Widerbesiedelung seiner Welt ins All geschickt hatte.
Ja, da waren ein paar grobe Aufnahmen von bewohnten Teilen der Oberfläche. Bulma kratzte sich die Stirn. Die paar hellen Flecken dort könnten es sein, aber mit diesem Raster war natürlich alles viel zu unscharf. Aber wenn sie diesen Filter drüber legte und dann jenen Wert herunterschraubte, dafür den Grad verdreifachte ... jaaa... jetzt wurde es deutlicher. Sie könnte freilich noch an der Einstellung etwas ändern und wenn das noch nicht genug war, dann eben noch ein paar Prozentwerte mehr und endlich tauchten zwar immer noch verschwommene, aber unverwechselbare Formen auf. Solche Iglu-förmigen Häuser hatte sie nur auf einer Welt bisher gesehen. Sie berechnete die Entfernung und wahrscheinliche Flugdauer und fasste einen schnellen Entschluss...
Eine gute halbe Stunde später stieg sie hinab, um nach Vegeta zu sehen. Er lag immer noch bewusstlos auf dem Bett. Sie kühlte seine Stirn und maß seinen Puls. Keine Verschlechterung, aber auch keine Verbesserung. Wenn er nur duchhielt. Fest entschlossen, nicht mehr zu weinen, gab sie ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und strich über sein zerrauftes, schmutziges Haar. „Du wirst es wieder waschen müssen, Vegeta“, murmelte sie. „Nicht nur deine Haare, du bist überhaupt völlig dreckig. Warte nur bis wir da sind, das erste was du bekommst ist ein heißes Bad und ein Meer von Seifenschaum...“
Es gab einen spürbaren Ruck als das Schiff auf Höchstgeschwindigkeit ging. Mit einem Seufzer erhob sie sich und kletterte wieder hinauf. Ihre Reparaturen waren zwar sehr gewissenhaft gewesen, aber da sie nicht wusste, was vor ihnen lag, war es besser alle Werte des Antriebs genau im Auge zu behalten, nicht dass ihnen das Teil um die Ohren flog.
Sie sah auf die Uhr. Drei Stunden noch. Ihr taten alle Muskeln weh und die zahlreichen Schrammen hatte sie immer noch nicht behandelt. Es gab schließlich Wichtigeres zu tun. Ein schiefes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Vor ihrer Weltraumodyssee hätte sie so etwas nie gedacht, auf ihr Äußeres hatte sie immer großen Wert gelegt. Nun sah sie aus wie als wäre sie durch die Hölle gegangen, was ja auch zum Teil stimmte. Nur dass diese Hölle den Deckmantel eines Paradieses getragen hatte. In einem deaktivierten Bildschirm spiegelte sich ihr müdes Gesicht. Die Strähnen, die sich aus dem Zopf gelöst hatten, hingen schlaff und staubig herab, dicke Ringe um ihre Augen zeugten genauso von den vergangenen Strapazen wie die rissige Haut ihrer Hände und der blutige Kratzer quer über ihren Halsausschnitt.
Wie sie roch, daran mochte sie gar nicht denken, aber das war Nebensache. Jetzt zählte nur noch diese Chance, die sie ironischer Weise ausgerechnet dem Großen Hüter verdankte. Bulma lehnte sich zurück und ging die Ereignisse der letzten Wochen gedanklich noch einmal durch. Wie sie es auch drehte und wendete, irgendwie lief es darauf hinaus, dass es letztendlich ihre Schuld war, dass Vegeta soviel hatte leiden müssen. Wenn sie sich nicht hätte so gehen lassen, wäre Safrano nie ins Spiel gekommen, dann hätte er Vegeta nie auf die Reise ohne Wiederkehr geschickt, Vegeta wäre nie erblindet und sie wären nie in den Fängen des Großen Hüters gelandet. Diese Erkenntnis tat verdammt weh. Die einzige Konsequenz, die sich daraus ergab war, dass sie Vegeta in Zukunft meiden sollte, um ihm nicht noch mehr Unglück zu bringen. Doch allein der Gedanke daran, ihn nie wieder zu sehen, trieb ihr erneut die Tränen in die Augen. Sie wollte ihm nicht aus dem Weg gehen, sie wollte in seiner Nähe sein, wollte ihm über den Weg laufen, wenn er erschöpft und zufrieden von seinem Training kam, und der Schweiß auf den Muskeln seines halbnackten Oberkörpers glänzte. Sie wollte das nicht missen, genauso wenig wie den Anblick wenn er aus der Wanne stieg und sie zufällig die Badezimmertüre öffnete, um ihm zu sagen, dass er seinen Kram nicht auf den Boden werfen sollte. Sie wollte, dass es wieder so war wie in jenem Moment, als sie ihn am Grund des Schachtes um ein Haar gestanden hätte, wie es in ihrem Herzen aussah. Seine Wärme und seine Kraft spüren, sich in seiner unbeholfenen Zärtlichkeit verlieren, sich seiner unverfälschten Leidenschaft ergeben – Schmetterlinge im Bauch und das Herz bebend wie ein kleiner Vogel in seiner Hand, bereit sich jubelnd in die Höhe zu schrauben wenn er die erlösenden Worte sagte ... aber auch bereit, in die schwarze Tiefe zu stürzen, wenn sich ihr Traum als Seifenblase erwies und Vegeta diese zum Platzen brache....
Was auch immer geschah, sie würde lieber alles andere opfern als ihn aufgeben. Sie würde es ihm sagen, bald schon, sehr bald...
Drei Stunden später schwenkte das Raumschiff wie berechnet in die Umlaufbahn der grünen Planeten ein und setzte zur Landung an.
