Fanfic: Nur ein Lächeln - Teil 4
schritt er um die festlich gedeckte Tafel herum und beugte sich mal über dieses, mal über jenes Kärtchen. Vor dem Kärtchen am Platz neben seiner Schwester stutzte er.
„Wer ist dieser ‚Vegeta‘?“
Suzey zuckte die Achseln. „Was ich erfahren habe, lebt er momentan im Hause der Briefs. Offenbar ein Lückenbüßer für diese Niete Yamchu, von der ich dir gestern erzählt habe. Wenn er vom gleichen Schlag ist, brauchst du dir keine Sorgen zu machen, ich werde ihm so gründlich auf den Zahn fühlen, dass Bulma am Ende des Abends gar nicht anders kann, als ihm den Laufpass zu geben.“
Safrano lachte verhalten. „Auf deine spitze Zunge ist immer Verlass.“
In diesem Moment ging die Seitentüre auf und ihr Vater führte die Gästeschar herein.
Safranos und Suzeys Interesse galt ausschließlich Prof. Briefs und seiner Begleitung. Sie stachen aus dem knallbunten Haufen heraus wie Flamingos in einer Rabenschar. Es war klar zu sehen, dass Prof. Briefs seinen schwarzen Anzug bestimmt schon 15 Jahre im Schrank hängen hatte und sich nicht sonderlich wohl darin fühlte. Und seine Frau .... Suzey musste eingestehen, dass Frau Briefs immerhin ein leuchtendes Blau trug, aber vom herrschenden Trend unmögliche Farben zu kombinieren war sie mit ihren Ton-in-Ton-Schuhen und dem weißen Seidenschal weit entfernt. Allerdings sah sie für ihre an die 50 Jahre immer noch jung genug aus, um als Schwester ihrer Tochter durchzugehen. Dabei war sich Suzey sicher, Frau Briefs Namen auf keiner Patientenliste eines renommierten Schönheitschirurgen zu finden. Flüchtig warf Suzey einen Blick auf die aufgedonnerte Rothaarige an der Seite ihres Vaters. War es nun seine sechste Frau oder seine siebte? Ihre Mutter verbrachte derzeit einen Erholungsurlaub an irgendeinem Palmenstrand in Begleitung eines knackigen jungen Masseurs, den sie aber nach drei verpfuschten Ehen sicher nicht so schnell heiraten würde.... Jedesmal wenn Suzey das Ehepaar Briefs sah, überkam sie ein brennendes Hassgefühl Bulma gegenüber gepaart mit giftigem Neid. Es durfte einfach nicht sein, dass soviel Geld und Erfolg wie Bulmas Vater besaß eine Ehe nicht kaputt machte... denn das würde bedeuten, dass ihre eigene kaputte Familie nicht einfach dem Mammon zum Opfer gefallen war .... Suzey zauberte ihr übliches, leeres, freundliches Lächeln auf ihr Gesicht und schüttelte alle Hände, die sich ihr zur Begrüßung entgegenstreckten. Endlich war Bulma selbst an der Reihe.
„Du siehst bezaubernd aus, Suzey“, sagte Bulma höflich, obwohl sie das Kleid einfach grässlich fand.
Suzey nahm dieses Lob als angemessene Ehrerbietung vor ihrem unfehlbaren Geschmack und ließ ihrerseits den Blick abwertend über Bulmas türkisblaues Kleid schweifen. Es passte ideal zu ihren Haaren und Augen, und die winzigen Perlen am Halsausschnitt, sowie der lange Schlitz unter dem ein perlweiß bestrumpftes Bein hervorblitzte gaben dem schlichten Schnitt eine gewisse Eleganz. Jedoch war es völlig aus der Mode und die erhobene Augenbraue Suzeys sprach Bände. Doch Bulma störte das nicht. Sie hatte bei ihrem Einkaufsbummel entschieden, lieber ein veraltetes Modell zu kaufen, als die dämliche Mode mitzumachen.
