Fanfic: Akanes Trauer
verwundert um. „Warum denn nicht? Jetzt wo wir es
endlich geschafft haben?“ Sie hielt ihre Hände verkrampft und zitterte ein
wenig. „Jetzt hab ich noch Hoffnung. Das alles kann in wenigen Sekunden
zerschlagen sein.. Ich.. ich habe Angst.“ Ryoga trat auf sie zu. Er berührte
ihre Schulter. „Ich kann dich ja verstehen, aber wenn du jetzt nicht gehst,
wirst du dich ewig fragen, ob er nicht doch da gewesen wäre. Außerdem,
vielleicht kannst du ihm gleich wieder in die Augen sehen.“ Er lächelte
aufmunternd und zog sie mit hinein.
Als sie in der Kühle des Warteraums standen, entstand wieder das mulmige Gefühl
in ihrem Magen. Doch wacker trat sie auf die Schwester am Schalter zu. „Guten
Tag, ich suche einen Freund, der hier in der Nähe vor Wochen verletzt wurde. Wir
hoffen, dass er vielleicht bei ihnen untergekommen ist.“ Die Schwester sah sie
kurz an und lächelte dann. „Oh, wenn ich mich recht erinnere, ist vor einigen
Wochen jemand eingeliefert worden. Ein unbekannter. Wie ist ihr Freund denn
verletzt worden?“ Akanes Hoffnung stieg ins unermessliche. °Sollte es etwa?° „Er
ist bei einem Erdrutsch verletzt worden. Angeblich soll er gestorben sein, aber
es war nie 100%ig.“ Die Schwester stand auf und trat heraus. „Der junge Mann,
von dem ich sprach wurde von einem Ehepaar in den Bergen gefunden.
Wahrscheinlich verletzt durch einen Erdrutsch. Kommen sie mal mit, vielleicht
ist dies ja ihr Freund.“ Akanes Herz machte einen Luftsprung. °Er scheint es
wirklich...° „Sagen sie, wie heißt er denn? Ist er wach?“ Die Schwester betrat
mit den beiden den Fahrstuhl. „Gesund ist er inzwischen fast wieder. Er hatte
einige Verletzungen. Unter anderem auch am Kopf. Aber es geht ihm gut. Seinen
Namen kann ich ihnen aber nicht sagen.“ Akane guckte verdattert und auch Ryoga
glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Wieso konnte sie den Namen denn
nicht preisgeben?
Im dritten Stock angekommen, wurden sie zu einer Tür geleitet. Als Akane sie
öffnete, sah sie einen Mann in einem Bett sitzen. Dieser hatte aber keinerlei
Ähnlichkeit mit Ranma.. Enttäuscht wollte sie sich abwenden und gehen, als die
Schwester sie aufhielt. „Nein, nein.. Das ist er nicht. Gehen sie hinein. In der
rechten Ecke steht auch ein Bett. Das können sie von hier nur nicht einsehen.
Dort liegt der Patient.
Akane ging langsam in das Krankenzimmer und wendete sich nach rechts. Ryoga war
genau hinter ihr. Und da saß er und hielt ein Buch in der Hand. Ein junge mit
schwarzen Haaren, einem Zopf und den blauen Augen, die sie die ganze Zeit
vermisst hatte. Er blickte zu ihr auf und als er sie sah, hatte er einen
Ausdruck des Erstaunens in den Augen.
Akane stiegen wieder die Tränen in die Augen. Sie hatte sich so oft gewünscht,
dass er wieder vor ihr stand. Und nun sollte es endlich wahr werden. Sie
befreite sich aus ihrer Starre und rannte zu ihm. Bei ihm angekommen fiel sie
ihm um den Hals. Niemand würde nun so schnell ihr Glück wieder zerstören können.
„Oh, Ranma. Ich habe geglaubt du seist Tod. Ich bin so froh dich wiederzuhaben.“
Doch sie merkte, dass von Ranma keinerlei Reaktion ausging. Sie ließ ihn los,
setzte sich auf die Bettkante und sah ihn an. Auch Ryoga schien verwirrt, denn
Ranma zeigte kein Zeichen der Freude. Akane nahm Ranmas Hand und ergriff erneut
das Wort. „Ranma, was ist denn los mit dir?“ Ranma schaute sie an. „Wer.. wer
seid ihr?“ Akane ließ vor Schreck seine Hand wieder fallen...
-----*°*-----
Akanes Trauer – Bemühungen (Teil 5)
„Was hast du da eben gesagt?“ Akane traute ihren Ohren nicht. Er erkannte sie
nicht? „Das habe ich ihnen doch schon im Fahrstuhl angedeutet. Er hatte ein paar
Kopfverletzungen. Deshalb konnte er uns auch seinen Namen nicht nennen.“ Die
Krankenschwester wirkte sehr mitfühlend. „Sein Name ist Ranma Saotome.“ Ryogas
Stimme zitterte. °Wie konnte das sein?°
Akane stand langsam von der Bettkante auf und ging in Richtung Krankenschwester.
„Wie können wir sein Gedächtnis wieder auffrischen?“ Ohne es zu merken
schüttelte sie die Schwester wie verrückt. Ryoga musste Akane aufhalten.
„Zuerst“, die Schwester räusperte sich, „muss er wieder völlig gesund werden.
