Fanfic: Taaresu no Kuraikako
Kapitel: Ein ganz normaler Abend...?
Nach einem weiteren Tag, an dem wie so oft nichts sonderlich Aufregendes passiert war, folgte ein kalter Abend. Die Sonne war innerhalb einer Viertelstunde verschwunden und nahm auch die letzten wärmenden Sonnenstrahlen mit sich. Schon wenige Zeit später brach eine tiefe Dunkelheit herein, begleitet von einem eisigen Wind.
Innerhalb des Waldes, etwas abgelegen von der nächsten Stadt, stand ein relativ grosses, weisses Haus. Im Erdgeschoss lag eine Terrasse, deren Türen zu dieser Jahrezeit jedoch meist verschlossen blieben. Nur das warme Licht von drinnen fiel nach draussen auf die kalte, dunkle Erde. Durch die geschlossene Verandatür konnte man vier Personen im Wohnzimmer sitzen sehen.
Eine junge dunkelhaarige Frau saß zusammen mit einem grünhaarigen Mädchen am Esstisch. Das Mädchen hielt einen kleinen Jungen mit struppigem braunen Haar im Arm, der friedlich döste. Auf dem Sofa saß ein weisshaariger junger Mann, schweigend in ein Buch vertieft. Die Frau und das Mädchen unterhielten sich schon seit einer ganzen Weile.
»Ich kann gar nicht glauben, dass ihr euch schon so lange kennt.«, sagte das grünhaarige Mädchen, Tanipu, leicht verwundert.
Ihre Gegenüber lächelte fahl. Ihr Blick wanderte zu der gläsernen Tür der Veranda, durch die sie nach draussen in die Dunkelheit blicken konnte. Tanipu sah sie an, dann wandte auch sie den Kopf in Richtung der Glastür.
»Wo steckt Tales eigentlich im Moment...?« Kalipo hatte von dem Buch aufgesehen und blickte zu den beiden.
Tanipu drehte den Kopf zu ihm um und sah ihn überrascht an. »Wie bitte? Du hast uns doch vor zwei Stunden selbst gesagt, dass er im Wald verschwunden ist, um zu trainieren.«
Kalipo zog fragend eine Augenbraue hoch. »Also ist er noch nicht wieder zurück?«
»Bis jetzt nicht.«, erwiderte Tanipu. »Zumindest hab ich nichts mitbekommen.«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren wandte sich Kalipo wieder seinem Schmöker zu. Das Buch war nicht wirklich interessant, aber es brachte ihn auf andere Gedanken. Schweigen trat ein, denn auch die beiden anderen sagten nichts mehr.
›Bei dieser Kälte... und bei dieser Dunkelheit... musst du trainieren. Ist es dir wirklich so wichtig, stärker als alle anderen zu sein?‹ Die Frau schreckte auf. Ein Geräusch hatte sie aus ihren Gedanken gerissen.
Tanipu sah sie irritiert an. »Citres...?«
Auch Kalipo hob nun erneut den Blick. Doch anstatt zu den beiden zu sehen, wandte er sich direkt zum Korridor, aus dem Geräusche zu hören waren. Er wartete geduldig, und schliesslich trat ein schwarzhaariger Mann in den Raum und blieb an der Tür stehen. Sein Blick wirkte wie immer finster, verärgert, und alles andere als zufrieden. Kalipo und die beiden Frauen sahen ihn schweigend an.
Schliesslich stand Tanipu auf, trug den kleinen Jungen auf dem Arm, und ging auf den Mann zu. »Da bist du ja endlich. Warst du so lange draussen trainieren?«
»Es hat länger gedauert...«, gab der Schwarzhaarige zurück. Dann sah er von dem Mädchen vor sich auf, zu Kalipo, und dann zu Citres, die noch immer am Tisch saß und ihn anstarrte. Seine Miene verzog sich angewidert und ohne auch nur irgend jemanden noch einmal eines Blickes zu würdigen verliess er den Raum und ging nach oben.
Vor etwa vier Monaten war Tales auf der Erde gelandet. Er hatte hart gekämpft – gegen seinen Zwillingsbruder, Kakarott, dessen Freunde, und schliesslich auch gegen Tanipu und deren Mitstreiter. Doch schon nach weniger Zeit wurde er selbst bedroht. Und zwar durch einen Dämon, welcher eigentlich auf einen Kampf mit den Wächtern ausgewesen war. Sein ursprüngliches Ziel war Tanipu, die Anführerin der Wächter gewesen, doch letztendlich hatte er auch Tales angegriffen.
