Fanfic: Tödliches Wiedersehen - XIII (Beyblade)
Pfad entlang der Mauer, der dann einen schwach beleuchteten Weg kreuzte. Diesem folgten sie bis sie das Rauschen des Meeres hören konnten.
Cheetah, die von Tyson abgelassen und es nun doch irgendwie geschafft hatte, sich Max Arm zu schnappen, zeigte zum Himmel. „Seht ihr! Extra wegen uns kommt der Mond raus!“ Die Anderen folgten ihrer Geste mit den Augen. Tatsächlich stand der Erdtrabant voll und gelb am Himmel, nur ab und zu schoben sich vereinzelte Wolkenfetzen davor.
„Wann sollte es losgehen?“, fragte Max. Kenny sah auf die Uhr. „Eigentlich in fünf Minuten. Punkt Mitternacht.“ Schweigen breitete sich unter ihnen aus. Kathrine hatte die Augen geschlossen und lehnte ihren Kopf gegen Kais Schulter, eine Hand lag in der Chris‘. Im Stillen verabschiedete sie sich von ihm, von allen hier, denn in jeder Sehne ihres Körpers spürte sie den Beginn der Mondfinsternis, ohne sie zu sehen. Es war ein körperlicher Schmerz, ein Ziehen in ihren Muskeln, dass von ihren Schulterblättern auszugehen schien. Der Zeitpunkt war gekommen. Sie öffnete die Augen genau in dem Augenblick, als die erste leichte Rötung am Rande des Mondes auftauchte.
Wie automatisch schlüpfte ihre Hand aus Chris‘ und sie entfernte sich nach hinten von der Gruppe, was anfangs nur Kai und Chris bemerkten. Ersterer fragte: „Was ist?“ Die Tränen in ihren Augen veranlaßten ihn dazu, sich ganz zu ihr herum zu drehen. Durch seine Bewegung aufmerksam gemacht, wandten sich nun auch die anderen zu Kathrine um. Diese sagte mit Tränen erstickter Stimme: „Jetzt ist alles zu spät. Alles.“ Kai wollte einen Schritt auf sie zu machen, aber Kathrine hob Einhalt gebietend die Hand und er blieb stehen.
Wie in einem Wachtraum beobachtete die Gruppe das weitere Geschehen. Lunas Blick wurde leer, dann begannen ihre Augen rot zu glühen. „Vorbei.“, hauchte sie noch, bevor sie in einen lang anhaltenden Schrei verfiel, sich nach vorn krümmte und ihre Arme um ihren Oberkörper schlang. Unter ihrer Jacke schien sich etwas aufzubäumen, dann rann ihr Blut über den Hals und die Arme. Rubinrote Tropfen perlten über ihre Haut und fielen geräuschlos zu Boden. Kai und Chris wollte gleichzeitig zu ihr rennen, doch eine mächtige Welle aus Energie schleuderte die Zwei zurück und riss auch die anderen Fünf von den Füßen.
Mit einem weiteren Schmerzensschrei bahnte sich das, was da unter Lunas Jacke war, einen Weg nach draußen. Zwei silbern schillernde Flügel zerfetzten den Stoff und das Futter und breiteten sich klirrend aus. Scharfe Messer schimmerten im Mondlicht und Luna begann hysterisch zu lachen. Dann froren ihre Züge ein und starrte auf die Gruppe in einiger Entfernung. Eine Aura aus schwarzem Licht schien sie einzuhüllen und ließ ihr Haar wie eine dunkle Flamme nach oben lodern.
Chris war aufgesprungen. Als erstes erkannte sie das alte Amulett an Lunas Hals. Mit wutentbrannter Stimme schrie sie: „Luna! Wie konntest du? Du warst es!“ Sie machte einen Schritt auf ihre Schwester zu. Diese legte den Kopf auf die Seite. „Du wagst es, unwürdiger Mensch? Du sprichst mich an? Mich, einen der Schwarzen Engel Luzifers? Knie nieder, dann werde ich dir vielleicht vergeben und dir einen gnädigen Tod schenken!“ Sie hob die Hand. Chris starrte entsetzt auf das Wesen vor ihr. „Angelus.“, flüsterte sie tonlos. Der Engel spreizte die Finger. „Knie nieder!“, dann wurde Chris von einer neuen Schockwelle von den Füßen gerissen.