„Ach ja, meinen Begleiter kennst du noch gar nicht. Das hier ist Vegeta.“ Bulma wies mit der Hand zu dem Typen mittleren Alters, dessen Haarstyling einfach zum Schreien war. Yamchu war wenigstens knackig und groß gewesen, jemand zum Anlehnen. Hatte Bulma auf einmal soviel Sehkraft eingebüßt, oder warum gab sie sich mit einem stämmigen Gnom mit Geheimratsecken ab? Auch seine Klamotten kamen anscheinend aus seines Großvaters Mottenkiste obwohl .... irgendwie schaffte es der Kurze in der Schwarzen Hose, dem weißen Hemd und der schwarzen Jacke (alle drei durchwirkt mit Silberfäden) eine gewisse Würde rüber zu bringen. Suzey konnte es sich nicht erklären, aber wie er sich bewegte, seine abweisende Ausstrahlung und etwas, das sie nicht benennen konnte, ließ die Härchen auf ihrem Handrücken zu Berge stehen. Eines war klar, dieses Essen würde sehr interessant werden...
Bulma war sehr froh, dass sie die Begrüßung Suzeys halbwegs zivilisiert hinter sich gebracht hatten ohne dass Vegeta, der seitdem sie von Zuhause weg gefahren waren, auf sie wie ein Pulverfass mit unbestimmt langer Lunte wirkte.
Die nächste Hürde wartete aber bereits in Gestalt eines blonden Adonis mit unglaublich blauen Augen und einem perfekt weißen Lächeln, der neben Suzey stand. „Ich hoffe, du erinnerst dich noch an meinen Bruder Safrano“, bemerke Suzey so nebenbei. „Er ist immer noch Jungeselle und wird Anfang nächsten Monats die Entwicklungsabteilung in unserer Firma übernehmen. Er hat sich sehr darauf gefreut, dich wiederzusehen.“
„Safrano?“ In Bulmas Erinnerung war er ein hagerer kleiner Junge, ein Jahr jünger als sie, der ihr Frösche in den Picknickkorb gepackt und Schlamm in die Schuhe geschüttet hatte. Dieser Mann, der Models wie Filmstars blass aussehen ließ war jener Safrano?
Formvollendet ergriff er ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. „Es ist kaum zu glauben, wie wundervoll du aussiehst, Bulma“, sagte er und das Timbre seiner geschulten Stimme hätte jeden Teenager in Ohnmacht fallen lassen. Doch Bulma war zu alt, um allein durch Äußerlichkeiten beeindruckt zu werden. Es kam ihr auch komisch vor, dass alle Paare beieinander saßen und nur sie neben Safrano und Vegeta neben Suzey (fast am anderen Ende der Tafel) plaziert worden waren. Was Safrano auch immer an eingeübten Schmeicheleien von sich gab, ging bei Bulma zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Zwar bedankte sie sich artig und gab ein paar zustimmende Worte von sich, ihre gesamte Aufmerksamkeit aber galt Vegeta und ob dieser sich wohl an ihre Lektionen des manierlichen Essens erinnerte.
Suzey blickte auf diesen sonderbaren, kleinen Mann herab (sie war gut einen Kopf größer wie er) und fragte sich, was sie an ihm so faszinierend fand. Alle ihre Bemerkungen bezüglich Wetter, Tagespolitik, Klatsch gingen irgendwie an ihm vorbei, er schien sie komplett zu ignorieren und wie er sich auf sein Essen konzentrierte, konnte es fast scheinen, als hätte er seit Wochen nicht mehr anständig gespeist. Vielleicht hielt Bulma ihn knapp, damit er nicht zu fett wurde. Seine Arme hatten jedenfalls mehr Umfang als bei seiner Größe ratsam war. Bulma war wirklich arm dran, erst opferte sie ihre ganze Jugend diesem Nichtsnutz Yamchu, um ihn dann gegen diesen verfetteten Gnom einzutauschen.
