Fanfic: Meine Liebe III. [Ende]

zurückhalten, aber ich liebe dich, das kannst du mir glauben, d-"


"Sag mir eins, Ranma, wie soll ich dir jetzt überhaupt etwas glauben, geschweige denn, dass du mich liebst, nachdem du mich so angelogen hast? Mag sein, dass du mich liebst, aber ich finde nicht, dass du mich auch so behandelt hast. Kannst du nicht einmal wirklich ehrlich zu uns und vor allem dir sein? Hättest du mir wirklich jemals deine Liebe gestanden, freiwillig, ohne die Hilfe unserer Väter?"


Er schien darauf keine Antwort zu wissen und ich hatte auch nie eine erwartet.


"Geh, Ranma.", flüsterte ich leise, doch er rührte sich nicht. "GEH", schrie ich und Tränen liefen über meine Wangen, als ich ihn mit einem schmerzverzerrten Gesicht anstarrte, "GEH ENDLICH!"


Und Ranma ging.


Er drehte sich um und ging langsam die Anhöhe zum Wald zurück, bis seine Silhouette schließlich zwischen den Bäumen verschwand.




Mir gefror das Weinen im Hals, ich stand regungslos da und sah zu, wie vor meinen Augen alles zusammenstürzte und er sich immer weiter entfernte. Am liebsten wäre ich tot gewesen, in meinem Grab, ganz tief unten, ganz allein.




Es gibt Momente im Leben, da hat man keine Wahl.


Bei bestimmten Sachen geht es nicht anders, manche Dinge sind vorherbestimmt und sie lassen sich nicht ewig hinauszögern... so auch nicht meine Gefühle zu Ranma, an diesem Dezembertag war einfach der Zeitpunkt gekommen, ich hätte nicht mehr länger ohne seine Wärme sein können und ohne ihn.


Es wäre nicht ehrlich mir gegenüber gewesen.


Dann hat man keine andere Wahl mehr.


Und genau das ist der Punkt: Ich habe keine Wahl gehabt als ich mit ihm geschlafen habe und ich sollte sie auch niemals haben.


Was er mir angetan hatte, würde Akane Tendo ihm zu diesem Zeitpunkt nicht verzeihen können. Akane Tendo würde nicht mit dem Wissen leben können, auf diese Weise von ihm ausgenutzt worden zu sein- auch wenn er mich vielleicht liebte. Und ich war Akane Tendo und das wollte ich auch weiterhin bleiben. Ich wollte nicht mich, meinen Stolz- alles was ich war- für so etwas aufgeben. Ich wäre nicht mehr ich...


Es wäre nicht ehrlich mir gegenüber gewesen.


Keine Wahl... ich sah zu wie er ging, ohne mich zu rühren oder ihm hinterherzulaufen. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bevor ich mich aufraffte und zu der Parkbank schleppte.


War das richtig, was ich tat? War mir mein Stolz wirklich wichtiger als er? Ich wusste es nicht und mein Verstand erst recht nicht.


Aber etwas verleitete mich dazu, nach fast zwei Stunden aufzustehen um nach Hause zu gehen und mit Ranma zu reden.




Als ich zu Hause ankam und mit durchgefrorenen, steifen Fingern auf die Klingel drückte, Kasumi mir öffnete und ich ihren Gesichtsausdruck sah, wusste ich es wahrscheinlich schon.


Ohne sie nochmals anzusehen, stürmte ich an ihr vorbei ins Haus und ins Wohnzimmer, wo mein Vater und Nabiki am Esstisch knieten.


"Wo... wo ist Ranma?", keuchte ich. Mein Vater hob seinen Kopf, seine rotgeränderten Augen blickten mich traurig an.


"Er ist gegangen, mein Schatz."


"Wohin?! In sein Zimmer?" Ohne die Anwort meines Vaters abzuwarten, stürzte ich die Treppe hoch zu seinem Zimmer und schlug die Tür auf. Das Zimmer war vollkommen leergeräumt, anscheinend waren sie in großer Hast aufgebrochen.


Ich konnte die hastigen Schritte meines Vaters hören, wie sie hinter mir die Treppe hochkamen.


"Sie sind zurück nach China. Saotome hat auf Ranmas Wunsch hin die Verlobung aufgelöst, er hat gesagt es hätte keinen Sinn mehr... was um Himmels Willen ist denn zwischen euch passiert? Anscheinend seid ihr euch nicht nähergekommen-"


*Oh doch, und wie nah*, dachte ich bitter.


Er sagte noch so einiges, dass ich mir mehr Mühe hätte geben sollen, dass die Kampfschulen nun nicht mehr vereinigt würden, doch ich hörte nicht zu.


Ich ging zum Fenster, und sah auf die herumwirbelnden Schneeflocken hinunter, die die umliegenden Häuser und Gärten in ein reines Weiß einhüllten und musste mich auf der Fensterbank abstützen.


Ich versuchte gegen die besinnungslose Verzweiflung ankämpfen, die sich in mein Bewusstsein geschlichen hatte und mich unter ihr begraben wollte.


Was wollte ich eigentlich? Hatte ich ihm im Park denn nicht genau das gesagt? Und trotzdem...


Nach einer Weile war mein Vater gegangen und ich war allein mit meinen Gedanken.


Ranmas Abwesenheit im Raum war so stark zu spüren, dass es eigentlich hätte möglich sein müssen, sie zu berühren.


Ich kehrte mich vom Fenster ab und setzte mich dann in die Mitte des Zimmers.




Ich weinte nicht. Aber ich fror, ich fror entsetzlich. Ich saß mit einem dicken Winterpulli auf dem kahlen Fußboden in Ranmas Zimmer und fror wie nie zuvor.