Heisses Wasser prasselte auf der dunklen Haut des Saiyajin hinab. Mit zusammengekniffenen Augen hielt er sein Gesicht gegen den Wasserstrahl. Mit beiden Händen stützte er sich an den kalten Fliesen der Duschwand ab. Er war am Ende. Schon seit Wochen trainierte er täglich bis zum Umfallen, doch es hatte ihn nicht weitergebracht. Doch er wusste, womit dies zusammenhing. Seit mehreren Tagen schaffte er es einfach nicht mehr, sich auf das Training zu konzentrieren. Genauer gesagt, seit einer Woche. Seit dem Tag, an dem Citres völlig unerwartet ebenfalls auf der Erde erschienen war, und Tanipu ihr erlaubt hatte zu bleiben.
Er hätte sie fast nicht wiedererkannt. Es war nun fast zehn Jahre her, dass sie sich zum letzten Mal gesehen hatten. Damals hatte sie ihr Haar entweder kurz geschnitten oder zusammengebunden. Doch als sie vor sieben Tagen hier aufgetaucht war, trug sie ihr Haar doch tatsächlich offen, und es reichte ihr bis über die Schultern. Er war regelrecht fassungslos gewesen.
Doch ihr Charakter hatte sich auch nach all den Jahren nicht verändert. Nicht, dass ihre Persönlichkeit ihn damals besonders interessiert hätte, aber er erinnerte sich doch, dass sie schon immer dickköpfig und vorlaut gewesen war. Normalerweise sprachen sie gar nicht miteinander, und wenn sie sich überhaupt mal über den Weg liefen, schaute er sie auch nicht an. Warum auch?
Langsam liess er den Kopf nach vorn sinken. Das Wasser prasselte in seinen Nacken.
Seitdem sie hier war, konnte er sich wieder an Dinge erinnern, die ihn früher niemals interessiert hätten. Er erinnerte sich plötzlich wieder an Radditz, seinen älteren Bruder, den er zuletzt gesehen hatte als er etwa drei Jahre alt gewesen war. Und er erinnerte sich an das Training bei Fawn. Citres hatte ihn oft beim Training beobachtet. Und es war ihr egal gewesen, dass er stärker wurde als sie.
›Tanipu habe ich es zu verdanken, dass ich noch am Leben bin. Aber... auch wenn mich dieser Dämon damals getötet hätte, es wäre mir gleichgültig gewesen. Ich schätze deine Tat, Tanipu, aber ich bin dir nicht wirklich dankbar. Du hast es lediglich hinausgezögert – etwas, das schon lange zu Ende gewesen wäre, hätte Citres sich damals nicht in mein Schicksal eingemischt.‹
Nur ein paar Wochen war es her, dass Tanipu ihr Leben riskiert hatte, um ihn zu retten. In letzter Sekunde hatte sie ihn zur Seite gestossen und somit vor einer tödlichen Attacke bewahrt. Sie selbst war dabei nur leicht verletzt worden. Doch seitdem hatte Tales es nicht mehr fertiggebracht, weiter gegen sie zu kämpfen.
Schon einmal hatte jemand ihn vor dem Tode bewahrt. Damals war es Citres gewesen, dich sich im letzten Augenblick an seine Stelle gedrängelt und die Attacke für ihn eingesteckt hatte. Doch im Gegensatz zu Tanipu war sie scher verletzt gewesen. Und sie wäre sehr wahrscheinlich noch auf dem Schlachtfeld verblutet, hätte Tales dieses nicht verlassen, um sie zum Raumschiff zurückzubringen. Citres hatte bereits das Bewusstsein verloren und wusste daher nicht, dass er es gewesen war, der sie noch rechtzeitig in die Krankenstation des Raumschiffs verfrachtet hatte. Tales betrachtete seine Schuld damit als beglichen. Und er war ehrlich gesagt auch froh darüber, dass sie sich nicht mehr erinnern konnte.
Nach dem Duschen zog Tales sich sofort auf sein Zimmer zurück. Er hatte doch tatsächlich ein eigenes Zimmer bekommen. Es lag zwar ganz am Ende des oberen Korridors, doch das war ihm eigentlich recht. Dort hatte er zumindest seine Ruhe.
Der Raum lag im Dunkeln. Tales bemühte sich selten darum, Licht anzumachen, da er sich meist auch in der Dunkelheit ausreichend zurechtfand. Da das Badezimmer des ersten Stockwerks nur wenige Schritte von seinem Zimmer entfernt lag, hatte er sich keine frische Kleidung mitgenommen, sondern nur mit einem Handtuch um die Hüften die Dusche verlassen. Es sah ihn ohnehin niemand. Und er konnte nicht behaupten, dass ihn das sonderlich stören würde – solange es nicht unbedingt Tanipu oder Citres sein würden, könnte er es wohl verkraften...
Er schloss die Tür und ging in Richtung des Schrankes, blieb jedoch, mitten auf seinem Weg, abrupt stehen. ›Was zum...?‹
Das konnte doch nicht wahr sein. Dieser Geruch. Ja, es bestand kein Zweifel. (Anm.: Es riecht nach Zitrusfrüchten.