Fanfic: engel + blut und ein fluch 5
Kapitel: engel + blut und ein fluch 5
Hallo an alle, die jetzt schon so sehnsüchtig auf eine Fortsetzung von Engel+Blut und ein Fluch gewartet haben. Ich hoffe, der Teil wird nur annähernd so gut, wie die meiner Vorgänger! Hoffentlich gefällt er euch!
Noch mal danke an amiel, dass du mich drangenommen hast, das schreiben hat mir viel spaß gemacht!
Viel spaß beim Lesen!
Als ich die schützenden Mauern des Dorfes verlassen hatte, fühlte ich den Stolz in mir aufsteigen. Ein Gefühl, als hätte ich eine große Hürde überwunden. Fröhlich marschierte ich weiter. Bald kam ich zu einem kleinen Bach, über den eine hölzerne Brücke lief. Der Bach war kaum fünf Fuß breit und nicht sehr tief, die Brücke schien mir unnötig. Einen Moment lang hielt ich verwundert inne und musterte sie. Sie war kaum verziert, nur einige wenige Muster zierten die Seiten, ins Geländer waren einige glänzende Smaragde eingelegt. Vorsichtig strich ich über die herrlichen Steine. Plötzlich überkam mich ein unbeschreibliches Verlangen und ich brach einen Stein aus dem hellen Holz. Sanft wiegte ich ihn in meiner Handfläche.
Ich hatte lange genug gewartet, um mich von Talius einholen zu lassen. Doch ich bemerkte ihn erst, als er über meine Schulter blickte und mir den Smaragd aus den Händen riss. Entgeistert starrte er mich an. „Das ist ein heiliger Stein, den darfst du nicht stehlen!“, hauchte er, geschockt von meiner Tat. Er lief zur Brücke und versuchte nervös, den Stein wieder ins Brückengeländer zu pressen. Dabei ging er nicht besonders geschickt vor und der Smaragd fiel ins Wasser. Ich fischte ihn heraus und wischte ich an meinem Kleid trocken. „Das ist ein heiliger Stein, mit dem musst du schon vorsichtig umgehen“, spottete ich und steckte ihn in meine Tasche. Der entgeisterte Ausdruck in Talius’ Gesicht nahm noch immer nicht ab. „Was denn, ich bin eine Piratin und kein Moralapostel! Ich habe mein Leben lang geplündert und gestohlen und die Tatsache, dass der Smaragd heilig ist, wird mich auch nicht daran hindern, ihn mitzunehmen!“ Er schüttelte den Kopf, ließ mir aber meinen Stein.
Guter Dinge betrat ich die Brücke und überquerte sie. Doch als ich etwa in der Mitte des hölzernen Überganges stand, konnte ich mit einem Mal nicht mehr weitergehen. Es war, als würde ich gegen eine Wand laufen. Mit aller Kraft versuchte ich, mich fortzubewegen, doch ich kam nicht weiter. Im Gegenteil. Eine unsichtbare Kraft packte mich am Kragen meines Kleides und schleuderte mich in den Wald zurück. Ich spürte den Ast einer Eiche, der sich tief in meinen Hinterkopf bohrte. Das warme Blut rann meinen Nacken hinunter. „Scheiße“, murmelte ich.
Talius rannte sogleich zu mir, um mir zu helfen. Ein genugtuendes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Na, Anliq, da hast du dich wohl ein bisschen verschätzt“, sagte er und grinste. „Mit dem Wächter des Dorfes ist halt nicht zu spaßen!“ „Halt die Klappe und hol mich hier runter!“, rief ich ärgerlich und streckte meine Hände aus. Er nahm sie und zog mich vom Baum. Mit einem schmatzenden Geräusch löste sich mein Kopf von der Rinde und ich landete unsanft auf Talius. „Aber, aber, nicht so stürmisch!“, scherzte er und grinste. Meine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und starrten ihn wütend an. „Halt die Klappe!“, keifte ich. Im Moment war ich echt nicht zu Späßen aufgelegt. Ich griff mir an den Hinterkopf. Die schwarzen Locken verbargen eine etwa faustgroße Wunde, die tief in meinen Schädel hineinreichte. Unter anderen Umständen, sprich: ein sterbliches Leben, wäre ich jetzt tot. Dickes, dunkelrotes Blut verfärbte den Halsausschnitt meiner Baumwollrobe.
Verärgert rappelte ich mich auf und starrte zur Brücke hinüber. Ich konnte noch immer nichts erkennen. „Wer hast du gesagt, hat mich gegen den Baum geworfen?“, fragte ich Talius. „Der Wächter“, antwortete er. „Er sorgt dafür, dass keine Menschen ins Dorf der Unsterblichen kommen und keine Unsterblichen raus. Naturinus hat einen Bannkreis um unser Dorf gezogen, der Fluss ist die Grenze. Wir können nicht über ihn hinaus!“ Enttäuschung machte sich in mir breit. Ich wollte nicht in diesem Dorf bleiben, ich konnte nicht. In alle Ewigkeit hier zu bleiben, zumindest so lange, bis ich die Älteste wäre und das allein würde schon unendlich lange dauern. Es musste einen Weg geben, von hier zu fliehen. Es musste so sein! Irgendwie würde ich es schaffen, den Zauber von Naturinus zu brechen.
Durch die Schmerzen, die sich in meinem Schädel breit machten, fiel es mir schwer, klar zu denken. Reflexartig nahm ich den Smaragd in meine Hand und drehte ihn zwischen meinen Fingern. Es war eine Angewohnheit, die ich mir auf Mutters Schiff zugelegt hatte. Immer, wenn ich klar denken musste, nahm ich eine Goldmünze aus ihrer Schatztruhe und ließ sie durch meine Finger gleiten. Es half, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich schloss meine müden Lider. Allein der Gedanke an Mutters Schiff ließ mich ruhiger werden.
