Fanfic: Animus viam monstrat 24
und der Wut auf mich selbst.
„Du weißt doch, was du getan hast! Warum sollte ich es dir noch mal auf die Nase binden? Ich habe doch gesagt, dass es schon okay ist!“, antwortet Tala mit monotoner Stimme und geht an mir vorbei.
„Nein, es ist nicht okay! Du hast mir noch lange nicht verziehen!“, flüstere ich und trotte mit Gewissensbissen hinter ihm her, meinen Blick starr auf den Boden gerichtet.
Plötzlich verändert sich der Boden unter mir und ich schaue verwirrt auf. Wir stehen direkt vor einem Wald! Ich blicke mich um und sehe hinter uns das ‚Schloss’ der dunklen Lichter.
Als wir in den Wald gehen umklammere ich meine Waffe fester. Wer weiß, was hier für Gestalten leben!
Im Dunkeln stolpern wir durch den Wald. Tief hängende Zweige schlagen mir ins Gesicht und instinktiv hebe ich meine Arme und verlangsame meinen Schritt, damit ich nicht irgendwo gegen renne. Den Waldrand erkenne ich nicht mehr, kein einziger Lichtstrahl dringt durchs Blätterwerk und ich höre nur Talas Schritte vor mir.
Plötzlich bekomme ich es mit der Angst zu tun. Normalerweise ist es in einem Wald doch nicht so still! Diese drückende, unheilvolle Stille.
„Tala!“, meine Stimme klingt ungewohnt laut und ich erschrecke bei ihrem Klang. Sofort verstummen die Schritte vor mir. Zum Glück höre ich noch seinen Atem, sonst wüsste ich wohl gar nicht, wo er ist.
„Findest du nicht auch, dass es hier unheimlich still ist?“, frage ich und bleibe neben ihm stehen. Ich hoffe zumindest, dass ich neben ihm stehe!
„Das ist es und es ist auch unheimlich dunkel! Am besten du nimmst meine Hand, damit wir uns nicht noch verlieren!“, meint er und ergreift ziemlich zielsicher meine Hand. Ob er in dieser Dunkelheit etwas sehen kann? Aber er kann bestimmt nicht meine roten Wangen sehen! Zum Glück! Normalerweise werde ich nicht so schnell rot, aber nun merke ich, wie mir das Blut ins Gesicht schießt. Das hier könnte eine echt romantische Situation sein, wenn da nur nicht diese drückende Stille wäre!
Und so laufen wir Hand in Hand weiter, während meine freie Hand weiterhin in der Luft herumtastet, damit ich nirgendwo gegen stoße. Plötzlich verhakt sich mein Fuß irgendwo und ich falle nach vorne… und falle direkt in Talas Arme. Er hat echt gute Reflexe. Ich versuche meinen Fuß zu befreien, doch es geht nicht! Immer verzweifelter versuche ich ihn hochzuheben, aber es geht einfach nicht.
„Es geht nicht! Mein Fuß hängt irgendwo fest!“, stoße ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich spüre einen Lufthauch und im nächsten Moment schließen sich Hände um meine Wade. Ich fange an zu kreischen, versuche voller Panik meinen Fuß herauszureißen. Den stechenden Schmerz in meinem Knöchel ignoriere ich dabei. Hauptsache weg. Weg von diesem….
„Beruhig dich, das bin doch nur ich!“, höre ich Talas Stimme scharf und doch irgendwie beruhigend sagen. Sofort halte ich den Fuß still. Mein Herz rast immer noch und ich werde leicht wütend: „Hättest du ja auch sagen können, dass du das bist! Ich hatte schon Angst es ist irgend so eine Kreatur, die hier lebt!“
„Kann ich doch nichts zu, wenn du so eine gute Phantasie hast und den ganzen Wald zusammenkreischst! Ich bin mir sicher, dass wenn hier wirklich irgendwas lebt, es jetzt auf jeden Fall auf uns aufmerksam geworden ist!“, meint Tala bissig und befreit meinen Fuß.
„Ja, jetzt bin ich schuld! Mach doch was du willst!“, sage ich wütend und will davon stapfen, doch Tala hält mich an der Schulter fest: „Hatte ich die Idee oder du?“
Da hat er Recht, es war meine Idee Nini und Kai zu suchen.
„Also! Komm, lass uns weitergehen!“, sagt Tala und nimmt wieder meine Hand. Um sie auch wirklich zu bekommen und nicht ins Leere zu fassen fährt er einfach mit seiner Hand von der Schulter meinen Arm entlang. Ich merke, wie ich eine Gänsehaut bekomme und meine Wut ist schon wieder weg. Und Talas anscheinend auch! Hoffe ich! Aber ich glaube er grinst gerade. Irgendwie weiß ich, dass er sich in Gedanken über mich lustig macht. Bei dem Gedanken fange ich auch an zu grinsen und sage nur: „Blöder Kerl! Du musst nicht über mich grinsen!“ Ich bin mir ganz sicher, dass er mich jetzt total überrascht ansieht. Tja, so eine schlechte Menschenkenntnis habe ich auch wieder nicht. Schweigend laufen wir weiter, doch diesmal ist die Stille nicht so bedrückend.
„Die Sonne geht auf. Wahrscheinlich ist sie außerhalb des Waldes schon aufgegangen, aber jetzt wird es heller! Am besten wir verstecken uns irgendwo und versuchen zu schlafen!“, sagt Tala auf einmal. Nun schaue auch ich mich genauer um und bemerke, dass es heller geworden ist. Wir suchen nun nach einem Unterschlupf und nach kurzem findet Tala eine Nische zwischen einem Felsen und einem großen Busch. Wir zwängen uns dazwischen.
