Fanfic: Tödliches Wiedersehen - Finis (Beyblade)

böse Freude, noch Genugtuung. Nichts. Absolute Leere. Die beiden zarten Hände hielten den schwarzen Stab fest umklammert und zogen die Sichel dann plötzlich mit einem Ruck aus Ray heraus.

Die kurze Krafteinwirkung riss Ray von den Füßen nach vorn, wo er auf den Knien verharrte. Angelus war für ihn nun nicht mehr wichtig. Unverständnis lag noch immer in seinen Augen, als er mit beiden Händen die lange Wunde befühlte, deren Blut seine weiße Tunika rot färbte. Röchelnd, stoßweise kam sein Atem und langsam wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr allzu lange leben würde. Seine Augen huschten suchend umher, bis sie an Chris hängen blieben, die ein Stück neben ihm auf dem Boden saß.

Ihr Gesicht war von Entsetzen gezeichnet, ihre wunderschönen grünen Augen starrten ihn weit aufgerissen an. Sein gurgelndes Husten ließ einen Knoten platzen und sie kroch schnell genug vorwärts, um den seitlich niedersinkenden Körper Rays abzufangen. Sie schlang die Arme um den Verletzten und drückte ihre Stirn gegen seinen Kopf.

Beide schenkten dem Schatten keine Beachtung, der sich von der Seite auf Angelus stürzte und ihn die Klippe hinunter riss. Als empfange das Meer ein lange ersehntes Opfer, bäumten sich die Wellen auf und rauschten mit verstärkter Intensität gegen die Felsen. Aber auch das beachteten weder Chris noch Ray. Über das Gesicht der Frau rannen stille Tränen und hinterließen helle Spuren in dem, vom Sturz verschmutzen Gesicht.

„Du darfst nicht sterben. Nicht jetzt.“, flüsterte sie ihm zu. Rays Antwort war mehr ein ersticktes Flüstern, als er sich ein: „Es tut mir Leid.“, heraus zwang. Chris zischte leise, damit er aufhörte zu reden. „Ruhig. Max ist schon auf dem Weg.“ Sie hatte den blonden Mann am Rande ihres Sichtfeldes los rennen sehen. Doch Ray schüttelte energisch den Kopf. Er würde jetzt ganz bestimmt nicht schweigen! Jedes Wort, dass er über seine Lippen brachte, war eine Qual und mit Husten verbunden, der jedesmal dickes Blut aus seinem Mund sickern ließ. „Ich will...... das...... das...... du mir zuhörst. Ich...... ich...... li...“ Chris legte ihm den Finger auf die blassen, spröden Lippen. Aus ihren Augen sickerten unentwegt Tränen. „Bitte nicht.“, hauchte sie, „Sag es nicht. Tu‘ mir das nicht an, wenn ich nicht mit dir gehen kann.“ Ihre Bitte wurde erfüllt, denn Rays Bernsteinaugen verloren all ihren Glanz und sein Blick schweifte ab, verlor sich in die Geisterwelt.

Max kam japsend bei ihnen an, konnte aber nur noch Rays Tod feststellen. Chris drückte den Toten weinend an sich, fragte aber dann leise: „Was ist mit Tyson?“ Max Augen waren auf den Rand der Klippe gerichtet, als er antwortete: „Der wird schon wieder.“, dann ging er langsam zum Abgrund und sah in die tiefe Dunkelheit hinab. „Kai.“ Der Wind riss ihm das Wort von den Lippen und trug es über die aufgepeitschten Wellen. Jetzt näherte sich das Unwetter, dass vorhergesagt gewesen war.



Kais Augen und sein ganzes Bewusstsein hefteten sich auf den schwarzen Engel, der seinen Angriff eben beendet hatte und die Klinge aus seinem Opfer zog. Mit einem beherzten Sprung packte er Angelus mit beiden Armen. Die Messer der Flügel schnitten in das Fleisch seines linken Armes, der Rechte umfasste den Körper, der ihm so vertraut und so fremd war. Aus dem Aufschrei des Engels erkannte der Blader, dass ihm der Überraschungsangriff gelungen war.

