packte ihren neugierigen Sprössling am Nacken und setze ihn in das Nest zurück. Piccolo steckte den Dragon Ball in seinen Sack und verließ die Höhle, ehe es sich der große Drache anders überlegen konnte.
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„Also ich weiß nicht recht“, sagte ChiChi nachdem Gohan wieder in sein Zimmer verschwunden war, „irgendwas ist nicht so, wie es sein sollte“.
Gokou, der brav die Teller auf das Tablett stapelte, verschluckte sich und bekam einen Hustenanfall. Hilfsbereit klopte ihm der Rinderteufel auf den Rücken und fragte betont arglos, was ChiChi damit wohl meinte.
„Na Gohans Benehmen natürlich“, sagte ChiChi. „Ihr Männer habt einfach kein Feingefühl, aber eine Mutter spürt natürlich, wenn etwas mit ihrem Liebling nicht stimmt. Gohan war einfach zu still beim Essen. Eigentlich sollte er vor Energie sprühen und sich wie wild auf seinen Geburtstag freuen.....“
„Vielleicht hat er gestern abend zu lange gelernt und ist deshalb etwas müde“, versuchte der Rinderteufel die Klippe zu umschiffen.
Das war natürlich der falsche Satz. ChiChi funkelte ihren Vater wütend an. „Willst du damit sagen, dass er so dumm und ungebildet bleiben soll wie sein Vater?“
„Ich bring das mal rasch in die Küche, bis später...“, zog sich Gokou feige aus der Affäre und verschwand mit dem Tablett, während sich sein Schwiegervater umsonst nach einem Fluchtweg umsah....
Niemand bemerkte die schattenhafte Präsenz, die durch eines der Fenster herein huschte und mit dem Halbdunkel der weitläufigen Gänge verschmolz.
Auch Gohan, der brav wieder über seinen Büchern brütete, bemerkte den Eindringling nicht. Sehr wohl aber spürte er den kühlen Luftzug und drehte sich nach der Türe um, die sich lautlos geöffnet hatte.
„Wer...?“, war alles, was er sagen konnte, ehe ihn die Dunkelheit verschlang.
„Du bist weit zäher, als ich dachte“, murmelte Ramagi mit unwilliger Anerkennung. „Das Video hat mich viel Arbeit gekostet, ich hätte nicht geglaubt, dass es seine Wirkung verfehlt. Also werde ich wohl etwas nachhelfen müssen....“ Er beugte sich über Gohans zusammengesunkene Gestalt, presste Zeige- und Mittelfinger auf dessen Stirn und versuchte, in Gohans Geist einzudringen.
Doch er traf auf eine Barriere, die er bei einem Kind seines Alters am wenigsten erwartet hätte. „Wirklich ein zäher Brocken...“. Schweißtropfen sammelten sich auf Ramagis bleicher Stirn, als er den mentalen Druck verstärkte. Gohan stöhnte leise.
„Verflixt, es muss doch ein Durchkommen geben ....“, Ramagi setzte mehr seiner eigenen Energie nach außen frei, obwohl er wusste, dass zuviel Druck Gohans Geist irreparablen Schaden zufügen könnte.
Plötzlich traf ihn etwas von hinten und schleuderte ihn von Gohan weg, gegen eine Wand. Ramagi schüttelte benommen den Kopf und rappelte sich wieder auf. „Wer bist du und was willst du hier?!“ ein goldhaariger Saiyan, in dessen Jadeaugen Mord geschrieben stand, baute sich vor ihm auf. „Was hast du mit meinem Sohn gemacht?“
Ramagi fasste sich und verfluchte seine eigene Unvorsichtigkeit. Zwar hatte er seine eigene Aura abgeschirmt, jedoch nicht an die Veränderung in Gohans Aura gedacht, als er den Geist zu Geist Kontakt hergestellt hatte.
Seine Instinkte sagten ihm, dass er einen offenen Kampf mit dem wütenden Saiyan besser meiden sollte. Als Gohan wiederum stöhnte und der Super Saiyan besorgt den Kopf nach dem Geräusch wandte, nutzte Ramagi die Gelegenheit und sprang durch das geschlossene Fenster ins Freie, um mit voller Geschwindigkeit das Weite zu suchen. Hin und her gerissen zwischen Sorge und kaltem Zorn, entschied sich Gokou, sich erst einmal um Gohan zu kümmern, da er die Aura des Eindringlings sowieso nicht erspüren konnte.
Als er Gohan auf die Laken bettete und ihm über die Stirn strich, kamen ChiChi und der Rinderteufel ins Zimmer gestürmt.
„Mein Schatz, mein Liebling, was ist mir dir!?“ ChiChi war außer sich.
Mit knappen Worten umriss Gokou das Geschehen, und der Rinderteufel wurde blass vor Schreck und Zorn. „Keine Aura? Könnte es einer der Androiden von Doktor Gero sein?“
Gokou machte Platz für ChiChi, die Gohan in die Arme nahm und ihn an sich drückte. „Nein, das denke ich nicht, das was er da gemacht hat, war überhaupt nicht wie das, was der Junge aus der Zukunft mir erzählt hat. Es war keine plumpe Gewalt, mehr so eine Art mentaler Angriff. Aber warum gerade Gohan?“
Der Rinderteufel und Gokou wechselten einen langen Blick. Keiner sprach es aus, aber sie waren beide davon überzeugt, dass der Eindringling auch hinter dem Video stecken musste. Also war eigentlich Piccolo das Ziel, oder besser gesagt, die Freundschaft zwischen Piccolo und Gohan.
