Fanfic: Son Gokous zweites Jenseitsabenteuer Teil 8
„Ist Firozz mit seiner Musterung schon durch?“, fragte er Marami.
„Noch nicht ganz, verehrter Fürst“, erwiderte Marami mit gesenktem Kopf. Sie hatte früh gelernt, ihre geheimsten Gedanken und Gefühle tief in ihrem inneren zu verbergen. „Mir kam nur der Gedanke, dass Ihr vielleicht gern den Spiegelraum ausprobieren würdet. So könntet ihr euch einen Überblick verschaffen.“
„Hmm...“, Getseco fuhr mit der Hand unter den Schleier und kratzte sich am Kinn. „Keine üble Idee, ich könnte Firozz damit schocken, dass ich schon im Vornherein weiß, wie viele brauchbare Kämpfer er zusammen hat treiben können.“ Und er könnte auch einen Blick in La’irs Quartier tun. Ob der Mensch inzwischen wieder zu sich gekommen war?
Als er den Spiegelsaal betrat, blieb Marami mit einer respektvollen Verbeugung draußen vor der Türe stehen. Ihm fiel das nicht auf, denn die Macht der Spiegel antwortete sowieso nur seinem Ruf und das Wissen des Herrschers ist nicht für die Dienerschaft gedacht.
Langsam und bedächtig schloss Marami die Türe und lehnte sich von außen dagegen. Gleich würde es passieren. Eins ... zwei ... drei .... vier ... Kein Donnerschlag, kein Grollen, keine Blitze. Nur ein schmerzvolles Wimmern, ein Laut voller Schmerz und Furcht. Dann war es totenstill. Mit einem Grinsen riss sie Türe wieder auf, wohl wissend, welcher Anblick sie erwartete.
.....
„Und dann hat Enma Vegeta wieder auf die Erde geschickt, weil ich allein keine Chance gegen Boo gehabt hätte. Um es kurz zu machen, es hat etwas gedauert, aber am Schluss haben wir gewonnen“, beendete Goku seine Erzählung. „Also gegen das, was angerichtet hat, bist du ein Chorknabe.“
Doguro schüttelte verwundert den Kopf:. „Die Hölle hat ihn so einfach wieder her gegeben? Trotz all seiner Morde und Grausamkeiten?“
„Uranai Baba hat mir erklärt, dass Enma von Anfang an unsicher war, ob er Vegeta wirklich in die Verdammnis schicken soll. Es lag zwar eine große Schuld auf der einen Waagschale, und nur wenig wirklich Gutes auf der anderen, aber das Meiste an bösen Taten beging er, weil er nie etwas anderes kennen gelernt hatte, als die Grausamkeit seiner Leute unter der Fuchtel Freezers. Er war nicht zu einem guten Menschen, sondern zu einer Tötungsmaschine erzogen worden. Was ist mit dir? Bist du als Mensch oder als Dämon grausamer gewesen?“
„Als Dämon“, sagte Doguro ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. Er sah in die Ferne und vor seinem inneren Auge tauchte wieder jener Tag auf, wo er und seine Truppe im Turnier siegten. Sein Bruder hatte als erstes die Idee gehabt, als Preis eine Verwandlung vom Menschen zum Dämonen zu fordern. Körperlich eher ein Schwächling hatte sein Bruder so durch seine neuen Fähigkeiten den bislang verborgenen Hang zu unmenschlichem Sadismus ausleben können. Und was war mit ihm? Er war eigentlich nicht auf das vorbereitet gewesen, was sein neues Ich an Macht mit sich brachte. Anfangs entsetzt über die Leichtigkeit mit der Menschen wie Dämonen hinzumetzeln vermochte, hatte die dämonische Seite mehr und mehr die Kontrolle über ihn gewonnen und geblieben war ihm nur der Wunsch, dem endlich ein Ende machen zu können. Ein Ende im Kampf. So nötig der Mord an Genkai auch gewesen war, ihr Tod hatte ihn hoffnungsloser und leerer denn je zurück gelassen. Ihm eine leichte Strafe auferlegen? Das wäre ihm wie eine Verhöhnung seiner Opfer, besonders aber Genkais vorgekommen. Die ewige Verdammnis, Qual ohne Ende, das allein war der Preis, den er zahlen wollte, auch wenn Genkai von Yusuke und seinem Team am Ende des Turniers wieder unter die Lebenden gewünscht worden war.
Goku beobachtete sein lebhaft wechselndes Mienenspiel und nickte. Dieser Sturkopf würde noch begreifen, dass es wichtiger war, jetzt zu helfen, statt irgendeine nutzlose Tortur als Buße zu sehen.
Plötzlich befiel ihn ein unangenehmes Gefühl und Doguro griff sich stöhnend an die Stirn, wo sein Verdammniszeichen prangte. Die scharfen Augen des Sayajins hatten keine Mühe die roten, schwarzen und grauen Gestalten auszumachen, die sich in einer schier endlosen Linien von fern auf sie zu bewegten.
„Das ist ja nicht auszuhalten!“, stöhnte er und stand mühsam auf. „Schon wieder diese Schreckgespenster!“
„Du musst dich in Sicherheit bringen!“, drängte Doguro und gab ihm einen Stoß auf die schwarze Grenze zu.
