Fanfic: Scorpion III.
Kapitel: Scorpion III.
Da es schon sehr lange her ist und sich viele von euch bestimmt gar nicht mehr an diese ff erinnern, hab ich zu Anfang einfach noch mal das zweite Kapitel mitgepostet! ^^
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SCORPION III.
eine Ranma 1/2- fanfiction
von sayuri
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Langsam, unendlich langsam schwebte sie mit einem Strauß aus roten Rosen in der Hand auf den Altar zu, vorbei an den Hochzeitsgästen und den vielarmigen Kerzenständern, die die Kapelle in ein seltsam mattes, lebloses Licht tauchten. Ihre Füße setzten leicht auf den Boden auf. Sie wandte ihren Kopf. Ranma. Da war er wieder, ihr Bräutigam. Er lächelte sie an und streckte ihr die Hand entgegen.
Sie lächelte glücklich zurück und wollte gerade ihre Hand in die seine legen, als ein Gedanke in ihrem Kopf aufblitzte.
Da war er wieder, ihr Bräutigam... warum wieder? Ein Gefühl der Unwirklichkeit befiel sie und ihre Nackenhaare sträubten sich. Mühsam zwang sie sich den Kopf nach hinten zu drehen. Die blicklosen Gesichter der Hochzeitsgäste starrten sie an, wächserne Köpfe auf steifen Körpern. Sie waren tot. Orgelmusik, diese furchtbare Orgelmusik ertönte und ließ sie zusammenfahren.
Nein... nein... das durfte nicht sein... nicht schon wieder... ihr Mund öffnete sich in stummen Entsetzen zu einem Schrei, doch ihre Zunge war wie gelähmt.
Dieser Hochzeitsmarsch... Die Musik dröhnte von den Wänden wieder, schien jede Faser ihres Körpers zu durchdringen und verursachte in ihrem Innern eine nahezu körperliche Pein.
Aufstöhnend hielt sie sich die Hände an die Ohren um nichts mehr hören zu müssen und sank auf die Knie.
Ranma beugte sich über sie, mit diesem wölfischen Grinsen, dass sie schon so gut kannte.
„Akane, mein Liebling, das ist unsere Nacht!“
„Nein... nein...“ Sie warf die Hände vors Gesicht, schloss die Augen vor seinem Anblick, versuchte, seine lockende Stimme nicht zu hören.
„Denk dran- Bald sind wir in Liebe vereint!“ Ranma fing laut an zu lachen.
Sie schüttelte heftig den Kopf, als wolle sie die Angst verscheuchen, die sich ihrer immer mehr bemächtigte. Ein fester Griff schloss sich um ihren schlaffen Oberarm und zog sie auf die Beine. Wankend bleib sie stehen.
Traum... es war nur ein Traum... nur ein verdammter Traum! Sie musste aufwachen... Panisch versuchte sie sich das einzureden, ihr Hirn war keines Gedankens mehr fähig, ganz aufgefüllt von entsetzlicher Furcht vor dem Unbekannten. Ihre eisigen Hände waren gefühllos, als Ranma sie ergriff und den goldenen Ring ansteckte. Sie wollte schreien, wollte sich wehren, aber kein Ton kam aus ihrer Kehle. Weg, sie musste hier weg... WEG! In ihrem Kopf tobte ein Zyklon, wirbelte ihre Gedanken in einem rasenden Kreislauf durcheinander, Angst und Grauen schnürten ihr die Kehle zu. Und dann brach der Damm- ein hysterischer Schrei gellte durch die Kapelle.
„Ich kann nicht aufwachen! Oh, mein Gott, ich kann nicht aufwachen!“ Tränen der Verzweiflung liefen ihr die Wangen herunter und sie taumelte zitternd zurück.
„Nein... Nein...“ Sie hielt sich ihre Hände, die immer noch den Rosenstrauß umklammert hielten vors Gesicht und strauchelte. Mit einem schrillen Aufschrei stürzte sie rückwärts zu Boden und fiel----- ins Nichts.
Stille. Sie konnte nichts sehen, nichts als eine unendliche, schwarze Leere. Ihr Körper schien zu schweben, er war so unendlich leicht...
„Willkommen, meine Schwester“
Diese Stimme...
„Hast du mich schon vermisst, meine kleine Schwester?“
...da war sie wieder...
„Hast du geglaubt, ich hätte dich allein gelassen?“
...wer...
„Wir haben noch eine Rechnung offen... willst du sie nicht begleichen?“
„Wer... wer sind Sie?“, krächzte sie mit Mühe und sah sich weiter um.
„Wer ich bin? Oh, Schwester, hast du mich schon vergessen? Du hast mich vergessen, nach nur 7000 Jahren?“ Die Stimme kicherte leise, als würde sie sich über die Angst in Akanes Stimme freuen.
„Wie schade... ich habe dich nämlich noch nicht vergessen... Ich habe dich gesucht, meine Schwester, und ich habe dich gefunden...“
„Was wollen Sie?“ Akanes Stimme überschlug sich fast und klang unnatürlich schrill. Ihre Hand umklammerte noch fester den Strauß roter Rosen in ihrer Hand und sie spürte kurz einen kleinen Stich.
Doch die Stimme sprach weiter:
„Was ich will? Ich will dich, meine Schwester.“
Das hämische, kalte Lachen schwoll an und ein Schauer lief ihren Rücken hinab.
„Hast du etwa Angst, meine kleine Schwester, Angst vor den Träumen? Oh, Schwester, glaube mir, bald wirst du dich nach diesen Träumen sehnen... denn bald, schon sehr bald, sind sie nicht mehr nur Träume...“
Ehe sie wirklich erfassen konnte, was die Stimme gesagt hatte, fühlte sie, wie ein heller Wirbel sie erfasste und aus der Dunkelheit um sie herum riss.
