Fanfic: Tödliches Wiedersehen - XI (Beyblade)

aber es bemächtigte sich ihrer wie ein Schatten, der sich auch auf Kai auszubreiten schien. <i>Was? Was wird geschehen? Sag es mir.</i>, horchte sie in sich hinein, aber ihre sonst so rege innere Stimme schwieg. Würde geschehen, was die Inschrift prophezeit hatte? Sie und Kai waren am gleichen Tag geboren. Zu der Stunde, als sich der Schatten des Mondes vor die Sonne schob und die Welt in Dunkel hüllte. Sie erblickten beide während einer Sonnenfinsternis das Licht der Welt und waren deshalb für eine bestimmte Aufgabe auserkoren, an der die Generationen vor ihnen gescheitert waren. Doch Kathrine glaubte fest daran, dass sie nicht scheitern würden.

<i>Das letzte Mal.</i>

Ehe Kai sich’s versah, hatte er seine Luna am Hals hängen und ihre weichen, warmen Lippen auf seinen. Er schlang seine Arme um sie und drückte sie an sich, als gäbe es kein Morgen. Nach einem langen, innigen Kuss flüsterte sie ihm ein: „Ich liebe dich.“, zu und verließ dann den Turm. Kai blieb etwas überrumpelt zurück, rannte ihr aber dann nach. Kurz bevor sie zwischen den vielen Menschen verschwand, die inzwischen den Hof bevölkerten, rief er noch: „Ich liebe dich auch! Für immer!“, und es war ihm egal, dass sich alle verwundert nach ihm umdrehten. Kathrine wandte sich noch einmal um und warf ihm einen Handkuss zu, dann tauchte sie in der Masse unter.

Kai blieb in der Tür stehen. Warum glaubte er, sie das letzte Mal in den Armen gehalten zu haben? Er vertrieb diesen und ähnliche Gedanken mit einem unwilligen Kopfschütteln und machte sich auf den Weg zur Bühne. Er und Tyson sollten sich in einer viertel Stunde einen Showkampf liefern.



Kenny hockte mit Dizzy auf den Knien in einer Ecke des Rittersaals und testete seinen „Untoten“. Er hatte speziell für das Theaterstück einen Hologrammprojektor besorgt, der im Sitzpolster eines der Stühle versteckt war. Mittels Dizzy konnte er mit diesem Projektor ein von ihm erstelltes Abbild des Schauspielers, der Banquo verkörperte, wie einen Geist auf und absteigen lassen. Natürlich hatte er die Züge des Bildes etwas entstellt, damit er auch wirklich tot und unheimlich wirkte.

Ebenso würde er in der Höhle verfahren, in der ein bewaffnetes Haupt, ein blutiges Kind und ein gekröntes Kind aus einem Kessel aufsteigen sollten. Sein persönliches Meisterwerk war jedoch der Zug der Könige, geführt von Banquo, der ebenfalls in der Höhle projiziert werden sollte. Dafür hatte er stundenlang Bewegungen aufgenommen und verarbeitet. Das Resultat konnte sich sehen lassen.

Gerade als er seinen Geiste noch einmal aufsteigen ließ, kam Chris zur Tür herein, um sich noch einmal zu vergewissern, dass auch alles perfekt war. Erschrocken schrie sie auf, was Kenny zum Grinsen brachte. Schnell rief er: „Chris? Keine Angst, dass ist nur meiner Geister-Banquo!“ Die junge Frau kam zu ihm in die Ecke und schimpfte: „Chef! Tu‘ das nie wieder!“, aber gleich freundlicher stellte sie fest: „Er sieht wirklich überzeugend aus.“

Kenny feixte. „Du solltest mal mein blutiges Kind sehen!“ Chris lehnte dankend ab. „Such dir bitte einen anderen Platz. Kai und die Leute kommen durch diese Tür.“, sie wies auf einen Seiteneingang, „Man würde dich sofort sehen.“ Kenny stand auf und nickte. „Keine Sorge, ich werde unsichtbar, wie meine Geister.“ Er lachte und Chris verließ ihn, um das nächste Zimmer zu inspizieren.