......
Die Bewohner dieser Welt staunten nicht schlecht als dass kugelförmige Raumschiff vor ihrem Dorf aufsetzte.
„Das ist doch...“, ging ein Raunen durch die Menge und sie strömten zu dem Schiff hin. Die Luke ging auf und eine abgekämpfte Bulma taumelte ins Freie. „Ich ... hatte recht“, lachte sie unter Tränen. „Das ist wirklich eure Welt!“
„Das ist sie, unsere neue Welt, unser neues Namek.“ Der Oberälteste trat vor und drückte ihr die Hand. „Willkommen, Bulma. Was führt dich hierher und wie hast du uns gefunden?“
„Das ist eine lange Geschichte.“ Bulmas Blick glitt über die versammelte Menge. „Ist Dende auch da?“
„Hier bin ich!“ Der kleine Namekianer drängte sich durch die Versammlung und trat vor Bulma hin. „Wie geht es Gohan? Ist er nicht mit gekommen?“
„Tut mir leid, Dende“, sagte Bulma und kniete vor ihn nieder, sodass ihre Augen auf gleicher Höhe waren. „Gohna trainiert mit Piccolo und seinem Vater.“
„Steht eine neue Bedrohung bevor?“, fragte der Oberälteste ruhig.
Bulma sah auf und nickte. „Ja, wir haben von einem Jungen aus der Zukunft eine Warnung erhalten, dass ein gewissenloser Wissenschaftler in einem geheimen Labor Cyborgs baut, welche die Welt vernichten werden. Sie bereiten sich alle darauf vor, auch Kuririn, Yamchu, Tenshinhan und“, sie machte eine Pause und suchte Dendes Blick, „Vegeta.“
Wie befürchtet zuckte der Kleine bei der Nennung dieses Namens zusammen. Doch Bulma legte ihm die Hände auf die Schultern und schluckte. „Deshalb bin ich hier. Vegeta wurde durch meine Schuld in einen Unfall verwickelt, er ist blind und schwer verletzt. Ich weiß nicht, ob er die Reise nach Hause überleben würde. Dende, ich bitte dich, ich flehe dich an, hilf ihm!“
Dende machte einen Schritt zurück. Trotzdem, dass sie auf der Erde zusammen im Hause der Briefs gewohnt hatten, war Dende Vegeta nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen. Dessen kalte, sarkastische Art schreckte den warmherzigen Namekianer genauso ab, wie die Gewaltbereitschaft, die zu Vegetas Natur zu gehören schien. Niemals verziehen hatte Dende, dass Vegeta ein Dorf ausgelöscht hatte. Er wandte den Kopf ab, um Bulmas tränenfeuchte Augen nicht sehen zu müssen. „Niemals“, sagte er leise, aber bestimmt. „Dieser furchtbare Saiyan, ich hasse ihn ...“
Bulma wandte sich an den Oberältesten, sah aber auch auf seinem Gesicht nur Ablehnung. Sie löste die Hände von Dende, legte sie flach vor die Knie ins Gras und berührte mit der Stirn den Boden. „Ich bitte euch von ganzem Herzen, ihm zu verzeihen, ich liebe ihn“, sie sah nicht wie Dende und der Oberälteste erstaunt die Augen aufrissen, „er hat sich geändert, das spüre ich. Er wird sich noch weiter ändern, wenn er überlebt. Bitte“, Tränen der Verzweiflung tropften auf das Gras, „bitte, ich tue was ihr wollt.“ Sie hob den Kopf und schämte sich der salzigen Tropfen nicht, die unaufhörlich über ihre Wangen liefen. „Es muss doch etwas geben, das ich für euch tun kann, damit ihr ihm verzeiht und ihn rettet...“
Der Oberälteste wechselte einen Blick mit einem anderen Namekianer. Dieser nickte andeutungsweise. Hoffnung flackerte in ihrem Blick und sie setzte nach: „Was ist es? Ich tue es, egal was...“
„Dende, geh bitte in das Raumschiff und heile Vegeta“, sagte der Oberälteste. „Wir müssen mit Bulma etwas besprechen.“
„Aber, aber ...“, Dende verstand die Welt nicht mehr.
„Es ist auch für deinen Freund Gohan“, fügte der Oberälteste hinzu, „er und sein Vater wie auch Piccolo werden Vegetas Hilfe brauchen. Ich habe so eine Ahnung dass diese Cyborgs die größte Bedrohung sind, welche die Erde je gesehen hat...“
Dende rang mit sich selbst. Bulmas Blick ließ seine Augen nicht los, drängte, flehte, beschwor ihn ... bis Dende schließlich nickte. „Gut, ich mache es, aber für Gohan.“
Damit rannte er zum Raumschiff.
„Vegeta ist im unteren Teil, er liegt auf dem Bett!“, rief sie Dende noch nach.
Der Oberälteste hielt ihr seine Hand hin. „Bitte steh auf.“
Nur zu gern ließ sich Bulma helfen. „Also was kann ich im Gegenzug für euch tun?“, fragte sie kaum dass sie wieder aufrecht stand.
„Nun“, der andere Namekianer, mit dem der Oberälteste den Blick getauscht hatte, „es ist allerdings ziemlich gefährlich.“
Bulma sah ihn mit festem Blick an und streifte eine ihrer schmutzigen Strähnen zurück. „Das ist egal. Vegeta hat so oft den Kopf für mich hingehalten, dass ein bisschen Gefahr kein Hindernis ist.“
Der Namekianer zuckte die Schultern. „Es ist deine Entscheidung. Es geht um...“
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