Fanfic: Sehnsucht öffnet alle Türen - Teil 4
Erstarrung ab, schnappte sich den Dragonball und folgte ihr.
Im Halbdunkel des Hubschraubers konnte er erkennen, dass Lunch auf dem Kopilotensitz kauerte und sich eine desinfizierende Lösung auf das Handgelenk pinselte, wobei sie ab mit zusammengebissenen Zähnen ab und zu zischend die Luft einsog, wenn es an einer Stelle besonders brannte.
„Tu den Dragonball bitte in den Rucksack“, sagte sie, ohne aufzusehen. „Der Radar liegt da drüben.“
C17 warf den fünfsternigen Dragonball zum anderen und sah vom Radar zu ihr und wieder zurück.
Lunch riss mit den Zähnen eine Verbandspackung auf und überlegte, wie unhandlich es doch war, nur die Linke einsetzen zu können, weil sie die Rechte still halten musste, um die Wundsalbe, die sie vorhin aufgetragen hatte. Im Hingergrund hörte sie wie C17 im Waschabteil das Wasser laufen ließ. Irgendwie war diese dämliche Hülle verdammt zäh, sie riss etwas fester daran.
„Das übernehme ich“, hörte sie C17 sagen, er nahm ihr die Verbandspackung ab und riss sie auf. Eine lange, schmale Wundauflage als Polster auf die Salbenschicht gedrückt und mit behutsamen, aber sicheren Griffen wickelte er den Verband um ihr Handgelenk, Ihre Hand zitterte ein wenig in seiner. Er lächelte sie ermutigend an. So schwach und doch so stark, es musste irre weh getan haben, als er mit dem ganzen Gewicht an ihr gehangen hatte. „Weißt du“, sagte er leichthin, „du bist eine erstaunliche Frau, Lunch. Ich hoffe wirklich, der Typ weiß zu schätzen, was er an dir hat.“
Sie sah ihn erstaunt an und ihre Wangen färbten sich ein wenig rot. „Meinst du?“, murmelte sie unsicher. Ihr Blick ging an ihm vorbei zur Wand, als sähe sie den dort stehen, für den sie das alles auf sich nahm. Bei dem weichen Schimmer, der in ihre Augen trat, zog sich C17s Herz schmerzhaft zusammen. *Warum nur?*, wunderte er sich stumm und kämpfte das Gefühl nieder.
„Wie ist das?“, fragte er, sicherte den Verband mit zwei Klebestreifen und trat zurück.
Sie bewegte vorsichtig das Handgelenk. „Gut, tut kaum noch weh.“ Sie sog die Luft durch die Nase und schüttelte den Kopf. „Die Hände hast du ja gründlich geschrubbt, aber der Rest könnte es auch noch brauchen...“
„Dasselbe gilt dir“, gab C17 zurück. „Wir stinken beide auf hundert Meter nach fauligem Sumpf.“
„Dann geh ich zuerst.“ Sie fischte sich frische Kleider aus ihrem Haufen und verschwand im Badeabteil.
Eine gute Stunde später waren sie beide wieder herzeigbar und C17 warf den Motor an. „Was sagt der Radar?“, fragte er.
„Weiter nach Westen“, stellte Lunch nach zweimaligem Drücken fest. „Hoffentlich nicht wieder ein Sumpf.“
„Diesmal ist es sicher ein lauschiger Strand“, versprach C17 und der Hubschrauber hob ab.
...........
Drei Stunden später...
„Ein Strand ist es“, sagte Lunch nicht ohne Sarkasmus in der Stimme. „Aber lauschig ...?“
C17 legte die Hand hinter ein Ohr. „Was hast du gesagt? Ich verstehe dich nicht!“
Lunch formte mit den Händen ein Sprachrohr. „Ich sagte, dass ...!“ Der Rest ging im Geschrei der Küstentaucher unter. Einige Tausend dieser recht großen Seevögel hatten sich hier in dieser felsigen Bucht einen Nistplatz in der Felswand gesichert und hockten nun entweder auf ihren Eiern oder stritt sich mit den Nachbarn um jeden Millimeter Raum.
