Fanfic: Animus viam monstrat 24

Sofort läuft Jenny zu mir. Ich öffne die Zimmertüre und trete auf den Gang hinaus.



Die Gänge sind von schummrigen Licht erfüllt. An den Wänden hängen hier und da Fackeln und beleuchten die Korridore ein wenig. Neben Jenny laufe ich lautlos durch das Schloss. Aber ich habe überhaupt keinen Plan wo wir überhaupt hin müssen. Ich versuche mich an gewisse Ecken zu erinnern, aber hier sieht alles gleich aus.

Doch dann kommen wir an eine Ecke, die ich kenne. Ich steuere auf eine Tür zu und schon stehen wir in der Waffenkammer. Ich werfe Jenny ihre Waffe zu, nehme meine und trete dann wieder auf den Korridor hinaus.



Ich habe noch kein Wort mit Jenny gesprochen. Ich will auch gar nicht. Ich weiß, dass meine Stimme brechen würde wenn ich jetzt etwas sagen würde. Also lasse ich es besser. Die Stille ist zwar irgendwie erdrückend, aber das muss ich verkraften.



„Tala, es tut mir Leid! Aber ich weiß nicht wie ich es dir zeigen soll. Ja, es ist nur ein Wort, aber ich meine es ernst! Warum schreist du mich nicht an? Warum schweigst du? Ich weiß doch, dass ich dich verletzt habe! Dass ich einen großen Fehler gemacht habe! Und es tut mir ganz ehrlich Leid! Ich weiß, dass ich total doof bin!“ dringt Jennys weinerliche, leise Stimme durch die Dunkelheit. Jenny weiß dass sie mich verletzt hat? Und warum tut sie es dann? Sie ist doch selber Schuld. Warum sollte ich sie anschreien? Ich habe gelernt meine Emotionen zu kontrollieren, ich raste nicht aus. Das ist ein unnötiger Kraftverbrauch. Also für was meine Kraft verbrauchen? Nur damit Jenny sich besser fühlt? Nein, sicher nicht.

„Du weißt doch, was du getan hast! Warum sollte ich es dir noch mal auf die Nase binden? Ich habe doch gesagt, dass es schon okay ist!“ antworte ich ihr tonlos und beschleunige meine Schritte. Egal wie sehr es mich schmerzt Jenny weinen zu sehen. Es ist nicht meine Schuld.

„Nein, es ist nicht okay! Du hast mir noch lange nicht verziehen!“, flüstert Jenny und lauft hinter mir her.





Von einen auf den anderen Moment spüre ich wie mir der kalte, frische Wind ins Gesicht schlägt, wie sich meine Lungen mit klarer, kräftigender Luft füllen. Ich reiße meine Augen auf und sehe mich um. Große Tannen und Laubbäume umkreisen uns, Sterne leuchten hoch am dunkelblauen Himmelszelt und der Sichelförmige Mond strahlt herab auf den Wald. Er taucht die Bäume in ein silberne Kleid. Ich drehe mich um und erblicke das große Gebäude dass in den dunklen Himmel empor ragt. Die spitzen Türme scheinen die Sterne zu berühren und die schwarzen Dachzinnen glänzen im Mondlicht.



Wir haben es wirklich geschafft. Wir sind aus dem „Schloss“ draußen. Wir haben es geschafft ohne bemerkt zu werden. Ich spüre wie sich das Gefühl der Kontrolle in mir breit macht. Ich habe endlich wieder die Kontrolle über meinen Willen. Über mein handeln.



Jenny und ich schlagen uns durch den finsteren Wald. Es ist so dunkel dass ich nicht einmal die Hand vor meinen Augen erkennen kann. Äste schlagen mir ins Gesicht, Dornen rupfen an meiner Kleidung und Wurzeln versuchen mich zu fall zu bringen. Hinter mir stolpert Jenny unbeholfen durch den Wald.



Aber dieser Wald ist anders. Es ist still. Viel zu still für einen normalen Wald. Außer unseren Schritten und unserem Atem ist nichts zu hören. Kein Tiergeräusch kein Wind der durch die Blätter fegt. Nichts. Absolute Stille. Diese Ruhe scheint mich innerlich zu erdrücken. Augenblicklich atme ich schneller und tiefer ein und aus.



„Tala!“ Jennys Stimme dröhnt durch den Wald. Sie ist ungewöhnlich laut. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihr um. Mittlerweile haben sich meine Augen an die Düsternis gewöhnt und ich Konturen und Umrisse erkennen.

