Fanfic: Les Âmes
Bulma sah ihn an. Ihre Augen weiteten sich.
„Du ... du ...“, stotterte sie, „kommst doch nicht um mich abzuholen ... oder?“
Son-Goku hob seinen Blick und sah ihr in die Augen. Er seufzte.
„Ich dachte, du und Trunks ... und Bra würdet es leichter haben wenn ... es nicht in so großem Kreise ist.“
„Es, es tut mir Leid, ehrlich!“, fügte er hastig hinzu, „Ich hätte schneller sein müssen. Er war ausnahmsweise mal gut gelaunt ... und das bei ihm ... Ich sagte noch Pass auf! aber ...“
Weiter kam er nicht, denn er wurde unterbrochen. Von Bulma. Sie warf sich plötzlich in seine Arme und zwang ihn somit zum Schweigen.
„Da schlägt’s 13! BULMA!“
Vegeta war aufgesprungen. Er mochte es nicht, wenn sich seine Frau in den Armen eines anderen Mannes ausheulte. So was wie Eifersucht. Und ausgerechnet Kakarott! Die beiden allerdings schienen ihn nicht zu bemerken. Bulma weinte und Vegeta hätte schwören können, dass sich auch Son-Goku eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel stahl.
Eine halbe Stunde später hatten sich die momentanen Einwohner der CC im Eingangsbereich eingefunden. Sie alle hatten die Köpfe gesenkt und sie alle trugen ausnahmslos schwarz.
„Klärt mich mal jemand auf, wer ist gestorben? Und gehe ich recht in der Annahme, dass ihr mich nicht mitnehmen wollt?“
Schweigen. Langsam verließen die Fünf das Gebäude und stiegen in den bereitgestellten Flieger.
„Das fass ich als NEIN auf! Haut doch ab! Verschwindet doch! Mir egal!“
Kochend vor Wut sah er dem Flieger hinterher, der schon bald am Horizont verschwand und schmiss die Tür mit einem lauten Scheppern ins Schloss.
Minuten später ging ein dumpfes Dröhnen durch die CC, gefolgt von einigen wutentbrannten Schreien, ein paar mal zitterte der Boden leicht. Die üblichen Symptome, wenn irgendwer den GR in Benutzung hatte.
Frisch geduscht und einigermaßen abreagiert ließ sich Vegeta wieder auf seinem neuen Stammplatz nieder, der Couch. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte die Wand an. Was war hier los? Er wusste nicht genau zum wievielten Mal er sich diese Frage mittlerweile stellte, aber es war auch egal. Seufzend nahm er die Tageszeitung, die wie immer auf dem Tisch lag zur Hand und überflog die Schlagzeilen.
Vulkanausbruch, Meteoriteneinschlag, Insekteninvasion, Feuersbrunst und der Rücktritt eines Politikers. Alles nichts Weltbewegendes. Doch halt. Mord. Interessant. Vegeta begann den Artikel etwas genauer zu lesen.
Der Mond schien durch die Fenster in den Saal-ähnlichen Raum. Die Bäume vor dem Haus rauschten leise. Die Wolken jagten wie einzelne Federn über den Himmel. Zwei Nächte waren seit dem Beginn der Schweigsamkeit der Briefs vergangen. Vegeta hatte sich mittlerweile damit abgefunden, dass niemand mit ihm sprach. Mmh, das musste er wohl, ändern konnte er es sowieso nicht. Er nicht, nur Dende. Eine Diele knarrte unter seinen Füßen, gab ein langgezogenes, heiseres Ächzen von sich. Es störte ihn nicht. Die Briefs würden sicher irgendeine absurde Ausrede finden. Das taten sie nämlich immer, Macht der Gewohnheit.
Hätte jemand von außen das Haus die ganze Nacht über aufmerksam beobachtet, ihm hätte wohl das Blitzen auffallen müssen, das von Zeit zu Zeit hinter einem der vielen Fenster auftauchte. Ein kurzes Aufblitzen, mehr nicht. Wie in Signal von Geistern, die mit Hilfe des Morsealphabets versuchen auf sich aufmerksam zu machen. Ja, ja, die lieben Geisterchen.
Die ganze Nacht schon hatte Vegeta nun schon die CC durchsucht. Jeder Winkel, jede Ecke, jede Nische. Nichts blieb ihm verborgen. Jetzt, im Morgengrauen besah er sich zufrieden sein Werk. Ja, das sollte wohl so gehen. Das musste wohl so gehen.
10.00 morgens, erste Lebenszeichen der Briefs. Wie immer tappte Bulma noch halb schlafend in die Küche, stellte sich an den Shaker und machte ihre vier Milch-Shakes. Da Bra immer noch bei ihnen wohnte und gar nicht daran dachte ihren kleinen Sohn wieder nach Hause zu schicken, hatte sich die Hausherrin damit abgefunden wieder vier Shakes machen, war ja eh kein großer Unterschied zu früher.
Gähnend räumte sie den Wandschrank aus, wollte den Tisch decken und ... hielt abrupt inne. War das jetzt wieder eine dieser verflixten optischen Täuschungen oder lag da wirklich ein weißer Zettel auf dem Küchetisch? Stirnrunzelnd beugte sie sich über das Stück Papier und studierte es aufmerksam. Diese komische Blockschrift mit den verzierten Großbuchstaben kam ihr bekannt vor.
