Maijus Entsetzen wurde er von seinem Gegner binnen Sekunden abgefertigt und anschließend von Waat in Grund und Boden geschrieen, denn „jemandem mit so einer Kampfkraft steht es wirklich nicht zu, sich zu überschätzen!“
Äußerst kleinlaut kehrte Ti’aLan an seinen Platz unter den Zuschauern zurück.
Noch ein paar Kämpfe, dann teilte Waat die Paare neu ein, Schnellere mit Langsamen, wies die Langsamen an, mir voller Kraft zuzuschlagen, und die Schnellen, einfach nur auszuweichen.
Unnötig zu erwähnen, dass Maiju zu den Schnellen gehörte. Ihr Partner hatte Ähnlichkeit mit einer Handgranate: klein, rund und äußerst explosiv, sprich jähzornig. Seine Angriffe waren aber so erschreckend langsam, dass Maiju sich des öfteren dabei ertappte, wie ihre Gedanken auf Wanderschaft gingen. Sie musste sich zusammenreißen um nicht lauthals zu gähnen. War das langweilig! Der Zwerg mühte sich ab, sie zu treffen, und sie wich allen seinen Schlägen mit eleganten Schlenkern aus.
Das machte ihn noch zorniger, als er ohnehin schon war, und er prügelte drauflos, ohne mehr als Luft zu treffen. Maiju musste nicht einmal abwehren. So was Fades, ne wirklich! Warum hatte Waat nicht einen Gegner für sie ausgesucht, bei dem sie wenigstens abwehren musste? Mit einem gleich schnellen Gegner wäre sie auf diese Weise bereits gewaltig in der Klemme!
Keine Lust, ihre Zeit weiter mit diesem Lahmarsch zu vertrödeln! Maiju packte seine im Anflug befindliche Faust und zog ihn daran auf ihre eigene zu. Der Aufprall seines Gesichtes auf ihre Faust war zwar nicht sehr heftig, doch reichte er aus, seine Nase noch platter zu drücken. Sich selbige haltend fuhr ihr Partner sie an: „Wer hat dir erlaubt, dich zu wehren? Davon hat Hauptmann Waat nichts gesagt!“
Gelangweilt antwortete Maiju: „Na und? Tust du immer, was Waat dir sagt?“
„Ja! Und außerdem heißt es Hauptmann Waat!“
„Ist mir wurst wie’s heißt! Und außerdem kauf’ ich dir das nicht ab!“
„Hä, was?“
„Dass du immer so gehorsam bist!“
„Bin ich aber!“
„Scheinheilig bist du!“
„Freche Göre!“
„Gartenzwerg!“
„Du willst wohl Ärger, was?“
Maiju lachte: „Ach komm, mach dich nicht lächerlich! Du triffst mich ja nicht mal!“
„Würdest du drauf wetten?“
„Wenn ich was hätte, um das ich wetten könnte....“
„Wie wärs damit: wen ich dich treffe, darf ich dir den Hintern versohlen...“
„Was? Hast du’n Hieb?“
„Bildlich gesprochen, natürlich!“
„Ach so..“
Er fuhr fort: „ ..und wenn ich dich bis zur Mittagspause nicht treffe, darfst du mich verprügeln!“
Diese Aussage führte dazu, dass Maiju ein wenig am Verstand ihres Gegners zu zweifeln begann. „Du riskierst aber ganz schön viel!“
„Ach wo! Also, gilt die Wette?“
Sie zuckte die Schultern. „Gilt!“
Natürlich traf er sie nicht. Und als Waat ihnen zu Mittag eine Stunde Pause gab, knallte sie ihm eine und warnte ihn, bloß nie wieder zu wetten. Danach flog sie mit Ti’aLan davon und ließ einen ziemlich beleidigten Handgranatenzwerg zurück.
Beim Essen spekulierten sie darüber, wer Chancen hätte, ins Sonderkommando zu kommen und lästerten über Waat, und Maiju übersah geflissentlich, dass die Saiyajins nur einen Tisch weiter saßen.
Die Stunde verging schnell und alle fanden sich wieder draußen ein, wo Waat schon wieder wartete und aussah, als hätte er sich überhaupt nicht gerührt.
Das Nachmittagstraining bestand aus einer Art umgedrehten Fangen- Spiel: Alle jagten einen, wer ihn fing wurde selbst zum Gejagten. Das Spielfeld war der ganze Planet, das Hauptquartier ausgenommen.
Maiju erkannte bald, worauf das Spiel hinauslief: schnelles Reagieren auf die Bewegungen des Gegners. Dass es so viele Gegner waren, erhöhte noch den Trainingseffekt. Nicht nur für den Gejagten; auch die Jäger mussten auf ihre Umgebung achten, um Zusammenstöße zu vermeiden. Und das Beste war: es machte Spaß! Es sprach genau Maijus jungen Jagdinstinkt an, und so stürzte sie sich mit Freude ins Getümmel. Natürlich ließen sich Kollisionen nicht vermeiden, doch als sie später mit Ti’aLan verglich, stellte sich heraus, dass er dreizehn mal mit jemandem zusammengerumpelt und einmal an einer Massenkarambolage beteiligt gewesen war, sie dagegen hatte nur fünf Unfälle zu vermelden.
Maiju erwischte recht bald jemanden, und zwar genau den Typen, gegen den sie am Vormittag im Kampf gewonnen hatte. Er sah aus, als hätte er ihr am Liebsten eine Gescheuert, unterließ das aber und gab ihr stattdessen wortlos den signalroten Stoffstreifen, den sie sich ums Handgelenk band und sich damit als die Gejagte kennzeichnete. Und bevor noch jemand daran denken konnte, sie zu überrumpeln, war sie schon weg. Die Jäger stürmten ihr nach.