„Chris!“ Sie erkannte Tysons Stimme und schenkte ihm ein Lächeln. „Mir geht’s gut. Die Kette, die Kette muss von ihr weg!“, rief sie. Schnell hatten alle begriffen und sie begannen den Engel einzukreisen. In einem passenden Moment, als Angelus‘ Aufmerksamkeit nur Tyson galt, der ihn mit Dragoon attackiert hatte, sprang Chris vor und riss ihm das Amulett vom Hals. Kreischend fuhr der Engel herum und schlug nach ihr. Chris entwischte ihm knapp, aber einer der mächtigen Flügel traf Kai mit voller Wucht und schleuderte quer über die Wiese. Hart aufgeschlagen blieb er bewusstlos liegen.
Angelus‘ volle Aufmerksamkeit galt nun Chris, die das Amulett fest in der Hand hielt. Eigentlich hatte sie gehofft, der Geist müsse Lunas Körper jetzt verlassen, aber dem war wohl nicht so. Mit gleichbleibender Ausdruckslosigkeit in den Augen starrte Angelus auf Chris hinunter, denn er war nach ihrer geglückten Attacke ein Stück abgehoben. Unendlich langsam streckte er einen Arm schräg nach unten zeigend aus. Auf der Handfläche erschien ein schwarzer Ball. Chris rechnete mit dem Schlimmsten, doch aus dem Ball wuchs nur der lange Stab, an dessen Ende die Sichelklinge funkelte.
<center>~*~*~*~*~*~*~*~*~</center>
Kai driftete kurzzeitig zwischen Tod und Traum herum. Es war ein Gefühl, als treibe er im Wasser ohne zu wissen, ob er je wieder auftauchen konnte oder auf ewig hier bleiben würde. Licht drang durch die alles umfassende Dunkelheit und blendete ihn. Schemenhaft erkannte er eine Gestalt, aber das Licht war so grell, dass er die Augen schließen musste. Gleichzeitig erschien ihm auf einmal alles warm und sicher. Wärme, Sicherheit; Gefühle, die er in seinem Leben bis jetzt nur selten hatte erfahren dürfen. In einem erneuten Versuch öffnete er die Lider und wieder empfing in gleißende Helligkeit.
Da Angriff bekanntlich die beste Verteidigung war, rief er: „Wer bist du? Zeig dich und verstecke dich nicht im Licht!“ Ein sanftes Lachen drang an sein Ohr, so weich und klar, dass er nicht unterscheiden konnte, ob es Mann oder Frau war. Entweder wurde das Licht weicher oder Kais Augen gewöhnten sich daran, auf jeden Fall erkannte er langsam sein Gegenüber.
