Fanfic: Schwarzes Schicksal - No. 12

wartete und lauschte sie. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Befehle für den Wachwechsel hörte. Kaum waren Kommandant und Wachen weg, lugte Fai um die Ecke. Ja, diese Saiyajins kannte sie. Schnell hastete sie zum Eingang und verließ unbehelligt das Bergwerk. Die Hitze draußen war schier unerträglich, denn der Zwillingsstern stand bereits hoch am Himmel. Korsa war seinem Bruder voraus geeilt und stand bereits höher. Der rot-orange Rirsa zog langsamer nach. Das licht war so hell, dass Vegeta-sei nur schwach zu erkennen war. Doch für alle das hatte Fai keine Blicke. Ihr Ziel lag am östlichen Horizont. Ungeachtet der Hitze rannte sie über den glühenden Sand.

Das kleine Dorf aus den Wachquartieren schien ausgestorben. Weder vor noch in den Hütten entdeckte Fai Leben. Die Fensterläden des HQ hatte man fest verschlossen, nur die Tür war einen Spalt breit offen; das Zeichen. Ohne zu klopfen huschte Fai in das Hauptquartier und schloss die Tür hinter sich. Drinnen war es nur wenig kühler als unter den beiden Sonnen draußen. Im Halbdunkel erkannte sie schemenhaft die Umrisse des obersten Kommandanten. „Da bist du ja endlich.“, sagte er mit blecherner Stimme. Fai verschwendete keine Zeit mit Erklärungen, sondern meinte: „Fünf sind dabei. In Hazars Gruppe sechs. Sie müssen noch heute weg, denn ich glaube eine der Quartierwachen hat Verdacht geschöpft.“

„Ihr seid zu unvorsichtig!“, fuhr der Kommandant sie an. Fai zog den Kopf ein, verteidigte sich aber: „Wir tun, was wir können! Kannst du sie wegbringen?“ Ihr Gegenüber richtete sich auf und blätterte in seinen Unterlagen. „Heute abend muss ein Frachter raus. Du musst dafür sorgen, dass diese Leute zum Verladen eingeteilt werden.“, erklärte er schließlich. Fai nickte und wandte sich zum Gehen. Als sie die Hand auf die Klinke legte, sagte er noch: „Sei vorsichtig.“ Ohne Antwort schob sie sich durch einen schmalen Türspalt nach draußen. Ihr Herz schlug wie wild, jedesmal, wenn sie in seiner Nähe war. Er bedeutete für sie das Licht zum Leben und die Luft zum Atmen. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, wenn ihm je etwas geschehen würde. Dann wären sie alle verloren.

Energisch vertrieb sie diese Gedanken und sprintete zurück zum Stollen. Wieder gelangte sie unbehelligt hinein und dann ohne Probleme durch die verzweigten Gänge. Gerade als die Zählung in ihrer Gruppe ankam, huschte sie auf ihren Platz und rief sofort: „98!“, dann ging es neben ihr weiter. Wieder geschafft. Aufatmend nahm Fai ihre Arbeit auf, ohne den Blick von ihren Händen zu wenden. Sie wusste genau, dass die anderen Frauen sie abschätzend musterten; diese Saiyajin, die es immer wieder wagte, sich unerlaubt zu entfernen und auch noch damit durchkam. Sie spürte den Hass wie ein greifbares Objekt.

Neben ihr arbeitet Alija, eine Saiyajin, die aufgrund eines genetischen Fehlers als Albino geboren war. Ihre weißen Hände prüften flink und geschickt jeden Gesteinsbrocken, aber ihre roten Augen huschten immer wieder zu Fai hinüber. Sie gehörte zu den wenigen, die sich bereit erklärt hatten, der Bewegung beizutreten und die Möglichkeit auf Flucht zu erhalten. Sie war nervös, denn Flucht bedeutete auf ewig gejagt zu sein, sich verstecken zu müssen und immer auf des Messers Schneide zu tanzen, das einem den Lebensfaden zerteilen konnte. Doch das Leben in der eigen Dunkelheit und die harte Arbeit zermürbten ihren schmalen, anfälligen Körper zu sehr. Sie würde alles auf sich nehmen, um wieder einmal die Sonnen zu sehen.

