Hellseherin (Fortsetzung von Verlobtenträume)

schreckgeweitet und starr auf ihn gerichtet war sie immer weiter weggekrochen.
Geschockt sah Ranma auf Akane nieder. Immer wieder vernahm er keuchende Atemstöße von ihr, als würde sie nicht genug Luft bekommen.
Er hatte sich unter dem Begriff >...vor Schreck geweitete Augen...< nie wirklich etwas vorstellen können, jetzt wusste er, was gemeint war.
Der jüngsten Tendo – Tochter war offenbar gar nicht bewusst, dass sie nur in Unterwäsche vor ihrem Verlobten saß. Sie schien immer kleiner zu werden...versuchte, nicht von ihm bemerkt zu werden. Als sie an der Wand anstieß, zog sie langsam die Beine an sich heran.
„Akane...was hast du denn?“ sanft begann Ranma, auf sie einzureden. Langsam ging er einen Schritt auf sie zu. Mit einem Mal, keuchte sie auf, ihre Augen blitzen in Sekundenbruchteilen über seinen Schulter und dann wieder zu seinem Gesicht zurück.
Rasch drehte Ranma sich um. Vielleicht war ja doch...? Aber das Zimmer war leer, genauso wie vor wenigen Minuten. Er dreht sich wieder zu Akane um und ging einen Schritt auf sie zu.
Nach Luft schnappend presste sie sich noch engern an die Wand. Ihr Atem ging flach... sie zog die Beine zu sich heran und versuchte, sich unsichtbar zu machen.
Die Panik in Ranma stieg. Irgendetwas war hier los. Er wusste nicht was, aber wenn er nicht bald etwas unternahm, würde sie ersticken.
*Dr. Tofu!!!*
Natürlich, warum war er nicht früher darauf gekommen! Er ging eine Schritt zurück und rief einige Male nach Soun ohne einen Blick von Akane zu wenden.
Soun war kurz vor der Verzweiflung, als er seine Kleine so dasitzen sah, aber er sah schnell ein, dass etwas nicht in Ordnung war, und dass ihr geholfen werden musste.
*„ Ich finde, das deine blaue Kampfaura irgendwie beruhigend wirkt. Man merkt dann deine Konzentration und das beruhigt ungemein...“ Das hat Kasumi mal gesagt, vielleicht hilft es, Akane zu beruhigen...*
Ranmas Gedanken rasten. Wieso ihm dieser Satz gerade jetzt eingefallen war, wusste er nicht, aber er wollte auf keinen Fall, dass Akane etwas zustieß...
Langsam begann sich seine Aura zu materialisieren. Weiß-bläulich flackerte sie unruhig um Ranma herum und tauchte den Raum in ein seltsames Licht.
Mit dem Mondschein zusammen ergab es ein eigenartiges Farbenspiel. Aus irgendeinem Grund schien das Akane zu beruhigen. Ihr Atem wurde leiser und sie zitterte nicht mehr so heftig. Ranma freute sich über den Erfolg und wollte seine Aura erweitern, als er auf einmal Dr. Tofus Stimme an der Tür hörte.
„Ranma! Lösch sofort deine Aura, hörst du? Sofort!“
Der ungewohnt scharfe Ton ließ Ranma aufhorchen. Das hatte er bei Dr. Tofu noch nie gehört, aber es musste wichtig sein. Er reagierte beinahe augenblicklich. Der Arzt war klug und er wusste was er tat. Man konnte ihm blind vertrauen, er tat nichts, wovon er sich nicht absolut sicher war und Ranma vertraute ihm, er vertraute ihm vor allem Akanes Leben an...
Ihr Atem ging wieder schneller und ihre Brust hob und senkte sich wieder unter schweren Atemzügen, als würde sie nicht genügend Luft bekommen...
„Aber Doktor, vorher hat sie ruhiger geatmet!“ „Ja, aber sie hat vor allem weniger geatmet.“ Diese Worte ließen ihn erschaudern.