C17 befragte den Radar wohl zum fünften Mal in Folge. Das Ergebnis blieb dasselbe. Der Dragonball befand sich in der Felswand, in einem der tausenden Nester. Doch in welchem?
Der Cybrog trat dicht an Lunch heran, die mit einem Fernglas die Nestreihen absuchte. „Siehst du etwas?“, fragte er laut.
Sie schüttelte den Kopf. „Dann muss ich wohl persönlich suchen!“, meinte er. „Solange die auf ihren Eiern hocken, sieht man sowieso nicht, ob da ein Dragonball mit dabei ist, oder nicht.“
Ohne Lunchs Zustimmung abzuwarten flog er los, direkt auf die Felswand zu. Für die Vögel war er in etwa so willkommen wie ein Seeadler. Man unterschätze nie die Wucht der Masse. Kaum kam er ihren Nestern zu nahe, stürzte sich ein ganzer Schwarm opferungsbereiter Väter auf ihn und hackte mit den Schäbeln nach seinem Gesicht.
„Halt! Weg da! Hört auf, oder ich röste euch!“ er ruderte mit den Armen wild herum, aber es nützte nichts. Für jeden Vogel, der er zur Seite wischte, kamen zwei neue hinzu. Plötzlich knallte es laut und die Vögell ließen von ihm ab. Direkt unter den Nestern stand Lunch, das Gewehr schussbereit in den Händen und feuerte mal hier, mal dort eine Kugel knapp an der Felswand vorbei. Der Lärm übertönte das Vogelgeschrei und das Tosen der Brandung und schreckte auch die brütenden Mütter auf. Die Vögel entschieden sich, ihre Nester lieber gegen das Raubtier auf dem Boden zu verteidigen. Lunch schien darauf gewartet zu haben, denn sie lud rasch nach und schoss erneut, ehe die mutigsten Vogeleltern auf sie losging.
„Los, mach schon!“, rief sie hinauf zu C17, der das natürlich in dem Krach nicht hören konnte, aber ihr energisches Winken in Richtung Felswand war Zeichen genug. Er flog in Windeseile im Zickzack die Wand hinauf und hinunter, und endlich entdeckte er in einem Nest mit zwei grauschaligen Eiern die orange Kugel. Ein Griff und er schoss wieder hinab, wo sich Lunch hinter einen Felsen kauerte und mit dem Gewehr wild um sich schlug. C17 feuerte ein paar Energieladungen ab, die über dem Vogelschwarm mit lautem Knallen explodierten. Sogleich stoben die Vögel auseinander. C17 landete neben der zerrauften Lunch, die aus mehreren kleinen Wunden an Armen und Händen blutete. „Rasch zurück zum Hubschrauber“, sagte er, reichte ihr den einsternigen Dragonball und zog sie hinter sich her auf den Hubschrauber zu, der ein ganzes Stück entfernt auf einem Felsvorsprung nahe der Wasseroberfläche stand.
Je weite sie sich vom der Felswand entfernten, desto ruhiger wurde es. Die Vögel waren offenbar damit zufrieden die vermeintlichen Eierdiebe vertrieben zu haben.
Im Hubschrauber half C17 Lunch dabei, ihre Wunden zu verarzten.
„Langsam sehe ich einfach schrecklich aus“, seufzte sie und betrachtete sich im Spiegel des Waschabteils. „Mehr Pflaster wie Haut.“
„He, Kopf hoch!“, grinste C17, „das sind alles heroisch erworbene Wunden, im Kampf im deinen großen Trau, oder?“
„So heroisch komme ich mir aber nicht vor“, sagte Lunch und schnitt eine Grimasse. „Wohin geht es als nächstes?“
„Nach Südwesten“, sagte er und setzte sich auf den Pilotensitz.
