Fanfic: Animus viam monstrat 25.2

Pferden. Das gibt es doch nicht.



Wir reiten dicht hinter Kira. Durch den Wind wird ihr schwarzer Umhang nach hinten geweht. Es sieht aus wie in einem Spielfilm. Eigentlich habe ich mir schon immer gewünscht so durch die Nacht zu reiten. Ich fühle mich wie in einen Traum versetzt.



Doch plötzlich ziehe ich so fest an den Zügeln dass Noxumbra steigt. Kai fällt mit einem „Verdammt“ auf sein Hinterteil. Ich verstärke den Druck meiner Schenkel um auf dem Rücken der Stute zu bleiben. Noxumbra senkt sich wieder und ich löse den Druck meiner Schenkel. Ich springe von dem Pferd ab und laufe zu Kai.

„Ist dir was passiert? Geht es dir gut?“ frage ich besorgt.

„Ja geht schon. Aber was sollte das denn?“ fragt mich dieser und steht, sein Hinterteil reibend, auf.

Ich drehe mich um und deute auf Kira die wie erstarrt auf Argenda Luna sitzt.

„Kira was ist denn?“ frage ich verwirrt und halte Noxumbra an den Zügeln fest. Kai stellt sich neben mich und fasst plötzlich nach meiner Hand.



Ich drehe meinen Kopf zu ihm und erschrecke. Seine Augen hat er weit aufgerissen und sein Mund ist leicht aufgeklappt. Nun bin ich vollends verwirrt. Was ist denn los? Ich verstehe das nicht!



„Darf ich fragen was hier los ist?“ langsam werde ich unruhig.

Kai deutet mit der einen Hand total perplex nach vorne.

Ich gehe einen Schritt nach vorne und bleibe dann wie angewurzelt stehen.

Mein Herz setzt aus und ich höre auf zu atmen. Mein Blut stockt und ich werde zu Stein. Vor mir stehen...ich kann es nicht fassen!!!!! Vor mir stehen doch tatsächlich JENNY UND TALA!!! Einige Augenblicke stehen wir uns gegenüber. Dann ganz langsam beginnt mein Körper wieder zu arbeiten, beginne ich wieder zu atmen und befreie mich aus meiner Starre. Jenny hat ihre Haare zusammen gebunden und hat eine schwarze Schlaghose und ein schwarzes Spagehttitop an. Tala hat seinen weißen Overall an. Plötzlich wird der Schock von purer Freude vertrieben.

Ich will auf meine Freunde zulaufen, werde aber von Kai, der meine Hand noch immer fest hält, zurück gehalten.

„Kai, was soll das? Da sind Jenny und Tala.“ Sage ich und will mich aus seinem Griff befreien.

„Bist du blind? Siehst du nicht dass sie Waffen bei sich tragen?“ zischt Kai und zieht mich beschützend zu sich.

„Aber...aber...Kai! Das sind unsere Freunde! Die würden uns doch niemals etwas antun! Jetzt lass mich doch zu ihnen gehen!“ sage ich und blicke zu den beiden. Wirklich. Sie tragen beide einen langen Stab bei sich. Was hat dass denn zu bedeuten? Sie wollen uns doch nicht etwas was antun? Plötzlich erinnere ich mich wieder an den Tag in der Stadt. An den Angriff. Als ich in den Himmel sah, habe ich Tala gesehen. Ich habe diese Tatsache so gut es ging verdrängt. Aber jetzt erscheinen wieder die Bilder. Tala hat bei dem Angriff mitgewirkt.

Ich habe Kai davon nichts erzählt. Ich wollte nicht dass er sich Sorgen macht.



„So sehen wir uns also wieder.“ Sagt Tala. Augenblicklich durchfährt ein Zittern meinen Körper. Talas Stimme ist eiskalt. Eiskalt und total fremd. Es schwingt soviel Hass, Wut und Trauer in seiner Stimme mit.