Ich kann einfach nicht einschlafen! Mein Rücken ist total kalt vom Felsen und überhaupt ist es total schwierig im Sitzen zu schlafen! Wenigstens ist es links von mir warm. Kein Wunder, da sitzt ja auch Tala. Er scheint vor sich hinzudösen, aber richtig schlafen tut er wohl nicht. Nach kurzer Zeit fallen dann auch mir die Augen zu. Komisch, sonst schlafe ich doch nie so gut, aber irgendwie fühle ich mich total geborgen!
(Talas Sicht)
Ich liege auf der Seite und starre die Wand an. Das darf doch alles nicht wahr sein. Kai würde so etwas nie machen. Er würde doch niemals jemandem töten. Und was ist mit Jenny? Warum ist sie so abweißend zu mir. Ich wollte sie umarmen, wollte ihr zeigen dass es auch mir gleich geht wie ihr. Und was macht sie? Stößt mich einfach weg. Ich verstehe das alles nicht. So viele Gedanke schwirren mir durch den Kopf. Kai, Jenny und Nini. Was passiert hier bloß? Was geschieht mit uns? Warum geschehen solche furchtbaren Dinge? Niemals hätte ich gewagt an Kai zu zweifeln. An meiner Freundschaft zu ihm zu zweifeln. Und nun tue ich es. Ohne dass ich es gemerkt habe, habe ich mich verändert. Ohne dass ich es wollte. Und dennoch habe ich mich verändert. Bin ich anders geworden. Aber nicht nur ich habe mich verändert. Auch meine Freunde sind anders geworden. Und das jagt mir große Angst ein. Was wenn wir niemals wieder so werden wie wir einst waren? Was es nie mehr so wird wie es war? Wissen Raphael und Uriel was sie tun? Machen sie das Richtige? Ich weiß es nicht.
„„Tala? Bist du noch wach?“ höre ich Jennys Stimme an mein Ohr dringen. Aber ich will ihr nicht antworten. Ich habe keine Lust dazu. Mit ihrem ablehnenden Verhalten hat sie mich schwer getroffen. Warum hat sie das getan? Sie weiß doch ganz genau wie schwer ich mich tue, ihr zu zeigen wie gern ich sie habe. Müde und verwirrt schließe ich die Augen und falle danach sofort in einen unruhigen, leichten Schlaf.
Ich spüre zwei warme Hände an meinen Schultern die mich sanft wachrütteln. Sofort schlage ich die Augen auf und drehe mich zu Jenny. Sie steht am Bettrand und sieht mich an.
„Die dunklen Lichter haben es bisher noch nicht geschafft Nini und Kai zu befreien. Und ich will hier nicht so tatenlos rumsitzen! Deshalb geh ich jetzt los und suche sie! Kommst du mit?“ Jennys Stimme klingt fest und entschlossen. Ich brauche einige Momente und zu realisieren was sie vorhat.
„Sie haben gesagt, dass sie es schaffen! Und wir sollen uns nicht einmischen! Was würde es uns schon bringen wenn wir sie suchen? Wahrscheinlich finden wir noch nicht mal aus diesem Gebäude heraus!“ versuche ich Jenny umzustimmen. Es wäre doch viel zu gefährlich.
„Natürlich! Du hörst nur auf die Befehle der dunklen Lichter! Unsere Freunde sind dir egal. Ja nicht seinen eigenen Kopf anstrengen sondern nur das machen, was andere einem sagen!“ Jennys Worte dröhnen in meinem Kopf, schmerzen in meinem Herzen. Das hat sie nicht wirklich gesagt oder? Wie kann sie nur? Ich spüre wie sich ein dicker Klos in meinem Hals bildet und mir Tränen in die Augen schießen. Warum sagt sie bloß so etwas? Merkt sie nicht dass mir so etwas unheimlich weh tut?
„Ja, wenn das so ist, dann werde ich wohl mal unsere Freunde im Stich lassen“ sage ich monoton und wische mir mit einer schnellen Bewegung über mein Gesicht. Jenny hat mich tief verletzt, aber das braucht sie nicht zu wissen. Ich lege mich wieder auf die Seite und schließe die Augen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass meine Kehle zugeschnürt wird. Der Stich in meinem Herzen schmerzt furchtbar und Jennys Worte dröhnen in meinem Kopf. Irgendwie kommt es mir so vor, als würde alles meiner Kontrolle entgleiten, als hätte ich nicht einmal mehr über mich selber die Kontrolle. Jenny hat schon irgendwie Recht. Ich habe mich zu sehr auf die schwarzen Lichter verlassen. Ich habe freiwillig meine Rechte abgegeben.
„Es tut mir leid!! Entschuldigung! Ich wollte das nicht sagen! Manchmal plappere ich totalen Mist! Sorry!“ meint Jenny ziemlich leise. Ich kann das Zittern in ihrer Stimme deutlich hören. Wenigstens gibt sie ihren Fehler zu.
„Schon okay! Lass uns am besten jetzt losgehen. Dann haben wir eine bessere Chance nicht entdeckt zu werden!“ sage ich und springe aus dem Bett. Jenny soll auf keinen Fall merken wie sehr es mir weh tut, dass sie so zu mir ist. Gefühle zu verbergen habe ich schon immer gut gekonnt. Das wurde mir schon seit klein aus gelernt. Irgendwie ist das doch ganz nützlich.
Als ich bei der Türe ankomme, drehe ich mich noch einmal um und sehe dass Jenny noch immer neben meinem Bett steht. Langsam sollte sie mal ihre Beine in die Hand nehmen. War doch schließlich ihre Idee, nicht meine.
„Willst du da festwachsen?“, frage ich ungeduldig und auch ein wenig streng.