>Komm um 10.00 abends zum alten Dachboden. Wundere dich nicht, ich hab etwas aufgeräumt ... und falls du deine Spiegel vermisste sage ich bloß: wunder dich noch viel weniger! Ich warte. Wehe du kommst nicht!<
Nachdenklich legte sie den Zettel wieder zurück. Einige Spiegel fehlten, das war ihr auch schon aufgefallen. Und der alte Dachboden ...? Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Den hatte Vegeta vor fast 30 Jahren mal umgebaut, so dass er anschließend aussah wie seine alte Heimat, Vegeta-Sei, der Planet. Trunks und Bra sollten doch nicht unwissend aufwachsen, was die Herkunft ihres Vaters anging. Und tatsächlich. Er hatte es geschafft, dass alles täuschend echt aussah. Da sollte sie hin? Warum?
Plötzlich lief ihr ein Schauer über den Rücken, sie hatte die markante Handschrift erkant.
„Aber ... aber das kann doch gar nicht ...“, hauchte sie. Zitternd besah sie sich noch einmal die Botschaft. Kein Zweifel, der Schreiber musste wohl wirklich niemand geringeres sein, als ...
„DU KLEINER ... Vegeta wo bist du?“
Sie wurde unsanft aus ihren Gedanken gerissen, als Bra plötzlich wutentbrannt die Treppe hinunterstürzte, durch die Küche fegte und aus Leibeskräften ihren Sohn verwünschte. Soweit Bulma es mitbekommen hatte, versteckte er sich wohl irgendwo. Die blauhaarige Frau sah ihrer Tochter mitleidig hinterher, Kleinkinder konnten nerven. Das wusste sie aus eigener Erfahrung. Bis zum Mittag durchkämmte sie fluchend und brummend das ganze Haus. Nur an einen Ort hatte sie nicht gedacht ...
Und auf dem Dachboden turnte klein Vegeta herum und quietschte und spielte mit dem Mann im Spiegel.
Die Zeit verstrich, bald sank die Sonne unter den Horizont und die Uhren schlugen zehn mal. Der abnehmende Mond stand am Himmel und wie am Vorabend zogen die Wolken über das schwarze Firmament. Eine wunderschöne Nacht.
Klein Vegeta hatte sich im Laufe des Nachmittags wieder angefunden, völlig verstaubt krabbelte er zu seiner Mama, kuschelte sich in ihre Armbeuge und schlummerte wenige Minuten später tief und friedlich. Bra hatte angewidert das Gesicht verzogen. Ihr Sprössling war total verdreckt und riechen tat er auch nicht besonders gut. Bah!
Bulma lächelte, als sie sich an diese frühere Szene zurückerinnerte. An diesem Vormittag hatte sie endlich mal wieder richtig frei gelacht. Grinsend stand sie vor dem eigentümlich gemaserten Tisch und betrachtete das kleine Stück Papier, das darauf lag.
>>Komm um 10.00 abends zum alten Dachboden. Wundere dich nicht, ich hab etwas aufgeräumt ...<< Sie kannte den Brief auswendig, kannte jeden einzelnen Buchstaben, jeden Schlenker und jede Verzierung der markanten Handschrift. Und dennoch konnte sie es nicht wirklich glauben. Er war doch tot ... oder?
Klopfenden Herzens sah sie noch einmal zur Uhr. Der große Zeiger stand auf der 12, der kleine auf der 10. Wenn sie pünktlich sein wollte, musste sie sich beeilen. Stumm ging sie durch die dunklen Gänge und löschte überall das Licht. Irgendetwas sagte ihr, dass es ihm, oder wer auch immer die Nachricht geschrieben hatte, so besser gefallen würde. Die Treppe hoch, ins zweite Geschoss, nach links und dann ... Da stand sie nun, klein und einsam vor dem dunklen Schacht, der da nach oben führte. Hier sollte sie also hoch. Na gut! Bulma’s Hände ballten sich zu Fäusten, entschlossen kramte sie ihren Schlüsselbund aus einer großen Ledertasche und steckte den alten rostigen Schlüssel ins Schloss. Ein Quietschen erscholl, das wohl auch die letzte Maus der CC unsanft aus dem Bett scheuchte. Die Mäuse allerdings, die zu dem Zeitpunkt im Gebälk des Dachbodens befanden, wurden kurzerhand aus den Mäusebetten geschmissen. Und das bei ihren empfindlichen Ohren. (Schäm dich was, Bulma!)
Verwundert stellte sie fest, dass irgendjemand die Tür vor ihr aufgeschlossen haben musste, sie war offen.
>> Wundere dich nicht, ich hab etwas aufgeräumt ... <<
>Stimmt ja, aufgeräumt ... Was das wohl heißen sollte?<
Ein schmaler Lichtstreif durchzog den dunklen Boden des Raumes, gewährte ein wenig Einsicht in die staubige verlassene Welt der CC, den Dachboden. Vor fast dreißig Jahren hatte Vegeta die Fenster mit dicken roten Tüchern verhängt ... und die hangen immer noch dort. Kein Lichtstrahl drang von außen in den Raum, der nach all dieser Zeit muffig roch und Bulma aus diversen Gründen einen Schauer über den Rücken jagte. Dieser Raum war ihr nicht geheuer. Nicht mehr.
Suchend tastete sich ihre Hand an der Wand entlang, suchte einen Lichtschalter, fand ihn auch, drückte ihn und ... missmutig stellte Bulma fest, dass jemand den Strom hier oben abgestellte hatte. Da gab’s nur eins. Tür auf, ganz weit auf, bis sie fast aus den Angeln ging. Während sie noch mit der Tür beschäftigt war, hörte sie plötzlich ein eigenartiges Rauschen. Verwundert sah sie nach oben. Ihre Augen weiteten sich. Kleine Schweißperlen traten ihr auf die Stirn. Das konnte nicht sein. Schlief sie vielleicht schon? Träumte sie das alles nur? Mit einer schnellen Handbewegung kniff sie sich in den Oberarm. Nichts da, kein Traum, es tat weh. Also hatte tatsächlich jemand innerhalb von Sekunden