Fanfic: Taaresu no Kuraikako

Kapitel: In der Dunkelheit des Waldes...

»Mann, Tales! Hast du ’n Rad ab, oder was?!«
Tanipu war richtig aus dem Häuschen. Was fiel diesem miesen Saiyajin eigentlich ein?!

Kalipo stand nur ruhig neben ihr. Er blickte nachdenklich nach unten, wo Citres eben verschwunden war. Was sie wohl anstellen würde? Womöglich wollte sie nur irgendwo in der Pampa ordentlich Dampf ablassen – aber andererseits konnte sie sich auch in den Wald verzogen haben, um sich dort auszuweinen. Beides wäre denkbar, aber sicher war, dass sie früher oder später zurückkommen würde.
Tales wandte sich von den beiden ab. Er hatte Tanipu überhaupt nicht zugehört, sondern nur schweigend vor sich hingestarrt. Jetzt endlich hatte er die Fassung wiedergefunden, drehte sich von den beiden weg und stapfte in sein Zimmer.

»Verdammt, Tales!«, fauchte Tanipu ihm nach, doch der hörte sie schon nicht mehr.

»Jetzt beruhig‘ dich mal wieder...«

»Was bildet sich dieser ungehobelte Kerl eigentlich ein?! Und dann noch halbnackt! Also, das kann doch wohl nicht wahr sein!!«

»Du bist auch ganz schön kess, ihn in so einer Situation noch anzuschreien...«

Citres rannte ziellos durch den dichten Wald. Sie hätte fliegen können, aber um sich abzureagieren, musste sie rennen. Heisse Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre erröteten Wangen. Sie konnte sich kaum mehr erinnern, wann sie das letzte Mal geweint hatte – es musste Jahre her sein. Langsam aber sicher geriet sie ausser Atem. Sie wurde langsamer, ging nur noch, und hielt schliesslich ganz an. Schnaufend stand sie auf einer Wiese, deren Gras in eine Richtung geneigt war. Ein kalter Wind bliess, und Citres begann zu zittern. Sie wandte sich suchend um, konnte kaum den Weg vor sich erkennen, sah jedoch sehr deutlich die
Dampfschwaden vor sich, die bei ihren unregelmässigen Atemzügen entstanden waren.

»Ich bin so eine blöde Kuh.« murmelte sie und holte Luft. »Vielleicht denkt er richtig und es wäre wirklich besser gewesen, wenn ich niemals hier aufgekreuzt wäre. Ich weiss nicht einmal mehr... warum ich so lange nach ihm gesucht habe...«

Fünf Jahre. Ganze fünf Jahre hatte sie das All durchkreuzt, auf der Suche nach dem Saiyajin, mit dem sie ihre gesamte Kindheit verbrachte. Auch wenn es noch so aussichtslos erschienen war, sie hatte die Hoffnung niemals aufgegeben, und letztendlich hatte sie ihn tatsächlich gefunden. Doch das, was inzwischen aus ihm geworden war, zerstörte ihre schöne Vorstellung von einem glücklichen Wiedersehen gänzlich. Er war noch kaltherziger und gewissenloser geworden als damals. Und nun hatte er nicht einmal mehr Respekt vor ihr – nicht, dass er ihn jemals gehabt hätte – aber insgeheim hatten sie einander doch geachtet.
Doch warum nun? Weshalb hatte sie sich überhaupt auf die Suche nach ihm gemacht? Sie hätte doch damit rechnen können, dass er sich innerhalb von neun Jahren noch einmal verändern würde. Ja Verdammt, er war jetzt ein erwachsener Mann, und kein kleiner Junge mehr, den sie wie ihren kleinen Bruder behandeln, necken und trietzen konnte.

