Fanfic: Animus viam monstrat 23

muss alleine damit klarkommen. Alleine mit diesen Schmerzen leben. Es ist besser wenn Nini mich nicht mehr liebt, weil ich mich so verändert habe, als wenn sie wüsste, dass ich ein Mörder bin. Ein total feiger Mörder, der Schwache, die sich nicht wehren können, tötet.



Und wieder werde ich ihr Schmerzen bereiten! Egal was ich mache, wofür ich mich entscheide. Ich habe sie nicht verdient! Wir hätten uns nie treffen dürfen. Wie sie daliegt, es sieht aus als wollte sie mich beschützen. Vor wem? Vor mir selbst? Doch diese liebe Geste erfreut mich nicht, sondern macht mich zappelig. Ich muss hier weg! Weg von ihrer Nähe! Ich habe es nicht verdient sie zu haben, sie zu fühlen, ja sie nur anzusehen. Ich muss hier weg! Weg von den Erinnerungen, weg von den Schmerzen, weg von Nini, die ich so verletzt habe und noch weiter verletzen werde. Egal ob ich bleibe oder gehe, ich werde ihr Schmerzen bereiten.



Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, stehe ich auf. Weg, einfach nur weg. Vielleicht ist es feige, aber durch den Mord an einem Hilflosen ist nur mein wahres ich hervorgekommen: Ein feiger Mörder! Und als solcher fliehe ich vor meinen Verfolgern. Doch es sind keine Menschen oder Lichter, nein es sind die Schmerzen, die Erinnerungen vor denen ich fliehe. Wenn ich das nicht tue werden sie mich töten. Und nicht einmal der Tod wird Erlösung sein. Denn die Schmerzen werden mich immer verfolgen. Das einzige was ich tun kann, ist in meine Welt zurückzukehren. Dort werden die Schmerzen sicher kleiner, bedeutungsloser sein. Die Tat werden ich zwar nie vergessen können, aber die Schmerzen werden kleiner sein! Da bin ich mir sicher! Woher ich diese Sicherheit nehme? Ich weiß es nicht. Es ist nur so ein Gedanke. Ein Gedanke wie viele andere und doch stärker, aussagekräftiger, überzeugender.



Kira liegt in einem Bett, dass in unser Zimmer gestellt wurde. Ich schaue sie an. Auch ihre Miene ist angespannt. Warum wohl? ‚Beschütze und tröste Nini!’, sage ich in Gedanken zu ihr. Denn mein Entschluss steht fest: Ich werde zurückkehren!



Doch wie will ich es anstellen? Wie kann ich zurückkehren? Ohne ein näheres Ziel vor Augen wandre ich durch die Gänge. Und bei mir diese Schmerzen. Nicht nur in meinem Kopf, sondern in meiner Seele, in meinem Herzen. Am liebsten würde ich es mir bei lebendigem Leibe herausreißen sosehr schmerzt es. Den kalten Boden unter meinen nackten Füßen spüre ich gar nicht. Mein Inneres ist schon kalt, da ist mein Äußeres egal.



Ich komme in einen großen Raum, in dem komisch geformte Stäbe in Regalen liegen. Einer fällt mir sofort ins Auge: Es ist der, mit dem ich das dunkle ‚Licht’ ermordet habe. Ohne zu wissen warum nehme ich ihn.



Meine Augen weiten sich, als mir diese Idee in den Kopf schießt. Nein, das ist irre! Das kann und will ich nicht tun! Aber da ist diese Stimme. Diese schmeichelnde Stimme in meinem Kopf, die mir gut zuredet. Sie hat Recht! Sie hat vollkommen Recht. Hauptsache ich werde meine Schmerzen los! Der Mord war schlimm genug, da ist ein zweiter nicht so schlimm! Ich bezweifle, dass es soweit kommen wird, aber zur Not werde ich es tun! Nein, ich werde nicht zögern! Denn es ist die einzige Möglichkeit diesen Schmerzen zu entkommen. Sie sind so schlimm, sie können durch noch einen Mord nicht viel schlimmer werden!



