Fanfic: Animus viam monstrat 25.1

spannen sich extrem an. Mein Atem wird zu einem leisen Keuchen und meine Hand klammert sich so stark um meine Waffe, dass die Knöchel schon weiß hervor treten. Mein ganzer Körper ist nun im Ausnahmezustand. Jeder Zeit bereit auf jegliche Situation zu reagieren. Ich wende noch einmal meinen Kopf zu Jenny. Sie hockt im Gras und sieht mir ängstlich nach. Solange Jenny nichts passiert, ist alles in Ordnung.



Nun bin ich bei dem Felsen. Ich pirsche mich möglichst lautlos an den Schatten heran und atme dann plötzlich erleichtert auf. Es ist, als wäre mir augenblicklich ein Felsbrocken vom Herzen gefallen. Meine Muskeln entspannen sich augenblicklich, mein Herz findet wieder seinen gewöhnten Rhythmus. Und mein Puls sinkt wieder in den Normalberreich. Ich richte mich kerzengerade auf und pfeife zweimal ziemlich hoch. Sofort sucht der Schatten das weite. Gott sei Dank, war es nur ein Bär. Ich schließe kurz die Augen und atme noch einmal tief durch. Dann drehe ich mich um und gehe zu Jenny zurück.



Gerade als ich unter einer großen Eiche stehe und mit meinen Augen nach Jenny suche, da ich sie nicht finden kann, spüre ich einen dumpfen Schmerz in meinem Magen. Er breitet sich von dort aus in dem Bauchraum aus. Ich sinke auf die Knie, da dieser Schmerz meine Beine weich werden lässt. Dann merke ichj wie ich laut ausatme und den Kopf in die Richtung drehe aus dem dieser Schlag gekommen ist.



Ich erblicke Jenny die langsam ihren Arm sinken lässt und mich total perplex ansieht.

„Danke schön! Womit habe ich das verdient?, knurre ich mit schmerzverzerrtem Gesicht.

Das Mädchen mit den schwarzen, langen Haaren steht vor mir und sucht nach Worten.

„Ich…. Ich… ich dachte sie hätten dich gefangen!! Und ich wusste nicht, dass du es bist! Dachte es sei ein Licht oder so!“, stottert sie. Ich muss schmunzeln. Dachte sie doch wirklich, ich wäre gefangen genommen worden.

„Du bist mir schon eine! Wenn ich wirklich ein Licht gewesen wäre, dann wäre es für dich viel zu gefährlich gewesen mich zu attackieren! Aber einen guten Schlag hast du drauf, dass muss ich dir lassen! Aber warum hast du nicht deine Waffe benutzt? Okay, ich bin froh darüber, aber es wäre für dich leichter gewesen!“, meine ich und erhebe mich.

„Die Waffe habe ich vergessen! Aber ich kann dich doch nicht einfach den Lichtern überlassen! Lieber sterbe ich, als dich zu verlieren!“ ich starre Jenny an. Hat sie das gerade wirklich gesagt? Ich spüre wie mir heiß und kalt wird und wie sich ein flaues Gefühl in meiner Magengegend breit macht.

Dann breitet sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus und mein Gehirn setzt aus. Ich habe keine Kontrolle mehr über mein handeln und beuge mich zu Jenny vor. Und dann spüre ich ihre Lippen auf meinen. Sie sind weich und warm. Wie ein Sommerregen. So warm und wohltuend. In mir bebt alles. Die Schmetterlinge flattern in meinem Bauch, mir wird abwechselnd heiß und kalt, meine Umgebung verschwimmt und ich nehme nur noch Jenny wahr. Ich höre mein Blut in den Ohren rauschen und rieche ihren betörenden Duft. Dieses Gefühl ist völlig neu für mich. Es lässt den großen Eisblock, der mein Herz umschließt, in Sekundenschnelle schmelzen. Ich ziehe Jenny näher zu mir. Nach viel zu kurzer Zeit, wie es mir scheint, lösen sich unsere Lippen wieder.

Ich öffne die Augen und blicke in Jennys. In ihnen liegt ein Schimmern, ein Glänzen. Und in ihren Augenwinkeln leuchten Freudentränen.



Plötzlich beginnt Jenny leise und dann lauter zu schluchzen und zu weinen. Wie ein Häufchen Elend steht sie vor mir und weint. Ich nehme sie kurzerhand in die Arme und drücke sie an mich. Was in Jenny wohl vorgeht? Warum weint sie? Vielleicht ist ihr alles ein bisschen zu viel Vielleicht habe ich sie erschreckt? Aber dann würde ich sie doch nicht in den Arm nehmen dürfen.



„Ist schon gut! Wein ruhig, jedem ist mal danach!“, meine ich leise und heißer. Ich streichele Jenny mit meiner Hans sanft über den Rücken. Damals in der Abtei, als ich es nicht mehr aushielt und heimlich weite, hat Kai mich auch immer in den Arm genommen und mich getröstet. Ja, Kai. Ich lege meinen Kopf auf Jenny und versuche den Gedanken zu vertreiben. Kai ist nun eine Killermaschine. Er würde zu einer gemacht. Ich spüre wie grenzenlose Wut in mir aufsteigt. Wut gegen diese verdammten Lichter. Sie haben meinen besten Freund zu einem gefühlslosen Wesen gemacht. Und obwohl wir in der Abtei nie Gefühle haben durften, Kai hat sie mir immer gezeigt. Zwar sehr selten, aber immer war ich es, der sie sehen durfte. Und nun tötet er. Ohne Hemmungen, ohne Emotionen.



„Geht schon wieder danke! Sorry, ich habe echt keine Ahnung, was mit mir los ist!“, meint Jenny und putzt sich die Nase. Ich lasse sie los und sehe sie an.