»Er... ist kein kleiner Junge mehr, das ist richtig. Aber er ist doch immer noch der Tales, mit dem ich damals trainiert habe. Und es ist der selbe Tales, für den ich mein Leben aufs Spiel gesetzt habe. Aber... er ist jetzt... erwachsen.« Sie begann zu lächeln und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg. »Der kleine Tales... ich kann es nicht glauben... er ist ein Mann geworden...«

Tales stülpte sich gerade ein dunkelblaues Shirt über den Kopf, als Tanipu ruckartig die Zimmertür öffnete. Ohne sie anzusehen, und in einem mehr als nur unfreundlichen Ton, grummelte er: »Was willst du denn schon wieder, du Nervensäge?«

»Es ist jetzt halb Zwölf.«, knurrte Tanipu zurück. »Und Citres ist noch immer nicht zurück.«

Tales wandte sich zu ihr um schaute sie gelangweilt an. »Na und? Was geht’s mich an, was die doofe Nuss macht?«

»Du bist schuld daran, dass sie weggelaufen ist, du verzogener Raufbold!«

»Interessiert mich trotzdem nicht.«, murrte Tales, wandte sich wieder ab und setzte sich aufs Bett.

»Ich werde nicht losgehen, um sie zu suchen.«, erwiderte Tanipu und knallte die Zimmertür wieder zu.

Tales starrte zur Tür. Diese Weiber gingen ihm dermassen auf den Wecker. Wie konnte er sich nur darauf einlassen, hier zu wohnen? Was würde Kakarott dazu sagen, wenn er wüsste, dass sein ehemaliger Todfeind bei Tanipu untergebracht wurde? Vielleicht wusste er es sogar schon. Aber wenn, wieso störte es ihn nicht? Wartete er etwa ab, bis sein verzogener Zwillingsbruder den ersten Fehler begehen und wieder jemanden angreifen würde? Konnte man diesen Leuten hier eigentlich noch trauen?
Nein, er hatte niemals irgend jemandem vertraut. Niemand hatte sein Vertrauen auch nur ansatzweise verdient. Und niemand würde es wert sein, von ihm geachtet zu werden. Tanipu mochte ihm das Leben gerettet haben, doch er fühlte sich noch lange nicht dazu verpflichtet, ihr ebenfalls einen Gefallen tun zu müssen. Dummerweise wusste er genau, dass Tanipu so etwas auch gar nicht von ihm erwartete...

›Sollen diese Idioten doch glauben, ich würde auf ihrer Seite stehen. Sie werden schon sehen … wenn ich erst einen Weg gefunden habe, die Erde wieder zu verlassen, sind sie mich eher los als ihnen lieb ist. Dieser Planet ist einfach zum Kotzen. Ich weiss gar nicht was mich eigentlich hierher getrieben hat…‹
Er besann sich einen Augenblick. ›Ich bin nicht mehr der weinerliche Schwächling von damals. Ich brauche keine Hilfe. Und es ist mir egal, ob ich jemandem trauen kann oder nicht. Ich habe nur ein einziges Mal jemandem vertraut... aber das ist lange her. Sie erinnert sich wahrscheinlich gar nicht daran.‹

Er erhob sich vom Bettrand und blickte schweigend aus dem Zimmerfenster in die Dunkelheit.

›Du machst auch nichts als Ärger...‹, dachte er und ging in Richtung Tür.

Vorsichtig schlich er durch den dunklen Flur bis zur Treppe. Immer wieder sah er sich prüfend um, blieb leicht geduckt, damit niemand ihn sehen oder hören würde. Im Erdgeschoss brannte Licht, das bis zur Treppe hinauf in den Flur reichte.
Leise huschte der Saiyajin die Treppen hinunter und blieb im unteren Hausflur stehen. Man konnte Stimmen aus dem Wohnzimmer hören. Tales spitze die Ohren und lauschte.