Und so laufe ich weiter, endlich mit einem Ziel vor Augen, dass mir hilft diesen Schmerzen zu entkommen. Wieder irre ich durch die Gänge, diesmal schneller. Jede Tür, an der ich vorbei komme, öffne ich und spähe hinein. Doch bisher bin ich komischerweise noch niemandem begegnet. Und so laufe ich weiter. Langsam werde ich unruhig. Was, wenn hier niemand ist? Wie soll ich aus diesem verdammten Schloss, aus dieser Welt wieder herauskommen?? Als wir diese Stadt besucht haben wurden wir teleportiert. Und wenn dieses Gebäude gar keine Türen hat? Panik macht sich in mir breit, ich renne fast. Die Schmerzen und Erinnerungen holen mich gleich ein, ich spüre ihren heißen Atem im Nacken. Der Gang ist zu Ende! Vor mir ist eine große Tür. Ohne nachzudenken öffne ich sie.



Noch schlafen sie friedlich in ihren Betten. Ihre Mienen sind entspannt, sie scheinen sich keine Sorgen zu machen. Weder um mich, noch um Nini, Kira oder die vielen Lichter, die heute umgekommen sind! Nein, sie schlafen hier friedlich, geborgen und ohne Sorgen. Aber nicht mehr lange! Meine Hand umschließt die Waffe fester und mein Daumen wandert langsam zum Abfeuerknopf.



Noch ein letztes Mal überlege ich. Ein letztes Mal kämpfe ich gegen die Schmerzen an, versuche sie zu unterdrücken. Doch es klappt nicht, im Gegenteil die Schmerzen werden schlimmer. Ich muss es tun! Langsam gehe ich auf Michaels Bett zu, halte ihm die Waffe an den Kopf und verpasse ihm eine Ohrfeige. Erstaunt und geschockt wacht er auf, rührt sich aber, da er genau in den ‚Lauf’ der Waffe blickt.

„Los, steh auf, aber langsam!“ Meine Stimme klingt kalt und gefühllos.



„Gabriel, glaub nicht, dass ich nicht bemerkt habe, dass du wach bist! Nur leider bist du etwas zu spät aufgewacht um deinem Freund zu helfen, was?“, sage ich und lache. Doch es ist nicht mein Lachen, es gehört irgendeinem Irren, aber auf gar keinen Fall mir! Nun steht auch Gabriel auf und schaut mir fest in die Augen: „Was willst du damit erreichen?“



Wieder lacht jemand. Bin das wirklich ich? Ich spüre diese Stärke in mir. Dieses Gefühl über Leben und Tod zu entscheiden scheint wie eine Droge. Sie erheitert mich, obwohl diese Situation mehr als ernst ist.

„Ihr habt mich in diese Welt geschleppt! Ich wollte hier nie hin! Ich dachte ihr kennt uns? War also mein Handeln nicht vorhersehbar? Müsstest du nicht eigentlich wissen, was ich hier will? Wohin ich will.“ Nun ist meine Stimme wieder kalt. Ich habe keine Kontrolle über sie. Aber ich will sie auch gar nicht kontrollieren. Hauptsache die Erinnerungen und Schmerzen bleiben fern von mir.



