Fanfic: Scorpion III.

richtig ausspannt. Wir hatten zwar gehofft, dass ein kleiner Anstoss von unserer Seite ausreichen würde um die Kampfschulen endlich zu vereinen, aber da ihr beide euch leider so gegen die Hochzeit gewehrt habt, machen wir euch ein Angebot.“ Er wedelte mit dem Prospekt. „Wenn ihr zwei Wochen gemeinsam in diesem Kloster verbringt, wird die Hochzeit fürs erste verschoben. Denn wir sind uns sicher, dass ihr euch da sowieso näherkommen werdet und-„


„NEIN!“


„Ranma hat schon zugestimmt, Schwesterchen.“


„Was?!“ Akane schaute verblüfft zu Nabiki, und dann zu Ranma. Doch der hatte endlich einen interessanten Punkt auf der Tischplatte gefunden, den er anstarren konnte und dachte gar nicht daran den Kopf zu heben. Die leichte Röte auf seinen Wangen fiel ihr nicht auf.


„Also, mein Schatz, was sagst du?“ Soun sah sie gespannt an. Akane seufzte.


„Hab ich eine andere Wahl?!“




*****




„Und Sie sind sicher, dass das hier der Weg zum Kloster ist?“


Ranma kletterte mit zwei Koffern in der Hand aus dem Taxi und stellte sie auf dem schmalen Kiesweg ab, der von der Bergstraße ab zwischen den dunklen Fichten hindurch in den Wald führte. Ranma schirmte die Augen ab und starrte in das grünliche Halbdunkel, dass nur ab uns zu von einigen matten Lichtstrahlen durchbrochen wurde, die sich durch die hohen Baumkronen gewagt hatten. Nichts. Er wandte sich zu Akane um, die im Kofferraum nach einem Rucksack suchte und dabei leise Flüche vor sich hinmurmelte. Ranma schluckte. Wenn sie weiter diese Laune hatte, konnte dieser Zwangsurlaub heiter werden...


Der Taxifahrer stellte sich neben ihn und riss ihn so aus den Gedanken. Er deutete mit einer Hand auf den Wald, hinter dem die Sonne schon langsam versank.


„Ja, mein Herr, sie müssen nur ca. fünf Kilometer durch den Wolfshain hier gehen, immer dem Pfad nach, dann kommen sie zu einem kleinen Bach mit einer alten Holzbrücke und dahinter liegt das `Kloster`.“ Er sagte das letzte Wort mit einem abfälligen Tonfall und Ranma schaute ihn erstaunt an.


„Ist das denn kein Kloster?“


Der Mann hmpfte. „Es war mal eins, aber vor ungefähr einem Jahr hat der Orden anscheinend beschlossen es aufzugeben und stattdessen ist von einem Tag auf den anderen so eine kleine Gruppe von Männern eingezogen, kein Mensch wusste woher die so plötzlich kamen. Sie selbst sagen sie seien Mönche, aber wenn sie mich fragen, sind `DIE` keine Christen. Lassen sich auch selten bei uns im Dorf blicken, möchte nicht wissen was die treiben... was wollen Sie da eigentlich?“ Er stockte und beäugte Ranma misstrauisch, und linste dann zu Akane rüber. Er musterte ihren Körper von oben bis unten und länger als Ranma lieb war. Ohne zu wissen warum, gefiel ihm der gierige Blick des Taxifahrers nicht, mit dem er seine Verlobte anstarrte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.


„Nein, `wir` sind hier um Urlaub zu machen! Wieviel schulden wir Ihnen?“ Das kam schärfer als beabsichtigt und der Mann schaute ihn leicht verwundert an. „Zweitausend Yen!“ Ranma kramte das Geld aus seiner Tasche und hob dann die Koffer hoch. Inzwischen hatte sich auch Akane, beladen mit zwei Rücksäcken, zu ihm gesellt.


„Besonders einladend sieht das ja nicht aus, oder Akane?“


„Alles ist besser als dich zu heiraten, also komm jetzt!“


Seufzend stapfte Ranma ihr hinterher. Er selbst war ja auch nicht gerade begeistert gewesen, dass es ihren Vätern gelungen war sie beide auf diese Weise zu erpressen, aber wenn er ehrlich zu sich war, war der Gedanke endlich mal zwei ungestörte Wochen mit ihr zu verbringen, gar nicht mal so schlecht. Ohne die anderen Verlobten, die dauernd versuchten Akane umzubringen, ohne Kuno und Ryoga, die beide das Talent hatten wirklich immer im unpassendsten Augenblick aufzutauchen und Chaos zu stiften, ohne ihre Väter, die nur darauf lauerten die beiden in eine kompromittierende Situation zu kriegen... er hatte sich schon lange eine Chance gewünscht, einmal wirklich alleine mit Akane zu sein und sie besser kennenlernen zu können.


„Was grinst du denn so blöd?“ Akane sah ihn wütend an.


„Höh?“ Ranma hatte nichts mitgekriegt.


„Warum du so blöd grinst! Findest du das etwa lustig, dass wir zwei Wochen irgendwo in einem abgelegenen Kloster verbringen müssen?“


„Ach komm schon, so schlimm wird es schon nicht. Wir können beide etwas Ruhe gebrauchen.“


„Was ich bräuchte wären ein weniger dämlicher Vater und ein anderer Verlobter!“


„Dann verlob dich doch mit Ryoga, wenn dir das lieber ist!“


Hmpfend drehte sich Akane um und setzte ihren Weg fort. Ranma tat es schon wieder Leid, dass ihm das herausgerutscht war und er stürzte hinterher.