Das kann noch ein paar Monate dauern, bis wir das komplette Ausmaß seiner
Verletzungen festgestellt haben. Und dann braucht er viel Zeit. Am besten, sie
versammeln seine Freunde und Verwandte um ihn herum. Irgendwann wird das
Gedächtnis wiederkommen. Vertrauen sie darauf.“
Ryoga und Akane verließen erst mal das Krankenhaus. Draußen angekommen, setzen
sie sich auf eine der vielen Bänke. „Was machen wir denn nun?“ Akane klang
verzweifelt. „Ich glaube, wir sollten zurück nach Japan. Dort holen wir deine
Familie hierher. Sie müssen jetzt bei ihm sein. Außerdem suchen wir wichtige
Freunde von ihm und erklären ihnen alles. Wenn wir dann alle hier sind, wird
sich sein Zustand sicher wieder besser.“ Akane schaute ihn verwirrt an. Und dann
zuckte der Ausdruck von Zorn durch ihr Gesicht. „ Ryoga, du glaubst doch wohl
nicht, dass ich ihn jetzt alleine lasse? Niemals. Ich habe ihn gefunden und
werde jetzt nicht wieder gehen.“ Ryoga schluckte. So hatte er Akane noch nie
gesehen. „Aber Akane, du kannst ihm im Moment einfach nicht helfen. Komm mit
nach hause, in ein oder zwei Wochen wirst du dann wieder hier sein.
Versprochen.“ Akanes Hände lagen auf ihrem Schoß. Sie waren verkrampft und ihr
Blick war auf sie gerichtet. „Nein, Ryoga. Ich kann das nicht. Ich kann nicht
einfach verschwinden, ohne dass er weiß, wer ich bin.“ Ryoga sah ihre
Verzweiflung. „Ich versteh dich ja. Schreib ihm doch. Wer du bist, und das du
bald wieder bei ihm bist. Tief in seinem Inneren kennt er dich schließlich.“
Akane nickte. Sie wusste ja, dass sie ihm allein nicht helfen konnte. Sie
brauchte die anderen.
Am Abend noch machten sie sich auf den Weg zurück. Einen Brief für Ranma hatte
sie einer der Schwestern im Krankenhaus gegeben. Diese hatte Ranma gerade den
Brief gegeben, der ihn sehr überrascht entgegen nahm.
// Lieber Ranma!
Vor einigen Wochen musste ich meinem schlimmsten Alptraum in die Augen schauen.
Du seiest Tod hieß es. Für mich brach eine Welt zusammen, denn wir beide hatten
doch so viel miteinander erlebt. Ich habe dich so vermisst. Ich vermisste dich
mehr, als ich mir vorstellen konnte.
Doch dann fand ich dich wieder. Ich war so froh, dass du wieder in mein Leben
zurückgekehrt warst. Ryoga und ich konnten nie glauben, dass du Tod warst. Nicht
du, du warst immer so stark. Und dann saßt du da auf dem Bett und erkanntest uns
nicht.
So schnell, wie du in mein Leben zurückgekommen warst, so schnell warst du auch
wieder weg.
Ich gehe nun zurück nach Japan. Ich werde Freunde und Familie zu dir bringen.
Ich will dich eigentlich nicht verlassen, aber die Hoffnung leitet mich.
Sie leitet mich durch den Tag und besonders durch die Nacht. In der Hoffnung, du
wirst deine Verlobte, mich, eines Tages wiedererkennen, gehe ich nun zurück.
Und ich verspreche dir, ich werde zu dir zurückkehren. Mein Leben, bevor du zu
uns gezogen bist, will ich nicht weiterleben. Denn ich vermisse deine
Streitereien, dein Lachen, deine Kämpfe und sogar alle deine dummen
Missgeschicke.
Mit all der Liebe die ich aufbringen kann
Akane//
°Akane hieß sie also..... Verdammt, warum kann ich mich nicht erinnern. Wir
waren wohl zusammen... So wie sie schreibt... Bestimmt... Wie konnte ich sie
vergessen?.... So ein hübsches Mädchen... Was sie wohl fühlt?.... Sie ist sicher
am Boden zerstört... Es tut mir so leid...
Und Ryoga? An ihn kann ich mich auch nicht erinnern... Warum nicht? Er schien
ein guter Freund zu sein... Sonst hätte er mich nicht gesucht... Verdammt...
Erinnere dich!!!
Ich kann nicht!
Erinnere dich!!!
Es geht nicht.
Erinnere dich!!!
Mein Kopf ist leer...°
Ranma saß auf seinem Bett und versuchte sich an irgendetwas zu erinnern. Aber es
klappte nicht. Wenn er das Mädchen mit den kurzen, blauen Haaren vor sich sah,
kamen ihm keine anderen Gedanken in den Sinn. Warum war alles wie ausgelöscht?
Akane schritt neben Ryoga her.. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet. Sie hatte
so ein schlechtes Gewissen, dass sie ging. Wie konnte sie Ranma in dieser
Situation alleine lassen?
„Ryoga, warte mal..“ Ryoga drehte sich um. „Ich kann Ranma nicht zurück lassen.
Er sitzt dort alleine und tappt in der Dunkelheit. Vielleicht kann ich ihm ein
bisschen Licht geben.“ Sie lächelte ihn an. So wunderschön, doch auch traurig
und Hoffnungsvoll zugleich. „Dann musst du wohl gehen. Vielleicht bringt ihm
deine Stimme wieder ein wenig Erinnerung. Schließlich bist du aus seiner
Vergangenheit. Ich werde alleine gehen und alle holen. Viel Glück.“ Sie nahm ihn
noch einmal kurz in den Arm, drehte sich dann um und rannte los. °Ranma, ich
will die letzten einsamen Wochen hinter mir lassen. Und deine auch. In deinem
tiefsten Inneren musst du mich doch kennen.