„Tyson, bitte!“, Cheetah hing bettelnd am Arm ihres Trainers und hatte den liebreizendsten Blick aufgesetzt, dessen sie mächtig war. Tyson blieb hart. „Ich habe ‚Nein‘ gesagt und dabei bleibt es. Das ist zu gefährlich.“ Cheetah nörgelte weiter: „Wir haben es voll unter Kontrolle und es sieht Klasse aus! Tyson, wir haben uns soviel Arbeit gemacht! Du must es uns einfach erlauben!“ Tyson verdrehte die Augen gen Himmel. Womit hatte er das verdient? Cheetah sah ihn mit haargenau dem gleichen Blick an wie Chris, wenn sie etwas von ihm wollte. Was hatte er dem schon entgegen zu setzen?

Rettung nahte in Form von Kathrine. Dachte er. „Na? Alex, was ist denn los?“ Kathrine steckte bereits in ihrem Kostüm, nur die schweren Flügel standen noch an die Bühne gelehnt. Cheetah sah eine neue Chance, ließ Tyson los und klammerte sich an Kathrine. „Luna, sag du was! Er will uns unsere Show nicht machen lassen!“ Tyson meinte: „Das letzte Mal habt ihr fast den Turm gesprengt!“ Kathrine lachte und sah auf die Jüngere hinunter. „Was ist denn das für eine Show?“, wollte sie wissen.

Cheetah erklärte sofort Feuer und Flamme: „Wir haben farbige Rauchbomben und kleine Leuchtkugeln an die Abwehrringe montiert. Wenn die los gehen und es ist dunkel, dann sieht das so super aus!“ Tyson komplettierte: „Ja und wenn die Blades kollidieren, explodieren die Leuchtkugeln.“ Cheetah fauchte: „Sie kollidieren aber nicht!“ Ihr Trainer erwiderte grimmig: „Nicht in diesem Ton, junge Dame!“, sodass sie sich hinter ihre ältere Schwester zurückzog. Dies fragte: „Können wir nicht einen Kompromiss finden? Es müssen ja nicht alle drei zusammen starten, sondern sie könnten ja einzeln ihr kleines Feuerwerk abbrennen.“

Tyson verlor die Hoffnung auf Unterstützung. War eigentlich klar gewesen, dass Kathrine auf Cheetahs Seite stand und jetzt brachte sie auch noch einen Vorschlag, der gut war. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah abwechselnd von einer zur anderen. Cheetah blickte ihn noch immer bettelnd an und schließlich meinte er geschlagen: „Schon gut. Einzeln, aber erst heute Abend vor dem Theater.“ Cheetah jauchzte auf und rannte davon. „Danke.“, sagte Kathrine lächelnd. Tyson winkte ab. <i>Frauen.</i>, dachte er missmutig und zog sich zu einer Imbissbude zurück.

Chris kam über die Wiese gerannt und schickte den Chor auf die Bühne, denn die drei Showkämpfe waren vorbei. Bis in die Nachmittagsstunden herrschte auf und hinter der Bühne Hochbetrieb. Schließlich stieg Chris hinauf und verlas ihr Schlusswort: „Meine Damen, meine Herren! Das Programm hier auf dieser Bühne ist für heute zu Ende und wir hoffen, es hat ihnen gefallen. Alle, die Karten für unser Theaterstück haben, finden sich bitte heute Abend 22 Uhr am Burgtor ein. Und an alle, die noch keine Karte haben: es gibt noch welche! Danke für Ihre Aufmerksamkeit.“, damit stieg sie von der Bühne. Der erste Teil war geschafft.