„Gebt uns eure Schmuckstücke!“ fordert Jenny im gleichen Ton wie Tala. Ich verstehe das einfach nicht. Warum unsere Anhänger? Wieso sind die beiden so kalt? Was ist mit ihnen geschehen?



„Tala, Jenny!!!??? Was ist mit euch geschehen?“ frage ich zitternd.

Plötzlich stellt sich Kira vor uns und breitet ihre Arme aus.

„Niemals werdet ihr die Anhänger bekommen! Niemals! Und wenn ich dafür mein Leben geben muss!“ sagt sie mit fester Stimme.

„Was macht ihr hier? Verschwindet! Haut ab! Ich will euch nicht sehen!“ knurrt Kai. Ich hebe den Kopf und sehe ihn an.

„Kai! Was sagst du da bloß?“ flüstere ich heißer. Ich spüre wie alles über mir zusammen bricht. Wie eine Welle überkommen mich die Ereignisse. Ich will das alles nicht. Ich will mich mit meinen Freunden vertragen. Will sie umarmen, sie an mich drücken und mich bei ihnen entschuldigen.



„Wo habt ihr denn eure Waffen gelassen?“ fragt Jenny hart.

Waffen? Was ist denn bloß mit ihr los?

„Wir brauchen keine Waffen.“ Sagt Kai böse und drückt mich an sich.

„Meinst du, du kannst uns so besiegen?“ Tala sieht Kai belustigend an.

„Was ist denn bloß mit euch beiden los? Ich verstehe das nicht! Bitte....ich will...ich will nicht noch mehr streiten.“ Schluchze ich.

„Ach komm. Die Mitleidsnummer zieht bei uns nicht mehr. Wir wissen was ihr getan habt. Was ihr seid.“ Meint Tala und tritt einen Schritt auf uns zu.

„Tala bleib weg, sonst geschieht ein Unglück!“ zischt Kai äußerst gereizt.

„Soll das etwa eine Drohung sein?“ Jenny sieht Kai böse an.

„Ja soll es. Wenn du Nini nur ansatzweiße berührst dann erlebst du dein blaues Wunder!“ sagt Kai giftig.

„Ich sage es noch einmal. Gebt und eure Schmuckstücke, oder wir machen ernst!“ zischt nun auch Jenny.

„Niemals!“ giftet Kai zurück.

„Nun gut, ihr wolltet es nicht anders!“ sagt Tala. Dann richten Jenny und er ihre Stäbe auf uns. Panik ergreift mich, Angst legt sich wie ein Schatten über mein herz und mein Kopf ist leer. Die wollen uns doch nicht wirklich töten! Ich drücke mich ängstlich an Kai. Gleich werde ich aufwachen. Das ist alles nur ein böser Traum!





(Kais Sicht)



Kira ist echt verstört! Alle ihre Muskeln sind angespannt, als würde sie jeden Moment flüchten. Auch ihre Augen rasen immer wieder durch den Raum. Auch die schnelle Atmung, die Vergrößerung der Pupillen und die geröteten Wangen sind Merkmale größter Anspannung.

Sie gibt uns Umhänge, ständig bedacht keine Geräusche zu machen. Nini und ich laufen Kira hinterher, doch meine Gedanken schweifen ab. Zu heute Nacht. Ich kann mich immer noch an den Traum erinnern, als hätte ich ihn erst gerade durchlebt:



Meine Schritte hallen in den dunklen Gängen der Abtei wieder. Hier ist kein Mensch, keine Schüler und auch keine Aufpasser. Und vor allem nicht Nini! Ich öffne die Tür zu meinem kleinen Raum und sehe Dranzer. In seinen Augen ist Leere. Nur ein ganz kleiner Funke Überlebenswille ist noch da. Plötzlich zuckt sein Körper, windet sich unter den Stromstößen, die er bekommt. Ein letzter Schrei, ein letztes Aufbäumen. Ich bin mir sicher, dass Dranzer nach mir gerufen hat. Und ich kann nur hier stehen und ihm zuschauen. Ich weiß, dass wenn ich ihn berühren will ich nur durch ihn hindurchfasse. Und doch strecke ich die Hand aus, will in streicheln. Ich falle auf die Knie, Tränen laufen meine Wangen herunter. Mein bester Gefährte ist ganz allein und wird misshandelt. Wenn ich ihm nur helfen könnte. Wenn ich ihm zeigen könnte, dass ich bei ihm bin, ihn nicht allein lasse.