*Weniger geatmet... WENIGER?!?*
„Lösche deine gesamte Aura.“ Dr. Tofus Stimme klang scharf in seinem Ohr, es musste wirklich wichtig sein. Wieder gehorchte er mehr oder weniger augenblicklich.
Auch von Dr. Tofu war nichts mehr zu spüren.
Die Wandlung, die sich jetzt mit Akane vollzog, erstaunte Ranma.
Aus ihrer „Todesangst“ wurde jetzt eine Art „ich-weiß-nicht-was-los-ist – Angst“.
Sie atmete wieder normal, richtete sich auf und blickte verwirrt auf die beiden Männer in ihrem Zimmer.
Verletzlich wie der erste Mensch auf Erden saß sie da und starrte mit großen Augen, aus denen nur noch Verwunderung sprach, zu Ranma. Dieser hatte in diesem Moment das dringende Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen und vor dem zu beschützen, das ihr so ungeheuer schreckliche Angst eingejagt hatte. Erst jetzt war ihm bewusst geworden, wie knapp es eigentlich gewesen war.
„Ranma, geh bitte zu Kasumi und Nabiki. Die beiden dürfen Akane nicht gegenübertrete. Dein Vater und Herr Tendo sollen bitte ins Wohnzimmer kommen aber sie sollen nicht vergessen ihre Auren zu löschen! Wir haben ein Problem.“
Der Inhalt dieser wenigen Worte von Dr. Tofu war klar: keiner, der nicht seine Aura löschen konnte, durfte in Akanes Nähe kommen. Ohne einmal nachzufragen, warum und wozu das ganze war und wieso es so gekommen war, ging Ranma hinunter und sagte allen Bescheid.
Als er Nabikis neugierigen Blick sah, nahm er sie kurz zur Seite und redete ernst auf sie ein:
„Nabiki, ich bitte dich, du darfst nicht in Akanes Nähe kommen.“ „Warum? Ich habe ihr schließlich nichts getan und vor mir hat sie auch noch nie Angst gehabt. Noch weniger verstehe ich, wieso nicht mal Kasumi in ihre Nähe kommen darf.“ Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und Ranma sah ihr an, das sie eine Erklärung wollte. „Ich weiß nicht genau, was los ist, aber ich habe da eine vage Vorahnung, dass es etwas mit der Ausstrahlung und Aura eines Menschen zu tun hat. Du und Ka...“ „Wir sind keine Kampfsportler und können unsere Ausstrahlung nicht löschen, hab ich recht?“ Wieder einmal war Nabikis scharfer Verstand bewiesen. „Aber ich verstehe nicht ganz... wir haben doch gar keine Aura oder? Ich meine, Ausstrahlung hat jeder, aber eine Aura doch nicht?“ Nun war es an Ranma, sie ganz aufzuklären. „Doch, jeder Mensch, auch du und Kasumi, hat eine Aura. Ihr könnt sie nur nicht kontrollieren, so wie es Kampfsportler wie ich, mein Vater und euer Vater können. Auch Akane hat eine Aura, auch wenn sie nicht ganz so gut damit umgehen kann, wenn es darum geht, sie richtig einzusetzen und zum richtigen Zeitpunkt zu aktivieren... sie kann sie relativ gut verbergen. Darum geht es wahrscheinlich auch, aber ich erkläre es dir und Kasumi genauer, wenn ich mehr weiß, ja?“
Mit diesen Worten drehte er sich um, ging ins Wohnzimmer und schloss sorgfältig die Tür hinter sich.

„Also, was ist mit meiner kleinen Akane los.“ Souns Ton brachte den Ernst der Situation erst richtig und erschreckend klarer auf den Punkt. Für gewöhnlich hätte er losgeheult, aber nach dieser Nachricht, war wohl auch er ziemlich geschockt. Vor allem aber Akane Wimmern, das er vorhin gehört hatte, war für ihn ein Signal zur Alarmstufe dunkelrot.