„Woher kommen Sie denn, Vegeta-san?“, fragte sie gerade heraus zwischen Suppe und Fischgang.
„Von Vegeta“, war die knappe Antwort.
„Vegeta?“, Suzey überlegte, aber sie konnte sich an kein Land dieses Namens erinnern. „Wo liegt denn das?“
Er nannte ein paar Zahlen, die wohl irgendwelche Koordinaten waren. Da Geographie und Astronomie kaum Stoff für Partygeplauder boten, war Suzey Wissen nur mäßig und sie kam zu dem Schluss, dass „Vegeta“, wahrscheinlich irgend so ein Hinterwäldlerkaff in der Bergen sein musste, wo sich jedes Nest mit mehr als drei Hütten für ein eigenes Land hielt.
Als Vegeta dann noch erwähnte, dass „Vegeta“ von Freezer zerstört worden war, klang es für Suzey ganz logisch, denn dass als Folge von Kälteeinbrüchen, Lawinen und Eisstürze ganze Dörfer platt machten, waren nichts Ungewöhnliches. Also ein Hinterwäldler ohne jede Bildung, genau wie Yamchu. Innerlich lachte sie über Bulmas Dummheit, sich mit solchen Hohlköpfen einzulassen. Zu Vegeta gewandt machte sie jedoch ein freundliches, ja mitleidiges Gesicht. „Das ist ja schrecklich. Und jetzt sind sie bei der lieben Bulma untergekommen, wie ich gehört habe. Nicht alle mittellosen Asylanten haben so ein Glück.“
Vegeta ließ die Fischgabel sinken und zum ersten Mal seit er sich neben diese Frau gesetzt hatte, nahm er sie wirklich wahr. Ihre giftgrün gefärbten Haare bissen sich mit dem schalen Blau ihrer Augen, das ein wenig an Rotkehlcheneier erinnerte. Ihr Gesicht war perfekt modelliert, die kaum sichtbaren Narben der kosmetischen Korrekturen entgingen seinen geübten Augen nicht. Sie roch wie ein ganzes Beet exotischer Blüten, und er war dankbar, dass sein Magen so einiges gewöhnt war, sonst wäre ihm dank seiner geschärften Saiyan-Sinne schlecht davon geworden.
Ihre Ausstrahlung war hingegen eine andere Sache. Vegeta spürte die durch die Tünche der Zivilisation verdeckten Gefühle von Hass und Abscheu, nicht nur Bulma, sondern auch der ganzen anwesenden Gesellschaft und vor allem sich selbst gegenüber. Diese Frau war einerseits kalt und leer, andererseits ein ganzes Panoptikum von Komplexen und widerstreitenden Gefühlen. Er schüttelte den Kopf. Menschen. Es war wirklich klüger sich nicht zu sehr mit ihnen einzulassen, sonst färbten am Ende ihre chaotischen, kranken Persönlichkeiten noch auf seinen überlegenen Saiyan-charakter ab. Bei diesem Gedanken warf er einen raschen Blick in die Richtung, wo Bulma mit diesem blonden Schönling saß. Sie schien sich gut zu unterhalten, jedenfalls nickte und lächelte sie zu den gestenreichen Kommentaren ihres Sitznachbarn.
„Ach ... Vegeta-san“, sagte die Frau neben ihm und tippe auf seine Schulter. „Ist es bei ihnen üblich, das Besteck zu zerdrücken, während man isst?“
Vegeta zuckte zusammen und sah schuldbewusst auf die Fischgabel, deren Griff er unbewusst zusammen gedrückt hatte.
Bulma musste die Bemerkung gehört haben, denn ihr Blick wanderte sofort zu ihm und er beeilte sich, den restlichen Fisch zu verschlingen, um die Gabel so rasch wie möglich loszuwerden.
Bulma hatte tatsächlich die Bemerkung mit der