Fanfic: Mondnacht 12 (Ende)
Kapitel: Mondnacht 12 (Ende)
Hugh tippte beinahe hektisch die Zugangscodes und schließlich die Buchstabenkombination zum Öffnen der Tore ein. Irgendetwas störte ihn, er wusste nicht was es war, aber das Gefühl der Nervosität wurde immer stärker. Es war wie, als würde ein tierischer Instinkt in ihm erwachen und ihn vor einer Gefahr warnen. Der Formwandler ignorierte es, seine Gefühle waren im Moment unwichtig, die Gefangenen hatten Vorrang.
Als er die Eingabe noch einmal bestätigt hatte und ein grünes Licht in einer Ecke des Bildschirmes aufleuchtete, atmete er erleichtert aus.
Sie hatten es tatsächlich geschafft. Ein seliges Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sich zu Skeije umdrehte. Sie lächelte nicht, schien ganz in ihrer eigenen Welt versunken zu sein. Nicht nur ihr Gesichtsausdruck, sondern auch die Wellen, die er von ihrem Geist empfangen konnte, zeigten, dass sie nicht glücklich war. Das schlechte Gewissen in ihr war wieder erwacht, quälte sie und hielt sie davon ab, sich mit ihm zu freuen.
Hughs Freude über die erfolgreiche Befreiung der Sklaven wurde langsam gebremst. Zu welchem Preis? Natürlich war das Ergebnis, die Rettung so vieler junger Leute, die den Tod nicht verdienten, mehr als nur erfreulich, aber hatten sie damit nicht auch etwas zerstört?
Er fragte sich, was diese Ereignisse für Skeije zur Folge haben würden.
Er starrte sie wortlos an, nahm dann aber ihre fast unmerklich zitternde Hand in seine und drückte sie leicht. Die Sklavin sah ihn mit traurigen Augen an.
„Weißt du eigentlich, dass du gerade über 800 Leben gerettet hast?“, fragte er leise.
Sie sah ihn überrascht an. „Was? So viele?“
Aber ihre Stimme passte nicht. Sie schaffte es einfach nicht, enthusiastisch oder fröhlich zu klingen.
Hugh ignorierte den eigenartigen Klang in ihrer Stimme und die Tatsache, dass sie noch immer so traurig aussah.
„Du bist jetzt eine Heldin!“, sagte er stolz und stemmte wie ein kleiner Junge, der seinen Freunden sein neustes Spielzeug zeigt, die Fäuste in die Hüften.
Skeije kam nicht mehr dazu zu reagieren, eine andere Stimme ließ das Blut in ihren Adern gefrieren.
„Eine tote Heldin!“, meinte die ihr so bekannte Stimme sarkastisch.
Skeije hatte sich recht schnell wieder gefangen. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie war sie glücklich diese Stimme zu hören. Als sie sich zu Vegeta umdrehte, zierte ein weiches, wissendes Lächeln ihre Lippen.
Jetzt würde sie also doch sterben. Naja, dann müsste sie nicht mit dem Wissen leben, den den sie liebte, hintergangen zu haben, ohne, dass er sich rächen konnte.
Vielleicht konnte sie es auch schaffen, ihm ihren Standpunkt zu erklären, aber nur vielleicht.
„Die Nacht war recht kurz, oder WEIB?“
Hugh war derjenige, der daraufhin als erster die Initiative ergriff. Alarmiert von dem heller werdenden Leuchten in Vegetas rechter Hand, stürzte er vor und stellte sich schützend zwischen den Prinzen und die Sklavin.
„Nein, Prinz, tut das nicht! Ich war es, der das alles getan hat! Skeije kann nichts dafür, ich habe sie gezwungen, euch zu hintergehen. Ich habe sie erst gestern Abend, als sie allein im Bad war, eingeweiht, sie wusste nichts davon!!! Tötet mich, aber lasst sie leben, bitte!“, rief er mit vor Verzweiflung bebender Stimme.
„Sie ist kein Kind mehr! Das Weib kann für sich selbst entscheiden. Geh zur Seite, mit dir beschäftige ich mich später noch.“, knurrte Vegeta und richtete seine Handfläche nun in Richtung Skeije.
„Er hat Recht, Hugh, geh bitte weg! Das hier geht dich jetzt nichts mehr an. Das ist eine Sache zwischen ihm und mir, verstanden?“, erklang jetzt Skeijes ungewöhnlich entschlossene Stimme hinter ihm und er fühlte sich plötzlich unsanft zu Seite geschoben.
Etwas irritiert sah er auf die Sklavin an, gab aber noch nicht auf.
„Wenn du uns jetzt tötest, hast du nichts gekonnt. Die Gefangenen sind befreit und du kannst nichts mehr dagegen tun. Los, tu’ es schon! Aber es wird dir nichts bringen, außer deinen Rachedurst zu stillen!“, rief er mutig dem wütenden Saiyajin entgegen.
*Allmählich geht mir der Typ echt auf die Nerven*, dachte Vegeta und überlegte nun ernsthaft, ob er nicht zuerst das Plappermaul pulverisieren sollte.
„Bitte Hugh, sei still! Ich sagte doch, dass dich das nichts mehr angeht.“, versuchte nun Skeije den Formwandler zum Schweigen zu bringen.
Vegeta hatte inzwischen einige Schritte auf die Beiden zu gemacht und versuchte seine Wut unter Kontrolle zu halten. Wenn ihn nicht der Grund für ihr Handeln interessieren würde, wäre sie längst tot. Aber er konnte sie nicht einfach so töten, auch wenn er es wollte, um den Schmerz zu lindern, die Wunde zu heilen, die sie ihm zugefügt hatte.
