Fanfic: Animus viam monstrat 25.2

ängstlich. Ich bin noch nie geritten und wer weiß was passiert, wenn diese Pferde durchgehen! Und ihnen vertrauen will ich erst recht nicht! Sie sind schließlich in Paniksituationen nur von ihrem Instinkt geführt. Also versuche ich zu protestieren. Erst mit Ninis Hilfe können wir Kira überreden. Aber sie scheint so verstört zu sein, dass ihr alles recht ist. Was ist es, was sie uns unbedingt erzählen will?

Ohne großartig auf Ninis Stichelei einzugehen schwinge ich mich auf den Rücken des Pferdes. Kaum hat Kira das Startzeichen gegeben preschen die Pferde schon los. Da ich nicht im Sattel sitze kann ich jede einzelne Faser spüren. Auch die Pferde sind angespannt, es ist zwar ein ausgreifender, aber kein lockerer Galopp. Meine Hände krallen sich an Ninis Hüften. Diese Pferde sind kurz davor durchzugehen, auch wenn es für die Reiter nicht den Anschein hat. Es ist, als würde ich auf einem Pulverfass sitzen, dass jeden Moment explodieren kann.



Oder ist es unsere Angst, die die Pferde so nervös macht? Nein, nicht nur das, es ist, als würden sie etwas wissen. Was passieren wird. Als würde etwas Schreckliches in der Luft liegen, das nur sie wittern können. Nini scheint davon nichts zu merken. Auf ihrem Gesicht liegt ein Lächeln. Doch wie lange noch? Übertreibe ich, oder erkennt sie den Ernst der Lage nicht?



Plötzlich stoppt das Pferd und steigt. Ehe ich noch reagieren kann und mich irgendwo festhalten kann, liege ich auch schon auf dem Boden. Schon wirbeln in meinem Kopf die Fragen herum. Warum ist das Pferd gestiegen? Pferde sind Fluchttiere, sie rennen bei Gefahr weg. Nur wenn sie in die Ecke gedrängt werden versuchen sie zu kämpfen. Was lässt dieses Pferd keinen anderen Ausweg als zu kämpfen?



Ich erstarre, es ist, als würde das Blut in meinen Adern gefrieren, mein Herz verweigert seine Funktion. Das kann nicht sein, ich habe Halluzinationen! Mehr nicht, das können sie nicht sein! Nun dreht sich auch Nini um. Sie ist genauso überrascht wie ich. Schon will sie auf Tala und Jenny zulaufen, doch automatisch halte ich sie zurück. Erst im nächsten Moment sehe ich selbst warum: Sie tragen Waffen bei sich, ihre Gesichter sind angespannt und bleich. Oder liegt das nur am schwachen Mondlicht? Nini will sich loslassen, sie versteht mich nicht.



Sie muss mir vertrauen. Schützend ziehe ich Nini an mich, halte sie fest. Ein beängstigendes Gefühl macht sich in mir breit. Die Pferde, sie haben es geahnt, und nur ich habe es gespürt. Bin ich gerade auch der Einzige, der Jenny und Tala für gefährlich hält? Drehe ich nun völlig durch? Nein, mein Gefühl sagt mir, dass es noch schlimmer kommen wird. Wegen so einem Treffen wären die Tiere nicht so nervös gewesen. Tiere spüren Spannungen früher als wir Menschen, sie sind viel sensibler. Was wird Schlimmes passieren? Ich habe Angst, riesige Angst. Angst um Ninis Leben, Angst um das Leben meiner Freunde. Und um meines. Das erste Mal habe ich Angst zu sterben. Das erste Mal möchte ich nicht weg, weil da jemand ist den ich liebe, der mich braucht und den ich brauche.



„So sehen wir uns also wieder.“ Bei Talas Stimme fährt mir ein kalter Schauer den Rücken herunter. Meine Muskeln verkrampfen sich. Das kann nicht Tala sein. Er hört sich genauso an, wie damals, als ich ihn kennen lernte. Diese starren Augen, die nur nach dem Einen streben, die immer fest auf das Ziel gerichtet sind. Heute weiß ich nicht, wie wir damals Freunde wurden. Wahrscheinlich kam es Stück für Stück.

Und nun fühle ich mich wieder zurückversetzt. Es ist, als würde die Abtei uns wieder einholen. Und davor habe ich Angst. Ich will meinen Freund nicht verlieren!! Aber schon jetzt spüre, dass ich ihn verloren habe.

