Fanfic: Nur ein Lächeln (V+B)- Teil 10
Frau Briefs umgerannt. Ihr sonst so sorglos lächelndes Gesicht war ungewohnt ernst. „Vegeta!“ Ehe er sich versah, hatte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. „Das ist dafür, dass du Bulma entführt und ihr da draußen so gemeine Dinge gesagt hast, nachdem was sie für dich getan hat.“
In Vegeta hatte sich zuviel aufgestaut. Er packte Bulmas Mutter an der Hand und zog sie hinter sich her in den Garten. Dort ließ er sie los und schickte allen Frust und allen Zorn in einem gigantischen Energiestrahl in den Himmel. Keuchend und schwitzend wandte er sich der entgeisterten Frau Briefs zu.
„Was ist hier los?!“ Die Fensterscheiben ringsum klirrten und Frau Briefs presste sich erschrocken die Hände auf die Ohren.
„Ts ... Ts...“., Bulma trat in Safranos Begleitung aus dem Haus. Safrano schüttelte betrübt das Gesicht. „Wie kann man nur so barbarisch viel Lärm machen?“
Bulmas Gesicht war starr wie eine Maske. Sie lächelte nicht, sie zeigte auch keinen Ärger. Früher wäre sie auf ihn zugestürmt und ihre Stimmgewaltigkeit hätte seine weit in den Schatten gestellt. Doch nun ließ sie sich von Safrano zur Straße geleiten, ohne ihre Mutter oder Vegeta mit einem Blick zu würdigen. Frau Briefs ließ die Hände sinken und seufzte schwer.
Safrano zog eine Kapsel aus der Jackentasche, drückte und warf sie auf die Straße. Es knallte und kaum hatte sich der Rauch verzogen, da stand oder besser gesagt schwebte ein flotter, schwarzer Flitzer. Er öffnete galant die Beifahrertüre und half Bulma auf den Sitz, ehe er sich auf der anderen Seite locker auf den Fahrersitz schwang, den Schlüssel drehte und Gas gab. Ein flüchtiges Winken und eine stinkende Abgaswolke war alles, was er den beiden im Garten gönnte.
„Wo will er mit ihr hin?“, fragte Vegeta, um sich gleich darauf über sich selbst zu ärgern. Es konnte ihm doch egal sein, wohin sie fuhren und was sie dort machten ....
„Vegeta, bitte hör auf so zu leuchten, das macht mir Angst ...“ Frau Briefs Stimme rief ihn wieder in die Realität zurück. Er atmete tief durch und schraubte seine Energie zurück.
„Was ist mit Bulma passiert?“, quetsche er zwischen den Zähnen hervor.
„Komm in die Küche, Vegeta“, Frau Briefs zog ihre Schürze zurecht. „Du bist viel zu angespannt. Eine Tasse Tee wird dir gut tun.“
Vegeta kannte Bulmas Mutter gut genug, um zu wissen, wann er nachgeben musste. Also trottete er hinter ihr wieder zurück ins Haus. Das Wasser kochte schon und Frau Briefs füllte das Teepulver in die Becher. Mit erzwungener Geduld wartete Vegeta bis Frau Briefs die Becher gefüllt hatte und ihm einen reichte. Der Tee schmeckte bitter, aber das passte sehr gut zu Vegetas Laune.
„Gokou hat uns erzählt, was du auf dem Schiff zu Bulma gesagt hast“, begann Frau Briefs nachdem sie den ersten Schluck genommen hatte. „Aus Bulma selber war kein Wort herauszubekommen. Wir haben sie natürlich sofort ins nächste Krankenhaus gebracht, aber außer einer Schwäche, war sie vollkommen in Ordnung. Körperlich jedenfalls.“
Vegeta nippte an seinem Tee. „Es ging nicht anders, wir hatten nur noch eine Bohne ...“ . Er stockte. Warum zum Teufel rechtfertigte er sich vor ihr?
„Das ist mir klar. Gokou hat uns auch gesagt, dass du sie hast beschützen wollen auf diese Art. Bulma kann sehr stur sein, und vielleicht war deine Grausamkeit wirklich der einzige Weg, sie daran zu hindern, dir irgendwie nachzureisen, sobald sie wieder auf den Beinen war. Das neue Schiff meines Mannes ist ja bald danach fertig geworden.“ Sie nahm noch einen kleinen Schluck und seufzte erneut. „Aber der gute Wille rechtfertigt nicht immer die Mittel und was Bulma betrifft, bist du zum falschen Zeitpunkt zu weit gegangen. In ihrem normalen Zustand hätte sie es wahrscheinlich verkraftet und dir irgendwie heimgezahlt.“ Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Lippen. „Doch geschwächt, knapp dem Tod von der Schippe gesprungen, vorher krank vor Angst um dich .... das alles war zuviel, zu schnell hintereinander. Irgendwie hat sie zum Selbstschutz ihre Gefühle ausgeklinkt. Nach ein paar Tagen im Krankenhaus schien es besser zu werden. Sie hat bei Chichis Besuch sogar geweint, und wir alle hofften, dass sie nach und nach auftauen, sich ihren Kummer von der Seele heulen und einen gerechten Zorn gegen deine rüden Methoden entwickeln würde ....“
Genau damit hatte Vegeta auch gerechnet, darauf war er gefasst gewesen, damit hätte er leben können, sehr gut sogar. „Aber ...?“