Was hätte ich dafür gegeben, in diesem Moment auf der Reling der Cadeya zu stehen und die sanfte Meeresluft einzuatmen. Der salzige Duft lag mir in der Nase und unter meinen Füßen spürte ich den sanften Gang der Wellen. Meine Füße setzten sich wie von selbst in Bewegung und gingen zur Brücke. Ich hörte die knarrenden Bretter und machte mich darauf gefasst, gleich wieder durch die Luft zu fliegen und gegen einen der Bäume zu knallen. Doch nichts dergleichen geschah. Als ich die Augen öffnete, war ich auf der anderen Seite der Brücke angelangt.
Verwundert sah ich mich um, um auch sicherzugehen, dass ich mich nicht geirrt hatte und wirklich die Brücke überquert hatte. Mein Herz machte einen Sprung, als ich mir wirklich absolut sicher war, am Ziel meiner ‚Reise’ angelangt zu sein. Ein Lächeln setzte sich auf meine Lippen, zum ersten Mal seit Jahren konnte ich mich wieder richtig freuen. Ich fragte mich, warum ich die Brücke nun überqueren hatte können. Meine Augen schwenkten zu Talius hinüber. Er starrte mich an, als hätte ich schon wieder einen dieser doofen Steine gestohlen. Plötzlich dämmerte es mir:„Talius, nimm dir einen der Smaragde!“
„Was soll ich machen?“, fragte er verwirrt. Er dachte wohl, jetzt wäre ich vollkommen übergeschnappt, ihn dazu bringen zu wollen, einen seiner geliebten Steine zu stehlen. „Er bringt dich über die Brücke! Nimm dir einen, sonst musst du in diesem Dorf bleiben und wirst niemals ein Pirat!“ das schien er einzusehen. Vorsichtig und ehrfurchtsvoll brach er einen Stein aus dem Geländer. Er schien ewig zu brauchen. Ich erinnere mich, dass ich die Augen verdrehte und schon gehen wollte, als er es endlich geschafft hatte. Stolz hielt er ihn hoch in die Luft. Die Strahlen der Sonne wurden vom strahlenden grün des Steines reflektiert. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Talius legte den Stein in seine Faust und rannte über die Brücke. Da er, ebenso wie ich, die Augen geschlossen hatte, sah er nicht, ob er die Brücke schon überquert hatte. Also stellte ich ihm ein Bein um sicherzugehen, dass er nicht in einen Baum lief. Er rannte mit hohem Tempo dagegen und überschlug sich einige Male, bevor er mit im Boden versenkter Nase zum Stehen kam. Als er aufstand, sah ich, dass Blut aus ihr heraustropfte. Doch er war taff und wischte sich das Blut mit seinem Hemdärmel von der Oberlippe. Wütend sah er mich an. „Das hättest du dir sparen können Anliq“, schnaubte er.
Wir wanderten etwa zwei Meilen südwärts, bis wir in ein kleines Fischerdorf kamen, das um eine Bucht herum gebaut worden war. Kleine, strohbedeckte Häuser säumten den Weg zum Hafen. Wir schlenderten durch die Straßen, verfolgt vom neugierigen Blick der Dorfbewohner. Insbesondere ich wurde von ihnen eindringlich angestarrt, was wohl am rotgefärbten Stoff meines Kleides lag. Die Wunde an meinem Kopf war glücklicherweise schon verheilt, sonst hätten sie mich wahrscheinlich als Hexe verbrannt. Doch das hätte ihnen auch nichts genützt.
Wir setzten uns in ein kleines Wirtshaus und verbrachten den Rest des Tages damit, Pläne zu schmieden, was wir mit dem morgigen Tag anfangen sollten. Als der Wirt seinen Laden schließlich zusperrte, brachen wir auf zum Hafen. Dort entdeckten wir ein kleines Fischerboot, das unbewacht vor Anker lag. Ich warf Talius einen vielsagenden Blick zu und ehe er mir wiedersprechen konnte, lief ich schon die Schiffsplanke hinauf. Ihm blieb nichts anderes übrig, als mir zu folgen. Widerwillig knüpfte er die Ankerleine auf und stieß das Boot vom Steg weg. Eine leichte Brise trug uns vom Dorf weg aufs offene Meer hinaus. Talius fühlte sich schuldig, einem armen Fischer sein Boot geklaut zu heben, doch ich war nur froh, endlich wieder auf See zu sein.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich frei und fröhlich, obwohl ich auf den harten Planken des Decks schlafen musste, da das Schiff außer einem kleinen Navigationsraum hatte, der mit Seekarten und allerlei Instrumenten vollgestopft war, nur eine kleine Kajüte besaß, die ich Talius überlassen hatte. Immerhin war es seine erste Nacht auf offener See und ich fühlte mich auf dem Deck ohnehin wohler. Bis tief in die Nacht hinein hatte ich die Sterne beobachtet und mir die frische Seeluft um die Nase wehen lassen. Gegen Mitternacht hatten wir in einer kleinen Bucht etwas weiter nördlich geankert, um nicht im Schlaf von einem Sturm überrascht zu werden. Ich freute mich, endlich wieder ein Steuerrad in die Hand nehmen zu können und zu neuen, unerforschten Inseln aufbrechen zu können.
Wir umrundeten die Insel in gebührendem Abstand und segelten dann südwärts bis wir nach einigen Wochen endlich die Küste einer riesigen Halbinsel landeten. Heute ist ihr Name Spanien. Erfreut, endlich wieder Land zu sehen, hielten wir darauf zu. Am Abend