„Gebt uns eure Schmuckstücke!“, meint Jenny. Sie ist genauso wie Tala. Genauso eiskalt. Aber mehr überraschen mich ihre Worte. Die Schmuckstücke? Das einzige was sie damit meinen kann ist mein Ohrring und Ninis Ring. Aber warum? Sind nur sie an dem allen hier Schuld? Nein, das kann nicht sein, ich habe diesen Ohrring schon seit meiner Geburt! Was wollen Jenny und Tala damit? Wenn es sie wieder zurück bringen würde, dann können sie es gerne haben!! Und doch, etwas in mir sträubt sich dagegen ihnen meinen Ohrring zu geben. Liegt es daran, dass er die letzte Erinnerung an meine Eltern ist? Wollen sie mir vielleicht die Erinnerungen wegnehmen?



Kira stellt sich vor uns. Sie will nicht, dass wir unseren Schmuck abgeben. Warum nicht? Weiß sie wie viel es mir bedeutet? Nein, das kann nicht sein. Sind alle Leute um mich herum verrückt geworden? Und was bitte schön soll mein Ohrring damit zu tun haben?

Wieder fällt mein Blick auf die Waffen. Haben Jenny und Tala wirklich vor sie zu gebrauchen? Gegen ihre Freunde? Oder sind sie etwa immer noch sauer. Wegen damals. Wie lange ist es schon her, dass wir uns gestritten haben, weil wir sie angelogen haben? Ein Monat? Oder weniger? Seitdem ist so viel passiert. Ich habe sie vermisst, sehr vermisst. Es tut so weh sie vor mir zu sehen, aber nicht auf sie zulaufen zu können. Sie sind da, aber nur ihre Hüllen. Ich vermisse den richtigen Tala, die richtige Jenny. Das wird mir nun schmerzlich bewusst.

„Was macht ihr hier? Verschwindet! Haut ab! Ich will euch nicht sehen!“, knurre ich. Ich will diese beiden herzlosen Gestalten nicht sehen! Sie fügen mir soviel Schmerz zu. Ich weiß nicht, wie ich sie wieder zurückholen kann. Ihre waren Ichs.



Nini ist entsetzt über meine Worte. Genauso wie ich selbst, aber ich muss das machen! Tränen schießen mir in die Augen und ich versuche sie verzweifelt wegzublinzeln. Ich darf jetzt nicht weinen, darf nicht schwach sein!

„Wo habt ihr denn eure Waffen gelassen?“ Ich bin leicht erstaunt über diese Frage. Haben sie etwa damit gerechnet, dass wir gegen sie kämpfen wollen? Trauen sie uns so etwas zu?

„Wir brauchen keine Waffen.“, zische ich, viel schärfer, als eigentlich beabsichtigt.

Nini ist verzweifelt. Ich kann sie so gut verstehen, würde sie am liebsten hiervor schützen aber dazu ist es zu spät.

„Ach komm. Die Mitleidsnummer zieht bei uns nicht mehr. Wir wissen was ihr getan habt. Was ihr seid.“ Ich spüre die Wut in mir hochsteigen. Wie wagt Tala so etwas zu sagen? Wie kann er das nur denken? Ja, es ist leichter sich hinter der Wut zu verstecken als die beiden weiter anzusehen. Es ist einfach wütend zu sein, als Schmerzen zu fühlen. Tala geht ein Stück vor, leicht hebt er die Waffe.

„Tala bleib weg, sonst geschieht ein Unglück!“, zische ich. Wenn er es wagt! Wenn er das wirklich wagt, dann ist es aus! Nicht nur mit unserer Freundschaft sondern auch mit mir! Dann werde ich innerlich sterben.

Physische Belastungen, ja damit komme ich klar. Das ist nichts, aber diese ständige psychische Belastung ist schlimm. Ich bin ihr nicht gewachsen, kann bei jeder neuen Situation zusammen brechen, alles verlieren.



Wir giften uns an. Nini ist dazu nicht mehr in der Lage, sie ist viel zu geschockt. Nun muss ich für sie stark sein, wie sie für mich stark war! Aber ob ich es schaffe weiß ich nicht!

Und dann richten Tala und Jenny wie auf ein Kommando die Waffen auf uns. Mein Herz setzt aus. Damit habe ich nicht gerechnet, hatte Angst davor, aber niemals hätte ich gedacht, dass sie die Waffen wirklich auf uns richten. Nein, das sind nicht meine Freunde. Das sind nur Leute, die aussehen wie sie!

Ist es nur Einbildung oder sehe ich in Jennys Augen Angst? Zittert ihre Hand vor Angst oder vor Wut? Werden die beiden wirklich schießen?



Nini bewegt sich kein Stück, ich lasse sie los und stelle mich vor sie. Nein, Nini darf nichts passieren! Lieber sterbe ich, als dass ich zulasse, dass man ihr etwas antut!

Plötzlich knallt etwas – ein Schuss- meine Augen weiten sich, doch es ist schon zu spät….









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