Sie merkte bald, dass sie zwar schnell, aber bestimmt nicht die Schnellste war. Obwohl sie mit ungeheurer Geschwindigkeit flog, holten ein paar der Verfolger immer mehr auf, teilten sich dann und bildeten einen Halbkreis hinter ihr.
Aha! dachte sie, Teamwork! In etwa einer Viertelminute würde sie eingekreist sein. Das durfte sie nicht zulassen! Einmal eingekesselt hätte sie es verdammt schwer, ihnen wieder zu entkommen. Mitten im Flug änderte sie daher plötzlich die Richtung, von geradeaus zu steil abwärts, tauchte in das dichte Blätterdach des Waldes ein und flitzte jetzt zwischen den Bäumen durch. Hier musste sie zwar mehr aufpassen, hatte zugleich aber auch die besseren Chance, den Jägern zu entgehen.
Hinter sich hörte sie lautes Rauschen, das ihr sagte, dass Die Jäger ihr gefolgt waren, dann einen Aufschrei und ein lautes Krachen und Splittern. Maiju riskierte einen kurzen Blick nach hinten und sah gerade einen Baum fallen und kleinere Bäume und Unterholz unter sich begraben.
Bäume weichen halt nicht aus! dachte sie schadenfroh.
Die übrigen Verfolger blieben ihr jedoch weiterhin hartnäckig auf den Fersen. Nicht nur das, sie waren sogar auf den besten Wege, sie wieder einzuholen!
Verdammte Scheiße! fluchte sie in Gedanken und schlug jäh einen Haken, der ihre Verfolger gute hundert Meter an ihr vorbeisausen ließ.
Keine Minute später waren sie schon wieder knapp hinter ihr.
Sowas Lästiges! Erneut schlug sie einen Haken, flog jetzt wieder in die Richtung, aus der sie ursprünglich gekommen waren, kümmerte sie nicht darum, schoss um einen Baum herum wie ein Inlineskater um die berühmte Straßenlaterne und begann mit einem wirren Zickzackkurs. Allmählich machte sie so wieder Boden gut. Die Jäger fielen zurück.
Zu spät merkte sie, wohin sie flog- genau auf die Wolke der langsamen Jäger zu! Keine Zeit mehr, Haken zu schlagen oder abzutauchen; Maiju trat die Flucht nach vorne an, beschleunigte, kurvte um einen Soldaten herum, tauchte unter dem nächsten durch, entkam dem Zugriff des wieder nächste um Haaresbreite, schaffte sich einen anderen mit einem Energieball aus dem Weg- und semmelte mit voller Wucht in den Jäger hinein, der vorhin den Baum gefällt hatte. Er bekam sie zu fassen und hielt sie fest, obwohl sie sich heftig wehrte. Die Art, wie er seine Arme um ihre Taille geschlungen hatte, gefiel ihr ganz und gar nicht. Vor so einem Griff hatte der Oberarzt sie gewarnt.
„Jetzt hör schon auf zu zappeln!“ hörte sie ihren Fänger leise sagen „Du bist sowieso gefangen!“
„Das weiß ich!“ erwiderte Maiju heftig „Ich flieg’ schon nicht davon! Trotzdem sollst du mich loslassen!“
Er senkte seine Stimme auf ein Flüstern: „Warum? Du bist süß, Kleine!“ Und heulte auf, als ihr Kopf seine Nase zertrümmerte.
„Darum!“ fauchte Maiju und wand sich aus seinem jetzt gelockerten Griff „Glaub bloß nicht, ich wüsste nicht, woran du gerade gedacht hast!“
Er blickte sie wehleidig an, konnte aber nichts erwidern, da die Anderen mittlerweile in Hörweite waren. Ohne ihn anzusehen löste sie das Band von ihrem Handgelenk und gab es ihm. Sie sah auch nicht hin, als er es sich umband und davonflog, machte keine Anstalten, sich an der Jagd zu beteiligen.
„Was war denn das?“ wurde sie von Ti’aLan gefragt, der bei ihr geblieben war.
„Dreimal darfst du raten!“
Ti’aLans blassblaue Haut wurde noch blasser „Der Schuft wollte dich anmachen?!“
„So könnte man’s nennen!“
Er fluchte „Das gibt’s ja wohl nicht! Ein Kind wie dich! Ich meine.... tschuldige!“
„Das einzige Mädchen!“
„Jaa....... So ein Lump! Wenn ich den kriege, dann...“
„Dann was?“ Maiju sah ihn scharf an. Keine Antwort.
„He, Ti’aLan, mach keinen Blödsinn! Der zerpflückt dich in deine Einzelteile, so schnell kannst du gar nicht schauen! Die Regelung solcher Fragen überlässt du bitte mir. Du musst noch ziemlich hart trainieren, bevor du das mit ihm diskutieren kannst!“
„Hast Recht. Jetzt komm aber, sonst verpassen wir die Jagd!“
„Am Liebsten würd’ ich zurückfliegen, ich hab’ keine Lust mehr!“
„Erklär’ das mal Waat! Jetzt komm endlich!“
Ziemlich widerwillig schloss sich Maiju der Jagd wieder an. Der Idiot hatte ihr gründlich die Laune verdorben!
Er bezahlte allerdings später dafür, als Maiju „zufällig“ in ihn hineinkrachte und ihm ein paar Rippen brach.
An diesem Abend war Maiju zwar müde, aber längst nicht so erschlagen wie nach der Vormittagseinheit Krafttraining. Und in einer Laune, in der es ihr gerade recht gewesen wäre, wenn ihr ihre drei Lieblingsfeinde über den Weg gelaufen wären. Sie sah aber keinen der Saiyajins und begnügte sich damit, einem angeberischen Schönling seine ach-so-hübsche Fresse einzuschlagen.