»Nein, ich hab auch keine Ahnung, wo Tarusho sich wieder rumtreibt.«, murrte Tanipu, die offensichtlich mit jemandem telefonierte. »Er war heute Mittag hier, hat aber nicht gesagt, wo er danach hingeht. Ausserdem ist bei uns gerade auch jemand verschwunden.«
Einen Moment lang herrschte Stille. Tales lugte vorsichtig in das Zimmer, wo er Tanipu entdecken konnte, die mit dem Rücken zu ihm stand und tatsächlich den Telefonhörer in der Hand hielt.
›Tarusho...?‹ Tales überlegte einen Moment. ›Das war doch... dieser Dämon. Der Typ ist auch dauernd auf Achse...‹

»Nein, es geht um Citres.«, erklärte Tanipu ihrem Gesprächspartner. »Das ist eine Freun... ... eine alte Bekannte von Tales. Die beiden stromern scheinbar gern rum, während sich alle anderen Sorgen machen, ja... aber ich denke, dass sie bald zurückkommen wird.«

Da kannte sie Citres aber schlecht. Wenn die erstmal eingeschnappt war, kam sie so schnell nicht mehr nach Hause zurück.
Tales konnte sich noch düster daran erinnern, dass seine Kampfgefährtin den ganzen Zeitplan ihres Meisters Fawn durcheinander gebracht hatte, weil sie auf einem der vielen Planeten, auf denen sie Rast gemacht hatten, ausgebüchst und erst vier Tage später wieder aufgekreuzt war. Fawn war damals stinksauer gewesen und hatte schon mit dem Gedanken gespielt, ohne sie abzureisen.

Tanipu verabschiedete sich und verliess den Raum, um den Hörer an seinen Platz zurückzubringen. Tales sah ihr noch kurz nach, vergewisserte sich noch einmal, dass die Luft rein war, und huschte dann zur Tür.
Eilig flüchtete er nach draussen, wo ihm erst einmal ein kühler Wind entgegen wehte. Was für ein ekelhaftes Wetter. Tales hasste die Kälte. Zwar machte sie ihm nicht wirklich etwas aus, doch er verabscheute Eis, Schnee und vor allem diesen nasskalten Wind. Schon im All hatte er sich hauptsächlich auf Planeten mit höheren Temperaturen und wüstenähnlichem Klima aufgehalten – solche kalten Orte waren einfach nicht seine Sache. Am liebsten hätte er sich gleich wieder umgedreht und nach drinnen verzogen.

»Ich hätte jetzt so schon pennen gehen können!«, grummelte er und stampfte über den Rasen. »Ich könnte faul im warmen Bett liegen und mir einfach keine Gedanken mehr um sie machen – aber nein – ich Blödmann muss ja diese Kratzbürste unbedingt wieder heimholen... argh!«
Er ging schnurstracks in Richtung Wald, fluchte immer wieder leise vor sich hin, und kam schliesslich zu einem kleineren Pfad. Wohin konnte sie nur gerannt sein? Und warum musste sie überhaupt unbedingt gleich das Haus verlassen?! Wäre es nicht genug gewesen, sich in eines der Zimmer zu verziehen und sich dort abzureagieren?

›Was mache ich eigentlich, wenn ich sie gefunden habe?‹ fragte Tales sich nun. Dort stand er, auf dem Waldweg, in der Dunkelheit. Wieder wehte der eiskalte Wind, brachte die Blätter der Bäume zum Rauschen, und verursachte bei dem Saiyajin eine Gänsehaut.
›Es... ist wirklich verdammt kalt.‹ Er wandte sich erneut um, doch in der fast völligen Finsternis konnte er nichts erkennen. ›Ich bin gerade mal ein paar Minuten unterwegs... und Citres ist schon seit Stunden hier draussen in der Kälte. Sie friert bestimmt... sehr viel schlimmer als ich...‹
Moment mal. Was war das da eben? Das hörte sie ja fast so an, als würde er sich selbst Sorgen um sie machen. Tales versuchte diesen Gedanken eiligst loszuwerden und kniff fest die Augen zusammen. Nein, soweit würde es ganz sicher nicht kommen! So tief konnte er gar nicht gesunken sein! Was interessierte es ihn schon, ob sie fror oder nicht? Schliesslich war sie selbst Schuld daran – es zwang sie ja
Suche
Profil
Gast
Style