Gehüllt in ein langes, weißes Gewand wie aus Nebel schwebte ein Wesen vor ihm. Zwei blendend weiße Flügel schienen es zu tragen und blondes Haar umfloss das vollkommene Gesicht. Jetzt war sich Kai sicher, dass er entweder tot war oder einen sehr abstrusen Traum hatte. Mit der gleichen klaren, weichen Stimme sprach das Wesen: „Ich bin Gabriel. Einer der Erzengel und ich komme, um diesem Spuk ein Ende zu machen.“
Kai runzelte die Stirn. Der rational denkende Teil seines Gehirns sagte ihm, dass es keine Engel gab, aber nach allem was er erlebt hatte, fühlte er sich fast geneigt, diese Meinung zu überdenken. Die Lichtgestalt lächelte. „Das ist wahr.“, sagte sie. Kai stutzte. „Liest du meine Gedanken?“, fragte er ärgerlich. Als Antwort erhielt er nur wieder ein Lächeln. Dann wurde Gabriel plötzlich ernst. „Kai. Wann bist du geboren?“ Ohne sich zu fragen, woher er seinen Namen kannte, erwiderte Kai mechanisch (A/N.: <i>Ich habe keine Ahnung.... *gg*</i>): „Am 5. 12. 1976.“ Gabriel fragte weiter: „Was weiß du über die Umstände deiner Geburt?“
„Nichts.“, antwortete Kai wahrheitsgemäß. Er wusste wirklich nichts. Weder über seine Eltern, noch über seinen Geburtsort. Seine frühesten Erinnerungen lagen in der Abtei und die würde er lieber wieder vergessen. Gabriel sagte: „Du gehörst zu den Kindern der Schwarzen Sonne. Ihr, die ihr zu einer Sonnenfinsternis geboren seid, habt bestimmte Aufgaben zu erfüllen.“ Kai stutzte. „Wir?“, dann fiel es ihm ein. Er und Luna waren ja am gleichen Tag geboren. Gabriel nickte. „Nicht nur das, ihr seid sogar zur gleichen Stunde, ja in der selben Minute, Sekunde geboren.“ Jetzt war Kai baff. So gleich waren sie sich?
„Und nun ist der Tag gekommen, an dem Menschenkinder vollbringen, was der Gilde der Weißen Engel nicht gelang: Den Obersten der Mondengel auf Ewig zu vernichten.“, verkündete Gabriel schließlich. Kai war verwirrt und irgendwie war ihm plötzlich kalt. „Du erwachst, also höre mir genau zu: Dadurch, dass das Mädchen das Amulett nicht mehr trägt, ist Angelus in ihrem Körper gefangen. Er kann ihn nicht mehr verlassen. Stirbt sie, stirbt auch der böse Geist! Nur durch ihren Tod, kann Angelus vernichtet werden!“
„Nein!“, Kai schrie auf, noch bevor er richtig realisierte, was Gabriel da sagte. Die Ankündigung seines eigenen Todes hätte ihn nicht so getroffen, wie die letzten Worte des Erzengels. <i>Ihr Tod.</i>. Wieso nicht seiner? Wieso sie? Ihn ergriff ein Gefühl, dass er bis Dato nicht kannte. Erst als er etwas warm seine Wange entlang laufen fühlte, erkannte er, dass er weinte. Das 1. Mal in seinem Leben. „Dann könnt ihr mich auch gleich umbringen!“, schrie er den Engel an, der ihn mit gleichbleibend sanfter Miene musterte. „Triff deine Entscheidung nur selbst. Doch du musst es sein, der den tödlichen Streich führt. Und nun: wache auf!“
Das Licht schwand, Kai fiel zurück in die Dunkelheit. Wozu aufwachen, wenn er sowieso alles verlieren sollte? Ebenso konnte er hier bleiben, dem Leben entsagen und alles hinter sich lassen. Gleichgültigkeit. Doch da war wieder diese feuchte Kälte, die an ihm hoch kroch und ihn bis ins Mark zittern ließ. War das schon der Vorgeschmack auf das Grab? Fühlte sich der Tod so an? Ewige Kälte.
„Kai.“
Rief ihn da jemand? Sicher nicht. Hier war er allein. Allein mit sich und seinen Ängsten. Auf ewig allein gefangen in der Dunkelheit und der Kälte. „Kai!“ Diesmal drang der Ruf deutlicher zu ihm durch. Wer rief denn da? Und warum wurde aus dieser Feuchte nun schon eine Nässe? Er hatte noch nie etwas davon gehört, dass es in Hölle oder Himmel nass war! „Kai! Komm schon!“ Nun wurde er sich bewusst, dass ihn jemand schüttelte. Also doch keine ewige Dunkelheit, kein Grab. Seine Wunden mussten weiter bluten und er weiter leiden. „Kai, jetzt mach die Augen auf!“
<center>~*~*~*~*~*~*~*~*~</center>
Widerwillig gehorchte er dem Befehl und sah in die blauen Augen von Max. Nur langsam wurde ihm bewusst, dass er auf dem Gras lag. Daher auch die Kälte