„Wenn ich dir verspreche, dich diese zwei Wochen nicht zu nerven, zu beleidigen, zu blamieren oder zu provozieren, würdest du dann bereit sein deine Zeit mit mir zu verbringen? Es... es wäre wirklich sehr schön...“


Akane sah erstaunt in seine indigoblauen Augen, die sie bittend ansahen. Meinte er das ernst?


„Und wieso würdest du das tun?“


„Weil...“ Ranma errötete leicht und sah verlegen auf den mit abgefallenen Blättern bedeckten Boden. „Weil ich gerne mit dir zusammen bin... und wir sollten einfach versuchen aus der Zeit das Beste zu machen, einverstanden?“ Er verschwieg, was er unter „das Beste“ verstand. Er wusste ja selbst nicht, warum der Gedanke allein mit Akane zu sein ihm durchaus gefiel...


„Na gut.“ Akane schenkte ihm ein kleines Lächeln, bevor sie sich wieder umdrehte und den schmalen Pfad zum Kloster weiterging.




„Oh Mann....“ Akane setzte die schweren Rucksäcke ab und ließ sich dann auf den Boden fallen. Ihre Schultern schmerzten, von ihren Füßen ganz zu schweigen.


„Das waren doch nie im Leben nur fünf Kilometer! Das waren mindestens zwanzig!“


„Naja, immerhin sind wir jetzt endlich da...“ Ranma stellte die Koffer vor dem großen, verrosteten Eisengitter ab, legte den Kopf in den Nacken und begutachtete durch die Stäbe hindurch das Gelände. Im Stillen gab er dem Taxifahrer recht, wie ein christliches Kloster sah das wirklich nicht aus, von dem kleinen Kirchturm neben dem Hauptgebäude mal abgesehen, dessen tiefgraue Steinfassade im Abendrot einen rötlich-orangenen Schimmer angenommen hatte und seltsam verschwommen wirkte. Daneben konnte man so etwas wie einen kleinen Friedhof erkennen, große Grabsteine, die sich als schwarze Schatten gegen den roten Abendhimmel abhoben und von einer schiefen, schon altersschwachen Umzäunung umgeben waren.


Ranma fröstelte und das nicht nur wegen der Kälte, die sich zusammen mit der hereinbrechenden Nacht über das Kloster senkte. Die Atmosphäre hier gefiel ihm nicht, selbst das Abendlicht kam nicht gegen das Kalte und Unheimliche dieser Mauern an und ließ alles vermeintlich romantische nur noch mehr wie eine verzerrte Maske erscheinen, die sich über ihn lustig machen wollte. Es war nicht die idyllisch-ruhige Stimmung eines Klosters... es war die angespannte- grausame Stille eines toten Geländes, die Gebäude verseucht von einem starken, boshaften Geist, bewohnt von totem Leben... Ranmas Nackenhaare sträubten sich und er wandte seinen Kopf zu Akane, dessen Kopf auf ihre Brust gesunken war und die anscheinend bereits eingenickt war. Sie hatte nicht seine Kondition, der lange Marsch hatte sie geschafft. Im Schlaf sah sie so hilflos aus... Auf einmal überkam Ranma der drängende Wunsch, sie von hier wegzubringen, so weit es nur ging... sie durfte nicht hier sein... nicht schon wieder... wieder... Ranmas Kopf durchfuhr ein stechender Schmerz und er krümmte sich zusammen, als eine schreckliche Erinnerung in ihm aufflackerte, eine lange verschüttete Vision des Grauens... Blut... ihr Blut, das ihr weißes Leinengewand rotfärbte und auf den Marmorboden sickerte als sie langsam, unendlich langsam auf die Knie sank, die Hand auf die blutende Wunde in ihrer Brust gepresst und dann vornüberfiel... in die Unendlichkeit, in das tiefe Dunkel, das ihre Seele verschlang und sie niemals hätte erreichen dürfen, niemals... sie blieb reglos liegen. Er hatte ihr nicht mehr helfen können, er war bereits tot... alle Skorpione waren tot, gestorben um sie zu retten...




Der stechende Schmerz in seinem Kopf ließ nach und langsam setzte auch sein Bewusstsein wieder ein. Hilfe, war ihm schwindlig. Er versuchte sich zu erinnern, ob er vielleicht zum Frühstück etwas von Akanes selbstzubereitetem Essen gegessen hatte oder etwas anderes, das auch Halluzinationen hervorrufen konnte, aber vergeblich. Ranma fasste sich an den Nacken und bewegte seinen Kopf hin und her. Das half. Wahrscheinlich war er einfach nur für ein paar Sekunden eingenickt und die Müdigkeit zusammen mit dem abergläubischen Geschwätz des Taxifahrers von vorhin hatten ihn Sachen zusammenträumen lassen... er fing schon an wie Akane, mit ihren nächtlichen Alpträumen... Kopfschüttelnd sah er wieder zu dem Tor. Immer noch keiner da, um sie in Empfang zu nehmen, und was nun? Er überlegte schon, ob er einfach rüberklettern sollte, wie er es eh meistens machte, als ihm ein kleines, verwittertes Schild an einem der hohen Steinpfosten zu Seiten des Tors auffiel, das er vorher nicht bemerkt hatte.




"Bitte Klingeln"




Na dann... Er drückte auf den Klingelknopf, der sich darüber befand.


Nach einer kleinen Weile sah er, wie sich ein kleiner Lichtpunkt aus der Eingangstür des Hauptgebäudes löste und auf sie zukam. Er rüttelte Akane vorsichtig an der Schulter. „Akane! Aufwachen!“ Akane murmelte etwas unverständliches, stand dann aber widerwillig auf und streckte sich ausgiebig. Die Müdigkeit saß ihr noch in allen Gliedern.


Ein Mann in
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