Der Boden unter ihnen verschwand mit einem Mal und sie stürzten in die Tiefe. <i>Wenn es mein Schicksal ist, mit dir zu sterben, dann werde ich diesem Schicksal freudig in die Arme laufen.</i>, dachte Kai während der Fall kein Ende nahm und ihm die Befreiungsversuche Angelus‘ die Arme, das Gesicht und den Körper durch den Stoff seiner Kleidung hindurch zerschnitten. „Lass mich los!“, fauchte das Wesen feindselig, doch Kai zog die Umarmung nur enger zusammen.

Ihn befiel eine merkwürdige Ruhe. Kühl und sicher sagte er: „Mal sehen, ob du sterblich bist.“ Die entsetzt aufgerissenen Augen des Engels waren eine deutlichere Antwort, als die Geräusche des Aufschlags auf den Steinen am Fuß der Klippe, der alle Bemühungen Angelus‘ sich zu befreien abrupt abbrach.

Bleiernes Schweigen breitete sich aus, nur unterbrochen vom Rauschen der Wellen.

„Kai?“, sein Name ausgesprochen von ihren Lippen und von ihrer Stimme in Klang gebracht, ließ ihn für einen Moment den höllischen Schmerz vergessen, der seinen ganzen Körper erfasst hatte und nicht mehr hergab. Der Ton gab ihm die Kraft, den Kopf zu heben und herumzudrehen. Klirrend fiel etwas herunter und ein warmes Rinnsal bahnte sich einen Weg über seine Wange.

Sie lagen nebeneinander auf einem Stück Strand unterhalb der Klippe, dass mit scharfkantigen Steinen und Muscheln übersät war. Der Todesengel war auf dem Rücken aufgeschlagen und lag noch immer so da, wie er gefallen war, nur der böse, entrückte Ausdruck in seinen Augen war einer sanften Klarheit gewichen. Luna wirkte wie ans Kreuz geschlagen, denn zwei Klingen hatten je eine Hand durchbohrt und hielten ihre Arme ausgebreitet. Kai war bäuchlings auf einem der Flügel gelandet. Mehrere Federklingen hatten sich dolchartig in seinen ganzen Körper gerammt und ihn so geradezu am Boden festgenagelt.

Ihre Gesichter lagen sich genau gegenüber, aber sie konnten sich nicht erreichen. „Luna.“, keuchte Kai unter Aufbietung all seiner Kräfte, denn seine Lungen verweigerten sich bei jedem Atemzug mehr. Über ihre Züge huschte das Lächeln, das er so liebte und es verweilte in ihren Augen. Wärme durchströmte seinen Körper und verbannte den Schmerz für kurze Zeit.

„Angelus ist nicht mehr.“, flüsterte sie, „Sein Geist hat die Welt verlassen. Ich bin frei, doch zu welchem Preis.“, Bitterkeit schwang in ihrer Stimme mit. Kai konnte ihr nicht antworten, es war zu mühsam und Kräfte raubend. Doch sie erwartete es auch nicht. Die Blicke die sie austauschten, sagten mehr als tausend Worte. Kai fragte sich, ob es das war, was man Seelenverwandtschaft nannte. Sie konnten sich nicht einmal berühren, aber er wusste irgendwie, was sie dachte.

„Kai? Wir waren Gesandte Luzifers. Weißt du, was er sagte? Er sagte, ich wäre erst wieder frei, wenn der Tod mich befreit und das das nie geschehen würde. Doch jetzt...“, plötzlicher Schmerz unterbrach sie und ließ sie zittern. „Rede nicht solchen...... solchen Unsinn.“, presste Kai heiser hervor. Luna lächelte.

