Fanfic: engel+blut und fluch

Kapitel: engel+blut und fluch

So, jier das erste weihnachtsgeschenk für alle, die schon so lange *schäm* auf eine fortsetzung von engel+blut und ein fluch gewartet haben. jetzt hab ichs doch noch geschafft, trotz aller komplikationen *freu* aber leider wirklich erst zu weihnachten, tut mir leid. ich hoffe sie gefällt euch. ist leider ganz anders als die version und ich glaube auch um einiges kürzer, als die ich vorher geschrieben habe, was mir auch SEHR; SEHR LEID TUT! trotzdem: viel spaß beim lesen!



Wir fuhren einige Wochen lang die Küste entlang, bis wir die Spitze von Portugal erreichten. Das Schiff war für meine Verhältnisse riesig, zumindest für die Menge von Menschen, die es bevölkerte. Immerhin waren wir nur drei Menschen und jeder von uns bekam einen eigenen Trakt des Schiffes, was natürlich eine eigene Kajüte beinhaltete. Ich wusste bis zu dem Zeitpunkt gar nicht, was es bedeutete, eine eigene Kajüte zu haben. Früher hatte ich meistens mit der gesamten Mannschaft an Deck geschlafen, manchmal auch mit Mutter in der Kapitänskajüte. Aber hier, allein in einem Zimmer, das zwar nicht wirklich groß war, nicht viel mehr als ein Bett, eine Kiste für Kleider und ein kleiner Tisch, kam ich mir so verlassen vor.

Ich fühlte mich so alleine ohne jemanden, der neben mir lag und mir das Gefühl von Schutz vermittelte. Ich kam mir hilflos vor. Ich weiß nicht, wie oft ich mitten in der Nacht hochgeschreckt bin, um mich zu vergewissern, ob sich auch niemand außer mir im Zimmer befand. Dann stand ich auf und ging aus dem Zimmer, hinaus auf den Gang. Mondlicht schien durch ein Bullauge am Ende des Korridors und tauchte ihn in ein silbriges Licht. Ich schlich ihm langsam entgegen, bis ich eine Tür erreichte, die etwa zwei Meter vor der hinteren Wand entfernt war. Es war die Kajüte von Talius. Ich setzte mich vor die Tür und artete. Ich hörte sein Schnarchen hinter der Tür und was so ziemlich jeder anderen Frau ein Greuel war, ließ mich sanft einschlafen.

Dennoch hatte eine eigene Kajüte auch ihre Vorteile. Ich hatte genug Platz, um meinem Hobby, dem Zeichnen von Seekarten, nachzugehen. Außerdem konnte ich ungestört trainieren. Lange Zeit hatte ich darauf verzichten müssen, weil ich weder Platz noch Zeit dafür aufbringen konnte, was mich innerlich auffraß, denn ich liebte es, zu trainieren. Jetzt hatte ich zum ersten Mal seit Jahren wieder Gelegenheit dazu, meine Kenntnisse im waffenlosen Kämpfen aufzufrischen. Ich fühlte mich eingerostet, als ich endlich wieder zu einem meiner berüchtigten Tritte ansetzte. Mein Kniegelenk knirschte und ich konnte meine Ferse nicht mehr so weit biegen, wie ich es früher einmal gekonnt hatte. Ich fühlte mich so alt. Auch wenn ich noch keine vierzig und Talius um ein Vielfaches älter war, fühlte ich mich so unbeschreiblich alt.

Doch nach einigen Wochen intensiven Trainings konnte ich mich wieder so bewegen wie früher. Und in der Nacht, da ich mir dessen bewusst wurde, konnte ich endlich wieder mit ruhigem Gewissen einschlafen. Ich war wieder stark genug, um es mit jedem Gegner aufnehmen zu können, der sich mir in den Weg stellte. Zur Feier des Tages stand ich am Morgen ganz früh auf und studierte die Routen der Handelsschiffe. Meine Hoffnungen bestätigten sich und der Platz, den wir zum Ankern gewählt hatten, lag in der Nähe einer vielbefahrenen Seestraße. Das mochte natürlichen nichts heißen, es konnte unter Umständen noch Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern, bis ein Schiff vorbeifuhr, doch ich war optimistisch.

Also ließ ich ein Beiboot zu Wasser und ruderte hinaus. Nebel, so dicht wie Erbsensuppe, war über Nacht aufgezogen. Ich fragte mich, ob ich jemals zu unserem Schiff zurückfinden würde. Doch im nächsten Moment war mir das schon wieder egal, denn ich konnte im Nebel die Konturen eines Schiffes erkennen. Mein Herz machte einen heftigen Sprung und ich ruderte schnell zur Seite um mein kleines Boot nicht von dem Schiff rammen zu lassen. Es war nur eine kleine Galeere, vielleicht 60 Fuß lang, doch für mich genau richtig. Mein Puls begann schneller zu schlagen und ich fühlte, wie das Seeräuber durch meine Adern schoss.

Aals das Schiff schon fast an mir vorbeigefahren war, ruderte ich wieder näher und versuchte, ein loses Schiffstau zu fassen zu kriegen. Nach einigem Hin und Her und langem Rudern schaffte ich es endlich, es zu schnappen und an meinem Boot zu vertäuen. Einen Moment lang hielt ich inne und sonnte mich in Stolz, doch dann erinnerte ich mich daran, wie oft ich solche Aktionen durchgeführt hatte, als ich noch eine Seeräuberin war. Ich vermisste das Leben von damals. Auch heute ist es noch so, dass der Schwermut mich in den Wahnsinn zu treiben scheint, wann auch immer ich an all die Leute denke, die ich gekannt habe und die nun tot sind. Es macht mich so traurig, daran zu denken, dass ich sie wahrscheinlich nie mehr wiedersehen werde. Sie fehlen mir so sehr! In solchen Momenten möchte ich am liebsten heulen und mein Drang, sterblich sein zu können wird größer.