„Kai, ich weiß du hattest eine schwere Vergangenheit! Aber willst du jetzt zum Mörder werden? Würden deine Eltern noch leben würden sie das sicher nicht wollen!“, meint Gabriel mit nervöser Stimme. Meine Augen weiten sich. Woher weiß er von meiner Vergangenheit, von meinen Eltern? Hat Nini etwa?? Nein! Das würde sie nie machen! Und wenn doch? Was wenn sie es Gabriel erzählt hat? Kira, Cull, Gabriel. Nini mag sie alle. Schon wieder spüre ich die Eifersucht in mir hochsteigen. Sie war schon da, als wir Gabriel und Michael das erste Mal gesehen haben. Den Blick, den Nini Gabriel zugeworfen hat, hat mein Blut vor Wut zum Kochen gebracht. Plötzlich bin ich mir sicher, dass sie es Gabriel erzählt hat. Und durch diese Wut rücken die Schmerzen und Erinnerungen weiter in den Hintergrund. Sie macht mich blind für das, was ich gerade mache. Ich spüre nur Stärke in mir. Stärke jetzt die Situation zu steuern, alles machen zu können was ich will, über andere bestimmen zu können. Schon in der Abtei wurde ich auf solche Situationen vorbereitet, habe gelernt sie zu genießen, bis zum letzten Tropfen. Und nun koste ich es aus, sehe mit Freude das ängstliche Flackern in Gabriels Augen.



„Kai!“ Die Tür wird aufgerissen und Nini stürmt herein. Augenblicklich bleibt sie stehen, als sie mich mit der Waffe und Michael im Visier sieht. Nun, da ich Nini so sehe, ihren Blick der verzweifelt auf mir ruht scheint es mir unmöglich, dass sie Gabriel irgendetwas erzählt hat. Sie scheint nur auf mich zu achten, weder auf Michael, der in Gefahr ist, noch auf Gabriel. Nein, nur auf mich! Ich spüre wie das befriedigende Gefühl verschwindet, wie Schmerzen und Erinnerungen näher rücken. Wie sie wieder gefährlich nahe kommen. Nun fällt mir auch wieder ein warum ich Michael als Geisel genommen habe. Weil ich von Nini weg will. Sie macht mich schwach, lässt meine Gefühle hochkommen. Und mit ihnen kommen die Erinnerungen und Schmerzen hoch.

„Bringt mich in meine Welt zurück! Ich will hier weg!“, schreie ich. Voller Panik, dass die Schmerzen mich überwältigen. Tränen schießen in meine Augen, ich will weg hier, doch ich kann meinen Blick nicht von Nini wenden. Mein Griff um Michael und auch um die Waffe lockert sich augenblicklich, obwohl ich es nicht will. Michael stolpert ängstlich weg, doch das beachte ich gar nicht, denn Nini läuft auf mich zu und umarmt mich. Diese Schwäche, diese Weichheit, die Gefühle die hochkommen. Und die Schmerzen! Wieder überrollen sie mich wie das Meer, ein Sog zieht mich nach unten, alles um mich herum fängt an sich zu drehen. Angstvoll klammere ich mich an Nini. Die Schmerzen holen mich ein. Ich will weg, am besten in die Schwärze auf der ich mich treiben lassen kann.



Ich bin wieder in meiner Welt! Stehe mit anderen Schülern, die trainieren, in einem Raum und Boris Stimme hallt laut durch den Raum. Aber warum ist Nini bei mir und warum beachtet uns niemand? Es ist, als wäre ich nie weg gewesen, aber wenigstens Nini sollte Aufsehen erregen. „Wo sind wir?“, fragt sie verwirrt. Und mit diesem Satz, mit ihrer Wärme kommt alles wieder hoch, kommen die Schmerzen zurück. Ich mache mich von ihr los und sie schaut mich umso verwirrter an. Doch auch ich bin verwirrt. Was ist hier los? Ist das nur ein Traum? Ich laufe auf die Tür zu und will sie öffnen, doch meine Hand gleitet wie durch Zauberhand durch die Klinke hindurch. Sind wir etwas Geister?

„Was ist hier los?“ Nini hält meinen Arm fest. Doch ich bin viel zu benommen von den ganzen Eindrücken, dass ich nur etwas wie: „Meine Welt“ stammle. Ich laufe weiter, einfach durch die Tür und Nini stolpert mir hinterher. Es ist als würde eine unsichtbare Kraft mich führen, durch die vielen Wände und Gänge. Dranzer! Ich stehe direkt vor
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