„Nun...“ Dr. Tofus Stimme brach die drückende Stille, die nach Souns Worten eingetreten war. „... irgendjemand hat Akane das sogenannte ,Eulen – Extrakt´ gegeben. Über die genaue Herstellung ist in mir bekannten Büchern aufgrund seiner Gefährlichkeit nichts niedergeschrieben. Ich weiß aber, wie man es herstellen kann. Ich werde es euch erklären, weil ich weiß, das nie einer davon etwas erfahren wird.“ Diese Worte nahmen Ranma, Genma und Soun einen Schwur ab, dem sie alle drei stumm zustimmten.
Der Chiropraktiker blickte sie noch einmal stumm der Reihe nach an und begann zu erzählen.

„Vor mehreren hundert Jahren lebte ein Samurai auf einem unbedeutendem Landstück im Norden Japans. Weder er noch einer seiner Vorfahren wahren große Kämpfer, weshalb auch sein Name unbekannt ist. Er interessierte sich für die Kunst des Kräutermischens und der Heilmedizin.
Von Schulden getrieben war er gezwungen, für den Kaiser gegen einen rebellischen Stamm einzurücken und konnte dort allerdings nur aufgrund seiner Heilkunst überleben. Bald war er das Gespött der ganzen Truppe und wurde tief in seinem Stolz verletzt. Sein sonst so sanftes Wesen wurde von Krieg und Elend verdorben und seine Seele färbte sich schwarz wie die Nacht...so erzählt die Legende.
Er entwickelte Gifte für qualvollen Tod und wurde nun wegen seiner Verschlagenheit gefürchtet. Selbst dem Kaiser waren seine Fähigkeiten zu Ohren gekommen. Diesen Meister seines Faches wollte er nicht auf der Seite seiner Gegner wissen und so bezahlte er ihm hohen Lohn und erlies ihm seine Schulden. Eigentlich hätte der Samurai wieder heimkehren können, doch hatte er am töten gefallen gefunden und blieb bei der Armee.
Jenes ,Eulen – Extrakt´ wurde in einer verfluchten Nacht erfunden. Manche erzählen sich, ein Dämon persönlich hätte es ihm übergeben. Tatsächlich aber, hat er die Aura einer Eule gesehen. Er fing das Tier ein und entzog ihm seine Aura und Lebensenergie, ohne sie zu berühren, indem er sie in ein dampfgefülltes Zelt stellte und dort die Nacht über ließ. Das Tier verging jämmerlich in der Hitze. Die Angst und ihre scharfen Sinne wurden in dem Dampf gefangen. Das Wasser, das aus diesem Dampf kondensierte war das sogenannte ,Eulen – Extrakt´
Jeder von uns weiß, das Eulen Auren sehen können, auch wenn sie nicht bewusst sichtbar gemacht werden. Durch das Wasser wird diese Fähigkeit auf den Menschen übertragen, der das Wasser trinkt. Das alleine wäre nicht tragisch, aber die Angst dieses Tieres spielt auch eine große Rolle: Wir wissen, das sich bei Angst unsere Augen weiten. Die Angst lässt die Augen auch unbedeutend wenig hervortreten. Das Eulenwasser bewirkt allerdings, das sich die Linsen in den Augen krümmen, somit erscheint uns die Aura und Ausstrahlung eines Menschen doppelt bis dreifach so groß als sie in Wirklichkeit ist. Dadurch wird wiederum die Furcht verstärkt, bis ins unermessliche. Keiner, der es nicht erlebt hat, kann sich die Ängste des Extrakt – Opfers vorstellen und man sollte damit auch nie versuche machen.
Zum Glück ist diese Methode relativ unbekannt. Einige Mediziner, die Kampfsport betreiben wie ich, kennen dieses Mittel und wir alle verabscheuen es. Es wurde geschaffen um zu quälen und ich muss gestehen, dass ich nicht genau weiß, wie man die Wirkung behebt.“
Die Gesichter der 4 Zuhörer hatten sich versteinert. Wer hatte Akane ein solch schreckliches Mittel
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