„Dafür musst du dich nicht entschuldigen! Da vorne war nur ein Bär, keine echte Bedrohung. Schau mich nicht so entsetzt an, ich kenne Bären seid meiner Kindheit! In Russland gibt es Hunderte von ihnen! Und wenn man weiß, wie man sich richtig verhält dann ist das Risiko auch geringer von ihnen angefallen zu werden. Komm, lass uns weitergehen! Wir müssen so schnell wie möglich diese Ebene hinter uns lassen!“, meine Tala. Ich will mich in Bewegung setzt, doch Jenny hält meinen Arm fest.

„Ich liebe dich!“ meint Jenny und blickt mich fest an. Ihre Worte dröhnen in meinen Kopf. Plötzlich steigt ein Gefühl in mir auf, dass ich nicht beschreiben kann.

„Ich liebe dich auch!“, erwidere ich mit einem breiten Lächeln. Ich weiß dass es Jenny ernst und ehrlich meint. Der Ausdruck ihrer Augen verrät es mir.

Ich gebe Jenny ihre Waffe zurück und gemeinsam gehen wir weiter.



Wir haben die Ebene schon fast hinter uns gelassen als ich einen großen Schatten sehe, der sich unheimlich schnell auf uns zu bewegt. Diesem Schatten folgt ein Zweiter. Beide preschen auf uns zu. Jetzt ist es zu spät um uns zu verstecken.



Ich spüre wie Jennys Hand, sich fester um meine schließt. Wir stehen da und warten auf die Dinge die da kommen mögen. Dann sind die Schatten nah genug um Konturen und Körper erkennen zu können. Ich kann zwei Pferde erblicken. Sie sind weiß und galoppieren durch die Landschaft. Auf dem vorderen Pferd sitzt ein Reiter auf dem hinteren zwei.



Kurz bevor sie uns erreicht haben, bleiben sie abrupt stehen. Das erste Tier bremst ab und kommt erst eine Meter vor uns zum Stehen. Dass zweite Pferd steigt und wirft einen der beiden Reiter ab.



Und dann bleibt mir das Herz stehen. Ich ziehe die Luft tief in meine Lungen ein. Mein Körper versteift sich und ich starre auf die beiden Reiter des zweiten Pferdes. Ich kann es zuerst gar nicht realisieren. Doch es ist wahr.



Kai steht einige Meter von uns entfernt und starrt und ungläubig an. Er scheint zu Stein erstarrt zu sein. Im Mondlicht kann ich seine Augen sehen. Aber sie haben sich total verändert. Irgendwie sind sie weicher, freundlicher, wärmer geworden. Oder kommt es mir nur so vor? Der Schein trügt. Ich schüttle den Kopf und befreie mich aus meiner Starre.



Nun kann ich auch den zweiten Reiter erkennen. Es ist Nini. Sie dreht sich überrascht zu uns um und will auf uns zulaufen. Aber sie wird von Kai zurück gehalten. Die beiden unterhalten sich kurz, doch ich stehe zu weit entfernt um etwas zu verstehen. Aber dieses Gerede geht mir gewaltig auf die Nerven. Ich will meinen besten Freund zurück.



„So sehen wir uns also wieder.“ Meine ich. Ich erschrecke vor mir selbst. Meine Stimme klingt unheimlich kalt. Aber das nehme ich in Kauf. Ich will meinen besten Freund wiederhaben.

„Gebt uns eure Schmuckstücke!“ meint Jenny. Ihre Stimme klingt so anders. So fremd, so hart!

„Tala, Jenny!!!??? Was ist mit euch geschehen?“, fragt Nini zitternd und traurig.

Wenn ich Nini so sehe, kann ich einfach nicht glauben dass sie und hasst, uns etwas tun will. Doch dann erinnere ich mich wieder an die Bilder. Wir müssen sie befreien! Das ist das Einzige was zählt!!!



„Niemals werdet ihr die Anhänger bekommen! Niemals! Und wenn ich dafür mein Leben geben muss!“ plötzlich stellt sie ein Mädchen vor Kai und Nini. Sie hat sich zuerst im Hintergrund gehalten. Ihre Stimme klingt fest und stark. Was will sie denn? Glaubt sie, sie könne uns aufhalten unsere Freunde zu befreien?



„Wo habt ihr denn eure Waffen gelassen?“, fragt Jenny mit eisiger Stimme. „Wir brauchen keine Waffen.“, antwortet Kai und seine Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken.

Die Lichter haben doch die Wahrheit gesagt. Kai ist eine Killermaschine. Abgerichtet um zu töten. Der letzte Funken Hoffnung, dass die Lichter uns doch angelogen haben, ist gerade erloschen.



„Tala bleib weg, sonst geschieht ein Unglück!“, zischt Kai. Ich sehe Kai an und merke dass er es tot ernst meint.

„Soll das etwa eine Drohung sein?“, fragt Jenny. In ihrer Stimme schwingt zwar ein leicht amüsanter Unterton mit, aber ich sehe ihr an dass sie es überhaupt nicht lustig oder komisch findet.



Ich blicke Kai direkt in die Augen. Was wird er jetzt als nächstes machen? Mein Körper zittert unter der großen Anspannung und ich hebe langsam meine Waffe.





(???-Sicht)

Wir liegen vorn. Bei diesem grausamen Wettlauf mit der Zeit. Doch wir dürfen nicht nachsichtig oder unvorsichtig werden! Auch wenn wir den hellen Lichtern vor raus sind, so sollten wir uns trotzdem nach diesem Spruch richten: Quadam tempora eripiuntur nobis, quaedam subducuntur, quaedam effluunt (Ein Teil unserer Zeit wird uns offen geraubt, ein Teil uns heimlich entzogen und ein dritter verflüchtigt sich).
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