Fanfic: Son Gokous Jenseitsabenteuer (G/V/P) - Enma ruft Enma Teil 6
kennt euch einfach noch zu wenig, um einander eine wahre Stütze zu sein.“
„Ich nehme an, jetzt kommt ein Vorstellungsquiz, wo jeder seine Seele bloß legen muss“, schnaubte Vegeta und verschränkte die Arme. „Nicht mit mir.“
Genkai schüttelte den Kopf. „Soviel ich von Koenma weiß, dürfte der Dämonenfürst eine ganze Reihe von Spionen auf euch angesetzt haben. Rechnet mal schon damit, dass er auch Methoden kennt, eure tiefsten Ängste freizulegen und gegen euch einzusetzen.“
„Welche Ängste denn?“, kam es von Hiei. „Vielleicht hat der geschrumpfte Hitzkopf da unten ja welche, aber ich ...“
„Es hat keinen Sinn“, sagte Kurama und stellte die leeren Teller zusammen. „Hiei, jeder von uns fürchtet sich vor irgendetwas. Vielleicht ist die Angst so tief vergraben, dass wir sie nicht kennen, aber sie ist da.“
Piccolo nickte zustimmend. „Und dieser Dämonenfürst hat solche Kräfte?“, fragte er Genkai.
„Wenn nicht er selbst, dann sicher einer seiner Untergebenen. Daher ist es besser, wenn ihr jetzt schon lernt, wie es ist, mit seinen tiefsten Ängsten konfrontiert zu werden. Wenn es euch gelingt, das zu durchzustehen, habt ihr eine Menge mentale Kraft gewonnen.“
„Und wie soll das gehen?“, fragte Vegeta, dem diese Idee nicht sonderlich schmeckte. „Sollen wir irgendwelche komischen Pilze essen und Visionen bekommen?“
„Nicht ganz“, Genkai erhob sich und winkte ihnen, ihr zu folgen. Sie liefen den Hügel hinunter, ein Stück durch den Wald bis sie vor einer glatt polierten Felswand hielten. Genkai klatschte in die Hände und ein Teil der scheinbar undurchdringlichen Wand wurde mit einem Mal durchsichtig. Dahinter gähnte ein Höhleneingang. Grünliches Licht strömte aus dem Schlund und ein scharf riechender Nebel streckte seine gelblich-weißen, dunstigen Finger nach ihnen aus.
„Das ist die Höhle, in der eure Ängste euch auf die Probe stellen werden.“ Sie hob einen Beutel auf, der unauffällig an der Felswand gelehnt hatte und fischte fünf Armreifen aus rötlichem Metall heraus, auf denen je ein Murmel großer, gelblicher Edelstein funkelte. „Tragt das hier“, sagte sie und warf jedem von ihnen einen der Reifen zu. „So werdet ihr in der Lage sein, zu sehen, was die anderen sehen. Das ist die einzige Hilfe, die ich euch geben kann.“
Die fünf sahen einander kurz an, dann gab sich Yusuke eine Ruck, streifte seinen Reif über und schritt voran, in den Nebel hinein. Kurama und Piccolo zwängten ihre Hände fast gleichzeitig durch ihre Reifen und folgten Yusuke. Hiei sah verächtlich auf den Reifen, aber ein Blick in Genkais ernstes Gesicht, verhinderte, dass er ihn einfach in die Büsche warf. Mit einem widerwilligen Knurren zog er ihn an und ging den dreien nach. Vegeta war der letzte. Seine Finger umklammerten den Reif, als wollten sie ihn zerdrücken.
Er sah unschlüssig von Genkai zum Nebel, in dem Hieis Umrisse nur noch zu erahnen waren. Dieser hielt plötzlich inne und drehte sich zurück. „Sag nicht, dass du die Hosen voll hast, Vegeta!“, rief er spöttisch zurück. „Nicht, dass ich etwas Anderes von dir erwartet hätte...“
„Du kleiner ....“, zischte Vegeta und streifte sich den Armreif über. „Dir werde ich zeigen, wer hier die Hosen voll hat!“
Genkai sah ihm nach, wie er zu Hiei aufschloss und sie beide im Nebel verschwanden. Etwas piepste. Die alte Frau griff in ihre Hosentasche und fischte einen flachen Gegenstand, ähnlich einer Puderdose heraus. Als sie ihn aufklappte, leuchtete in der Innenseite des Deckels der Spiegel golden und Koenmas Gesicht erschien.
„Son Gokou ist auf dem Weg in die Hölle“, sagte er. „Wie weit sind die anderen?“
„Sie haben soeben die Höhle betreten“, erklärte Genkai.
Koenmas Gesicht wurde noch ernster. „Die Höhle ... Denkst du, sie sind schon soweit?“
„Ehrlich gesagt, nein“, seufzte die alte Frau und wischte eine ihrer welken, rosa Strähnen aus dem Gesicht. „Aber wir haben keine Wahl, als sie ins kalte Wasser zu werfen und zu hoffen, dass sie rechtzeitig schwimmen lernen, ehe die Haifische zuschnappen, oder?“
„Die Zeit rennt uns davon“, bestätigte Koenma und schob seinen Hut zurecht. „Es gibt Gerüchte, dass die Konzentration von Dämonen rund um die Blutfestung inzwischen mehrere tausend beträgt. Meine Truppen sind in Bestform, aber wir haben nur ein paar hundert Leute, falls es zum Äußersten kommt.“
„Also müssen wir der Schlange den Kopf abschlagen, ehe sie zubeißt.“
Koenma nickte. „Ich warte auf deinen Bericht. Du wirst sie doch auf der anderen Seite empfangen, oder“
„Falls sie es dorthin schaffen, ja.“ Genkai nickte Koenma ein letztes Mal zu, klappte den Kommunikator zusammen.