Aber das was mich hätte wärmen können, war weg- so unendlich weit weg. Lange saß ich in diesem Raum der genauso leer war wie mein Herz. Ranma war weg... weg!


Ich weiß nicht, was ich damals gefühlt habe, als ich frierend und still wie eine Statue auf dem kalten Fußboden saß. Vielleicht habe ich gar nichts gefühlt. Weder Trauer, noch Schmerz, noch Leid. Ich fühlte mich einfach nur... leer.


So unendlich schrecklich leer.


Ich glaube, ich saß stundenlang in diesem Zimmer und tat nichts anderes als die weißen Wände anzustarren.


Ich konnte nicht essen, ich konnte nicht schlafen.


Am Abend brachte mir Kasumi mein Essen und versuchte mich zu trösten. Es schien ihr Angst zu machen, wie ich so dasaß. Aber soll ich Ihnen mal was sagen? In diesem Moment hasste ich sie alle. Ich hasste sie dafür, dass sie mich hintergangen hatten, dass sie Ranma nicht aufgehalten hatten, dass sie so ruhig weiterlebten und taten, als wäre nichts geschehen.


Aber am meisten hasste ich sie dafür, dass sie so ruhig und friedlich in ihren Betten schliefen, während ich nichts anderes konnte als todmüde und trotzdem hellwach in diesem verdammten Zimmer zu sitzen.




Sie wundern sich bestimmt, warum ich Ranma nicht einfach hinterherging. Aber ich konnte es nicht. Ich konnte es einfach nicht... ein Anruf, ein vermaledeiter kleiner Anruf und er wäre zurückgekommen. Aber ich hatte einfach Angst, mich noch mehr zu verletzten.


Ich überhäufte meinen Schmerz und mein Gewissen mit immer neuen Gegenargumenten und irgendwann war der Schmerz volkommen bedeckt. Das Leben würde auch ohne Ranma weitergehen und ich hätte gar keinen Grund, hier unnötig zu trauern. Was bedeutet schon die Liebe...


Mühsam stand ich auf und ging langsam aus Ranmas ehemaligem Zimmer. Dann schloß ich die Tür hinter mir, um sie niemals wieder zu öffnen.




****




Als Ryoga einige Monate später um meine Hand anhielt, sagte ich ja.


Ich habe Ryoga nicht geliebt, das kann ich wirklich nicht behaupten, unsere Beziehung war nicht leidenschaftlich und tief wie die zwischen Ranma und mir. Sie war nichts Besonderes.


Aber dafür tat sie auch nicht weh.


Und das war damals die Hauptsache.




Und Ranma... wir schrieben uns nicht. Keiner von uns beiden war ein besonders begabter Briefeschreiber.


Wie auch? Wir haben es nicht mal geschafft, uns alles zu sagen, als wir und direkt gegenüberstanden. Wie sollten wir das über eine Entfernung von 2000 km hin schaffen?


Und einen Nawiegehtsdirwieistdaswetter-Brief an jemanden zu schicken, der einem mal so viel bedeutet hat, tut nur weh.


Wir schrieben uns nicht.


Er schrieb mir nicht, als meine älteste Tochter geboren wurde und ich schrieb ihm nicht, als er sich das erste Mal von selbst verlobte, ich glaube sie war Amerikanerin.


Geheiratet hat er nie.




Aber all die Jahre... all die langen Jahre war wahrscheinlich tief in mir die fast schon lächerliche Hoffnung, eines Tages würden wir unser Leben noch einmal leben können und endlich zusammen finden.


Man wird alt, während man hofft... und irgendwann ist es zu spät.




Kurz, bevor diese Krankheit ihn innerlich aufzufressen begann, haben wir uns ein letztes Mal gesehen.


An einem 06. November, Ryoga und ich waren schon lange verheiratet, passierte es.


Das Telefon klingelte.


Ich stand gerade in der Küche und war dabei die Fertignudeln für das Mittagessen zuzubereiten. Ich rannte auf den Flur und antwortete mit einem soßenbeschmierten Schneebesen in der Hand.


„Hallo, Machoweib“, sagte Ranma.


Ich dachte, dass mir das Herz stehenblieb, jemand schnürte mir die Kehle zu, so dass ich keine Luft bekam. Der Schneebesen fiel mir aus der Hand und auf den Flurteppich. Den Lärm meiner zwei Kinder, die im Wohnzimmer spielten, nahm ich nicht mehr wahr.


„Ra... Ranma?“, brachte ich endlich heraus.


„Ja, Akane. Ich bin für ein paar Tage in Nerima... ich... ich muss dich sehen. Es ist wichtig. Wann können wir uns treffen?“


Ich schwankte und musste mich am Türpfosten abstützen.


Alles drehte sich. Ich sank auf den Telefonhocker.


„Ich... weiß nicht...“, stammelte ich. „Ist es gut, wenn wir uns treffen?“


Er sagte eine Weile gar nichts mehr.


„Bitte, Akane.“, sagte er schließlich.


„Ich... ich bin in einer halben Stunde in dem Park. Warte dort bitte auf mich.“ Dann legte ich auf.


Ranmas Stimme. Seine Stimme lebte unverändert in mir. Sie füllte meinen Kopf mit Bildern. Das Haar. Die Hände. Das Lachen.


Ranma....


Ich atmete tief durch. Vor einigen Jahren wäre ich wahrscheinlich Hals über Kopf davongestürzt.


Aber das war damals. Als die Wunde noch offen war und blutete. Danach hatte sie sich zu einer
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