Fanfic: Fluss der Trauer
Kapitel: Fluss der Trauer
So, schon wieder keine DBZ-ff. Tut mir Leid, ich weiß, dass das hier ein DBZ- ffArchiv ist, aber ich hatte Nikouki gesagt, dass ich heute eine Geschichte schreibe und was ich jemandem verspreche, das halte ich auch. Das hier ist schon wieder eine, sagen wir mal `moralisch angehauchte` Geschichte, und ich kann verstehen, wenn sie niemand leist. Bevor ich meine Depressionen hier verarbeite, möchte ich noch mal herzlich den Comment-Schreibern danken! Eure Kommentare haben meine Stimmung wieder deutlich gehoben, aber jemand der mir ziemlich wichtig ist, hat eure `Arbeit` wieder zerstört. Tja, selbst ich bin verletzlich. Damit wegen der letzten Geschichte keine Missverständnisse auftreten: Ich verlange von keinem, dass er mir Kommentare schreibt( obwohl ich mich jedes Mal riesig freue), aber ich wollte nur noch einmal zum Ausdruck bringen, dass es für diejenigen, die ihre ersten ffs veröffentlichen wichtig ist, Kommentare zu kriegen. Durch diese wird das Selbstwertgefühl verbessert und dem allzu schnellen Aufgeben vorgebeugt. So, die folgende Geschichte ist meiner ersten Psycho- Geschichte seeehhhr ähnlich, und nicht böse sein, dass es nichts mit DBZ zutun hat. In meine Geschichte baue ich normalerweise meine Emotionen und Eindrücke, das, worüber ich nachdenke( ja, ich denke!) etc. ein, und bei so Psycho-Sachen passt es einfach nicht zu den DBZ- Charakteren. So, geschafft. Das Vorwort ist wieder länger als der Text.
Fluss der Trauer
Fasziniert blicke ich auf die fließenden Bewegungen ihrer Hände. Die Bewegungen sind so flüssig und Lebendig, wie das Wasser, der Fluss, von dem das Stück handelt. Ihre Hände fließen in Wellenbewegungen über den Flügel. Ich bewundere sie, meine Schwester, die ich schon so lange kenne und doch jedes Mal, wenn wir miteinander reden und lachen, mich aufs neue mit ihrer anderen Seite überascht. Sie, die so gebildet und zurückhaltend erscheint, ist doch ein normales Mädchen. Sie ist zwar 2 Jahre älter als ich, aber wenn wir zusammen sind, fühle ich mich gleichalt. In den Momenten, in denen sie mir ihre andere Seite offenbart, ist sie nicht mehr meine Schwester, sondern meine beste Freundin. Die Leute meinen oft, wir seien Zwillinge, von unserem ähnlichen Aussehen über unsere Kleiderwahl bis hin zu unserer Größe. Selbst unser Vater verwechselte unsere Namen früher, aber das könnte auch daran liegen, dass er so selten zu Hause war, bzw. ist. Unser ähnliches Verhalten erkläre sich dadurch, dass meine Schwester mir sozusagen alles beibrachte. Sie hatte mit ihren Händen wie Ton meinen Charakter geformt, und ich mag sie, da sie für mich so eine Art Familie ist. Sie ist zwar meine Schwester, trotzdem ersetzt sie mir meine ganze Familie. An meine Mutter kann ich mich kaum erinnern, sie verließ uns früh und kam nicht wieder. Erinnerungen, besitze ich sowieso keine. Die einzigen Erinnerungen, die ich in meinem Herzen trug, waren die an meine Schwester. Wie sie spielte, wie sie lachte. Doch wie alles sich verändert, veränderte sich auch unser Leben. Aus dem glücklichen Mädchen mit langem Haar ist nun ein verschlossenes Mädchen mit traurigem Blick geworden. Wenn ich es recht bedenke, seitdem Mutter fortging. Mein Vater hatte noch nie sonderlich Emotionen gezeigt, und meine Schwester war ohnehin immer stark, das hatte sie wohl von ihm geerbt. Früher schämte ich mich fast, wenn ich weinte, da meine einzigen bei mir lebenden Verwandten immer stark blieben. Nun, man kann kaum sagen, dass sie bei mir leben: Mein Vater kommt zwar noch zum essen und Schlafen in unser stilles Haus, doch die meiste Zeit verbringt er im Krankenhaus. Früher dachte ich oft, seine Patienten seien ihm wichtiger, und fragte mich, ob nicht ich es Schuld sei, dass er nie da war. Als ich ihn einmal fragte, warum er Artzt wurde, antwortete er mir, dass er dies nur wurde, um den Leuten zu helfen. Das war der einfachste, und auch logischste Grund neben Geld, warum er diesen Beruf ergriffen hatte, doch mir fiel er bis zu jenem Zeitpunkt nie ein. Meine Schwester lebt praktisch zur Hälfte bei mir. Wenn wir zusammen lachen oder,was seltener vorkommt, streiten, lebt sie bei mir; wenn sie in ihrer Traumwelt träumt, ist sie dort. Nun verstehe ich beide, sie schienen stark, aber das war nur eine Fassade, um sich selbst zu schützen. Nun geht es mir genauso, ich trage auch eine Maske, hinter der ich meine wahren Gefühle verberge. Selbst meine Schwester, die praktisch meine ganze Familie ersetzt, kennt meine wahren Gefühle nicht. Alle halten mich für selbstbewusst und manchmal auch frech, doch mein wahres Ich sieht anders aus, ist verletzlich und weint lautlos. Manchmal fragte ich mich, ob es gut ist, wenn niemand einen wirklich kennt. Nun es gibt wie bei jeder Sache Vor- und Nachteile. Die guten Gründe sind, dass mich niemand mehr verletzen kannt, die schlechten, dass ich verzweifele und an mir selbst zerbreche. Selbst mein Ich scheint nun immer mehr Schichten zu bilden, bis zu dem Kern, doch dieser blieb unerforscht.