„Wir können nur hoffen“, murmelte sie und sah den Berg hoch.
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Son Gokou wusste nicht recht, was er eigentlich erwartete. Nachdem er durch das Tor in Koenmas Büro geschritten war, fand er sich plötzlich auf einer schmalen, steinernen Brücke wieder, die durch eine kalte, grell beleuchtete Schlucht auf ein riesiges, goldenes Tor zu führte, auf dem groß „Eingang zur Verdammnis“ zu lesen stand.
Ein Wind, scharf und kalt wie tausend Nadeln heulte wehklagend um die Brücke und machte den Marsch nicht gerade gemütlicher. Gokou drehte sich kurz um, doch der Durchgang zu Koenmas Büro war verschwunden. Statt dessen gähnte hinter ihm ein Abgrund, aus dem ein bedrohliches Knistern und Knacken zu hören war. Die Botschaft war eindeutig: Es gab keinen Weg zurück.
Gokou kratzte sich am Kopf, doch anders als sonst, streifte seine Hand nicht den Heiligenschein. Trotzdem fühlte er sich nicht lebendig, vielmehr war ihm, als ob eine bleierne Last auf seinen Schultern läge. Etwas juckte auf seiner Stirn und als seine Fingerspitzen das Mal der Schuld berührten, sprangen ein paar schmerzhafte Funken über. Erschrocken zog Gokou die Hand zurück. Jetzt verstand er. Die Last seiner getürkten Verbrechen drückte ihn nieder, gleichzeitig spürte er auch wie es ihn auf das goldene Tor zu zog. Hier gehörte er hin und nur hierher.
Langsam schritt er unbeeindruckt vom Wind über die Brücke. Einige kleine Steinchen lösten sich und verschwanden in dem diffusen, blauweißen Licht des Abgrundes. Je weiter Gokou voran kam, desto drängender wurde der Ruf der Hölle, desto brennender der Wunsch zu sühnen, bestraft zu werden, sich reinigen zu können. Mit Unbehagen erkannte er, dass es ihm nicht leicht fallen würde, seiner Rolle als grausamer Verbrecher zu entkommen.
Als er vor dem Tor stand und die Hand nach dem großen Ring ausstreckte, der als Türklopfer daran befestigt war, spürte er fast so etwas wie Erleichterung. Wenn es allen Verbrechern so ging wie ihm, war es kein Wunder, dass es keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen wie Wachdämonen oder ähnliches gab.
Seine Fingerspitzen legte sich um den Ring, doch ehe er ihn anheben konnte, ertönte ein dumpfes Grollen und die beiden mächtigen Torflügel bebten. Gokou trat zurück und sah mit Staunen, wie sich ein breiter Schlitz zwischen ihnen auftat. Blutrotes Licht leuchtete daraus hervor und der Ruf war stärker denn je. Gokou schluckte schwer und trat in das Licht.
Für einen Moment konnte er nicht erkennen, wo er sich befand. Doch seine Augen gewöhnten sich rasch an den allgegenwärtigen Feuerschein. Nicht, dass es hier viele Feuer gegeben hätte, das rote, etwas unstete Licht hing wie eine Glocke über der gesamten, trostlosen Ebene, die von zahlreichen Schluchten und Klüften durchzogen war.
„Willkommen in der Hölle.“ Gokou zuckte zusammen und wandte sich rasch um. Es kam nicht oft vor, dass sich ihm jemand unbemerkt nähern konnte. Hinter ihm stand eine mittelgroße Gestalt in einer düsterroten Kutte. Es war kein Mensch und auch kein Dämon, denn das Wesen schien rein aus Finsternis zu bestehen, die aus einer Laune heraus, Arme und Kopf geformt hatte. Füße sahen keine unter dem Saum der Kutte hervor und die konnte nicht verbergen, dass es kein Gesicht gab. Einzig zwei mitleidlose Augen, die Gokous Gestalt gleichgültig musterten, glühten rot in diesem nachtschwarzen Oval, das wie eine Maske wirkte und dennoch keine Maske war. Der Blick, der Gokou frösteln ließ, blieb an dem Symbol auf seiner Stirn hängen.
„Aha, mal wieder so einer“, sagte die klanglose Stimme. „Folge mir!“
Gokou war sonst niemand, der Befehlen gehorchen mochte, aber das Zeichen auf seiner Stirn brannte wie Feuer und seine Beine bewegten sich ohne sein Zutun, um dem Schatten zu folgen, der vor ihm her über den dunklen Sand schwebte.
Später vermochte Gokou nicht mehr zu sagen, wie lange sie gebraucht hatten, um eine ganz bestimmte Schlucht zu erreichen. Ohne inne zu halten, zwang sein Führer Gokou, mit ihm über den Rand zu treten. Das Schattenwesen schwebte einfach durch die Luft abwärts, während Gokou, dem irgendwie die Fähigkeit zu Fliegen abhanden gekommen war, wie ein in die Tiefe sauste und schmerzhaft auf dem steinigen Boden der Schlucht aufschlug. Benommen kämpfte sich Gokou wieder auf die Beine und sah sich um.
Sein Führer schwebte ein paar Schritte weiter in einer geräumigen Nische. Die Luft hier unten war erfüllt von dem Gestank nach Blut. Jetzt erst bemerkte Gokou, dass die vielen, weißen Teilchen auf dem Boden keine Kieselsteine sondern Knochensplitter waren.
Bei jedem Schritt zermahlte er einen handvoll von ihnen zu Staub. Als er