Der Tag schritt langsam und eintönig voran. Endlich schellte die Glocke in ihrem ohrenbetäubenden Lärm und rief die Arbeiter zur verdienten Mahlzeit. Es gab dunkles, hartes Brot und eine wässrige Suppe, in welcher undefinierbare Dinge schwammen. Doch den hungrigen Arbeitern war alles Recht. Selbst der zähe Getreidebrei wurde restlos vertilgt. Keiner machte sich Gedanken darüber, was in den Rationen alles verarbeitet worden war. Schmecken tat alles wie Pappe, daran konnte man es nicht festmachen. Und es füllte den knurrenden Magen bis zum Abend.

Fai aß heute hastiger als sonst, denn sie hatte noch ein Gespräch mit dem obersten Aufseher vor sich. Deutlich spürte sie Hazars Blicke im Rücken, denn auch er wartete bereits darauf, dass sie aufstand. Schnell schluckte sie den letzten Löffel Brei hinunter, schnappte sich den Rest ihres Brotes und stand auf. Ein scharrendes Geräusch verriet ihr, dass auch Hazar sich erhoben hatte und ihr folgte. Die beiden Aufseher blickten auf und musterten die zwei Gestalten. Doch sie kannten das. Fai und Hazar standen ihren Gruppen vor und nahmen ihnen die lästige Arbeitseinteilung ab.

Auf dem Weg zum Tisch der Aufseher kamen die beiden an den Tischen der Kinder vorbei. Ihre kleinen Körper waren hilfreich, wenn es darum ging in enge Spalten oder schmale Gänge zu kriechen. Ein kleines, fremdartiges Mädchen mit dreckverschmiertem Gesicht starrte Fai mit riesigen blauen Augen an. Besser: sie starrte den Rest Brot in der Hand der Saiyajin an. Lächelnd trat Fai an den Tisch und hielt ihr den Kanten hin. Hungrig griff die Kleine danach und biss hinein, ohne Fai eines weiteren Blickes zu würdigen. Fai ging weiter, sie folgte Hazar, der nicht stehen geblieben war.

„Dein Großmut wird dich noch einmal töten, Fai.“, begrüßte sie der oberste Aufseher mit schiefem Grinsen. Von seinen Lippen triefte Fett, das von einer Lammkeule stammte, die er eben verdrückt hatte. Fai überging den Einwurf und zählte statt dessen auf, wer aus ihrer Gruppe nach dem Mittag wo arbeiten sollte. Hazar komplettierte aus seiner Gruppe und der andere Aufseher notierte eifrig die Namen. Mit einem Wink waren die Zwei entlassen. Soweit war ihre Arbeit getan.

Fai setzte sich wieder an ihren Tisch und schenkte Alija ein flüchtiges Lächeln. Wenn alles glatt ging, würde auch Fai morgen wieder auf Vegeta-sei sein und die Bewegung hatte wieder ein paar Mitglieder mehr. Etwas erleichterter machte sie sich in der Reihe der Frauen wieder auf an ihren Arbeitsplatz. Mit Genugtuung beobachtete sie, wie alle neuen Mitglieder zu den Verladedecks abbogen. Alija lächelte ihr noch einmal scheu zu und in Fai stieg so etwas wie Bewunderung für die Frau auf, deren Leben durch die Krankheit an so dünnen Fäden hing, die aber trotzdem mit einem Lächeln ihren Weg ging.

