden nach, bis sie um die Ecke verschwunden waren, warf ein paar Blicke zu ihren Seiten und hob dann auch ab, um nach Hause zu fliegen. Ihre Gedanken kreisten während des Fluges um ihren ersten Schultag. Der kühle Wind wehte ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht und sie genoss die warmen Sonnenstrahlen. Irgendwie gefielen ihr Goten und Trunks. Beide waren ganz anders als ihre anderen Klassenkameraden: Sie waren viel offener und freundlicher.
Entgegen ihren Erwartungen freute sich Kyoko auf den nächsten Schultag, an dem sie die beiden wiedersehen würde.
Trunks und Goten waren in ihren Trainingskampf vertieft. Wie immer schenkten sie sich nichts. Ausnahmsweise jedoch hatte Goten die Oberhand gewonnen und prügelte Trunks durch die Gegend. Er setzte einen gezielten Schlag in Trunks’ Magengegend. Dieser schlug hart auf den Boden auf und blieb dort erstmal liegen. Schwer atmend richtete er sich zum Sitzen auf, als Goten neben ihm landete. Goten setzte sich neben seinen besten Freund. Er hatte deutlich gemerkt, dass sich Trunks überhaupt nicht konzentrierte, sondern seine Gedanken um ganz andere Dinge schweiften. Er war überhaupt nicht bei der Sache.
„Willst du mir erzählen, warum du dich nicht konzentrierst?“, fragte Goten ernst. „Oder sollen wir aufhören?“
Trunks lachte gequält. „Was ist denn, macht dir Gewinnen keinen Spaß?“
„Nicht, wenn ich’s nicht verdient habe. Du weißt ganz genau, dass ich dich nicht besiegen könnte, wenn du aufpassen würdest. Also, was ist los? Ist es wegen der Neuen?“
Trunks nickte widerwillig. Es hatte ja doch keinen Zweck, Goten etwas zu verheimlichen. Er bekam eh alles heraus, was Trunks anging. Sie waren eher so etwas wie Brüder als nur Freunde.
„Ich denke die ganze Zeit darüber nach, was sie vor uns verbergen will.“
„Du glaubst allen Ernstes, durch Nachdenken kämst du darauf?“, fragte Goten zweifelnd. „Du solltest sie beobachten oder so etwas. Ich bin mir sicher, dass du durch Herumrätseln zu keinem Ergebnis kommen wirst.“
Trunks nickte und die beiden wandten sich wieder ihrem Training zu. Trotz der aufmunternden Worte seines besten Freundes ging Trunks das Lächeln von Kyoko nicht aus dem Kopf, und so verlor er diesen Kampf. Gegen 23 Uhr machten sich die beiden auf den Heimweg. Goten war unzufrieden. Er hatte gewonnen, ja. Nichts hatte er sich mehr gewünscht als einmal, nur einmal, Trunks’ verblüfftes Gesicht zu sehen, wenn ihn Goten übertraf. Es war nichts von der Feindschaft von Vegeta und Son-Goku zwischen den beiden zu spüren, aber es schmerzte Goten doch, der ewige Zweite zu sein.
Und auch diesmal hatte er Trunks nicht wirklich besiegt. Wenn Trunks sich nur etwas mehr angestrengt hätte, hätte Goten wie so oft verloren. Sauer und auch enttäuscht vergrub er sich in seinen Hausaufgaben, um nicht mehr an sein Versagen denken zu müssen. Irgendwann würde der Altersunterschied schon unwesentlich werden.
Auch Trunks war wütend auf sich selbst. Noch nie hatte ihn ein Mädchen so aus der Fassung gebracht. Wieder und wieder redete er sich ein, dass sein Interesse an Kyoko auf reiner Neugier beruhte. Er wollte einfach nicht zugeben, dass er sie auch irgendwie süß fand. Aber nur ein ganz, ganz, kleines bisschen, versicherte er sich schließlich.
Endlich kam er zu Hause an. Seine Mutter saß mal wieder in der Küche und wartete auf ihren Sohn, während Vegeta wohl im Gravitationsraum war. Trunks trat leise ein, aber Bulma hatte einen leichten Schlaf.
Mit leicht glasigen Augen begrüßte sie ihren Sohn. „Guten Abend, Trunks, dass du auch noch kommst...“
„Tut mir leid, Mum“, entschuldigte sich Trunks und machte sich auf den Weg in sein Zimmer, um seine Hausaufgaben zu machen. Etwas spät war es zwar, aber Trunks brauchte nie viel Schlaf. Nach einer Stunde war er endlich fertig und verkroch sich müde in sein Bett. Doch nicht einmal in seinen Träumen ließ ihn das fremde Mädchen los...
So! Das war der erste Teil. Ich habe vor, den nächsten Teil mit etwas mehr Action zu gestalten. Seid gespannt! Die nächste Bedrohung