„Ich werde Piccolo suchen“, sagte Gokou und der Rinderteufel nickte.
„Das wirst du nicht!“, rief ChiChi. „Was, wenn dieses Monster zurückkommt und wieder auf Gohan los geht?“
„Ich werde alle Leute auf Trab bringen, damit sie Wache halten“, versuchte der Rinderteufel sie zu beruhigen.
„Diese Dummköpfe würden noch nicht einmal merken, wenn der Kerl vor ihrer Nase stünde!“, schnaubte ChiChi, „Und jetzt steht nicht dumm da, ihr zwei, bringt mir Wasser und ein Tuch. Mein armer Liebling ist ganz heiß.“
Aber weder mit Wasser, noch mit Riechsalz oder anderen Hausmitteln konnten sie Gohan wach bekommen. Das Fieber stieg und er erlangte das Bewusstsein nicht wieder. Auch der von Gokou geholte Arzt, schüttelte nur den Kopf und murmelte etwas von mentaler Überlastung und Koma.
Noch am Abend des selben Tages wurde Gohan in jenes Krankenhaus eingeliefert, wo er und Gokou sich damals von ihrem Kampf gegen Vegeta erholt hatten .....
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Den Ort, wo der nächste Dragon Ball dem Radar nach zu finden war, hätte Piccolo am liebsten gemieden. Er fühlte sich in Städten nicht wohl und schon gar nicht auf großen Rummelplätzen.
Er bemühte sich nach Kräften, eine abweisende Aura auszustrahlen, als er, den Blick auf den Radar geheftet, durch die Menge schritt. Mütter zogen ihre Kinder zur Seite, um den grünen Mann mit dem Turban passieren zu lassen, was Piccolo nur recht war. Diese verwöhnten, greinenden Kinder, die dieses und jenes wollten, waren in seinen Augen meilenweit von seinem disziplinierten Gohan entfernt, na ja, wenn er an dessen Anfänge dachte, dann vielleicht doch nicht ...
Piccolo unterdrückte einen Seufzer und bog an einem Süßigkeitenstand links ab, noch ein paar Schritte weiter und da .... stand er vor einer Schießbude, wo man mit Bällen auf Dosen werfen musste, um Preise zu gewinnen. Sorgsam suchte Piccolo das Regal mit den Preisen ab und entdeckte einen großen blauen Teddy, der den Dragon Ball mit den sechs Sternen in seinen Pfoten hielt. „1. Preis“ stand auf dem Schild daneben zu lesen.
„Was muss man tun, um den ersten Preis zu gewinnen?“, fragte er den schlaksigen, jungen Budenbesitzer.
„Da musst du erst mal 500 Yen bezahlen, du bekommst fünf Bälle und wenn es dir gelingt, die Dosenpyramide fünfmal hintereinander komplett abzuräumen, dann gehört der Bär dir."
Piccolo musste erst gar nicht in seine Tasche greifen, um zu wissen, dass er keinen einzigen Yen bei sich trug. Natürlich könnte er sich den Bären einfach so greifen und verschwinden, aber an einem gestohlenen Geschenk hätte Gohan bei seinem Rechtsempfinden sicher keine Freude. Er würde sich etwas Anderes einfallen lassen müssen.
„Nein, Rika, du kannst den Bären nicht bekommen“, ertönte neben ihm eine Stimme. Ein Junge etwa in Gohans Alter mit ziemlich abgerissener Kleidung bemühte sich, ein kleines Mädchen in einem ausgebleichten Kleid von der Schießbude wegzuziehen.
„Wir haben nur noch 500 Yen und so gut schießen kann ich einfach nicht, ich kaufe dir dafür ein paar Zuckerstangen.“
„Bääär!“, protestierte das kleine Mädchen und seine großen, blauen Augen schimmerten verdächtig.
Der Junge seufzte und schüttelte den Kopf. „Du hast doch zu Hause einen kleinen Bären, den Papa dir letztes Jahr auf dem Jahrmarkt gewonnen hat.“
„Bär put“, sagte das Mädchen und zog die Nase hoch.
„Mama hat ihm doch den Arm wieder angenäht , Rika. Papa ist nicht mehr da um zu werfen und ich kann es nicht so gut....“, er hob seine kleine Schwester auf den Arm und wollte sie vom Stand weg tragen, da kam Piccolo eine Idee.
„Warte mal, Junge“, sagte er. „Wie wäre es, wenn du die Bälle kaufst und ich für dich schieße. Du bekommst den Bären und ich die orange Kugel, die er hält.“
Der Junge sah Piccolo misstrauisch an. „Woher weiß ich, dass Sie überhaupt so gut schießen können?“
Piccolo bückte sich und hob einen kleinen Stein auf. „Siehst du den Wetterhahn, dort auf dem Dach drüben?“, fragte er, zielte kurz und warf.
Der Wetterhahn war zu weit weg, als dass der Junge den Treffer hätte hören können, aber die Wucht mit der der kleine Stein den Blechschnabel getroffen hatte, war so groß, dass der Wetterhahn sich schnell wie ein Kreisel um die eigenen Achse drehte.
Nicht nur der Junge, sondern auch der Schießbudenbesitzer waren baff.
„Wehe, wenn Sie mit dem Bär durchbrennen“, sagte der Junge, nachdem er sich von der Überraschung erholt und seine kleine Schwester abgesetzt hatte. Er gab dem schwitzenden Schießbudenbesitzer die 500 Yen. Ohne große Begeisterung überließ dieser ihm dafür die fünf Bälle.