Flüsternd zitierte sie: „Wir werden zusammen sein, wenn die weißen Schwingen des Todes uns scheiden. Wir sind vereint in Leben und Tod.“ Ohne auf den Schmerz zu achten, hob sie eine Hand an und zog so die Klinge aus der Wunde. Ihre zarte Hand schlüpfte in seine und er griff zu. Jetzt wusste Kai, dass sie für immer vereint waren.

Rauschend überspülte die hohen Wellen der Flut den kleinen Strandabschnitt. Das Wasser schwappte schäumend über die beiden Gestalten. Einmal, zweimal, jedes Mal höher. Beim dritten Mal blieb das Land leer zurück.



Über die Wiese zuckten die blauen Lichter von Krankenwagen und Notarzt, was der Szenerie etwas entrücktes, beängstigendes gab. Das Blaulicht erweckte die Schatten der Nacht zum Leben und zwang sie zu einem wilden Tanz. Die Sanitäter und der Arzt versorgten Tyson und brachten ihn weg. Rays Leiche wurde ebenfalls weggebracht und ein Suchtrupp machte sich auf, um die von Kai und Luna zu suchen – ohne Erfolg.

Max sah den Tauchern und den Männern in einem kleinen Boot zu, während die starken Lampen die Wellen funkeln ließen. Kai und Angelus waren genau an dem Punkt in der absoluten Dunkelheit des Abgrunds verschwunden, an dem er jetzt stand. Es schien ihm, als wären sie nie da gewesen, als müsste alles so sein, wie es jetzt war. An dieser Stelle reichte das Meer bei Flut bis an das Kliff, nur bei Ebbe lag ein kleiner Abschnitt unterhalb der Felsen trocken. Das Wasser kehrte jetzt erst zurück, dass hieß, wenn der Engel nicht geflogen war, mussten beide da unten aufgeschlagen sein, wie auf einer Fläche aus Beton gespickt mit Dolchen. Max verschloss vor dem Bild, dass ihm seine Fantasie malte die Augen und schrie, mehr um das Bild zu vertreiben: „Kai!“ Das Rauschen des Meeres und der pfeifende Wind schienen ihn zu verspotten.

Das Boot der Küstenwache trieb irgendwie verloren auf dem Meer und als es auch noch anfing zu regnen, brach die Mannschaft jede weitere Suche ab. Keiner der Besatzung bemerkte, wie sich das Licht der Scheinwerfer in einer silbrigen Feder brach, die eine Weile auf den Wellen trieb, dann absank und in der unendlichen Schwärze des Meeres verschwand.



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Chris stand an der Klippe und blickte auf die graue, immer in Bewegung scheinende Fläche. Die Sonne verbarg sich hinter einer geschlossenen, grau-weißen Wolkendecke und kalter Wind kündigte den ersten Schnee an. Das Gras unter ihren Füßen knirschte und auf dem neu errichteten Holzzaun entlang der Klippe lag eine dünne Eisschicht. Doch die junge Frau hatte sich darauf abgestützt. Durch die dicken Ärmel ihres Anoraks fühlte sie die Kälte kaum.

Eine Möwe kreischte über ihr und Chris hob den Kopf, um ihr nachzusehen. Fast 5 Monate waren vergangen, seit Kai und ihre Schwester an dieser Stelle in den Tod stürzten, nachdem Ray von ihr oder besser von Angelus getötet worden war. Ein großes Holzkreuz auf einem Vorsprung jenseits des Zaunes erinnerte an jenen Schicksalstag. Dunkel und einsam wirkte es an einem tristen Tag wie diesem. Nach dem Unfall hatte die Stadt hier diesen Zaun errichten lassen, damit nie wieder jemand über den Rand der Klippe stürzte.

Chris Blick blieb am Kreuz hängen, welches sie schmerzlich an Ray erinnerte. Unwillkürlich legte sie eine Hand auf die Wölbung
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