„Aber als ich tags darauf wieder ins Krankenhaus kam, war Safrano da und bei ihm war ein gewisser Professor Manhip. Bulma war ganz ruhig, keine Tränen, kein Toben, auch keine Freude über meinen Besuch. Safrano hat mir gesagt, dass Bulmas seelische Verletzung am besten mit viel Ruhe zu kurieren wären und mit Gesprächen. Professor Manhip ist angeblich eine Koryphäe auf dem Gebiet der Traumabewältigung und so dachten wir, es wäre für sie echt das beste. Jeden Tag kamen die beiden und jeden Tag zog sich Bulma tiefer und tiefer an einen Ort zurück, den wir nicht erreichen konnten. Einzig wenn Safrano da war, schien sie so etwas wie Freude zu empfinden. Als sie dann in häusliche Pflege entlassen wurde, besuchte Safrano sie täglich. Er brachte auch die Idee für das neue Projekt mit und Bulma schien richtig versessen darauf, endlich etwas Sinnvolles zu tun.“
„Was ist mit der Verlobung?“
„Vorläufig haben wir es nur von ihm gehört, Bulma hat an dem Tag einen sehr teuren Brillantring getragen, jetzt liegt er bei ihrem anderen Schmuck in ihrem Zimmer, weil er sie beim Arbeiten nur stört.“ Sie beugte sich vor. „Vegeta, bitte zieh nicht aus!“
Vegeta hätte sich fast an seinem Tee verschluckt. „Warum nicht? Mein Zimmer ist ...“
„... innerhalb einer Stunde wieder genauso wie du es verlassen hast. Bulma wollte deine Sachen in eine Schachtel packen und weg werfen, oder besser gesagt, Safrano hat es vorgeschlagen und Bulma hat einfach genickt. Ich habe alles sauber verpackt und im Speicher aufbewahrt.“
„Gut, aber ... aber ..“
„Erstens gehört dieses Haus immer noch meinem Mann und nicht Bulma, somit können wir beherbergen wen wir wollen und zweitens werden wir einfach sagen, dass das Raumschiff erst noch wieder überholt werden muss. Ich werde mit meinem Mann reden, der kann das bestimmt so drehen, dass es mindestens drei Wochen dauert.“
Vegeta hob seinen Becher an die Lippen, setzte ihn wieder ab und verschränkte die Arme. „Warum? Warum soll ich hier bleiben?“
Bulmas Mutter gönnte sich einen weiteren Schluck, ehe sie erwiderte: „Weil ich mir ganz sicher bin, dass du der einzige bist, der das Porzellan wieder kitten kann.“
Er wusste, wovon sie sprach, aber obwohl er wünschte, dass sie recht hatte konnte er es nicht so recht glauben. „Ich habe es doch schon versucht. Sie ist wie ein Eisklotz.“
Ein erfreutes Leuchten trat in Frau Briefs sorgenvolle, blaue Augen. „Also liegt dir tatsächlich etwas an ihr?“
Vegeta tat sein bestes, den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen. „Sie ist ganz nützlich, wenn es um technische Dinge geht, aber sonst?“ Er bemühte sogar seine Finger und zählte auf: „Sie ist launisch, kommandiert gern alle Leute herum, nie kann man ihr etwas recht machen, sie stört ständig beim Training, sie kann nicht kochen und nicht kämpfen“, und weil Frau Briefs kein bisschen überzeugt wirkte, griff er verzweifelt zum letzten Argument: „und sie ändert viel zu oft ihre Frisur.“
Frau Briefs verschluckte sich fast am Rest ihres Tees und brach in lautes Lachen aus. „Mehr fällt dir nicht ein?“ Sie verschränkt die Finger, wurde wieder ganz ernst und fixierte ihn. „Du wirst Bulma helfen, oder?“
„Jemand muss ja meinen Anzug reparieren“, grummelte er, leicht beleidigt, weil sie seine Argumente nicht ernst zu nehmen schien.
Erleichtert über seine wenn auch unwillige Zustimmung fischte Frau Briefs einen Zettel heraus und legte ihn neben seinen Becher. „Das ist die Adresse dieses Professor Manhips.“
„Soll ich hinfliegen und ihn platt machen?“, Vegeta zweifelte, dass dies sonderlich viel nützen würde. „Auf jeden Fall solltest du dir diesen Psychiater mal ansehen“, meinte ihre Mutter nur. „Was Bulma betrifft“, sie zuckte die Achseln. „Ich glaube, dass es etwas ganz Ungewöhnliches braucht, um sie aus ihrer Erstarrung zu reißen, aber was das sein könnte...?“
Vegeta steckte den Zettel ein. „Ich brauche sowieso etwas Bewegung“, sagte er und stand auf. Über den Rand ihres Bechers hinweg warf ihm Frau Briefs einen wissenden Blick zu und verbarg ihr Lächeln. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, setzte sie den Becher ab und atmete tief durch.
„Ist es gut gegangen?“, Prof. Briefs stand in der Türe und sah seine Gattin fragend an.
„Ich habe mich nicht geirrt“, sagte sie und stand auf, um die beiden Becher auszuspülen. „Er hängt an ihr.“
„Dann besteht also noch Hoffnung?“
„Die gibt es immer, mein Lieber“, sagte sie und stellte die beiden wieder sauberen Becher auf die Spüle. „Leicht wird es allerdings für beide nicht.“
„Kinder können so stur sein!“, seufzte er und rückte seine Brille zurecht. „Soll ich sein Raumschiff also generalüberholen?“
„Auf jeden Fall. Safrano würde sofort merken, wenn du nur halbe Sache machst oder nur so tust als ob. Ach ja und sei so lieb und stell die beiden großen Schachteln vom Speicher gleich neben der Türe wieder in Vegetas