„Findest du nicht auch, dass es hier unheimlich still ist?“, fragt Jenny. Ich kann hören, dass ihre Stimme ängstlich und verstört klingt. Wie gerne würde ich sie jetzt in den Arm nehmen und ihr sagen das sie sich nicht fürchten braucht. Aber die Angst wieder abgelehnt zu werden, ist einfach viel zu groß.

„Das ist es und es ist auch unheimlich dunkel! Am besten du nimmst meine Hand, damit wir uns nicht noch verlieren!“ sage ich und greife nach Jennys Hand. Ich merke dass Jennys Hans zittert und ziemlich kalt ist. Sie fühlt sich genauso an wie damals, als Jenny im Nebel abgerutscht ist und ich sie im letzten Moment noch an der Hand erwischt habe. Ob sie weiß das sich es war? Wohl kaum.

Und dadurch ich jetzt ihre Hand halte, kann ich ihr das Gefühl geben, nicht alleine zu sein. Und auch ich fühle mich ein wenig sicherer wenn ich Jenny neben mir spüre. Und so laufen wir Hand in Hand weiter. Plötzlich merke ich, wie Jennys Druck um meine Hand fester wird. Schnell drehe ich mich um. Jenny fällt genau in meine Arme und krallt sich in meine Unterarme. Ich spüre wie Jenny versucht sich zu befreien, es ihr aber nicht gelingt.

„Es geht nicht! Mein Fuß hängt irgendwo fest!“, mein Jenny ein wenig panisch.

Ich atme einmal tief durch, und fasse dann mit meinen Händen nach ihrem Fuß.

Plötzlich beginnt Jenny zu hysterisch zu schreien und versucht ihren Fuß heraus zu reißen. Was ist denn mit ihr los?

„Beruhig dich, das bin doch nur ich!“ sage ich mit einem etwas strengen, aber dennoch beruhigenden Unterton.

„Hättest du ja auch sagen können, dass du das bist! Ich hatte schon Angst es ist irgend so eine Kreatur, die hier lebt!“ zischt Jenny ängstlich und ein wenig wütend.

Aber das lasse ich nicht auf mir sitzen.

„Kann ich doch nichts zu, wenn du so eine gute Phantasie hast und den ganzen Wald zusammenkreischst! Ich bin mir sicher, dass wenn hier wirklich irgendwas lebt, es jetzt auf jeden Fall auf uns aufmerksam geworden ist!“ gifte ich zurück und entferne die Wurzel bei ihren Fuß.

„Ja, jetzt bin ich schuld! Mach doch was du willst!“, sagt Jenny wütend und will davon stapfen. Ich seufze resigniert und halte Jenny an den Schultern fest.

: „Hatte ich die Idee oder du?“ frage ich und versuche meine Stimme so freundlich wie möglich klingen zu lassen. .

„Also! Komm, lass uns weitergehen!“ sage ich und lasse meine Hand über ihre Schulter zu ihrer Hand gleiten. Irgendwie schwindet die meine ganze Wut wenn ich nah bei Jenny bin. Irgendwie muss ich grinsen. Die Tatsache dass Jenny so geschrieen hat, lässt mich zu grinsen beginnen.

„Blöder Kerl! Du musst nicht über mich grinsen!“ meint Jenny. Jetzt bin ich baff. Jenny kennt mich doch besser als mir lieb ist. Sie weiß sogar das ich grinse.

Schweigend laufen wir weiter durch den Wald. Ich merke dass es langsam hell wird und stoppe.



„Die Sonne geht auf. Wahrscheinlich ist sie außerhalb des Waldes schon aufgegangen, aber jetzt wird es heller! Am besten wir verstecken uns irgendwo und versuchen zu schlafen!“, meine ich und sehe mich um. Nach kurzen Suchen finde ich eine kleine Felswand. Davor steht ein ziemlich großer Busch. Ich gehe darauf zu und bemerke eine kleine Nische in der wir uns verstecken können. Ich überlasse Jenny den Vortritt und zwänge mich nach ihr in den kleinen Hohlraum.



Ich lehne mich an die kalte Felswand und schließe die Augen. Aber ich bin nicht müde. Ich schließe die Augen und döse vor mich hin.



Doch plötzlich spüre ich etwas schweres auf meiner Schulter. Ich wende meinen Kopf nach recht und sehe Jenny. Ihr Gesicht sieht entspannt aus und sie hat ein Lächeln auf den Lippen. Ich schlinge meinen Arm um sie und drücke sie an mich. Ich drücke ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirne und lege meinen Kopf auf ihren. Irgendwie ist sie doch das bezaubernste, schönste und tollste Mädchen das ich kenne. Mit diesem Gedanken schlafe ich dann schließlich ein.











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