„Nicht ohne dich“, erklärte Goku kategorisch mit dem ihm eigenen Stursinn. „Du musst dir verzeihen und dann sind wir im Nu weg.“
„Ich kann mir aber nicht verzeihen!“, brüllte Doguro frustriert zurück. „Ich bin ein Verbrecher, ich bin der Dämon, als der ich all diese Morde beging!“
„Bist du nicht!“, brüllte Goku nicht minder wütend zurück. „Oder hast du in der ganzen Hölle einen einzigen Dämon gesehen? Du kannst zwar als Seele wieder auf die dämonischen Kräfte zurückgreifen, die du im Leben mal hattest, aber du wirst gerichtet wie ein Mensch!“ Goku wunderte sich, warum er solche Dinge so klar sehen und in Worte zu fassen vermochte. Er hatte den leisen Verdacht, dass ihm Koenma mehr mit auf den Weg gegeben hatte als nur das falsche Stigma eines Verbrechers. „Und als Mensch hast du diese Untaten nicht begangen, beziehungsweise nur wenige davon und für die hast du längst genug gebüßt. Der Dämon kann nicht gerichtet werden, weil er den Sinn der Buße nicht begreift, genauso wenig wie eine Katze begreifen würde, dass man sie fürs Mäusefangen bestraft. Du kannst dem Dämon ruhig weiterhin gram sein, aber verzeihe deiner schwachen, menschlichen Seele endlich, dass sie ihn nicht zurückhalten konnte!“
Die Wächter drifteten lautlos immer näher und näher. Ihr Ziel war ganz klar Doguro, der aussah, als hätte ihm jemand einen Schlag ins Gesicht verpasst. Ein kleiner Anstoß noch ... Goku holte tief Luft:
„Wenn du jetzt nicht endlich aus deinem Winkel kommst, sie uns kriegen und dadurch der Sieg gegen die Dämonen unmöglich wird... Dann hast du wirklich diese Torturen verdient, denn dann werden Unzählige grausam umkommen und das nur, weil du dich egoistisch in deinem kleinen Schmerz gesuhlt hast, statt zu handeln, du Waschlappen!“
Wie in Trance kämpfte sich Doguro wieder in die Höhe. Seine Finger betasteten das Symbol. „Ich ... ich...“
Goku zupfte den Kristall aus seinen Haaren und drückte ihn Doguro in die Hand. „Ich bin im Moment zu schwach, um noch mal gegen dich zu kämpfen. Wenn du also darauf warten willst, dass sie dich wieder unter ihre Kontrolle bekommen und auf mich hetzen, nur zu.“
„Das wird nicht geschehen“, sagte Doguro ruhig. Obwohl es ihn verdammt viel Kraft kostete, seine Hand zu bewegen wie er es wollte und nicht wie Wünsche der Wächter es befahlen (er spürte dass sie trotz der Entfernung fast wieder in der Lage waren, ihn als Marionette zu missbrauchen). *Ich muss es tun, ich muss versuchen, soviel wieder gut zu machen, von dem was der Dämon in mir getan hat, wie irgend möglich. Dieses Mal bin ich am Ruder und bestimme, wohin gesteuert wird.* Unter seinen Fingern zerbrach der Kristall, die Tropfen trafen das Siegel und dieses fiel ab.
Die Wächter kamen ins Stocken. *Seine Seele gehört uns!* Das gedankliche Wutgeheul der Wächter war wie Peitschenhiebe so scharf und schneidend. Goku und Doguro krümmten sich unter der erdrückenden Wut, die wie eine Woge über ihnen zusammenschlug und ihnen den Atem raubte.
Unfähig sich zu rühren und davon zu laufen, starrten sie dem Unheil entgegen.
*Verdammt! Wir waren so nahe dran!*, dachte Goku. Die Wächter waren bis auf etwa zweihundert Meter herangekommen. Zwischen ihren Händen, die wie Schatten aus den weiten Ärmeln ihrer Kutten ragten sammelte sich düstere Energie, wie glosende Finsternis.
„Bis hierher und nicht weiter, wie?“, quetschte Doguro zwischen den Zähnen hervor. Mit größter Anstrengung schob er sich zwischen die Wächter und Goku. „Viel wird es nicht nützen, sorry.“
„Schon wieder im Opfermodus?“, spöttelte Goku. Es musste doch einen Ausweg geben. „Aber klar doch!“, murmelte er mehr zu sich selbst, streckte die Hand aus und packte Doguro an der Schulter. Der blickte zurück und sah, dass Goku die Augen geschlossen hatte. *Hat er sich also auch in sein Schicksal ergeben*, dachte der groß gewachsene Mann und sah wieder zu den Wächtern zurück. „Worauf wartet ihr noch?!“, rief er laut.
Wie zur Antwort gaben die Wächter die Energie frei und das Verderben raste auf die beiden zu. *Ich hätte dich gern noch einmal gesehen, Genkai*, dachte er und wandte den Blick nicht ab.
„Hab ihn!“, kam es in diesem Moment von Goku. Doguro spürte, wie dessen Finger sich fester in seine Schulter krallten und dann...
Ende des achten Teils