Plötzlich spüre ich Wärme und Geborgenheit. Woher kommt es? Es stärkt mich, ich spüre die Energie durch meinen Körper pulsieren. Ich schließe die Augen, strecke meine Hände aus und stelle mir vor, wie sie durch Dranzers seidenes Gefieder fahren, spüre seine Wärme. Und tatsächlich, als ich die Augen öffne kann ich ihn berühren, kann ihn streicheln, kann meinen Kopf in seinem Gefieder legen. Aus dem kleinen Funken in Dranzers Augen wird ein loderndes Feuer. Seine Augen erinnern mich sehr an Ninis. Dieses Feuer, das nie erlischt wenn sie für andere stark sein muss. Und doch diese Verletzlichkeit.



„Los, jetzt. Schnell.“, reißt Kira mich aus meinen Gedanken. Sie hat gerade ein Tor geöffnet und läuft nun hinaus. Nini und ich folgen ihr. Dabei fällt Nini etwas zurück und als ich mich das nächste Mal besorgt zu ihr umdrehe sitzt sie keuchend auf dem Boden.

„Was ist mit dir? Geht es dir gut?“, frage ich leicht ängstlich. Vielleicht war es doch keine so gute Idee Kira hinterherzulaufen. Nini ist noch zu geschwächt und auch merke, dass dieser „Ausflug“ sehr an meinen Kraftreserven zehrt. Ich bin jetzt schon wieder so geschafft, als hätte ich nie 2 Tage lang geschlafen. Nini nuschelt etwas von ihrem Fuß, und dass es nicht so schlimm sei. Aber das glaube ich nicht. Bei solchen Dingen untertreibt Nini immer gern. Also nehme ich sie einfach Huckepack.

Auf ihren leichten Protest antworte ich nur: „Nein. Wenn man uns hier erwischt dann sind wir geliefert. Und du kannst nicht weiter. Ist doch selbstverständlich dass ich dich trage. Und red nicht so einen Blödsinn. Du bist mir nicht zu schwer. Du hast mir schließlich auch geholfen als ich diesen Alptraum vorige Nacht hatte.“ Sie soll wissen, dass mir das sehr wohl aufgefallen ist. Ob es ihr nicht manchmal zuviel wird mich in meinen Träumen immer trösten zu müssen? Ich glaube ich bin wirklich ein Fall für die Psychiatrie. Aber ich glaube Nini ist die beste Psychologin, die ich je haben könnte. Wenn ich jetzt an meine Vergangenheit denke dann schmerzt es noch, das ist klar, aber es ist nicht mehr so schlimm. Das einzige was noch immer schmerzt, was pocht wie eine Wunde ist der Gedanke dass Tala und Jenny auf der anderen Seite sind und sich anscheinend verändert haben. Ich weiß nicht was die dunklen Lichter mit ihnen gemacht haben.

Ich bleibe abrupt stehen. Vor uns stehen große Tiere, auch Pferde genannt. Beide sind glänzend weiß und das eine Hand auf dem Kopf ein schwarzes Mondförmiges Abzeichen und das andere eine schwarze Mähne und einen schwarzen Schweif. Das wundert mich, denn nach meinen Pferdekenntnissen gibt es keine schwarzen Kopfabzeichen. Aber in dieser Welt scheint ja alles ein bisschen anders zu sein. Geheuer sind mir diese Tiere trotzdem nicht.



Als Kira mir dann ein Pferd alleine zuteilt werde ich erst recht
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