Fai nahm ihren Platz ein und ihre Hände begannen wie automatisch mit der Arbeit, doch ihr Gehirn ging alles noch einmal durch. Die Gruppe würde die Fracht verladen, wobei eine eingeweihte Wache den Dienst hatte. Nachdem alles verladen war, würde diese Wache dafür sorgen, dass die Flüchtigen sicher versteckt würden. Zeitgleich würde sie der Kommandant wie immer rufen lassen und dann mit ihr den Weg nach Saiyanis antreten, wo sie die neuen Freien in Empfang nehmen würde. So lief es immer und so war es perfekt. Die zeit des letzten Drittels verflog schneller. Die Glocke schlug schrill und die Bänder stoppten.

Langsam setzte sich der endlose Zug der Arbeiter in Bewegung. Die letzte Mahlzeit des Tages bekamen sie in die Quartiere. Meistens ein Gemüseeintopf, der aus dem Gemüse gemacht wurde, das man auf Vegeta-sei als Abfall bezeichnen würde. Dazu zählte alles, was nach zwei Markttagen nicht verkauft worden war und das, was in den Großküchen nicht aufgebraucht worden war. Aber ob nun matschige Tomate oder welke Karotte, wenn alles in einem Topf kochte, sah es gleich aus und für die Minenarbeiter reichte es zu.

Fai knurrte beim Gedanken an etwas Warmes zu Essen der Magen. Doch auf halbem Weg kam der Zug plötzlich zum Stillstand und im gleichen Moment schrillten die Sirenen los. Wachen rannten an ihnen vorbei und brüllten Befehle, die die meisten der Arbeiter nicht verstanden, weil sie in Saiyago gerufen wurden. Wie verängstigte Kaninchen drängten sich die Körper zusammen und gegen die Wände, unfähig auch nur einen Schritt zu machen. Die Hektik um sie nahm zu und noch beängstigender war, dass nun auch die höheren Dienstgrade fluchend an ihnen vorbei rannten.

Fai war beim ersten Ton der Sirene das Herz stehengeblieben. Diese schreienden Töne kreischten ein Wort in die Stille Vegas hinaus: AUSBRUCH! Man hatte sie bemerkt. Man hatte entdeckt, dass die kleine Gruppe geflohen war. Jetzt war alles zu spät. Unter der grausamen Folter der Saiyajins würden die Arbeiter schnell reden und alles zunichte machen. Fais Blick huschte suchend umher. Hazar stand einige Reihen hinter ihr und auch er war aschfahl geworden. Ein kurzer Blick und sie wusste, dass er genau das selbe dachte, wie sie. Fai spürte einen Kloß im Hals, der es ihr unmöglich machte zu atmen. Ihre jahrelange Arbeit, alles was sie sich aufgebaut hatten. Die Sicherheit der ganzen Gruppe lag jetzt in den Händen willensschwacher Arbeiter. Alles verloren.

Fai schluckte die Tränen hinunter. Sie hatten den Kommandant enttäuscht. Ihn, den Kopf ihrer Bewegung, hatten sie verraten. In diesem Moment verstand Fai, weshalb er sich nie den neuen Mitgliedern zeigte. So blieb er geschützt. Ein leichter Hoffnungsfunke keimte in Fai auf. Sie kannten ihn nicht, also konnten sie ihn nicht verraten und er hatte die Möglichkeit von vorn anzufangen. Vielleicht konnte er auch ein paar wichtige Leute retten. Sicher war die Nachricht vom Ausbruch schon bei ihm angekommen.

Hinter ihnen brüllte ein Saiyajin sie sollten endlich weitergehen. Schleppend setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Nacheinander schlugen die eisernen Türen ins Schloss. Fai konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal die Türen geschlossen hatten. Von Vega konnte niemand fliehen, man konnte nicht einmal diesen Zellenblock ungesehen verlassen; das dachten die Wärter zumindest. Fai legte die Hände an die kalten Gitterstäbe. Das waren sie also? Gefangene? Sklaven. Gestraft von der Natur, verbannt von der
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