Kaum stand sie im Schatten hinter der Bühne, kam Tyson auf sie zugerannt. Im schottischen Kilt gab er einen doch recht amüsanten Anblick ab und Chris musste kichern. Aber in den Kilts sah keiner so richtig gut aus, außer einer der Lehrer, der passend dazu feuerrotes, halblanges Haar hatte. „Gibst du mir schnell deine Autoschlüssel?“, rief Tyson schon von Weitem. Chris kramte in ihrer Hose und förderte den Schlüssel zutage. „Was ist denn los?“ Ihr Freund nahm ihr den Schlüssel aus der Hand und sagte: „Uns geht das Grillzeug aus und es steht noch eine sehr lange Schlange vor dem Grill.“ Schon war er wieder weg.

Müde blinzelte Chris zum Himmel hinauf, von dem noch immer eine unbarmherzige Sonne herunter brannte. Gemessenen Schrittes ging sie auf die Burg zu, denn dort erhoffte sie sich ein etwas kühleres Klima, bedingt durch die dicken Mauern. Ihre Schritte führten sie in die Küche, die sie allerdings leer vorfand. Ray stand vermutlich mit am Grill. Unruhig streifte sie durch den Raum und wusste nicht so recht, was sie eigentlich hier wollte. <i>Du warst auf der Suche nach ihm! Gib’s doch wenigstens zu!</i>, erklang es in ihrem Kopf.

„Nein!“, sagte sie laut und stürmte zur Tür hinaus, gerade als Ray herein kam. Das Resultat war eine deftige Kollision der beiden, die sofort zu Boden gingen. Mit zusammengekniffenen Augen und sich den Kopf reibend, sagte Chris: „Tut mir Leid, ich hab nicht aufgepasst.“ Sie erhielt keine Antwort, also öffnete sie die Augen und blickte direkt in Rays. „Schon gut, nichts passiert.“, murmelte dieser endlich.

Lange hockten sie auf dem Boden und sahen sich an. Chris versank in die unendlichen Tiefen seiner wunderschönen Augen, die so faszinierend und so rätselhaft wie die einer Katze waren. Ihr wurde noch wärmer, obwohl sie schon draußen geschwitzt hatte. Ihr Körper reagierte auf seine Nähe und ihr Herz begann abermals zu rasen, als Hormone durch ihr Blut schossen. Und plötzlich, ohne direkt eine Bewegung zu realisieren, fühlte sie wieder seine Lippen auf ihren, aber diesmal war es anders. Keine innere Stimme. Kein Widerstand. Jetzt galten nur noch sie beide. Er roch nach Grill, Schweiß und auch ganz leicht nach Alkohol, denn zum Ablöschen nutzten die Männer draußen Bier, aber in diesem Moment war das der süßeste Duft der Welt. Er benebelte ihre Sinne und schien sie zu berauschen. Verschwommen spürte sie, wie er sie hochhob und irgendwo hintrug. <i>Ja, nimm mich mit. Halt mich und lass mich nie wieder los.</i> Dann existierten für sie nur noch Wärme, Geborgenheit und Liebe.



Kai stand fast fertig angezogen in seinem Zimmer, das noch immer aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Die Jacke hatte er nur nachlässig übergestreift und noch halb offen. Die Sonne schickte die letzten Strahlen über den Horizont und im Osten erschien bereits die blasse Scheibe des Mondes, der heute größer wirkte, als sonst.

Nur ein paar Türen weiter beobachtete Kathrine den Aufgang des Mondes mit gemischten Gefühlen. Aus dem Radio klang blechern die Stimme eines Sprechers: „...deshalb heißt es heute Nacht für alle Hobbyastronomen: Teleskop raus! Wir werden eine partielle Mondfinsternis erleben, ein Naturschauspiel sondergleichen...“ Jeder Muskel in Kathrines Körper schien sich zu verkrampfen. Ihr war, als würde ihre Angst plötzlich körperlich werden
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