„Nanu? Keine Sprüche vom Südseestrand mehr?“, fragte sie ironisch und ließ sich neben ihm auf dem Kopilotensitz nieder.
„Sagen wir mal so, wenn es einer ist, dann haben wir Glück.“, lächelte er und schnallte sich fest.
„Ein bisschen Glück wäre zur Abwechslung mal nett“, murmelte Lunch und griff nach ihrem Gurt. „Ein Dragonball, der wie auf dem Präsentierteller vor uns liegt ...“
..............
„Jetzt hättest du recht“, grinste sie als der Hubschrauber vier Stunden später auf dem weißen Sand aufsetzte. „Da haben wir den Strand. Es sind sogar Palmen dabei. Lust auf Kokosmilch?“
„Vielleicht später, wenn wir den Dragonball gefunden haben. Was meint der Radar?“
Lunch kontrollierte die Position des blinkenden, grünen Punktes. „Dort drüben“, sie wies mit der Hand auf die südliche Hälfte. „Etwa noch dreißig Meter vom Strand weg im Meer.“
„Auch noch tauchen...“ C17 zog eine Grimasse. „Ich hasse Salzwasser.“
„Rostest du etwa?“, fragte Lunch erstaunt.
„Keine dummen Witze“, gab C17 zurück und strich sich durch die Haare. „Ich bin aus Titanium, aber bei meinem Gewicht zieht es mich immer runter wie ein Stein.“
„Schon gut, dieses Mal geh ich für dich tauchen“, sagte Lunch. „Mir macht so etwas Spaß. Da hinten habe ich ein Schlauchboot entdeckt. Wenn du es nach draußen bringst und aufpumpst, schau ich mal, ob ich einen Taucheranzug oder so etwas finde...“
Wenig später stand C17 neben dem fertig aufgeblasenen Gummiboot und wartete ungeduldig auf Lunch. „Hast du nun einen Taucheranzug gefunden oder nicht? Wenn wir erst noch einen kaufen müssen, sollten wir los, denn die nächste Stadt ist eine gute halbe Stunde Flugzeit von hier.“
„Ist nicht nötig!“ Lunch trat ins Freie und C17 spürte, wie sein Mund auf einmal trocken wurde. Der Taucheranzug saß wie eine zweite Haut und verbarg nichts von ihren immer noch straffen Rundungen. Ihre Haare waren unter dem Kopfteil verschwunden. Die Flossen hielt sie in der einen Hand und die Pressluftflaschen in der anderen. „Ein Glück, dass ich auf der Insel von Muten Roshi ab und zu tauchen gegangen bin. Dort hat es ein sehr nettes Riff mit wunderbaren rosa Federkorallen. und ein paar Schiffswracks mit interessantem Plunder, den ich recht gut habe los schlagen können.“
„Das sieht dir ähnlich“, grinste C17 und schob das Boot ins Wasser. „Soll ich mit?“
„Damit ich dich raus fischen muss, wenn das Boot kentert?“ Lunch schüttelte den Kopf. „Danke, aber ich glaube, das schaffe ich allein.“
„Okay“, sagte C17, der gleichzeitig erleichtert und enttäuscht war, „sei bitte vorsichtig.“
„Bin ich doch immer.“ Mit kräftigen Schlägen ruderte Lunch etwa dreißig Meter aus der Bucht hinaus und warf den Anker. Sie kontrollierte die Anzeige des Radar und nickte zufrieden. Ja, hier musste die Stelle sein. Nachdem sie den Radar in der wasserdichten Tasche verstaut hatte, warf sie den Anker und setze die Taucherbrille auf. Die Flossen angezogen, die Sauerstoffflaschen auf den Rücken geschnallt, das Munstück zwischen die Zähne geklemmt und schon kippte sie