Ihre Hände gleiten über die Tasten, spielen mit soviel Gefühl und Ausdruck, dass die Klänge einen selber in die Traumwelt der jungen Pianistin entführen. Ich schliesse die Augen und konzentriere mich. Ich sehe den Fluss, die Moldau, den meine Schwester mit der manchmal sanften, aber auch schnellen Fließbewegungen zum Leben erweckt. Nun stimmt sie sanft mit einem Riterdando den Schlussakord an. Ich öffne die Augen und sehe unaufällig in das Gesicht meiner Schwester. Sie scheint erschöpft aber glücklich. Der Rest des Abends geht herum wie im Flug, mir kommt es so vor, als ob die Zeit stehen bleiben würde, denn nun bringt sie mir selbst das Stück bei. Es macht mir Spaß, obwohl sich meine Leidenschaft für Klavier meistens ziemlich in Grenzen hält. Unbewusst wird mir klar, warum meine Schwester das Stück so liebt. Es geht sozusagen eine Kraft davon aus, eine Kraft, der man sich nicht entziehen kann, und die einen trotzdem einläd, sie zu entfesseln. Meine Finger bedienen Manual, mein rechter Fuß bediente das Pedal.
[...]
Heute Nacht hatte ich wieder diese Bilder in meinem Kopf. Die Bilder der Nacht, in der Mama starb. Ich hörte meine Mutter ein letztes Mal Schreien, man hörte die Angst in ihrer Stimme, ebenso wie in der meiner Schwester, die auf dem Beifahrersitz saß. Ich beugte mich nach vorne und sah die Lichter. Gleißende Lichter, die sich in Netzhaut und Erinnerung brannten. Dann sah ich wieder diese Leere vor mir.
Mit einer Handbewegung versuche ich die Erinnerungen mit meinen Tränen wegzuwischen, doch wieder und wieder höre ich sie schreien und sehe die Lichter. Ich kann nicht mehr.Ich frage mich, ob das ein Zeichen war. Jedes Mal, wenn ich diesen Traum hatte, starb jemand, der mir nahe stand. Nachdenklich ziehe ich mich an und fahre im Bus neben meiner Schwester sitzend zur Schule. Meine Schwester sitzt am Fenster und schaut mit leerem Blick in die verschneite Landschaft. Nun war sie wieder in ihrer Welt. Sie war immer für mich da, wenn ich sie brauchte, selbst nach der Sache mit Mama war sie da. Sie hätte selbst jemand gebraucht, der sie nach diesem Abend tröstete, wenn sie weinte, doch sie war stark, war selbst stark genug um so jemand Schwachem wie mir zu helfen. Leicht schüttele ich meinen Kopf. Der Bus hält und wir steigen aus, gehen zur Schule und trennen uns, um in unsere Klassenräume zu gehen. Der Schultag verläuft wie immer, die sogenannten Klassenkameraden machen sich wieder und wieder über mich lustig, doch ich beachte sie nicht, selbst wenn ich es tue, ärgere ich mich nicht über sie. Ich freue mich schon auf die Übungsstunde mit meiner Schwester, bei dem sie mir die letzten Teile beibringen will. Die nächste Stunde ist Musik. Musik sollte eigentlich eines meiner Lieblingsfächer sein, doch mein Lieblingslied wurde nur einmal innerhalb von 2 Unterrichtsstunden und respektlos oberflächig behandelt. Wir schreiben für mich unwichtige Dinge über die Posaune auf, mein Instrument ist das Klavier. Ich werde aus meinen Träumen gerissen, da ich aufgerufen werde. Ich kann die Frage nicht beantworten und werde direkt ausgelacht. Doch während alle noch am Lachen sind, schallt eine Lautsprcherdurchsage durch die Gänge. Ich sollte doch bitte zum Sekretariat kommen. Gelangweilt gehe ich durch die Gänge.
(unpersönliche Sicht)
Die Tür geht auf; während ihre Mitschüler immer noch über sie lachen, geht das Mädchen mit leeren Augen quer durch den Musiksaal auf den Flügel zu. Ihre Lehrerin ermahnt sie, fragt, was sie da tue. Die Lehrerin bekommt keine Antwort. Die Lehrerin schreit ihre Schülerin an, bis sich eine Hand von hinten auf die Schulter der Lehrerin legt und diese sich umdreht. Erstaunt blickt sie den Direktor an, doch da dieser mit starrem Blick den Flügel fixiert, blickt auch die Lehrerin zurück. Das Lachen der restlichen Schüler erklingt nur noch vereinzelt und verunsichert dünn. Die leeren Augen auf dem Flügel ruhend, zieht sie den Flügelüberwurf ab und lässt ihn auf den Boden gleiten, setzt sich auf den Hocker und beginnt ohne Noten die Moldau zu spielen.
Ein letztes Mal spiele ich sie, die Moldau. Meine Hände, wie mein ganzes Selbst, sind ruhig, spielen in fließenden Bewegungen die Töne. Die Höhen und Tiefen spiele ich für dich, zum Abschied. Doch der Abschied wird zum Neuanfang. Wieso hast du mir nichts gesagt? Wieso? Doch ich lasse dich nicht allein, ich werde die bald folgen.
Kommentare wie Kritik sind sehr erwünscht.
Jeys