Wie konnte sie das nur tun??? Sie, die einzige, der er jemals etwas anderes als Kälte gezeigt hatte ... nach alldem, was sie in den letzten Tagen geteilt hatten.
Er verstand es einfach nicht. Es war, als liefe alles im Kreis, die Gefühle, die sie ihm gezeigt hatte, was sie ihm gesagt hatte, was sie ... getan hatte und jetzt das, was alldem total widersprach. Ja, wie eine Spirale, die sich immer schneller drehte und den Zuschauer zum Wahnsinn triebt, weil er kein Ende entdeckte. Er hoffte zu erfahren, warum sie das tat, deshalb lebte sie noch, nur deshalb, um die Spirale zu stoppen und ihm das Ende zu zeigen.
„Geh!“, sagte er plötzlich zu Hugh und deutete mit seinem Finger auf die Tür.
„Mit dir beschäftige ich mich später. Du brauchst nicht versuchen zu fliehen, ich finde dich!!!“, grollte der Prinz und zeigte noch einmal energisch in Richtung Ausgang.
„Aber ... aber... nein, ich lasse Skeije nicht allein!“, meinte Hugh und stellte sich wieder vor die Sklavin.
„Nein Hugh. Geh. Bitte!“, sagte sie ruhig und sah ihn flehend an. Es half. Er warf Skeije noch einmal einen fragenden Blick zu und lief dann an Vegeta vorbei nach draußen.
Mit einer schnellen Bewegung schloss dieser die Tür und sah nun Skeije strafend an. Der kleine Kiblast war verschunden.
Es folgten einige Minuten der Stille, in denen sich die Beiden nur stumm ansahen.
„Warum?“, fragte er schließlich, beinahe flüsternd.
Skeije lächelte.
„Stell dir vor, du wirst vor ein Ultimatum gestellt. Entweder, du hintergehst mich und rettest 800 deines Volkes, oder du hintergehst mich nicht und machst dich schuldig, sie wissentlich sterben zu lassen, zum Mörder am eigenen Volk zu werden. Hättest du dich für mich entschieden oder für dein Volk?“, begann sie leise.
Vegeta war verwirrt. Ja, wie würde er entscheiden? Er wusste es nicht. Doch, er würde einen Mittelweg suchen.
„Du hättest mich fragen können! Ich bin kein Monster, das weißt du!“, antwortete er.
Stimmt, sie hätte ihn fragen können. Ein neues Gefühl keimte in Vegeta auf. Schmerz. Vertraute sie ihm denn so wenig?
Aber sie lächelte noch immer.
„Ja, das weiß ich. Du bist der einzige Saiyajin hier, der mir nicht als Monster gegenüber getreten ist. Aber du bist der Prinz dieses Volkes. Es wäre doch verwerflich gewesen, wenn gerade du, der kühle, gefühllose Prinz, die Gefangenen befreit hättest.
Du hättest mir nicht geholfen. Oder? Hättest du das? Es ist gerade deine Ehrenhaftigkeit, die ich so an dir schätze. Diese Ehrenhaftigkeit bedeutet aber gleichzeitig, dass du treu und loyal gegenüber deinem Volk und seinen Gesetzen und Traditionen sein musst. Du, Vegeta, hättest niemals deine Leute hintergangen, auch nicht für mich.“
Er überlegte. Nein, das hätte er sicherlich nicht.
Skeije schien die Antwort an seinem Gesicht ablesen zu können.
„Verstehst du jetzt? Ich konnte nicht so viele Leben von deiner Entscheidung abhängig machen. Es tut mir leid. Ich kann einfach nicht zulassen, dass ihr so viele junge Leute nur zu eurem Vergnügen umbringen lasst. Nur, damit dein Volk zu diesem Fest etwas zu lachen hat, sich an den Schmerzen anderen ergötzen und im Blut Unschuldiger baden kann. Verstehst du mich, Vegeta?“
Ja, er verstand. Er konnte nachvollziehen, warum sie es getan hatte, aber nicht verzeihen.
„Ich habe das nicht für mich getan. Ich habe es für sie getan. Unter den Gefangenen war ein Mensch. Er ist beinahe noch ein Kind. Ich konnte das einfach nicht zulassen.“, fügte sie leise hinzu. Noch immer sah sie ihm in die Augen, suchte nach einer Regung, einer Reaktion, irgendetwas, was ihr sagen konnte, was er dachte. Aber sein Gesichtsausdruck blieb hart. Es hatte also nichts gebracht. Sie seufzte.
„Jetzt hast du deine Antwort. Ich habe nur meine Pflicht getan. Jetzt ist es deine Pflicht, mich zu töten.“
Da, eine Regung! Sie konnte regelrecht sehen, wie es in ihm arbeitete. Er legte seinen Kopf schief, der Ausdruck von Schmerz in seinen Augen. Nur sie durfte ihn sehen.
„Liebst du mich?“, fragte er schließlich leise und sah sie prüfend an.
Skeije lächelte. Ein sanftes, glückliches Lächeln. Sie fühlte, wie der Kloß in ihrem Hals wieder wuchs, ihr bald die Stimme nehmen würde.
„Ja, so sehr, dass es weh tut, wenn ich an dich denke. Wenn ich daran denke, dass ich dich hintergehen musste, wenn ich daran denke, dass ich dich nie wieder berühren darf, dass ich nie wieder deine Gefühle sehen darf, dann zerreißt es mir das Herz. Ja, ich liebe dich, so sehr, dass es weh tut.“
Jetzt war es raus, das was sie ihm vor Stunden nicht hatte sagen können, weil ihre Stimme versagt hatte. Jetzt war es raus und sie war froh, dass sie es ihm noch hatte sagen