„Akane! Akane! Wach auf!“ Langsam schlug sie die Augen auf. Verschwommen konnte sie erkennen, wie jemand sie an der Schulter rüttelte. Mit einer zitternden Hand fuhr sie sich über die Augen. Es war Ranma. Leicht benommen setzte sie sich im Bett auf und starrte ihn an.
„Alles in Ordnung, Akane?“ Seine warmen Augen musterten sie besorgt.
„Was... was sollte nicht in Ordnung sein?“
„Du hast im Schlaf geschrien.“
„Oh, und was?“
„Dass du nicht aufwachen kannst, und ehrlich gesagt war es heute besonders schwer, dich wachzukriegen.“ Ein verschmitztes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich habe schon überlegt, ob ich dich vielleicht wachküssen sollte, du schienst ja geradezu darauf zu warten-“
„RAUS! VERSCHWINDE!“ Wütend packte Akane ein Kopfkissen und warf es nach dem lachenden Ranma.
„Heh, das war doch nur ein Sche-“
„RAUS!“ Ein weiteres Kissen flog ihm an den Kopf.
„Komm schon, du bist doch sonst nicht so empfi-“ Die Nachttischlampe knallte gegen seine Stirn und hinterließ eine pulsierende Beule.
„RAUS HABE ICH GESAGT!“ Ihre Hand zuckte verdächtig in Richtung Nachttisch und Ranma floh vorsichtshalber in Richtung Zimmertür.
Er drehte sich um.
„Ach, übrigens, du sollst runterkommen, unsere Väter haben eine Familienversammlung angeordnet. Allerdings...“, sagte er mir einem amüsierten Blick auf das dünne Nachthemd das sie trug, „solltest du dir vielleicht vorher was anderes anziehen, sonst verschreckst du noch die anderen. Wer will schon so ein fettes Machoweib wie dich- AHHH!“ Im letzten Moment konnte er sich durch die Tür retten und der Nachttisch prallte stattdessen gegen das dicke Holz. Vor Wut schnaubend stand Akane mitten im Zimmer und starrte wütend auf die Trümmer, als wäre es die Schuld vom Nachttisch, dass Ranma sich immer so grundlos über sie lustig machen musste. Ein Vollidiot... und sie musste diesen Vollidioten heiraten, in genau- sie blickte auf ihren Funkwecker- fünf Tagen und neun Stunden. Sie seufzte, konnte aber nicht verhindern, dass so etwas wie Wärme in ihr aufstieg. Blödsinn, das bildete sie sich ein, er hasste sie und sie hasste ihn und damit hatte es sich erledigt.
Nachdenklich ging sie zu ihrem Schrank um sich etwas zum Anziehen rauszusuchen und griff an den dicken Holzknauf. Ihr Blick fiel auf ihre Hand und mit einem Mal wurde der helle Tag plötzlich kalt. Kalt wie ein Grab. Sie taumelte rückwärts zu ihrem Bett, bis die Kante gegen ihr Bein stieß und ließ sich fallen. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen starrte sie wie betäubt auf ihren Mittelfinger, in dem ein kleiner Dorn steckte. Ein Rosendorn.
Verwirrt kauerte sie auf ihrem Bett. Sie war zu entsetzt um klar denken zu können. Es musste ein Traum gewesen sein... es musste... mit einer zitternden Hand zog sie sich den Dorn aus dem Finger.
Es war real.
Der Schmerz war real.
Sie schüttelte den Kopf und versuchte ihre Benommenheit loszuwerden. Träume konnten gar keinen Einfluss auf die Wirklichkeit haben. Oder?
Akane schob ihre Gedanken beiseite und erhob sich. Sie musste sich anziehen und dann zu dieser seltsamen „Familiensitzung“. Wahrscheinlich hatten ihre Väter sich wieder etwas für ihre Hochzeit ausgedacht...
Als sie die Tür zur Küche aufstieß, verstummten die Gespräche und die Köpfe der anderen Bewohner des Tendo-Hauses wandten sich ihr zu. Nur der von Ranma nicht, er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck nach unten. Leicht beunruhigt sah Akane zwischen ihrem Vater und Herrn Saotome hin und her, die sich glücklich vor sich hin heulend in den Armen lagen und ihrer Schwester Nabiki, deren Mundwinkel zuckten, als ob sie mühsam ein Grinsen unterdrücken würde.
„Was ist hier los...?“ Misstrauisch geworden ließ sich Akane auf den einzig freien Platz neben Ranma nieder und schaute in die Runde. Nabiki schob ihr ein längliches Prospekt rüber, auf dem so etwas wie eine große steinerne Burg abgebildet war. `Kloster Wolfshain- Erholung in entspannter Atmosphäre, besonders geeignet für Frischverliebte! Herbstsonderangebot!`
„Ok... was ist hier los?“ Akane verengte die Augen zu Schlitzen und fixierte ihren Vater, mit einer dumpfen Ahnung was jetzt kommen würde.
„Euer Urlaub!“
„NEIN! Zum letzten Mal, ich werde Ranma nicht heiraten, also könnt ihr euch auch die Hochzeitsreise sparen, denn-„
„Keine Hochzeitsreise, mein Schatz, die Hochzeit ist fürs erste verschoben.“
„Hah?“
„Mein alter Freund Saotome und ich haben den Eindruck, dass es eurer- ähm- angespannten Beziehung vielleicht gut tun würde, wenn ihr erst mal