Ich weiß noch, wie es war, als ich eines Tages aufwachte und Mutters Geburtstag war angebrochen. Es war etwa ein halbes Jahr nachdem sie gestorben war. Ich wachte auf und freute mich darauf, ihr mein Geschenk geben zu können. Doch ich hatte kein Geschenk bei mir und auch wenn ich eins gehabt hätte, wäre es sinnlos gewesen, denn es war niemand da, dem ich es hätte geben können. Ich war so depressiv, am Boden zerstört, mein Leben erschien mir sinnloser denn je. Ich nahm einen spitzen Stein, der neben mir im Boden steckte und bearbeitete ihn mit einem zweiten Stein, bis ich eine Klinge geschaffen hatte. Ich nahm sie in die rechte Hand und betrachtete sie kurz aus meinen verheulten Augen.

Dann holte ich aus und bohrte sie tief in meinen Unterarm. Ich hatte die Schlagader genau getroffen und Blut spritzte aus der Wunde. Es malte dunkle Flecke auf den Boden und überzog mein Gesicht mit vielen roten Spritzern. Doch das war mir egal. Immer weiter zog ich den Stein hinunter, bis mein gesamter Oberarm nur noch eine einzige, klaffende Wunde war. Vom vielen Blutverlust wurde mir schwindlig und ich lehnte mich zurück an den Baum vor dem ich saß. Ich stellte mir vor, ich würde nun endlich sterben und meine Mutter und alle anderen Menschen, die mir je etwas bedeutet hatten, wiedersehen. Doch dem war nicht so. Als ich aufwachte, war die Wunde an meinem Unterarm wieder verheilt und nur die dunklen Flecken auf dem Erdboden erzählten noch von meinem Selbstmordversuch.

Ich wurde wütend und traurig und versuchte noch einmal, mir das Leben zu nehmen, mit dem gleichen, spärlichen Erfolg. Doch ich hörte nicht auf. Ich versuchte es wieder und wieder und wieder. Als ich es an die zwanzig Mal versucht hatte, war ich zu erschöpft, zu aufgelöst um fortzusetzen. Mein Gesicht war mehr rot als weiß, meine Augen verquollen vom vielen Weinen und meine Lungenflügel fühlten sich schwer und schlapp an. Ich fühlte mich, als hätte ich schon vor Tausenden von Jahren den Löffel abgegeben, doch leider war genau das Gegenteil der Fall. Ich warf den Stein weg, so weit ich konnte, was sich nur auf einige Meter belief, und heulte mich dann in den Schlaf. An diesem Tag wurde mir endgültig bewusst, dass ich mein Mutter ohne fremde Hilfe nie wiedersehen konnte.

Ich schüttelte meinen Kopf um die Erinnerung an diesen Tag aus meinen Gedanken zu vertreiben. Jetzt zählten andere Dinge. Ich nahm das Tau, das an meinem Boot befestigt war, in die Hand und zog mich so bis zum Heck des Schiffes. Dort erspähte ich ein Bullauge. Ich schaute kurz hindurch, um mich zu vergewissern, ob sich auch niemand in der Kajüte befand. Nachdem ich mir dessen sicher war, griff ich nach einem Riss zwischen zwei Dielen, der sich kurz über dem Bullauge befand. Dann holte ich aus und trat gekonnt das Fenster ein. Leider musste ich erkennen, dass ich noch immer etwas aus der Übung war, denn ich landete auf meinen vier Buchstaben und federte mich nicht graziös ab, wie ich es früher mal gekonnt hatte. Na, Bravo! Mit 40 schon Gedanken darüber. Dass ich schon zu alt bin. Wie wird es dann erst sein, wenn ich wirklich alt werde. Ich meine wirklich, wirklich alt. Als Unsterbliche könnte ich gut und gerne einige tausend Jahre alt werden! Na, Bravo!

Ich verdrängte meine Befürchtungen und kroch unter einen Tisch, denn ich konnte vor der Tür einige Schritte hören.

Neugierig guckte ich zwischen den Tischbeinen hindurch und blickte zuerst nur auf eine große, schwere Tür. Als sie aufging konnte ich große Füße erkennen, die in großen, schweren, schwarzen Lederstiefeln versteckt waren. Über den Lederstiefeln wölbte sich eine dunkelblaue Hose aus einem schweren Stoff und warf dabei seltsame Falten. Die Person setzte sich auf ihr Bett und zog sich die Stiefel von den Füßen. Der Gestank von ungewaschenen Füßen drang zu mir herüber und wie selbstverständlich entfuhr ein leises „Wäh!“, meiner Kehle.

Einige Sekundenbruchteile später bemerkte ich erst, welchen Fehler ich begangen hatte und schlug die Hände vor meinen Mund. Doch es war schon zu spät. Die Person auf der Koje stutzte, stand auf und bewegte sich mit großen Schritten langsam auf den Tisch zu...



und fortsetzen soll...black-angel! viel spaß und frohe weihnachten, lg tin

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